Argumente gegen Auschwitzleugner (eBook)

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2023
via tolino media (Verlag)
978-3-7579-3814-7 (ISBN)

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Argumente gegen Auschwitzleugner - Jürgen Langowski
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»Es gab keine Massenmorde in Gaskammern.«
»Auschwitz war kein Vernichtungslager.«
»Die Tätergeständnisse wurden durch Folter erpresst.«

Solche und ähnliche »Argumente« hört man immer wieder von Holocaustleugnern.

Wie alle Anhänger einer Verschwörungserzählung sind auch die Holocaustleugner gegen Fakten immun. Dennoch ist es wichtig, ihre Fälschungen nicht unwidersprochen stehen zu lassen.

Dazu soll dieses Buch einen Beitrag leisten. Es bietet einen alphabetisch sortierten »Erste-Hilfe-Kasten« für jeden, der unverhofft mit Holocaustleugnern konfrontiert wird.

Die Leser werden somit in die Lage versetzt, den »Fake News« der Holocaustleugner mit soliden Gegenargumenten zu begegnen. Dies ist wichtig: Je mehr Betroffene sich einmischen und ihre Stimme erheben, desto leichter wird es für uns alle.

Das Buch ging aus der Website Holocaust-Referenz - Argumente gegen Auschwitzleugner hervor. Alle Beiträge wurden neu recherchiert, ergänzt und neu geschrieben, und eine Reihe von Texten sind neu hinzugekommen.



<p>Jürgen Langowski ist im Hauptberuf literarischer Übersetzer. Seit Mitte der 1990er Jahre betreibt er ehrenamtlich die Website <i>Holocaust-Referenz</i>. Für dieses Projekt wurde er vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet. Der Autor lebt im Ruhrgebiet und hält Vorträge zum Themenbereich Holocaustleugnung, »Revisionismus« und Antisemitismus.</p>

– A –


»A glik hot uns getrofen«


Chaim Landau[ 1 ]

»Revisionistische« Behauptung

Mit dem freudigen Ausruf »A glik hot uns getrofen« reagierte Shmuel Dayan 1952 auf den Holocaust und die zu erwartenden Entschädigungszahlungen.

Widerlegung

Außer dem Zitat selbst ist so gut wie alles unwahr, was die »Revisionisten« darüber schreiben. Sie beziehen sich dabei auf das Buch Die siebte Million von Tom Segev. Wenn man dort nachschlägt, erkennt man allerdings, dass der Zusammenhang ein ganz anderer war.

Zunächst einmal stammt die Äußerung nicht von Shmuel Dayan, sondern sie war an ihn gerichtet. Der Sprecher am 9. Januar 1952 war in Wirklichkeit Chaim Landau.

Im israelischen Parlament gab es damals hitzige Debatten um die Frage, ob man Reparationszahlungen von Deutschland akzeptieren solle. Manche Politiker, darunter auch Shmuel Dayan, sprachen sich dafür aus, während Chaim Landau und andere Abgeordnete strikt dagegen waren, dieses »Blutgeld« anzunehmen. Johanan Bader trug einen der vielen zynischen und oft auch persönlich beleidigenden Angriffe gegen die Befürworter vor:

»Nehmen wir an, sie bezahlen euch für sechs Millionen Juden, aber wenn die Zeit der Wiedergutmachung vorbei ist [...] wo nehmt ihr noch einmal sechs Millionen Juden her, damit ihr noch mehr Geld bekommt?«[ 2 ]

Arieh Ben-Elieser hatte bereits einige Monate vorher, als im Raum stand, dass Deutschland nicht mit Bargeld, sondern mit Waren bezahlen würde, die bitterböse Frage gestellt:

»Wird zu diesen deutschen Produkten auch Seife gehören, die aus menschlichen Körpern hergestellt wurde?«[ 3 ]

Diese polemische Attacke auf die Befürworter von Zahlungen unterstützte Chaim Landau mit dem Zwischenruf »A glik hot uns getrofen – sechs Millionen Juden wurden umgebracht, und wir bekommen ein bisschen Geld« an Shmuel Dayans Adresse.[ 4 ]

Offensichtlich trifft keineswegs zu, dass sich die Abgeordneten der Knesset über die Opfer des Holocaust und erhoffte Zahlungen gefreut haben. Vielmehr schwingt hier ein äußerst scharfer Sarkasmus mit, der das genaue Gegenteil ausdrücken will. Wie man sieht, reißen Holocaustleugner mitunter Zitate aus dem Zusammenhang und bringen sie willkürlich in einen ganz anderen Kontext. »Revisionisten« sind meist auch Antisemiten (vgl. Antisemitismus) und versuchen, das Judentum in ein schlechtes Licht zu rücken – hier mit der Unterstellung, die Politiker im israelischen Parlament wären geldgierig gewesen und hätten sich über den Tod ihrer Glaubensgenossen sowie den zu erwartenden Profit gefreut. Obwohl sich diese Szene schon 1952 im israelischen Parlament abspielte, benutzen Holocaustleugner das verfälschte Zitat noch Jahrzehnte später in ihren Texten, so etwa Germar Rudolf 2017 in der Neuauflage eines seiner Bücher.[ 5 ]

Abegg-Gelpke-Archiv


Wilhelm Abegg war bis 1932 Staatssekretär unter dem preußischen Innenminister Carl Severing. Zu den Aufgaben seiner Behörde gehörte die Beobachtung verfassungsfeindlicher Organisationen, wozu ausdrücklich auch Hitlers NSDAP zählte. 1930 verfasste das Ministerium unter Abeggs Leitung eine Denkschrift, in der die NSDAP des Hochverrats bezichtigt wurde, weil sie einen gewaltsamen Umsturz plante.[ 6 ] Diese Einschätzung bestätigte sich, als Ende 1931 die Boxheimer Dokumente ans Licht kamen, in denen ein Plan zur gewaltsamen Machtübernahme der Nationalsozialisten entworfen wurde. Verschiedene einflussreiche Politiker, auch Reichskanzler Brüning, wollten jedoch nicht gegen Hitler und seine Partei vorgehen. Brüning unterdrückte sogar die ihm vorgelegten Beweise gegen die NSDAP und vernichtete einige Akten.[ 7 ] 1932 wurden Severing und sein Staatssekretär Abegg ihrer Ämter enthoben, und die Ermittlungen verliefen endgültig im Sand. Abegg wanderte Anfang 1933 in die Schweiz aus. Der Regierungsbeamte soll eine Reihe von Dokumenten mitgenommen und hinterlassen haben, die angeblich als Beweis für die Finanzierung Hitlers durch jüdische Bankiers, namentlich die Warburg-Familie, dienen können.

Wilhelm Abegg (1924)[ 8 ]

Was zu diesem Thema in rechtsextremistischen und verschwörungserzählerischen Publikationen zitiert wird, ist wenig aussagekräftig. Oft ist nur von Notizen die Rede, aus denen hervorgehen soll, dass irgendwo einmal Akten existiert hätten und vernichtet worden seien. Zum Inhalt der Dokumente gibt es verschiedene Behauptungen, aber keinerlei Beweise. Einige dieser Notizen stammen nicht einmal von Abegg selbst, sondern von Alhard Gelpke, der sie nach seinen Erinnerungen verfasst haben will. Hier die Bewertung des Schweizerischen Sozialarchivs zu dieser Dokumentensammlung:

»Das ›Abegg-Archiv‹ wurde für verschiedene Publikationen ausgewertet; es hat allerdings keinen Quellenwert und muss als Fälschung spektakulären Ausmasses betrachtet werden.«[ 9 ]

Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich schätzt Alhard Gelpkes Tätigkeit folgendermaßen ein:

»Als ›Geheimarchivar‹ produzierte er mit Unterstützung seiner zweiten Ehefrau vor allem in den 1950er Jahren umfangreiche Pseudoakten, die er – ergänzt durch einzelne Originalbriefe, Artikel und Schriften – als ›Abegg-Archiv‹ ausgab; 1959 verkaufte er dieses für 8'000 Franken über Dr. Michael Kohl an das Deutsche Institut für Zeitgeschichte der DDR in Berlin. Weitere Produktionen aus dem ›Abegg-Archiv‹ bot er verschiedenen Instituten und Archiven in Deutschland, in der Schweiz und in den USA an und versuchte sich so einen Platz in der Geschichte zu sichern, bis 1980 Klaus Urner nachweisen konnte, dass das ›Abegg-Archiv‹ eine Fälschung ist.«[ 10 ]

Über das sogenannte Abegg-Gelpke-Archiv schreibt die ETH Zürich:

»Der fragmentarische Nachlass umfasst [...] die aus dem Besitz der Nachkommen von Wilhelm Abegg übergebenen Unterlagen. Die von Alhard Gelpke im In- und Ausland deponierten Materialien aus dem angeblichen »Abegg-Archiv« sind weitgehend Fälschungen und werden unzutreffend als Nachlass W. Abegg bezeichnet.«[ 11 ]

Trotz aller Einwände halten verschwörungserfinderische Autoren diese Sammlung von nichtssagenden Notizen und Fälschungen für eine zuverlässige Quelle, mit deren Hilfe man die Legenden zu Hitlers Finanzierung beweisen könne (vgl. Warburg-Bericht).

Quellen und vertiefende Informationen:

https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Abegg

Abschiebung in den Osten


»Revisionistische« Behauptung

Die Juden wurden nicht ermordet, sondern in den Osten umgesiedelt. Den Begriff »Abschiebung« muss man wörtlich nehmen.

Widerlegung

Der Propagandaminister Joseph Goebbels hielt in seinem Tagebuch fest, was unter »Abschiebung« zu verstehen war:

»Aus dem Generalgouvernement werden jetzt, bei Lublin beginnend, die Juden nach dem Osten abgeschoben. Es wird hier ein ziemlich barbarisches und nicht näher zu beschreibendes Verfahren angewandt, und von den Juden selbst bleibt nicht mehr viel übrig. Im großen kann man wohl feststellen, daß 60 Prozent davon liquidiert werden müssen [...]«[ 12 ]

Auf dieses unmissverständliche Zitat reagieren viele Holocaustleugner mit der Behauptung, es sei gefälscht. David Irving, selbst ein »Revisionist«, recherchierte jedoch in Moskauer Archiven und stellte fest, dass es authentisch ist. Eine »revisionistische« Zeitschrift veröffentlichte Irvings diesbezügliche Erklärung.[ 13 ] Auffällig ist das Datum der Tagebucheintragung. Nur wenige Tage zuvor, am 17. März 1942, hatte die systematische Vernichtung der Juden in Belzec begonnen (vgl. »Aktion Reinhardt«). Es gibt noch viele weitere Zitate der Täter, die deutlich machen, was sie mit »Abschiebung nach dem Osten« gemeint haben. Dies ist einer von mehreren Tarnbegriffen für den Völkermord.

Quellen und vertiefende Informationen:

https://www.h-ref.de/agal/quellen/#Abschiebung

Aktion Reinhardt


Der Begriff »Aktion Reinhardt« bezieht sich auf die eigens eingerichteten Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka. Benannt wurde die Aktion nach Reinhard Heydrich, nachdem dieser 1942 bei einem Attentat ums Leben gekommen war. Die falsche Schreibweise des Vornamens geht möglicherweise auf einen Fehler von Heinrich Himmler zurück. Ein von den Briten abgefangener Funkspruch, das »Höfle-Telegramm«, gibt die Gesamtzahl der bis 1942 in den drei Lagern ermordeten Menschen mit 1.274.166 an. Insgesamt wurden allein im Rahmen der »Aktion Reinhardt« mindestens 1,6 Millionen Menschen ermordet.

Das »Höfle-Telegramm« (Ausschnitt)

Die drei Vernichtungsstätten nahmen Anfang 1942 den Betrieb auf und wurden bis zum Oktober 1943 wieder aufgelöst; um die Spuren zu verwischen, öffneten Sonderkommandos der sogenannten »Enterdungsaktion« (oder »Aktion 1005«) nachträglich die Massengräber und verbrannten die Leichen. Auf dem ehemaligen Gelände der Lager wurden schließlich zur Tarnung Bäume gepflanzt, in Treblinka wurde sogar ein Bauernhof errichtet. Manche Historiker rechnen auch das schon vorher existierende Konzentrationslager Majdanek indirekt bzw. organisatorisch der »Aktion Reinhardt« zu.

Quellen und vertiefende Informationen:

https://www.h-ref.de/agal/quellen/#AktionReinhardt

Aktion T4


»Euthanasie«

»Alberne Geschichte« vom Wannsee


»Revisionistische« Behauptung

Der Historiker...

Erscheint lt. Verlag 10.7.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Ägyptologie • Antisemitismus • Archäologie • Auschwitzleugner • Geschichte • Geschichtsrevisionismus • Holocaust • Holocaustleugner • Nationalsozialismus • Revisionismus • Shoa
ISBN-10 3-7579-3814-3 / 3757938143
ISBN-13 978-3-7579-3814-7 / 9783757938147
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