Mythos Sport
Band I: Verklärte Körper und blinde Herrschaft
Seiten
2023
|
1. Auflage
Velbrück (Verlag)
978-3-95832-347-6 (ISBN)
Velbrück (Verlag)
978-3-95832-347-6 (ISBN)
Mythische Anschauungen, die überwunden schienen, kehren im modernen Sport wieder. Obwohl traditionale, noch unterschiedlichen Formen irrationalen Denkens verhaftete Überzeugungen im Zuge gesellschaftlicher Modernisierungsprozesse weitestgehend entzaubert worden sind, lebt in aufgeklärten Gesellschaften das Bedürfnis nach einer sinnstiftenden Einheit fort, die auf mythische Weise gestiftet werden soll. Diesem Phänomen gehen die zwei Bände von Mythos Sport im Zusammenhang mit Subjektivierungsprozessen nach, die sich mittels körperlicher Praktiken und Verwendungsweisen vollziehen. Dass Macht- und Herrschaftsfragen davon nicht zu trennen sind, zeigt Band I anhand vormoderner Erscheinungsformen.Zunächst wird am Beispiel des mythischen Götterglaubens in der griechischen Adelsgesellschaft das subjektivierungstheoretische Motiv der inneren und äußeren Naturbeherrschung erörtert (Teil I). Dabei wird der Bedeutungswandel des Agonalen am Beispiel des heroischen Kämpfers, des olympischen Athleten sowie des gebändigten Polisbürgers idealtypisch nachgezeichnet. Thematisiert werden historisch veränderte Gewaltverhältnisse, die den Kampf gegen äußere Feinde schließlich in einen »Zweikampf mit sich selbst« (Foucault) umlenken.Die späteren humanistischen Aufklärungsbestrebungen greifen dieses Erbe auf, um der Idee der Freiheit des Menschen und des vollendeten Individuums Ausdruck zu verleihen (Teil II). Francesco Petrarcas Besteigung des Mont Ventoux veranschaulicht diese frühneuzeitliche Selbstermächtigung. Demgegenüber macht die zeichenhafte Festivalisierung des öffentlichen Lebens deutlich, dass der anfängliche »Weg nach innen« zunehmend durch die Entdeckung des »äußeren Menschen« (Burckhardt) ersetzt wird.Hieran anknüpfend rückt schließlich der Begriff der »abstrakten Arbeit« (Marx) in den Vordergrund (Teil III). Am Beispiel der philanthropischen Gymnastik wird gezeigt, wie die späte Aufklärungspädagogik den Übergang zur bürgerlichen Gesellschaft vorbereitete. Hier wird der Körper zur »Hervorbringung nützlicher Fertigkeiten« dem »uneingeschränkten Absolutismus des Wissens« (Gutsmuths) unterstellt. Politische Bedeutung erhält die bürgerlichaufgeklärte Körperdisziplinierung sodann in der frühen deutschen National- und Turnbewegung als nützlicher Beitrag für die »Deutsche Sache«.
Franz Bockrath ist seit 2004 Professor für Sportwissenschaft an der Technischen Universität Darmstadt. Zuvor war er an der Universität Osnabrück (1989–1996) sowie an der Humboldt-Universität zu Berlin (1996–2004) tätig. Seine Arbeitsschwerpunkte beziehen sich auf sozialphilosophische und kulturgeschichtliche Inhalte. Die letzten Buchveröffentlichungen befassen sich mit sportbezogenen (Anthropotechniken, Sportkulturen, Skandalformen) und philosophischen Themen (Zeittheorien und -praktiken).
Erscheinungsdatum | 20.11.2023 |
---|---|
Zusatzinfo | Illustrationen |
Verlagsort | Weilerswist |
Sprache | deutsch |
Maße | 140 x 222 mm |
Einbandart | kartoniert |
Themenwelt | Geisteswissenschaften |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Mikrosoziologie | |
Schlagworte | Agon • Aufklärung • Disziplinierung • Festivalisierung • Geschichte des Körpers • Gewalt • Götterglaube • Heroismus • Herrschaft • Knechtschaft • Kulturtheorie • Mythos • Nationalerziehung • Opfer • Perfektionsstreben • Schöpfertum • Selbstermächtigung • Sport • Sportsoziologie • Subjektbildung • Theorie der Gesellschaft |
ISBN-10 | 3-95832-347-2 / 3958323472 |
ISBN-13 | 978-3-95832-347-6 / 9783958323476 |
Zustand | Neuware |
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