Fischertod in Greetsiel. Ostfrieslandkrimi -  Rolf Uliczka

Fischertod in Greetsiel. Ostfrieslandkrimi (eBook)

*****

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
180 Seiten
Klarant (Verlag)
978-3-96586-763-5 (ISBN)
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"Wir haben einen Todesfall auf einem Krabbenkutter!" Der Greetsieler Kapitän Dewald Freesemann bricht während einer Fahrt auf seinem Krabbenkutter plötzlich tot zusammen. Herztod lautet die Diagnose des Arztes, doch Dewald Freesemann hatte keinerlei typische Vorerkrankungen. Seine Ex-Ehefrau erhebt schwere Anschuldigungen gegen den einzigen Decksmann und jahrelangen Weggefährten des Opfers. Denn dieser soll nun gemäß dem Vermächtnis des Verstorbenen den wertvollen Krabbenkutter erhalten. Konnte der Decksmann es nicht mehr abwarten, selbst in die Rolle des Kapitäns zu schlüpfen? Kann es Zufall sein, dass er kurz vor dem Todesfall eine Webcam an Bord installiert hat, die nun seine Unschuld zu beweisen scheint? Kommissarin Femke Peters und ihr Team von der Kripo Aurich stoßen allerdings auf eine weitere heiße Spur, die die Ex-Ehefrau selbst ins Zentrum der Ermittlungen rückt. Wenig später kommt von der Rechtsmedizin die Gewissheit: Es war kein natürlicher Tod …

2. Kapitel


 

In der Polizeiinspektion Aurich trommelte die Erste Kriminalhauptkommissarin Femke Peters, die Leiterin der Sonderkommission, die bei schweren Kriminaldelikten wie Mord zum Einsatz kam, ihr Team in ihrem Dienstzimmer zusammen. Die Kommissarin war erst vor zwei Jahren, nachdem sie ihren Mann bei einem SEK-Einsatz in Schleswig-Holstein verloren hatte, auf eigenen Wunsch nach Aurich versetzt worden.

Femke stammte gebürtig aus Großheide, einer Gemeinde im Landkreis Aurich, wohin sie mit ihrer seinerzeit zwölfjährigen Tochter zurückzog. Ihre Eltern, Aiske und Olrik Peters, betrieben dort nach Aufgabe der Landwirtschaft und Umbau des landwirtschaftlichen Gulfhofes eine Ferienpension.

Eigentlich hätte mal ihr Bruder den landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen sollen, aber mit seinen modernen Vorstellungen von ökologischer Landwirtschaft hatte sich ihr Vater nicht anfreunden können. Und bevor die Meinungsverschiedenheiten eskalierten, war der Sohn seiner Liebe zu einer Urlauberin nach Bayern gefolgt.

Daraufhin hatten die Eltern die Weiden und Äcker verkauft beziehungsweise verpachtet. Zu der Wohnanlage, die Femkes Vater inzwischen gebaut hatte, gehörten auch fünf Ferienhäuser, von denen das größte auf Femke übertragen worden war. Dies bewohnte sie seitdem mit ihrer jetzt vierzehnjährigen Tochter Eske.

Inzwischen hatte die Soko-Leiterin mit ihrem Auricher Team schon einige zum Teil sogar sehr spektakuläre Fälle gelöst und sich damit in kurzer Zeit Respekt und Anerkennung in der Inspektion und bei den vorgesetzten Dienststellen erworben. Jetzt saß ihr Stammteam am Besprechungstisch versammelt. Dazu gehörten ihr Stellvertreter, Kriminalhauptkommissar Lars Brodersen, Polizeioberkommissar Jan Gelder, der Älteste im Team, sowie Polizeikommissar Volker Meiners, der Jüngste, den alle nur Fokke nannten. Es fehlte Polizeikommissarin Rieke Grote, die sich ein paar Tage freigenommen hatte.

Die Soko-Leiterin hielt sich nicht lange mit Vorreden auf und kam gleich zur Sache: »Wir haben einen Todesfall auf einem Krabbenkutter in der Osterems zwischen Borkum und Juist. Ein Krabbenfischerkapitän ist auf seinem Kutter plötzlich tot zusammengebrochen. Zufällig war der Seenotrettungskreuzer Hamburg aus Borkum gerade auf einer Übungseinsatzfahrt in unmittelbarer Nähe. Der Notarzt des Kreuzers hat an Bord des Krabbenkutters nach vergeblichen Versuchen zur Reanimation bei dem fünfundfünfzigjährigen Kapitän Herztod nach einem Herzinfarkt diagnostiziert.«

»Klingt, abgesehen vielleicht vom Lebensalter, nach einem Routinefall für uns, bei dem wir nur zu prüfen haben, ob Fremdverschulden ausgeschlossen werden kann oder ob die Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungen veranlassen sollte«, stellte Lars fest.

»Stimmt«, antwortete seine Chefin. »Ich habe inzwischen den Totenschein und den Bericht des Notarztes über den Messenger erhalten. Der Tote war zwar gerade erst fünfundfünfzig Jahre alt, aber sehr starker Pfeifenraucher.«

»Was muss man hier unter stark verstehen?«, wollte Jan wissen.

»Dazu steht im Bericht: ›Nach Aussage seines Decksmannes hat er sich in jeder Pause, die sich beim Krabbenfang bot, eine Pfeife angezündet, und in seiner Kajüte hatte er einen Schrank voll mit Pfeifen und Raucherutensilien.‹ Jan, du fragst bestimmt, weil du genauso alt bist wie der Krabbenfischer und auch Pfeifenraucher warst, wie ich mal gehört habe. Solange ich hier bin, habe ich dich allerdings noch nie rauchen sehen. Du hast mit dem Aufhören sicher deiner Gesundheit einen guten Gefallen getan.«

»Femke, da muss ich dich enttäuschen. An meine Gesundheit hatte ich dabei eigentlich weniger gedacht. Zudem war ich kein starker Raucher, eher ein gemütlicher Gelegenheitsraucher, so bei einer schönen Tasse Tee oder auch in der Natur beim Angeln. Aber ich war es zu Hause leid, seit etlichen Jahren schon zum Rauchen immer nach draußen auf die Terrasse zu müssen. Die ist zwar überdacht, aber vor allem in der kalten Jahreszeit konnte da von Gemütlichkeit keine Rede sein. Und bei Partys nervte mich, dass die Zigarettenraucher immer schon wieder reingingen, wenn ich gerade meine Pfeife fertiggestopft hatte. Das machte einfach keinen Spaß mehr. Ganz früher hatte es sogar meine Frau gerne, wenn das Feuer im offenen Kamin knackte, der Tee oder der Glühwein im Pott auf dem Stövchen nach Anis und Zimt duftete und dann noch ein vanilliger milder Pfeifenrauch dazukam. Aber die Zeiten sind wohl auf ewig vorbei.«

»Klingt so, als wenn du dem doch ein wenig nachtrauerst«, stellte seine Chefin fest. »Na, wie auch immer. Jedenfalls sieht der Notarzt in seinem Bericht darin eine plausible Begründung, dass der Mann bereits mit fünfundfünfzig Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist.«

»Gab es in dem Bericht noch weitere Hinweise, die für eine solche Todesursache typisch sind?«, wollte Lars wissen.

»Ja. Nach dem Bericht scheint der Mann in einer über zwanzig Jahre dauernden unglücklichen Ehe unter permanentem psychischem Druck gestanden zu haben. So ähnlich hat es jedenfalls sein Mitarbeiter an Bord geschildert, der seinen Kapitän wohl schon seit vielen Jahren gekannt hat. Besonders tragisch ist dabei, dass der Tote vor zwei Monaten seine zweite Frau geheiratet hat und erst vor etwa einer Woche von seiner Hochzeitsreise auf einem Luxusliner aus der Karibik zurückgekommen ist.«

»Das ist ja wirklich besonders tragisch, Femke. Dann solltest du am besten selbst als Frau der Witwe die Nachricht vom Tod ihres Mannes überbringen«, schlug ihr Stellvertreter vor.

»Genau das werde ich auch tun, Lars. Ich werde dazu Jan mitnehmen. Der Leichnam ist mit dem Seenotrettungskreuzer auf dem Weg nach Norderney. Schick bitte unseren Bestatter dorthin und lass den Leichnam hierher holen. Der Bestatter soll die Leiche dann erst einmal bei sich unterbringen, bis der Staatsanwalt eine Entscheidung getroffen hat, ob eventuell eine Überführung in die Rechtsmedizin nach Oldenburg erfolgen soll.«

»Müssen noch Zeugen zu einer Anhörung einbestellt werden?«, wollte Fokke wissen.

»Der einzige Zeuge ist der Decksmann des Toten. Name und Adresse haben wir vom Rettungskreuzer schon bekommen. Ich hab dir das bereits auf deinen Messenger geschickt. Kümmere dich bitte darum, dass der Mann morgen zur Anhörung hierher kommt. Der wohnt in Greetsiel. Übrigens, die hatten an Bord eine Webcam, die eingeschaltet war. Die Aufzeichnungen soll er mitbringen.«

Daraufhin beendete Femke das kurze Meeting und machte sich mit Jan auf den Weg nach Greetsiel, in der Hoffnung, die Witwe zu Hause anzutreffen. Eine vorherige telefonische Ankündigung oder gar Terminabsprache kam hier nicht infrage.

Wie im Wetterbericht vorhergesagt, war die Wolkendecke aufgerissen und in der Märzsonne begann die Natur sich bereits zu regen, wie an den Kätzchen der Weiden zu sehen war.

Trotzdem konnte die Kommissarin die Fahrt durch die schöne ostfriesische Landschaft nicht genießen. Wusste sie doch nur zu genau, was der Frau des Verstorbenen gleich bevorstand. Schließlich hatte sie selbst das vor noch gar nicht so langer Zeit durchmachen müssen. Zu der Zeit war sie noch bei der Polizeidirektion in Lübeck eingesetzt, als ihr Mann bei diesem unsäglichen SEK-Einsatz ums Leben kam.

Seit Femke wieder in Großheide wohnte, versuchte sie als Alleinerziehende, den Spagat zwischen dienstlichen Anforderungen und mütterlicher Fürsorge hinzubekommen. Von großem Vorteil war dabei, dass ihre Tochter bei Bedarf liebevoll von den Großeltern versorgt wurde.

»Ich glaube, ich weiß, was dir gerade durch den Kopf geht«, unterbrach Jan ihre Gedanken. »Keiner von uns kann besser nachempfinden, was in den Menschen vorgeht, denen wir eine solch schreckliche Nachricht wie den Tod eines geliebten Menschen und Partners überbringen müssen.«

»Jan, du hast recht. Genau das waren gerade meine Gedanken.«

Polizeioberkommissar Jan Gelder war mit Mitte fünfzig der Älteste im Stammteam. Der mittelgroße, schon leicht ergraute drahtige Ostfriese stammte aus der Krummhörn und kannte Hinz und Kunz. Er war Mitglied in mehreren Vereinen, was schon manches Mal die Ermittlungsarbeit durch inoffizielle Informationen erleichtert hatte. Im Gegensatz zu seinen ostfriesischen Kolleginnen und Kollegen trank er auch bei Besprechungen nicht den obligatorischen Kaffee, sondern brachte sich – zur Belustigung der anderen – von zu Hause immer eine Thermoskanne Ostfriesentee mit. Er wohnte mit seiner Frau Weda in Pewsum. Seine drei Kinder waren bereits erwachsen und lebten nicht mehr zu Hause.

»Femke, es ist verständlich, dass gerade das Überbringen solcher Nachrichten in dir alles wieder aufwühlt«, versuchte der ältere Kollege seine um einige Jahre jüngere Chefin väterlich zu unterstützen. »Hier kommt ja noch erschwerend hinzu, dass der Tote erst vor wenigen Tagen von der Hochzeitsreise zurückgekommen ist. Da bist du noch voller Euphorie in Erwartung einer glücklichen Zukunft und dann, bereits nach wenigen Tagen wieder in der Heimat, verlierst du deinen Mann.«

»Da darf man nicht...

Erscheint lt. Verlag 24.4.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-96586-763-6 / 3965867636
ISBN-13 978-3-96586-763-5 / 9783965867635
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