Es ist okay, wütend auf den Kapitalismus zu sein (eBook)
432 Seiten
Tropen (Verlag)
978-3-608-12193-3 (ISBN)
Bernard »Bernie« Sanders, geboren 1941 in New York City, ist US-amerikanischer Politiker und vertritt seit 2007 den Bundesstaat Vermont im Senat. Er bewarb sich zweimal um das höchste politische Amt der USA. Als Kandidat bei der Vorwahl der Demokraten zur Präsidentschaftswahl 2016 gelang es ihm, viele junge Wählerinnen und Wähler für seine Reformvorstellungen zu begeistern. Vor seiner politischen Laufbahn arbeitete er u. a. als Dokumentarfilmer, Zimmermann und in verschiedenen sozialen Einrichtungen.
Bernard »Bernie« Sanders, geboren 1941 in New York City, ist US-amerikanischer Politiker und vertritt seit 2007 den Bundesstaat Vermont im Senat. Er bewarb sich zweimal um das höchste politische Amt der USA. Als Kandidat bei der Vorwahl der Demokraten zur Präsidentschaftswahl 2016 gelang es ihm, viele junge Wählerinnen und Wähler für seine Reformvorstellungen zu begeistern. Vor seiner politischen Laufbahn arbeitete er u. a. als Dokumentarfilmer, Zimmermann und in verschiedenen sozialen Einrichtungen.
»Gutes politisches Handeln ist gute Politik, so das Credo des mittlerweile 82jährigen Politikers. Ein Optimismus, von dem wir uns auch in Deutschland anstecken lassen sollten. Bernie Sanders, einer der letzten aufrechten Solitäre im amerikanischen Politiksystem. Vielen Dank für dieses mutmachende Buch!«
Ulf Engelmayer, Radio Lounge, 23. Januar 2024
Bernie Sanders: Es ist okay, wütend auf den Kapitalismus zu sein
»Treffender als der im Oktober in Deutschland vorgestellte Buchtitel des US-Politikers Bernie Sanders kann man eine Notwendigkeit nicht ausdrücken: ›Es ist okay, wütend auf den Kapitalismus zu sein‹. Wir sollten Bernie folgen.«
Heiko Schulze, Osnabrücker Rundschau, 03. November 2023
»Bernie Sanders lesenswerte Kritik am Hyperkapitalismus zeigt, wie schmal in den USA der Pfad ist zwischen einer sozial gerechteren Realpolitik und dem Absturz in einen Autoritarismus Marke Trump.«
Peter Kern, Glanz und Elend, 18. November 2023
»Sanders wirkt locker, humorvoll und es schwingt durch, weshalb er gerade bei jungen Menschen in den USA so viele UnterstützerInnen hat. Obwohl er sich nicht als populistischer Guru präsentiert. Interessante Einblicke in die USA und Hintergründe zu Politikern, Wahlen, der dort praktizierten Demokratie und Gesetzgebung.«
Sandra Schill, Feiner reiner Buchstoff, 07. November 2023
»Eine Mischung aus Wahlkampfchronik, Autobiografie, kritischer Gesellschaftsanalyse und politischer Programmschrift, vor allem aber ein mitreißender ›Aufruf‹, sich für eine gerechtere Gesellschaft zu engagieren.«
»Sanders' Buch lebt von der ungewöhnlichen Perspektive eines Politikers, der sich seit 50 Jahren auflehnt und gleichzeitig Teil der Prozesse ist. […] Glaubwürdig ist Sanders gerade deshalb, weil er nicht nur die rechtsradikalisierten Republikaner angreift, sondern weil er erklärt welchen Anteil die Demokratische Partei an den verheerenden Zuständen hat.«
Lukas Hermsheimer, SWR2, 13.10.2023
»Beeindruckend […] ist, wie Sanders es schafft, tatsächlich Kämpfe zu verbinden. Er erwähnt immer Rassismus, Homophobie, Klima und so weiter, aber auf eine Art, die nicht wirkt wie eine lieblose Aufzählung. Denn er hat offensichtlich eine klare Analyse, wie diese verschiedenen Kämpfe im Kern verbunden sind. Und trotzdem gibt Sanders ein überzeugendes Plädoyer für die Stellung von Klasse als zentrales Element jeder Analyse und jedes Kampfs ab.«
Caspar Shaller, Taz, 13.10.2023
»Bernies Buch ist nicht nur Okay, es ist tatsächlich das Buch der Stunde […]. Sowohl mit lockerem Schwung vor uns ausbreitend, aber auch tiefsinnig in einem bedrohlichen Kontext seine Wut ablassend. So dass der furor alienus auch uns Teutonen mitreißen kann. Was für ein Hochgenuss, in diese Lektüre eintauchen zu können!«
Peter Münder, CulturMag, 01. November 2023
»das Buch der Stunde«
Philipp Oehmke, Der Spiegel, 17.10.2023
Einleitung
Der Kapitalismus ist das Problem
Je älter man wird, heißt es immer, desto konservativer wird man. Bei mir ist es umgekehrt: Je älter ich werde, desto wütender werde ich auf das hyperkapitalistische System, in dem wir leben, und desto mehr sehne ich mich nach tiefgreifenden Veränderungen in diesem Land.
Manche Leute halten es für »unamerikanisch«, unbequeme Fragen darüber zu stellen, wie es um unser Land steht und wohin es sich entwickelt. Ich nicht. Meiner Meinung nach gibt es nichts Amerikanischeres, als ein System, das uns im Stich gelassen hat, zu hinterfragen und die nötigen Veränderungen einzufordern, um die Gesellschaft aufzubauen, die wir und zukünftige Generationen verdienen.
Die schlichte Wahrheit lautet doch: Das hyperkapitalistische Wirtschaftssystem, das sich in den Vereinigten Staaten in den letzten Jahren etabliert hat, ein Wirtschaftssystem, das von unbändiger Gier und Verachtung für alle Regeln des Anstands angetrieben wird, ist nicht nur ungerecht. Es ist zutiefst unmoralisch.
Dieser Unmoral müssen wir entgegentreten. Mutig, unverblümt, entschlossen. Erst dann können wir uns daranmachen, das abgekartete Spiel, bei dem die große Mehrheit der Amerikaner*innen auf der Verliererseite steht, zu beenden und ein System, das Millionen Leben zerstört, von Grund auf umzugestalten.
Dieser Realität die Stirn zu bieten und genügend Leute zu mobilisieren, um einen grundlegenden Wandel einzuläuten, ist keine leichte Aufgabe. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Was wir brauchen, ist nicht nur ein Verständnis der einflussreichen Kräfte, die uns derzeit niederhalten, sondern – nicht weniger wichtig – eine Vision davon, wo wir hinwollen.
Im reichsten Land der Weltgeschichte können wir, davon bin ich fest überzeugt, dank des technischen Fortschritts, der die Arbeitsproduktivität stark steigern wird, der Sparpolitik ein Ende setzen und den Menschheitstraum eines anständigen Lebensstandards für alle wahr werden lassen. Wir können in diesem Jahrhundert der Ellbogenwirtschaft ein Ende bereiten, in der die allermeisten sich gerade so über Wasser halten, während eine Handvoll Milliardär*innen über mehr Vermögen verfügt, als sie in eintausend Lebensspannen ausgeben könnte.
Amerika gehört den Oligarchen
Um es deutlich zu sagen: Während die Mittelschicht kontinuierlich an Boden verliert, funktioniert unser derzeitiges System für diejenigen, die es gekauft haben, ganz hervorragend. Diese Oligarchen verfügen über außerordentlichen Reichtum. Und über außerordentliche Macht. Tatsächlich ging es den obersten 1 Prozent nie besser. Die Glücklichen, die dazugehören, haben überall auf der Welt ihre Villen, ihre Privatinseln, ihre teure Kunst, ihre Jachten, ihre Privatjets. Einige von ihnen besitzen Raumschiffe, die sie eines Tages vielleicht zum Mars bringen. Die Oligarchen sind zufrieden damit, wie es im Moment läuft, und sie werden alles in ihrer Macht Stehende tun, um ihre Besitzstände zu verteidigen und den Status quo aufrechtzuerhalten.
Ja, wir leben in einer »Demokratie« – aber sie haben sich diese Demokratie einverleibt. Sie geben Milliarden Dollar für Wahlkampfspenden an beide großen Parteien aus, und haben dadurch die Politiker*innen de facto in der Hand. Sie geben weitere Milliarden für Lobbyfirmen aus, um Regierungsentscheidungen auf allen politischen Ebenen zu beeinflussen. Deshalb haben wir in den letzten Jahren ein ums andere Mal erlebt, wie die Superreichen von politischen Entscheidungen profitieren – auf Kosten von allen anderen.
Ja, wir haben Redefreiheit und eine »freie Presse«. Doch zu einem erheblichen Teil befinden sich die Medien im Besitz der Oligarchen. Daher stellen diejenigen, die sie bei Fernsehsendern, Radiosendern, Zeitungen und sozialen Medien beschäftigen, keine unangenehmen Fragen und bringen selten Themen zur Sprache, die die privilegierte Position ihrer Auftraggeber untergraben könnten. Deshalb findet trotz der unzähligen Fernsehsender, Radiostationen und Websites, die ihnen gehören, kaum eine öffentliche Diskussion über die Macht der Konzerne statt oder darüber, wie die Oligarchen diese Macht nutzen, um auf Kosten hart arbeitender Familien ihre Interessen durchzusetzen.
Die gute Nachricht ist, dass sich während der unermüdlichen Versuche der Oligarchen und der von ihnen kontrollierten Institutionen, den Status quo zu bewahren, allmählich Risse im System auftun. Millionen Amerikaner*innen beginnen die Gesellschaft, in der sie leben, aus einer neuen, anderen Perspektive wahrzunehmen. Sie beginnen, mutig weiterzudenken. Sie stellen unbequeme Fragen und fordern Antworten, die über das Klein-Klein der Tagespolitik und der vorherrschenden Ideologie hinausweisen. Viele finden Antworten, indem sie sich gewerkschaftlich organisieren und sich an ihrem Arbeitsplatz für mehr Mitsprache sowie für bessere Löhne, Lohnzusatzleistungen und Arbeitsbedingungen einsetzen.
Dem wirtschaftlichen und politischen Establishment die Stirn bieten
Ich weiß, wovon ich rede, schließlich habe ich zwei der progressivsten, von einer Basisbewegung getragenen Präsidentschaftswahlkämpfe der neueren amerikanischen Geschichte geführt. Im Jahr 2016 war das politische Establishment schockiert, als ich bei den Vorwahlen der Demokraten gegen die Wunschkandidatin der Parteiführung antrat und in 22 Bundesstaaten gewann, unterstützt von mehr als 13 Millionen Wählerstimmen. Das war so nicht vorhergesehen worden. Es war nicht, was die Superreichen wollten. Es war nicht, was die Medienkonzerne wollten. Es war nicht, was die vermögenden Wahlkampfspender*innen und die sogenannten Super-PACs wollten, Lobbygruppen, die bei ihren Spenden an Kandidierende keinerlei Begrenzung unterliegen. Es war nicht, was die sogenannten Superdelegierten wollten, die automatisch »gesetzten« hochrangigen Parteivertreter*innen. Und doch passierte genau das.
Vier Jahre später, 2020, errangen wir bei den demokratischen Vorwahlen trotz des großen Kandidatenfeldes in den ersten drei Bundesstaaten die meisten Wählerstimmen. Die Folge: Das politische Establishment versammelte sich in Panik hinter Joe Biden, dem einzigen Kandidaten, der uns schlagen konnte. Die anderen Kandidierenden wurden aufgefordert, aus dem Rennen auszusteigen.
Das wichtigste Ergebnis dieser Wahlkämpfe war nicht die Liste der Bundesstaaten, die wir gewannen, indem wir die Gier und Rücksichtslosigkeit der herrschenden Klasse anprangerten, und auch nicht die Gesamtzahl der Wählerstimmen. Wichtiger war, woher die Stimmen stammten. Sie kamen in überwältigender Zahl von jungen Menschen unter vierzig – der Zukunft unseres Landes.
In einem Bundesstaat nach dem anderen, wie auch in landesweiten Umfragen, sicherten wir uns erdrutschartig die Unterstützung junger Amerikaner*innen. Diese Wähler*innen – Schwarze, Weiße, Latinos, asiatische Amerikaner*innen, Indigene – wussten aus eigener Erfahrung, dass Amerikas hyperkapitalistisches System nicht in ihrem Sinne funktionierte. Weder unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten – hatten sie doch einen niedrigeren Lebensstandard als ihre Eltern – noch im Hinblick auf den Umweltschutz – wurde doch der Planet infolge des Klimawandels vor ihren Augen immer gefährdeter und instabiler. Und auch nicht, was den Kampf gegen strukturellen Rassismus, Sexismus, Homophobie und Fremdenfeindlichkeit betraf. Auf unseren Wahlkampfveranstaltungen machten Millionen junger Menschen klar: Sie wollten Veränderungen, und zwar echte.
Für diese Amerikaner*innen steht fest, dass Vorschläge, die nur an der Oberfläche kratzen, den großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, nicht gerecht werden. Unter ihnen wächst die Erkenntnis, dass es in unserem Land tiefliegende strukturelle Probleme gibt und dass es nicht genügt, lediglich an Symptomen herumzudoktern. Wir müssen zu den eigentlichen Ursachen vordringen. Wir müssen die zerstörerischen Folgen des heutigen Hyperkapitalismus angehen. Wir müssen das System ändern. Umfragen zufolge steht die Mehrheit der Amerikaner*innen dem Kapitalismus zwar nach wie vor positiv gegenüber, doch die Zustimmungswerte sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken – in einer Axios-Umfrage vom Juni 2021 lagen sie deutlich unter 60 Prozent. In der Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen war der Anteil der gegenüber dem Kapitalismus negativ Eingestellten innerhalb von lediglich zwei Jahren von 38 Prozent auf 49 Prozent gestiegen. In der Generation Z – den 18- bis 24-Jährigen, die sich in der Ausbildung befinden und demnächst ins Arbeitsleben eintreten – gaben...
Erscheint lt. Verlag | 14.10.2023 |
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Übersetzer | Richard Barth, Enrico Heinemann, Michael Schickenberg |
Verlagsort | Stuttgart |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | amerikanische Politik • Demokraten • Donald Trump • Ellenbogengesellschaft • Energiekrise • Gegenwartspolitik • Gesellschaftlicher Wandel • Globales Finanzsystem • globale Ungleichheit • globale Weltpolitik • Kapitalismus • Kapitalismuskritik • Klimakrise • Menschenwürde • Neuerscheinung 2023 • neuerscheinung sachbuch 2023 • Präsidentschaftskandidat • Soziale Ungleichheit • Systemkritik • Ungleichheit • USA • US-Politik • Wahlkampf USA • Wirtschaftssystem • Zukunft der Menschheit • Zukunftsvision |
ISBN-10 | 3-608-12193-5 / 3608121935 |
ISBN-13 | 978-3-608-12193-3 / 9783608121933 |
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