Vom Leben und anderen Zumutungen (eBook)
352 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH
978-3-462-31246-1 (ISBN)
Giovanni di Lorenzo, geboren 1959 in Stockholm. Nach dem Studium in München Reporter und Ressortleiter bei der Süddeutschen Zeitung. Ab 1999 Chefredakteur beim Berliner Tagesspiegel, seit 2004 Chefredakteur der ZEIT. Seit 1989 Moderator der Talkshow »3nach9« bei Radio Bremen. Sein Kunst-Podcast 'Augen zu' (mit Florian Illies) gehört zu den meistgehörten Podcasts deutscher Sprache. Weitere Titel bei Kiepenheuer & Witsch: »Wofür stehst Du?« mit Axel Hacke (2010); »Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt« (2011) und »Verstehen Sie das, Herr Schmidt?« (2012), beide mit Helmut Schmidt, der Interviewband »Vom Aufstieg und anderen Niederlagen« (2014) und »Erklär mir Italien!« mit Roberto Saviano (2017).
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 23/2024) — Platz 19
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 22/2024) — Platz 20
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- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 16/2024) — Platz 17
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 15/2024) — Platz 12
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- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 12/2024) — Platz 12
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 11/2024) — Platz 10
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- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 09/2024) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 08/2024) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 07/2024) — Platz 5
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 06/2024) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 05/2024) — Platz 4
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 04/2024) — Platz 6
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 03/2024) — Platz 5
- Spiegel Jahres-Bestseller: Sachbuch / Hardcover 2023 — Platz 11
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 02/2024) — Platz 5
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 01/2024) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 52/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 51/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 50/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 49/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 48/2023) — Platz 3
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 47/2023) — Platz 4
- Spiegel Bestseller: Sachbuch / Hardcover (Nr. 46/2023) — Platz 12
Giovanni di Lorenzo, geboren 1959 in Stockholm. Nach dem Studium in München Reporter und Ressortleiter bei der Süddeutschen Zeitung. Ab 1999 Chefredakteur beim Berliner Tagesspiegel, seit 2004 Chefredakteur der ZEIT. Seit 1989 Moderator der Talkshow »3nach9« bei Radio Bremen. Sein Kunst-Podcast "Augen zu" (mit Florian Illies) gehört zu den meistgehörten Podcasts deutscher Sprache. Weitere Titel bei Kiepenheuer & Witsch: »Wofür stehst Du?« mit Axel Hacke (2010); »Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt« (2011) und »Verstehen Sie das, Herr Schmidt?« (2012), beide mit Helmut Schmidt, der Interviewband »Vom Aufstieg und anderen Niederlagen« (2014) und »Erklär mir Italien!« mit Roberto Saviano (2017).
»Ich wollte immer Filme machen, das war schon mit zehn Jahren so«
Michael Bully Herbig
Bully Herbig ist einer jener Menschen, die mit der Gabe der Sympathie gesegnet sind: Mit ihrer Freundlichkeit und ihrem Witz können sie nahezu jeden für sich gewinnen oder entwaffnen. Manche mögen das als charakterlichen Hang zur Leichtigkeit ansehen. Von Max Frisch stammt der Satz: »Charme zur Haltung gemacht, ist etwas Fürchterliches: Waffenstillstand mit der eigenen Lüge.« Aber mit diesem Befund kann man auch falschliegen. Menschen, die so sind wie Bully Herbig, haben ihren Charme vielleicht deswegen entwickelt, weil sie sich schützen mussten. Weil sie anders nicht durchgekommen wären. Das hat mich an Bully Herbig interessiert: Wie ist er aus bescheidenen Verhältnissen, ohne jede Unterstützung von außen, zum Kultkomiker im Stadtfernsehen »tv.münchen«, wo ich ihn in meiner Münchner Studentenbude verfolgte, zum Kinoliebling und Publikumsmagneten aufgestiegen – als Schauspieler, Regisseur und Produzent?
In einem kahlen Konferenzraum der Bavaria Film in Geiselgasteig erzählte er mir die berührende und bewundernswerte Geschichte einer Karriere, die ihm selbst noch lange unwirklich zu sein schien. Das Sonnenhafte seines Wesens ist über all die Jahre geblieben. Erst vor Kurzem war er zu Gast bei »3nach9«, Anlass war sein Kinofilm Tausend Zeilen, eine Mediensatire, die frappierende Ähnlichkeit mit dem Fälschungsskandal um den »Spiegel«-Reporter Claas Relotius aufwies. Erst begann es lustig. Bully Herbig erfand eine Geschichte über seine angeblichen Sportlerqualitäten. Aber dann wollte ich von ihm wissen, ob er heute noch Komödien wie Der Schuh des Manitu inszenieren würde, in denen die Winnetou-Filme persifliert werden – jetzt, da schon das Aussprechen des Wortes Indianer Ärger machen kann. Oder ob er als Schauspieler noch Klischees über schwule Männer bedienen würde wie in (T)Raumschiff Surprise?
Eine ähnliche Frage hatte ich ihm schon in meinem ZEIT-Interview gestellt. Diesmal sagte Bully Herbig, nein, das würde er so nicht mehr tun. »Die Comedy-Polizei ist so streng geworden, und das nimmt einem so ein bisschen die Unschuld und die Freiheit.« Und als er das sagte, klang er, zumindest für eine kurze Zeit, gar nicht mehr wie ein Sunnyboy.
Ja, vor allem in Bezug aufs Filmemachen. Im Grunde hat das ja seinen Anfang gehabt vor 14 Jahren.
Dieser exorbitante Erfolg mit dem Schuh des Manitu hat eigentlich alles über den Haufen geschmissen.
Es war Wahnsinn, weil man bis dahin so vor sich hin gewurschtelt hat und irgendwie alles entspannt war. Selbst die TV-Show damals …
… war anders, als sie heute vielleicht wahrgenommen wird. Heute wird ganz gern von einer Kultshow gesprochen. Die Wahrheit ist: Die ersten Staffeln hat kaum jemand gesehen! Die Show lief ja samstags gegen »ran!«. Ungelogen, wir hatten mit der ersten Staffel eine durchschnittliche Zuschauerzahl von 500000. Wenn ich mir jetzt überlege, es hätte damals Facebook gegeben oder Twitter – die hätten uns wahrscheinlich weggeblasen.
Ich hatte vorher ja Erkan und Stefan inszeniert, und dieser Film hatte, glaube ich, 1,2 oder 1,3 Millionen Zuschauer. Das war für mich unheimlich. Ich habe damals gesagt: »Ich hoffe ja nur, dass mein zweiter Film wenigstens einen Zuschauer mehr hat, damit die Leute nicht sagen können: »Erkan und Stefan war eine Eintagsfliege von dem Typen!« Und dann kam dieser Western, das war eine Odyssee von zwei, drei Jahren, bis wir überhaupt das Drehen angefangen haben, weil es ja keiner machen wollte. Erst anhand der Trailer, die im Kino liefen, zeichnete sich ab, dass das etwas Gutes werden könnte. Ich bin ja so: Ich muss dann ins Kino und mir die Reaktionen auf den Trailer anschauen.
Ja, also man spürte, da bewegt sich gerade irgendwas. Dann kam der Kinostart – und das mit Wucht! Am ersten Abend hatte der Film 250000 Zuschauer. Und am ersten Wochenende bestimmt irgendwas zwischen einer und zwei Millionen!
Das war auf einmal totaler Stress.
Weil ich plötzlich so im Fokus war, den ich nicht gewohnt war. Ich stand am zweiten Wochenende mal mit dem Rick Kavanian auf unserem Parkplatz, wir haben uns angeguckt und gemerkt, das ist ein gemischtes Gefühl: Irgendwie freut man sich, aber es hat auch was Unheimliches, da kommt was Vereinnahmendes, so etwas wie: »Jetzt gehörst du uns allen.« Helmut Dietl, den ich damals getroffen habe, hat mir etwas total Richtiges gesagt, was ich erst Jahre später verstanden habe. Er sagte: »Jetzt haste deinen Erfolg, jetzt musst du damit leben.« Am Ende hatten wir 11,7 Millionen Zuschauer.
Nee, bei mir passierte genau das Gegenteil. Ich habe mich erst einmal gar nicht mehr rausgetraut. Das war die Zeit, in der ich das letzte Mal auf der Wiesn war und erschrocken bin, wenn mich im Flugzeug die Stewardess mit dem Namen angesprochen hat. Ich wollte eigentlich wieder in Ruhe gelassen werden. Wir waren ja dann ein halbes Jahr mit dem Film im Kino unterwegs, das hörte einfach nicht auf. Irgendwann kam ein Befreiungsschlag. Auf die Frage, was als Nächstes kommen soll, habe ich gesagt, wisst ihr was, ich lasse einfach das Publikum abstimmen.
Ja, ganz ohne Facebook. Wir haben durch einen Aufruf im Fernsehen im Internet abstimmen lassen.
Eine Abstimmungsoption war übrigens auch »Bully, hör auf mit dem Scheiß«. Ich war ein bisschen enttäuscht, dass nur fünf Prozent dafür waren. Dann hätte ich endlich meine Ruhe gehabt. (lacht)
Nun ja, bis unser Film kam, hieß es, Otto hätte 8,7 Millionen Zuschauer gehabt, danach haben die offenbar neu gerechnet, egal. Aber ich habe den Herrn Wendlandt unheimlich bewundert. Einmal war er bei mir im Büro; da habe ich gedacht, jetzt zeige ich ihm mal den Trailer vom Manitu. Er war ja auch der Produzent der Winnetou-Filme, die ich parodiert habe. Ich dachte, ich hole mir jetzt seinen Segen ab, oder er haut’s mir um die Ohren. Meine Mitarbeiter im Raum verfielen in Schockstarre, die wurden ganz blass und haben gesagt: »Bist du irre?« Und dann guckte sich Wendlandt das an, ich glaube, er hat ein Mal ganz kurz mit den Schultern gezuckt, ich weiß nicht, ob’s ein Husten oder ein Lacher war. Und dann war der Trailer zu Ende, und er dreht sich um und hat zu mir nur gesagt: »Ich weiß nicht, ob die Leute lieber über Winnetou lachen oder weinen, aber ich wünsche Ihnen viel Glück.«
Für mich war das ein Absegnen.
Ja. Ich wollte ihn aber nicht.
Nein, gar nicht. Es war so, ich wohnte damals noch in einer netten kleinen Dreizimmerwohnung in Trudering.
Nein, aber ruhig. Da saßen wir auf unserem Balkon, und sonntagnachmittags fuhren da plötzlich auffällig viele Radler vorbei und haben hochgewinkt. »Vielleicht sollten wir mal langsam an Umzug denken«, habe ich zu meiner Frau gesagt. Und da hatte ich damals einen sehr netten Nachbarn, der ein Autonarr war und einen Ferrari besaß und noch einen Porsche und immer mit Brrrruumm, Wrrruuum vorbeigefahren kam. Er hat mir mehrmals angeboten, mit ihm eine Spritztour zu fahren. Ich habe immer gesagt: Nee, lass mal, ich fühle mich nicht so wohl, wenn ich in solchen Autos sitze, weil die Leute ohnehin schon gucken. Und dann die Vorstellung, dass die Leute sagen: »Aha, da sitzt der feine Herr im Ferrari«, das war mir noch unangenehmer.
Es sollte ja eine Überraschung sein. Meine Managerin rief mich an und meinte: »Ich soll’s dir ja eigentlich nicht verraten, aber der Bernd würde dir gerne einen Porsche schenken.« »Warum?«, habe ich gefragt.
Weil er einen Haufen Kohle gemacht hat über den Verleih meines Filmes. Ich sagte also Nein, und damit war das Thema für mich erledigt. Doch dann ruft meine Managerin eine Woche später wieder an und sagt: »Jetzt wollen sie dir ein Pferd schenken!« Ich sage: »Sind die irre geworden? Was soll ich mit einem Pferd? Wo soll ich das hinstellen?« Ich habe mich wirklich mit Händen und Füßen gegen das Geschenk gewehrt.
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2023 |
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Verlagsort | Köln |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | Angela Merkel • Bülent Ceylan • Bully Herbig • Christian Drosten • Constantin Schreiber • Daniela Cavallo • Daniel Cohn-Bendit • Erdogan • Frank-Walter Steinmeier • Gespräche • Helene Fischer • Helmut Schmidt • Igor Levit • Interviews • Jan Josef Liefers • Jens Spahn • Jogi Löw • Klaus Wowereit • Kultur • Leonhard Birnbaum • Måneskin • Mario Draghi • Marius Müller-Westernhagen • Oliver Bäte • Papst Franziskus • Penelope Tzanakakis • Politik • Prominente • Reinhold Messner • Riccardo Muti • Robert Habeck • Sabine Rückert • Thomas Gottschalk • Timotheus Höttges • Udo Jürgens • Umberto Eco • Viktor Orban • Wirtschaft |
ISBN-10 | 3-462-31246-4 / 3462312464 |
ISBN-13 | 978-3-462-31246-1 / 9783462312461 |
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