Remo Largo - Ein Leben für die Kinder (eBook)

Biografie
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
288 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60467-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Remo Largo - Ein Leben für die Kinder -  Monika Czernin
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»JEDER MENSCH IST EIN UNIKAT« Über sein eigenes Leben, seine Liebe zum Glarnerland, seine Jugend in der Schweiz und die Erlebnisse mit  seiner Familie hat der berühmte Kinderarzt und Entwicklungsforscher Remo Largo meist - in aller  Bescheidenheit - geschwiegen. Auch über die Nöte und schweren gesundheitlichen Einschränkungen, die  sein Leben prägten, hat er erst spät, in wenigen Interviews, unveröffentlichten Schriften und persönlichen Gesprächen mit der Autorin, gesprochen. Er hat es stets verstanden, Schwierigkeiten in  Chancen zu verwandeln und so ein beeindruckendes Gesamtwerk aufzubauen. Diese Biografie erzählt vom Werden des Forschers und Bestsellerautors Remo H. Largo und dem Menschen, der dahintersteckte.  »Dass seine Bücher seit Jahrzehnten geliebt werden, liegt auch daran, dass er nie nur als Mediziner schrieb,  sondern immer als Humanist, Suchender, Zweifelnder und der Natur und der Gemeinschaft tief verbundener  Familienmensch.« Süddeutsche Zeitung

Monika Czernin, geboren 1965, ist freie Journalistin, Filmemacherin und erfolgreiche Buchautorin. Zusammen mit Remo H. Largo schrieb sie »Glückliche Scheidungskinder. Trennungen und wie Kinder damit fertig werden« und »Jugendjahre. Kinder durch die Pubertät begleiten«. Zuletzt erschienen ihre Bücher »Der Kaiser reist inkognito«, für das sie 2023 den Friedrich-Schiedel-Literaturpreis erhielt, die »Gebrauchsanweisung für Tansania« und »Remo Largo - Ein Leben für die Kinder«. Monika Czernin lebt mit ihrer Tochter am Starnberger See.

Monika Czernin, geboren 1965 in Klagenfurt, studierte Politikwissenschaften und Philosophie in Wien. Die international renommierte Filmemacherin und Autorin konzentriert sich in ihren Büchern und Biografien auf zentrale Figuren und Wendepunkte der europäischen Geschichte. Ihr Buch »Anna Sacher und ihr Hotel« stand wochenlang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Monika Czernin hat Remo Largo gut gekannt, 20 Jahre haben sie miteinander gearbeitet. Zwei gemeinsame Bücher, »Glückliche Scheidungskinder« (2003), »Jugendjahre« (2011) und der Dokumentarfilm »Remo Largo – Ein Leben für unsere Kinder« sind dabei entstanden. Gemeinsame Vorträge und ein über 20 Jahre reichendes, in regelmäßigen Abständen geführtes Gespräch, das weit über die Themen der Entwicklung der Kinder hinausreichte und schließlich in Diskussionen zu seinem Hauptwerk »Das passende Leben« mündete, haben die Beziehung der beiden geprägt.

Fit und Misfit – eine Einleitung


»Ich habe lange gelebt, geliebt und gelitten. So vielfältig wie der Mensch selbst, so ist auch sein Leben voll Schönheit, Liebe, Freuden, Gelingen und Befriedigung. Gleichzeitig ist es voll Unzulänglichkeiten, wie Schmerzen, Trauer, Unfriede, Versagen, Schuld und anderem. Alles hat einmal ein Ende. Ich glaube, dass gerade diese Widersprüchlichkeiten den Reiz des Lebens ausmachen. Man muss das Leben nehmen, wie es ist, und auch mit sich selbst Geduld haben. Mein Blatt am Baume im Walde ist bunt geworden. Bald wird es ›vom Winde verweht‹ werden.«

Marie Meierhofer, 1995

 

Die letzten Kilometer schlängelt sich die Straße bergauf, dann kommt die Abzweigung nach Uetliburg, einer kleinen Ansiedlung in der Gemeinde Gommiswald – dem letzten Wohnsitz von Remo Largo. Das Haus in der Speerstraße ist in den Abhang des Rickenpasses hineingebaut, es hat Südlage, viel Sonne und eine geradezu einzigartige Aussicht. Heute ist Gommiswald ein Naherholungsgebiet der Zürcher Metropole, wohlgeordnet und von schweizerischem Wohlstand nur so durchflutet. Zur Zeit von Remo Largos Geburt war Gommiswald noch Kleinbauernland. Das war 1943, der Weltkrieg tobte noch, wenn auch die Schweiz von den Verheerungen im restlichen Europa weitgehend verschont geblieben war.

Eine steile Treppe, gesäumt von Blumenrabatten und dazwischen postierten Steinen, ein Alpengarten. Wenn oben nicht Remo Largo warten würde, würde ich bei jedem Schritt verweilen und über die Vielfalt der gezähmten Natur staunen. Dann die Bank vor dem Haus, Gespräche ankündigend. Die Eingangstür mit der Klappe für die zwei stolzen norwegischen Waldkatzen steht offen, und mit offenen Armen werde auch ich sofort empfangen. Ankommen. Immer wieder, 20 Jahre lang. Und dann zwei, manchmal drei Tage im Dialog sein, zusammen an einem Manuskript arbeiten, spazieren gehen über Sommerwiesen und durch duftende Wälder, Remo filmen, beim Blumen Jäten, Reiher Fotografieren, am Computer, am Telefon, beim Interview. Alles wird zum Apropos, zu einem willkommenen Anlass, um zu reflektieren, die gewonnenen Erkenntnisse an der Realität zu messen, sie dann zu verändern, zu präzisieren. Alles ist Begegnung.

Und jetzt? Ich sehe das Haus, den Garten, die Bank vor mir, nur der berühmte Kinderarzt und Entwicklungsforscher ist nicht mehr da. Am 11. November 2020 ist Remo Largo hier in seinem Haus gestorben. Was bedeutet es, dass er nicht mehr unter uns ist? Was für ein Vermächtnis hat er uns hinterlassen? Was für ein Mensch war er, dessen Tod so viele betrauert haben? Haben wir diesen trotz aller Herzlichkeit zurückhaltenden oder auch nur grundbescheidenen Menschen eigentlich gekannt? Was für ein Leben hat er gelebt? Wo geliebt? Wo getrauert? Wohin ist er seinem Herzen gefolgt? Was würde passieren, wenn wir sein Modell des Menschen – er nannte es Fit-Prinzip – auf ihn selbst anwenden? Welches Muster an Bedürfnissen und Fähigkeiten, welche Persönlichkeitsstruktur würde dabei sichtbar werden? Konnte er selbst sein Leben im Einklang mit der ihn umgebenden Welt verbringen? Oder gab es auch in seinem Leben Bereiche, in denen die Übereinstimmung von Bedürfnissen und Umwelt nicht gelang? Nicht anders als bei allen anderen Menschen auch? Kein Leben ist schließlich nur ein Sommerspaziergang. Und würde diese Vorgehensweise, also der Blick auf Fit und Misfit, uns helfen, ihn und vor allem sein Wirken besser zu verstehen? Seine Bücher? Seine Ratschläge für Eltern, Lehrer, Kinderärzte? Seine Kritik an der Gesellschaft und sein großes Anliegen, über ein passendes Leben für alle nachzudenken und mit seinem gleichnamigen Buch der Gesellschaft einen unangenehmen Spiegel vorzuhalten? Das 2017 erschienene vorletzte Buch des Bestsellerautors ist das Werk eines Universalgelehrten und – mehr als alles andere – die Quintessenz des engagierten Humanisten Largo. Nach all dem, was er erlebt, gesehen und für die Kinder bewirkt hat, musste er am Ende seines Lebens und seiner beruflichen Laufbahn diesen Rundumschlag wagen.

Das Leben des berühmten Kinderarztes und Forschers, der am 24. November 1943 in Winterthur geboren wurde, hat die ganze gesellschaftliche Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs durchmessen. Dass er zum Entwicklungsexperten wurde, erscheint darum fast logisch, war es doch eine Zeit der rasanten Veränderungen, eine aufregende, eine herausfordernde Epoche, an deren Ende viele Gewissheiten der letzten 200 Jahre zur Disposition stehen. Und so werden uns Remo Largos Spuren in die Nachkriegszeit und die Wirtschaftswunderjahre der Schweiz führen. Während der Studentenrevolte und in den 1970er-Jahren werden wir ihm nach Amerika folgen, das Ende des Kalten Krieges wird mit dem Höhepunkt seiner wissenschaftlichen Karriere zusammenfallen. Die Auswirkungen der Globalisierung werden seinem Engagement für die Gesellschaft einen erhellenden Kontext verleihen, und schließlich werden wir im digitalen Zeitalter und bei seiner Sorge um die Zukunft landen. Ein historischer Rahmen, in dem sich auch sein junges Fach, die Entwicklungspädiatrie, entwickelte – quasi im Gleichschritt mit seiner eigenen Karriere. Die dadurch in Gang gesetzten Veränderungen in der Haltung Kindern gegenüber könnten größer gar nicht sein. Wir alle, Eltern, Lehrer, Kindergärtnerinnen oder einfach nur mitdenkende Erwachsene, haben diese Veränderungen miterlebt, vielleicht sogar mitgestaltet. Remo Largo hat viel Entwicklung in Gang gesetzt.

Häuser sind Spiegel ihrer Besitzer, sie legen beredtes Zeugnis des in ihnen gelebten Lebens ab, voller Muster und Spuren, die zum Wesen ihrer Bewohnerinnen und Bewohner führen. Ich vergegenwärtige mir Remos Haus, so wie es all die Jahre unseres Bekanntseins, ja unserer Freundschaft gewesen ist. Schließlich ist es die Aufgabe der Biografin, das Leben desjenigen zu entschlüsseln, der einem in die schreibenden Hände gelegt wird.

Das ist ein großes Wort, wer kann schon von sich behaupten, dass er einen anderen entschlüsseln und folglich verstehen kann, ja ist es nicht vielmehr so, dass die Fragen mit jedem ausgegrabenen Detail, jedem Nähertreten nur größer werden? Trotz unserer jahrelangen Freundschaft begebe ich mich deshalb auf eine Entdeckungsreise voll neuer Erkenntnisse und Aha-Erlebnisse, voll neuer Fragen und Antworten, die sich – so Gott und Remo wollen – zu einer Gesamtschau, einem Lebensmosaik fügen werden. Wir sehen nur mit dem Herzen gut – das soll mein Wegweiser sein.

Nachdem man durch die Haustür ins Innere gelangt, steht man im kleinen Flur mit der Treppe hinauf zu den Zimmern der oberen Stockwerke. Jede der Stufen ist mit einem kleinen Stapel an Büchern belegt, eine Art Stufenbibliothek. Auch im Arbeitszimmer gibt es Bücher, in den zwei langen Bücherwänden, am Boden, auf dem Bett, am Schreibtisch. Überall im Regal stapeln sich Papiere, Manuskripte, Aufsätze. An jedem Stapel klebt ein Zettel mit dem sich darüber befindlichen Themengebiet: Anthropologie, Evolution, Biologie, Philosophie, Genetik, Charles Darwin, Städte, Zusammenleben, Jugendjahre, Kindheit. Ein paar Festmeter mit den eigenen Büchern, in ein Dutzend Sprachen übersetzt. Der Schreibtisch mit dem komfortablen großen Computer und dem augenfreundlichen Bildschirm. Zugeständnisse an die Welt der Technik – Remo war schon früh sehr technikinteressiert – und ein Hinweis darauf, wo sich ein Großteil seines Lebens abspielte. Der Ausblick aus dem Fenster, vor dem manchmal Adler kreisen und ihren Jungen das Fliegen beibringen. Das Bett. Aber wieso ein Bett im Arbeitszimmer?

Im Wohnzimmer dominieren die Bände zur Kunst, zur Fotografie und zur Literatur. Die alte Scheuchzer-Bibel, das kostbarste Werk im Bücheregal, sechsbändig, Anfang des 18. Jahrhunderts vom Mediziner und Naturwissenschaftler Johann Jakob Scheuchzer verfasst und aufwendig illustriert. Für Remo war es nicht nur eine Bibel, sondern ein Schlüsselwerk über das Wesen des Menschen und seine Verfasstheit in der Welt an der Schwelle zur Neuzeit. Woher stammt seine feine Unterscheidungsgabe für Epochen und Gesellschaften, woher die Präzision des Denkens, woher der weite Horizont? Mit vielen Freunden und Kollegen führte er über Jahre andauernde Gespräche, einen intellektuellen Austausch voller Respekt, Freundlichkeit und immer auf Augenhöhe. Lebendiges Denken und dialogische Erkenntnissuche. Nur wenige konnten so zuhören wie er.

Eine halbe Bücherwand ist für die...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2023
Zusatzinfo Mit 16 Seiten Farbbildteil
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Babyjahre • Bestseller • Bestseller-Autor • Biografie • Bücher für Eltern • Das passende Leben • Eltern • Elternratgeber • Entwicklungsforscher • Erziehung • Erziehung Buch • Erziehungsratgeber • Fit-Konzept • Glückliche Scheidungskinder • Jesper Juul • Jugendjahre • Kinder • Kinderarzt • Kindererziehung • Kinderjahre • Kindheit und Jugend • Kindliche Entwicklung • kindliches Verhalten verstehen • kindorientierte Erziehung • Lernen geht anders • Remo H. Largo • Remo Largo • Schülerjahre • Wachstum und Entwicklung • Wunschkind
ISBN-10 3-492-60467-6 / 3492604676
ISBN-13 978-3-492-60467-3 / 9783492604673
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