Leviathan -  Thomas Hobbes

Leviathan (eBook)

ODER DIE MATERIE, GESTALT UND MACHT EINES KIRCHLICHEN UND ZIVILEN GEMEINWESENS
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2023 | 1. Auflage
700 Seiten
AtheneMedia-Verlag
978-3-86992-523-3 (ISBN)
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Leviathan or The Matter, Forme and Power of a Commonwealth Ecclesiasticall and Civil, Buch von Thomas Hobbes, das 1651 veröffentlicht wurde - sein Name leitet sich vom biblischen Leviathan ab - befasst sich mit der Struktur der Gesellschaft und der rechtmäßigen Regierung und gilt als eines der frühesten und einflussreichsten Beispiele für die Theorie des Gesellschaftsvertrags. Es wurde während des englischen Bürgerkriegs - 1642-1651 - verfasst und plädiert für einen Gesellschaftsvertrag und die Herrschaft eines absoluten Souveräns. Hobbes schrieb, dass Bürgerkriege und die brutale Situation eines Naturzustands, 'der Krieg aller gegen alle', nur durch eine starke, ungeteilte Regierung vermieden werden könnten. Hobbes beginnt seine Abhandlung über die Politik mit einer Darstellung der menschlichen Natur. Er stellt den Menschen als Materie in Bewegung dar und versucht anhand von Beispielen zu zeigen, wie alles am Menschen materialistisch erklärt werden kann, d. h. ohne Rückgriff auf eine unkörperliche, immaterielle Seele oder eine Fähigkeit zum Verstehen von Ideen, die dem menschlichen Geist fremd sind. Das Leben ist nur eine Bewegung der Gliedmaßen. Denn was ist das Herz anderes als eine Feder, und die Nerven sind nichts anderes als viele Fäden, und die Gelenke sind nichts anderes als viele Räder, die den ganzen Körper in Bewegung setzen, so wie es der Baumeister beabsichtigt hat? Hobbes fährt fort, indem er die Begriffe klar und unsentimental definiert. Gut und böse sind nichts anderes als Begriffe, mit denen die Begierden und Wünsche eines Individuums bezeichnet werden, während diese Begierden und Wünsche nichts anderes sind als die Tendenz, sich einem Objekt zuzuwenden oder sich von ihm zu entfernen. Die Hoffnung ist nichts anderes als das Verlangen nach einer Sache in Verbindung mit der Überzeugung, dass sie zu haben ist. Er weist darauf hin, dass die vorherrschende politische Theologie der Zeit, die Scholastik, von verworrenen Definitionen alltäglicher Wörter lebt, wie z. B. 'unkörperliche Substanz', was für Hobbes ein Widerspruch in sich ist. Hobbes beschreibt die menschliche Psychologie, ohne sich auf das summum bonum, das höchste Gut, zu beziehen, wie es frühere Denker getan hatten. Nach Hobbes ist nicht nur das Konzept eines summum bonum überflüssig, sondern angesichts der Variabilität der menschlichen Wünsche kann es so etwas auch gar nicht geben. Folglich würde jede politische Gemeinschaft, die das höchste Gut für ihre Mitglieder anstrebte, von konkurrierenden Auffassungen dieses Gutes getrieben werden, ohne dass man sich zwischen ihnen entscheiden könnte. Die Folge wäre ein Bürgerkrieg. Hobbes stellt jedoch fest, dass es ein summum malum, das größte Übel, gibt. Dies ist die Furcht vor einem gewaltsamen Tod. Eine politische Gemeinschaft kann sich an dieser Angst orientieren. Da es kein summum bonum gibt, ist der natürliche Zustand des Menschen nicht in einer politischen Gemeinschaft zu finden, die das höchste Gut anstrebt. Aber außerhalb einer politischen Gemeinschaft zu sein, bedeutet, sich in einem anarchischen Zustand zu befinden. Angesichts der menschlichen Natur, der Variabilität der menschlichen Wünsche und des Bedarfs an knappen Ressourcen zur Erfüllung dieser Wünsche muss der Naturzustand, wie Hobbes diesen anarchischen Zustand nennt, ein Krieg aller gegen alle sein. Selbst wenn sich zwei Männer nicht streiten, gibt es keine Garantie, dass der andere nicht versucht, ihn wegen seines Besitzes oder aus einem gekränkten Ehrgefühl heraus zu töten, und so müssen sie ständig auf der Hut voreinander sein. Es ist sogar vernünftig, seinen Nachbarn präventiv anzugreifen ...

Thomas Hobbes, englischer Philosoph, der als einer der Begründer der modernen politischen Philosophie gilt, ist vor allem für sein Buch Leviathan aus dem Jahr 1651 bekannt, in dem er eine einflussreiche Formulierung der Gesellschaftsvertragstheorie darlegt. Neben der politischen Philosophie leistete Hobbes auch Beiträge zu einer Vielzahl anderer Bereiche, darunter Geschichte, Rechtsprechung, Geometrie, Theologie und Ethik sowie Philosophie im Allgemeinen.

KAPITEL II.
DER VORSTELLUNG


Dass ein Ding, wenn es still liegt, ewig still liegen wird, wenn es nicht durch etwas anderes bewegt wird, ist eine Wahrheit, an der niemand zweifelt. Dass aber ein Ding, wenn es in Bewegung ist, ewig in Bewegung bleiben wird, wenn nicht etwas anderes es aufhält, obwohl der Grund derselbe ist, nämlich, dass nichts sich selbst ändern kann, ist nicht so leicht zu bejahen. Denn die Menschen messen nicht nur andere Menschen, sondern auch alle anderen Dinge an sich selbst; und weil sie sich nach der Bewegung dem Schmerz und der Abgeschlagenheit unterworfen finden, meinen sie, alles andere werde der Bewegung überdrüssig und suche von sich aus Ruhe; und bedenken wenig, ob nicht eine andere Bewegung darin besteht, dass sie in sich selbst das Verlangen nach Ruhe finden. Daher sagen die Schulen, dass schwere Körper nach unten fallen, aus dem Verlangen, sich auszuruhen und ihre Natur an dem Ort zu erhalten, der für sie am besten geeignet ist; sie schreiben den unbelebten Dingen absurderweise das Verlangen und die Kenntnis dessen, was für ihre Erhaltung gut ist, zu (was mehr ist, als der Mensch hat).

Wenn ein Körper einmal in Bewegung ist, so bewegt er sich (es sei denn, etwas anderes hindert ihn) ewig; und was ihn hindert, kann ihn nicht in einem Augenblick, sondern mit der Zeit und nach und nach ganz zum Erlöschen bringen: Und wie man auf dem Wasser sieht, dass, wenn der Wind aufhört, die Wellen noch lange nicht aufhören zu rauschen, so geschieht es auch mit der Bewegung, die in den inneren Teilen des Menschen gemacht wird, wenn er sieht, träumt, usw. Denn nachdem der Gegenstand entfernt oder das Auge geschlossen ist, behalten wir noch ein Bild von dem Gesehenen, wenn auch undeutlicher, als wenn wir es sehen. Und das ist es, was die Lateiner Einbildung nennen, von dem Bild, das beim Sehen entsteht, und dasselbe, wenn auch unrichtig, auf alle anderen Sinne anwenden. Die Griechen aber nennen es Phantasie, was Erscheinung bedeutet, und zu einem Sinn ebenso gehört wie zu einem anderen. Die Einbildung ist also nichts anderes als der verfallende Sinn, und findet sich bei den Menschen und vielen anderen lebenden Geschöpfen, sowohl im Schlaf als auch im Wachzustand.

Speicher


Der Verfall des Sinnes im wachen Menschen ist nicht der Verfall der Bewegung, die durch den Sinn gemacht wird, sondern eine Verdunkelung desselben, so wie das Licht der Sonne das Licht der Sterne verdunkelt; welche Sterne nicht weniger ihre Vertue ausüben, durch die sie sichtbar sind, am Tage, als in der Nacht. Weil aber unter den vielen Strömen, die unsere Augen, Ohren und anderen Organe von den äußeren Körpern empfangen, der vorherrschende nur empfindlich ist, und daher das Licht der Sonne vorherrschend ist, werden wir von der Wirkung der Sterne nicht betroffen. Und wird ein Gegenstand von unseren Augen entfernt, so bleibt zwar der Eindruck, den er in uns gemacht hat, bestehen, aber andere, gegenwärtigere Gegenstände folgen nach und wirken auf uns ein, so wird die Vorstellung der Vergangenheit verdunkelt und geschwächt, wie der Blick eines Menschen in der Nacktheit des Tages. Daraus folgt, dass die Einbildungskraft um so schwächer ist, je länger die Zeit nach dem Anblick oder dem Empfinden eines Gegenstandes ist. Denn die fortwährende Veränderung des menschlichen Körpers zerstört mit der Zeit die Teile, die durch den Sinn bewegt wurden: So dass die Entfernung der Zeit und des Ortes ein und dieselbe Wirkung in uns hat. Denn wie in der Entfernung des Ortes das, was wir betrachten, schemenhaft und ohne Unterscheidung der kleineren Teile erscheint, und wie die Stimmen schwach und unartikuliert werden, so wird auch nach großer Entfernung der Zeit unsere Vorstellung von der Vergangenheit schwach, und wir verlieren (zum Beispiel) von Städten, die wir gesehen haben, viele besondere Straßen, und von Handlungen viele besondere Umstände. Diesen verfallenden Sinn, wenn wir die Sache selbst ausdrücken wollen, (ich meine die Phantasie selbst) nennen wir Einbildung, wie ich schon sagte; aber wenn wir den Verfall ausdrücken und anzeigen wollen, dass der Sinn verblasst, alt und vergangen ist, wird er Erinnerung genannt. Also sind Einbildungskraft und Gedächtnis nur ein Ding, das aus verschiedenen Gründen verschiedene Namen hat.

Viel Erinnerung, oder Erinnerung an viele Dinge, wird Erfahrung genannt. Die erste, welche die Vorstellung des ganzen Gegenstandes ist, wie er den Sinnen dargeboten wurde, ist die einfache Vorstellung, wie wenn man sich einen Menschen oder ein Pferd vorstellt, das man vorher gesehen hat. Das andere ist eine zusammengesetzte Vorstellung, wie wenn man sich beim Anblick eines Menschen und eines Pferdes einen Zentauren vorstellt. Wenn also ein Mensch das Bild seiner eigenen Person mit dem Bild der Handlungen eines anderen Menschen verbindet, wie wenn ein Mensch sich einen Herkules oder einen Alexander vorstellt (was oft bei denen geschieht, die viel von der Lektüre von Romanen eingenommen sind), so ist das eine zusammengesetzte Vorstellung und eigentlich nur eine Einbildung des Geistes. Es gibt auch andere Imaginationen, die in den Menschen aufsteigen, (obwohl sie wach sind) von dem großen Eindruck, der in den Sinnen gemacht wird; wie von dem Blick auf die Sonne, der Eindruck hinterlässt ein Bild der Sonne vor unseren Augen eine lange Zeit nach; und von der langen und vehementen Aufmerksamkeit auf geometrische Figuren, wird ein Mann in der Dunkelheit, (obwohl er wach ist) die Bilder von Linien und Winkeln vor seinen Augen haben: welche Art von Phantasie hat keinen besonderen Namen; als eine Sache, die nicht allgemein in die menschliche Rede fällt.

Träume


Die Vorstellungen derer, die schlafen, sind die, die wir Träume nennen. Und auch diese (wie alle anderen Imaginationen) sind vorher gewesen, entweder ganz, oder durch Parzellen in den Sinnen. Und weil das Gehirn und die Nerven, welche die notwendigen Sinnesorgane sind, im Schlaf so beschlagen sind, dass sie nicht leicht durch die Wirkung äußerer Gegenstände bewegt werden können, so kann im Schlaf keine Einbildung geschehen, und daher auch kein Traum, sondern das, was von der Erregung der inneren Teile des menschlichen Körpers ausgeht; welche inneren Teile, wegen der Verbindung, die sie mit dem Gehirn und anderen Organen haben, wenn sie unruhig sind, dieselben in Bewegung halten; wodurch die Vorstellungen, die dort früher gemacht wurden, erscheinen, als ob ein Mensch wach wäre; nur dass die Sinnesorgane jetzt benommen sind, so dass es keinen neuen Gegenstand gibt, der sie mit einem kräftigeren Eindruck beherrschen und verdunkeln kann, ein Traum muß in dieser Stille der Sinne klarer sein, als unsere wachen Gedanken. Und daher kommt es, dass es eine schwierige Angelegenheit ist, und von vielen für unmöglich gehalten wird, genau zwischen Sinnen und Träumen zu unterscheiden. Wenn ich meinerseits bedenke, dass ich im Traum nicht oft und beständig an dieselben Personen, Orte, Gegenstände und Handlungen denke wie im Wachzustand, und mich auch nicht an eine so lange Reihe zusammenhängender Gedanken im Traum erinnere wie zu anderen Zeiten, und weil ich im Wachzustand oft die Absurdität des Traums bemerke, aber nie von den Absurditäten meiner Gedanken im Wachzustand träume, bin ich wohl überzeugt, dass ich im Wachzustand weiß, dass ich nicht träume, obwohl ich mich im Traum für wach halte.

Und da die Träume durch das Unwohlsein einiger der inneren Teile des Körpers verursacht werden, so müssen verschiedene Unwohlseinszustände verschiedene Träume verursachen. Daher kommt es, dass die Kälte im Liegen Träume der Furcht hervorruft und den Gedanken und das Bild eines furchterregenden Gegenstandes erweckt (wobei die Bewegung vom Gehirn zu den inneren Teilen und von den inneren Teilen zum Gehirn wechselseitig ist), und dass, wie der Zorn die Hitze in einigen Teilen des Körpers verursacht, wenn wir wach sind, so verursacht die Überhitzung derselben Teile im Schlaf den Zorn und erweckt im Gehirn die Vorstellung eines Feindes. Auf dieselbe Weise, wie die natürliche Güte, wenn wir wach sind, das Verlangen hervorruft, und das Verlangen Hitze in gewissen anderen Teilen des Körpers erzeugt, so erregt auch zu viel Hitze in jenen Teilen, während wir schlafen, im Gehirn die Vorstellung von irgendeiner erwiesenen Güte. In summe, unsere Träume sind die Umkehrung unserer wachen Imaginationen; die Bewegung, wenn wir wach sind, beginnt an einem Ende; und wenn wir träumen, an einem anderen.

Erscheinungen oder Visionen


Am schwierigsten ist es, den Traum eines Menschen von seinen wachen Gedanken zu unterscheiden, wenn wir durch irgendeinen Zufall nicht bemerken, dass wir geschlafen haben, was einem Menschen leicht passieren kann, der voller ängstlicher Gedanken ist und dessen Gewissen sehr beunruhigt ist, und der schläft, ohne dass er zu Bett geht oder seine Kleider ablegt, wie einer, der im Schlaf einnickt. Denn wer sich Mühe gibt und sich fleißig schlafen legt, wenn ihm eine ungehobelte und maßlose Phantasie kommt, kann sie nicht leicht für etwas anderes halten als einen Traum. Wir lesen von Marcus Brutes (einem, dem Julius Cäsar das Leben geschenkt hatte und der auch sein Favorit war, obwohl er ihn verletzte), wie er in Phillipi in der Nacht, bevor er Augustus Cäsar die Schlacht lieferte, eine furchterregende Erscheinung sah, die von den Historikern gemeinhin als Vision bezeichnet wird; aber wenn man die Umstände bedenkt, kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass es nur ein kurzer Traum war. Denn als er in seinem Zelt saß, nachdenklich und beunruhigt über den Schrecken seiner unüberlegten Tat, fiel es ihm nicht schwer, in der Kälte zu schlummern und von dem zu träumen, was ihn am meisten erschreckte; und so wie die Angst ihn allmählich erwachen ließ, so musste auch die Erscheinung...

Erscheint lt. Verlag 15.3.2023
Übersetzer André Hoffmann
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-86992-523-X / 386992523X
ISBN-13 978-3-86992-523-3 / 9783869925233
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