Der Aufstieg des Drachen und des weißen Adlers (eBook)

Wie Nationen der Armut entkommen
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
208 Seiten
FinanzBuch Verlag
978-3-98609-368-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Aufstieg des Drachen und des weißen Adlers -  Rainer Zitelmann
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Nach 50 Jahren Entwicklungshilfe ist klar: Dieses Konzept im Kampf gegen die Armut ist gescheitert. Aber was hilft? Rainer Zitelmann zeigt am Beispiel von Vietnam und Polen, wie Nationen der Armut entkommen. Beide Länder waren Opfer verheerender Kriege, bei denen Millionen Menschen starben; in beiden Ländern wurden sozialistische Planwirtschaften errichtet, die das zerstörten, was der Krieg noch nicht zerstört hatte: Vietnam war eines der ärmsten Länder der Welt und Polen eines der ärmsten Länder Europas. Zitelmann schildert in dem spannenden Buch mit vielen überraschenden Details, wie Vietnam und Polen durch Wirtschaftsreformen den Kampf gegen die Armut gewannen und den Lebensstandard der Menschen sensationell verbesserten - und was andere Volkswirtschaften daraus lernen können.

Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker und Soziologe. Er hat 26 Bücher geschrieben und herausgegeben, viele davon sind internationale Bestseller. Sein Buch »Setze dir größere Ziele!« erschien bisher in acht Auflagen und elf Sprachen. Bekannt wurde er durch zahlreiche Fernsehauftritte, Medienberichte und seine Vorträge in Europa, Asien und den USA. Er schreibt regelmäßig für Focus, DIE WELT, Neue Zürcher Zeitung und zahlreiche weitere Medien in USA, Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich, Schweden, China und Vietnam.

Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker und Soziologe. Er hat 26 Bücher geschrieben und herausgegeben, viele davon sind internationale Bestseller. Sein Buch »Setze dir größere Ziele!« erschien bisher in acht Auflagen und elf Sprachen. Bekannt wurde er durch zahlreiche Fernsehauftritte, Medienberichte und seine Vorträge in Europa, Asien und den USA. Er schreibt regelmäßig für Focus, DIE WELT, Neue Zürcher Zeitung und zahlreiche weitere Medien in USA, Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich, Schweden, China und Vietnam.

Vorwort


Ich habe mehrere Bücher über Reichtum geschrieben - warum schreibe ich jetzt ein Buch über Armut? Weil ich in meinen Forschungen zu dem vermeintlich paradoxen Ergebnis gekommen bin, dass nur eine Gesellschaft, die Reichtum zulässt und Reichtum positiv sieht, Armut überwinden kann.

Repräsentative Meinungsumfragen, die ich in zahlreichen Ländern habe durchführen lassen, zeigen, dass die Menschen besonders in zwei Ländern Reichtum und Reiche im Vergleich positiver sehen: in Polen und in Vietnam. Zugleich sind dies auch Länder, in denen die Menschen - trotz der unterschiedlichen politischen Systeme - den Begriff »Kapitalismus« sehr viel positiver beurteilen als ihre Zeitgenossen in den meisten anderen Ländern.

Und es sind zwei Länder, die in den vergangenen Jahrzehnten außerordentlich stark an wirtschaftlicher Freiheit gewonnen haben. Die amerikanische Heritage Foundation erstellt seit 1995 ein Ranking der wirtschaftlichen Freiheit - man kann es auch Kapitalismus-Skala nennen -, und in keinem Land vergleichbarer Größe nahm die wirtschaftliche Freiheit in diesem Zeitraum so sehr zu wie in Polen und Vietnam.

Beide Länder verbindet jedoch noch mehr: Sie waren der Schauplatz schrecklicher Kriege, in denen Abermillionen Menschen ihr Leben ließen - der Zweite Weltkrieg in Polen und der Indochinakrieg in Vietnam. Nach den Kriegen wurden in beiden Ländern sozialistische Planwirtschaften errichtet, die das zerstörten, was der Krieg noch nicht zerstört hatte. Vietnam war eines der ärmsten Länder der Welt und Polen eines der ärmsten Länder Europas. Ich schildere in diesem Buch das Leben in diesen Ländern in den Zeiten der Planwirtschaft, und Sie werden sehen, wie bitterarm die Mehrheit der Menschen dort war.

Die Vietnamesen begannen 1986 mit marktwirtschaftlichen Reformen, die man Doi-Moi-Reformen nennt. Wenige Jahre später entschloss sich auch Polen zu marktwirtschaftlichen Reformen. In beiden Ländern führten diese Reformen zu einem bemerkenswerten Wirtschaftswachstum und einer dramatischen Verbesserung des Lebensstandards. Ich werde dies mit Zahlen und Statistiken zeigen sowie anhand von Lebensberichten der Menschen in diesen Ländern.

Das Buch beginnt mit einem Kapitel, in dem ich zeige, was nicht gegen Armut hilft, nämlich Entwicklungshilfe. In den beiden folgenden Kapiteln analysiere ich, wie Kapitalismus den Polen und den Vietnamesen geholfen hat, ihren Lebensstandard zu verbessern und der Armut zu entkommen. Ich denke, viele andere Länder könnten davon eine Menge lernen.

Ich danke meinen Freunden in Polen und Vietnam, die mir bei diesem Buch geholfen haben. Le Chi Mai aus Hanoi hat für mich Übersetzungen und Interviews gemacht, und ich danke Nguyen Quoc Minh-Quang, Vu Dinh Loc, Nguyen Trong Hoa, Lam Duc Hung und Nguyen Thi Quat für diese Interviews. Dem Rechtsanwalt Dr. Oliver Massmann, der seit 25 Jahren in Hanoi tätig ist und maßgeblich an der Formulierung des Freihandelsabkommens zwischen den USA und Vietnam beteiligt war, danke ich für seine Informationen. Dinh Tuan Minh, Vertreter eines liberalen Thinktanks, hat mir bei einem Gespräch in Hanoi manche wichtigen Zusammenhänge erklärt. Besonders danke ich Professor Andreas Stoffers, dem Leiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Vietnam, der für mich zahlreiche Kontakte hergestellt hat.

In Polen haben mir mein Verleger Krzysztof Zuber (Wydawnictwo Freedom Publishing) und mein Berater Marcin Chmielowski geholfen - Danke dafür! Zu danken habe ich auch dem ehemaligen Finanzminister von Polen, Professor Leszek Balcerowicz, dessen Reformen ein wesentlicher Grund für Polens wirtschaftliche Gesundung und Aufstieg waren. Danken möchte ich zudem Marcin Zieliński (Forum Obywatelskiego Rozwoju) und Marek Tatała (Fundacja Wolności Gospodarczej), Mateusz Machaj (Instytut Edukacji Ekonomicznej im. Ludwiga von Misesa) sowie Alicja Wancerz-Gluza (Mitbegründerin des Karta-Zentrums) und Tomasz Borkowski.

Mein Dank gilt auch meinen Freunden Dr. Christian Hiller von Gaertringen und Dr. Gerd Kommer, die das Buch kritisch gelesen haben, Ansgar Graw, der es hervorragend lektoriert hat, und Sebastian Taylor, der es ins Englische übersetzt hat.

Ich bewundere die Menschen in Polen und Vietnam, und mich verbindet mit ihnen auch etwas sehr Persönliches: Denn die beiden längsten und wichtigsten Beziehungen in meinem Leben hatte ich mit Monika, deren Eltern aus Polen kamen, und Trang, deren Eltern aus Vietnam stammen.

Rainer Zitelmann, März 2023

1. Was gegen Armut hilft - und was nicht


Frank Bremer hat sein Leben dem Kampf gegen die Armut verschrieben, sich in 30 Ländern in Afrika, Zentralasien, der Karibik und dem Indischen Ozean mit Entwicklungshilfe befasst und war an Projekten in den Bereichen ländliche Entwicklung und Umwelt beteiligt. Nach mehr als 50 Jahren Engagement in der Entwicklungshilfe zieht Bremer eine bittere Bilanz: »Entwicklungshilfe ist ein Vorhaben, das für ein nicht erreichbares Ziel - die Armutsminderung - für eine falsch ausgewählte Zielgruppe - die afrikanischen Kleinbauern - mit einer nicht funktionierenden Methode - der Hilfe zur Selbsthilfe - in einem untauglichen Format - dem Projekt - wirkungslose Aktivitäten durchführt, das wie Strohfeuer außer schönen Erinnerungen bei allen Beteiligten keine nachhaltigen Spuren hinterlässt, den größten Teil der Mittel für die Projektdurchführung verwendet und damit viel Geld für eine ursprünglich gute Idee verschwendet.«1

Das klingt sehr hart - und ich werde später anhand von Forschungen zeigen, was an diesem Urteil überspitzt ist und was zutrifft. Um es vorweg zu sagen: Der Kampf gegen die Armut bleibt eine der wichtigsten Aufgaben für die Menschheit - aber Entwicklungshilfe (das politisch korrekte Wort dafür lautet inzwischen »Entwicklungszusammenarbeit«) ist dafür das falsche Mittel. Oft hat sie nichts bewirkt und manchmal sogar das Gegenteil dessen, was beabsichtigt war.

Bremer gibt in seinem Buch »50 Jahre Entwicklungshilfe - 50 Jahre Strohfeuer« einen Dialog zwischen dem Chef einer Dorfgemeinschaft und einem deutschen Entwicklungshelfer (»Selbsthilfeexperten«) wieder, das zwar fiktiv ist, aber Originalformulierungen aus den tatsächlich stattgefundenen Gesprächen verwendet und auf Jahrzehnten von praktischen Erfahrungen in diesem Bereich basiert. Die Fortschrittskontrolle für dieses Projekt hatte Bremer durchgeführt. Ich zitiere den Dialog in voller Länge - C ist der Chef der Dorfgemeinschaft und S der Selbsthilfeexperte:

»C: Sir, wir benötigen einen kleinen Damm für unsere Viehtränke und unsere Landwirtschaft in der Trockenzeit.

S: Das ist ein sehr sinnvolles Ziel, aber lassen Sie mich erklären, was Sie zuerst brauchen. Sie müssen Ihre Managementkapazitäten verbessern, um ein Problem wie den Damm anzugehen; deswegen benötigen Sie Analyseinstrumente, Meetings und Training, wie man Meetings abhält und mit Gruppendynamik umgeht, sowie Überlegungen, wie Frauen beteiligt werden können; Sie brauchen Techniken für Verhandlungen und Entscheidungsfindungen, die Sie durch die Beratung unserer Experten lernen können, Sie brauchen ...

C: Oh Sir, das scheint viel Zeit zu kosten. Wenn frisches Wasser zu lange im Mund bleibt, wird es zu Speichel. Und unser Damm?

S: Einen Schritt nach dem anderen, Sie müssen prozessorientiert denken. Glauben Sie mir, unsere Selbsthilfespezialisten wissen, was Sie benötigen, um Ihren Damm zu bekommen.

C: Okay, wenn wir das alles gemacht haben: Bekommen wir dann unseren Damm?

S: Das ist möglich. Aber bevor Sie ein Großprojekt wie den Damm angehen, sollten Sie klein anfangen, z.B. einen von Hand gegrabenen Brunnen, ohne Pumpe und Seilwinde oder so.

C: Sir, wir haben genug Brunnen und Bohrlöcher, sogar mit Handpumpen. Wir brauchen einen Damm.

S: Fragen Sie mal die Frauen im Dorf. Bestimmt gibt es welche, die noch keinen Brunnen haben.

C: Okay, der Bettler hat keine Wahl. Wir graben den Brunnen. Bekommen wir dann den Damm?

S: Das hängt von Ihnen ab. Fifty-fifty-Beteiligung in cash, zudem Bereitstellung von Arbeit und Baumaterial; cash im Voraus zu bezahlen.

C: 50 Prozent, Sir? Das ist zu viel für die meisten Familien.

S: Möglich, aber wenn Sie nicht 50 Prozent beitragen, wird Ihr ownership feeling nicht stark genug sein für die Nachhaltigkeit. 49 Prozent sind nicht genug.

C: Okay, Sie kriegen die 50 Prozent. Bekommen wir dann unseren Damm?

S: Das hängt von vielen Faktoren ab: Können wir die anderen 50 Prozent finanzieren? Ist es technisch machbar? Haben wir genug Zeit? Anyway, denkt immer daran, dass für euch der Lernprozess wichtiger ist als das Ergebnis. Wir sehen uns im nächsten Meeting.«2

Bremer versichert: Was wie eine Karikatur klinge, habe sich so abgespielt. Im Ergebnis sei kein einziges Rückhaltebecken realisiert worden, dafür sei aber die Zielgruppe theoretisch belehrt worden, wie man sich selbst helfen könne. Das Konzept »Hilfe zur Selbsthilfe« wird oft mit dem Spruch erklärt: »Anstatt den Armen Fische zu schenken, zeigen wir ihnen, wie man angelt.« Bremer hält nichts von solchen Weisheiten, auch wenn sie auf den ersten Blick plausibel klingen: »Überall auf der Welt wissen die Menschen, die am Wasser leben, wie man fischt, ob mit Angeln, Netzen, Reusen oder Speeren, und wie man Fisch durch Räuchern, Trocknung oder in Salzlake haltbar macht.«3 Dafür brauchen sie keine Entwicklungshelfer.

Natürlich, der Spruch ist nicht wörtlich zu nehmen, sondern als Beispiel gedacht, aber Bremer kritisiert das Prinzip der Entwicklungshilfe, das auf sogenannten »Projekten« beruht. Obwohl heute so viel von Nachhaltigkeit geredet werde, seien diese Projekte in den seltensten Fällen nachhaltig. Kaum jemand...

Erscheint lt. Verlag 21.5.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte armes Land • Armut • Aufschwung • Europa • Kapitalismus • Markt • Marktwirtschaft • Nation • Planwirtschaft • Polen • Reform • Sozialismus • Vietnam • Volkswirtschaft • Wachstum • Wettbewerb • Wirtschaft • Wirtschaftspolitik • Wirtschaftsreform • Wirtschaftswachstum
ISBN-10 3-98609-368-0 / 3986093680
ISBN-13 978-3-98609-368-6 / 9783986093686
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