Zielgleicher und zieldifferenter inklusiver Unterricht -  Cathrin Grotjohann,  Solveig Haugwitz

Zielgleicher und zieldifferenter inklusiver Unterricht (eBook)

Umgang mit Nachteilsausgleich
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
235 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-040762-6 (ISBN)
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Lehrkräfte werden in der schulischen Inklusion ad hoc mit den Herausforderungen des zielgleichen und zieldifferenten Unterrichtens konfrontiert. Sie stehen vor der komplexen Aufgabe, einerseits Bildungsstandards des Regelsystems zu fordern und andererseits die individuelle Perspektive auf alle Lernenden zu wahren. Und dann ist da noch die Sache mit dem Nachteilsausgleich! Dieses Praxisbuch soll Lehrkräften Sicherheit im täglichen Umgang mit Schülerinnen und Schülern mit Schwierigkeiten im Lernen und emotional-sozialen Verhalten vermitteln. Es geht darum, Nachteile dieser Lernenden zu erklären, passgenaue Maßnahmen auszuloten und Handlungsmöglichkeiten für die Umsetzung im Unterricht vorzustellen.

Cathrin Grotjohann und Solveig Haugwitz sind Sonderpädagoginnen im Hochschuldienst. Sie lehren am Institut für sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation der Universität Rostock.

Cathrin Grotjohann und Solveig Haugwitz sind Sonderpädagoginnen im Hochschuldienst. Sie lehren am Institut für sonderpädagogische Entwicklungsförderung und Rehabilitation der Universität Rostock.

4


Schülerinnen und Schüler in heterogenen Lerngruppen


4.1      Heterogenität im Überblick


Der Inklusionsgedanke geht auf ein pädagogisches Ethos zurück, »… das eigentlich immer schon galt und doch immer wieder im fordernden Alltag fast verloren geht. Jeder Mensch ist einzigartig und – bei allen Unterschieden, die uns zu eigen sind – von uneingeschränktem Wert! Darum gebührt jedem Individuum, jedem Kind, jedem Jugendlichen, jedem Erwachsenen Respekt und Achtung« (Bönsch, 2018, S. 279).

Die Bemühungen der Bildungspolitik um schulische Inklusion erleben die Lehrerinnen und Lehrer am stärksten in der wachsenden Heterogenität der Schülerschaft. Dabei reicht die Bandbreite von Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichsten sonderpädagogischen Bildungs-, Beratungs- und Unterstützungsbedarfen bis hin zu Kindern und Jugendlichen, die hochbegabt sind. Diese Schülerinnen und Schüler lernen unterschiedlich gut, unterschiedlich erfolgreich, unterschiedlich gern und unterschiedlich schnell. Der Gedanke, dass Kinder und Jugendliche auch sehr viele Gemeinsamkeiten haben, darf in diesem Zusammenhang nicht aus dem Auge verloren werden. Erlebnisse, die die Kinder und Jugendlichen gemeinsam freuen, Witze, über die sie gemeinsam lachen, Rituale, die sie gemeinsam entwickeln, finden sich in jeder Klasse. Dem Gemeinschaftssinn ist bei aller Diversität, bei allen Bemühungen um Differenzierung und Individualisierung eine hohe Priorität einzuräumen. Wenn alle Schülerinnen und Schüler lernen und begreifen, dass sie als Lerngemeinschaft in einem Boot sitzen und füreinander einstehen, kann es gelingen, junge Persönlichkeiten zu bilden und zu erziehen, die eine zukünftige Gesellschaft gestalten, in der Solidarität und Zusammenhalt tragfähige Werte darstellen.

Die Heterogenität im Klassenzimmer bildet sich, neben anderen Differenzmerkmalen, unter anderem in sonderpädagogischen Förderschwerpunkten ab. Diese werden in Empfehlungen der Kultusministerkonferenz aufgeführt und ausführlich beschrieben. An dieser Stelle wird ein kurzer Überblick gegeben.

Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Sprache


Störungen im Bereich der Sprache und des Sprechens können sich bei Kindern und Jugendlichen auf unterschiedliche Weise zeigen, z. B. in eingeschränktem Sprachverständnis, nicht altersgerecht entwickeltem Wortschatz, unverständlicher Aussprache oder fehlerhaft verwendeter Grammatik. Auch Störungen des Redeflusses werden unter dem Förderschwerpunkt Sprache gefasst.

Alle beschriebenen Sprach- und Sprechstörungen können isoliert auftreten. In den meisten Fällen sind bei Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt Sprache mehrere Sprachebenen betroffen. Zu berücksichtigen sind die phonetisch-phonologische, die morphologisch-syntaktische, die semantisch-lexikalische und die pragmatisch-kommunikative Sprachebene.

Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung


Schülerinnen und Schüler erhalten einen sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf im Schwerpunkt körperlich-motorische Entwicklung, wenn sie infolge einer medizinisch beschreibbaren Schädigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmöglichkeiten beeinträchtigt sind, dass ihre individuellen Tätigkeiten und die Selbstverwirklichung innerhalb sozialer Interaktion erschwert sind. Wie bedeutsam die körperliche Behinderung ist, wird von den Aktivitäts- sowie Partizipationsmöglichkeiten beeinflusst, die in einer Gesellschaft gegeben sind oder erschwert werden (Lelgemann, Singer & Walter-Klose, 2015). Ein sonderpädagogischer Förderbedarf wird bei Kindern und Jugendlichen festgestellt, die aufgrund ihrer körperlichen und motorischen Ausgangslage in ihren Bildungs-, Entwicklungs- und Lernmöglichkeiten beeinträchtigt sind und ohne sonderpädagogische Unterstützung nicht hinreichend im Unterricht der allgemeinen Schule gefördert werden können (Drave, Rumpler, Wachtel, 2000). Der Ausprägungsgrad reicht von leichten Formen bis hin zu schwersten Symptomatiken und kann sich auf einzelne Körperteile, Körperbereiche oder den gesamten Körper beziehen.

Häufigste Ursachen für körperliche Behinderungen sind Beeinträchtigungen oder Schädigungen des Bewegungsapparates, Erkrankungen des zentralen Nervensystems und Fehlbildungen des Skelettes. Flankierend können Auffälligkeiten wie z. B. eine eingeschränkte Mobilität, eine erschwerte Informationsaufnahme und -verarbeitung oder ein nicht altersgerecht entwickeltes Körperbewusstsein beobachtet werden.

Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Hören


Wenn Schülerinnen und Schüler auf bestimmte Geräusche verändert oder gar nicht reagieren, Geräusche nicht wahrzunehmen scheinen, immer wieder nicht auf Fragestellungen oder verbale Anweisungen reagieren, können dies Hinweise auf eine mögliche Hörbeeinträchtigung sein.

Die Ausprägungsgrade reichen von Schwerhörigkeit bis zur Gehörlosigkeit. Die Schwierigkeiten im Bereich des Hörens können sich besonders auf den Lese- und Schreiblernprozess auswirken, da eine phonematische Differenzierung nur schwer erfolgt.

Die Sprache und das Sprechen sind bei Kindern und Jugendlichen mit Hörproblemen meist stark beeinträchtigt.

Schülerinnen und Schüler mit dem Förderschwerpunkt Sehen


Sehschädigungen zeigen sich in unterschiedlichen Arten und Ausprägungsgraden. Sie reichen von einer Herabsetzung bis hin zum vollständigen Ausfall des Sehvermögens.

Tritt die Sehbehinderung in Form einer Sehschwäche auf, ist noch ein eingeschränktes Sehvermögen vorhanden, jedoch sind spezielle Hilfen in vielen Lernsituationen und in der Alltagsbewältigung nötig.

Bei blinden Kindern und Jugendlichen ist die Sehleistung so stark beeinträchtigt, dass der Sehsinn nicht aktiv genutzt werden kann. Lerninhalte werden überwiegend über andere Sinne erschlossen.

Technische Hilfsmittel wie beispielsweise Schulbücher in Brailleschrift oder tastbare Landkarten helfen den Kindern und Jugendlichen mit dem Förderschwerpunkt Sehen, angestrebte Lernziele zu erreichen.

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf im Schwerpunkt geistige Entwicklung


Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf im Schwerpunkt geistige Entwicklung sind in ihrer kognitiven Leistungsfähigkeit stark beeinträchtigt, wobei die Ausprägungsgrade variieren. Wahrnehmungsumfang, Denkbeweglichkeit, Gedächtnis und Aufmerksamkeit sind eingeschränkt und Denktätigkeiten erfolgen nicht altersgerecht. Bei der Entwicklung von Wahrnehmung, Sprache, Motorik, Denken und Handeln ist ein hohes Maß an individuellen Hilfestellungen und Unterstützungsmaßnahmen nötig. Mitunter benötigen Kinder und Jugendliche mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung im schulischen Alltag Hilfen im Bereich der Selbstversorgung, wie zum Beispiel beim An- und Ausziehen, dem Toilettengang und der Körperhygiene.

Unterricht bei Krankheit


Im Bereich des sonderpädagogischen Unterstützungsbedarfes kranker Schülerinnen und Schüler wird ein Förderbedarf bei Krankheit, Krankenhausaufenthalt und bei lang andauernden und chronischen Erkrankungen beschrieben. Der Unterricht orientiert sich an den Rahmenplänen der besuchten Schulform und kann in einer Klinikschule, im Krankenhaus oder zu Hause erteilt werden. Ausschlaggebend für die didaktisch-methodische Gestaltung der Lernangebote sind der Gesundheitszustand und die individuelle Belastbarkeit der erkrankten Kinder und Jugendlichen. Ziel der Beschulung bei Krankheit ist es, ein möglichst hohes Maß an Anschlussfähigkeit an den Unterricht in der Herkunftsschule zu ermöglichen. Dafür bedarf es der Kooperation der Lehrkräfte im Krankenhaus-, Klinik- oder Hausunterricht, der behandelnden Ärztinnen und Ärzte sowie der betreuenden medizinischen Fachkräfte und der Lehrkräfte der Heimatschule.

Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf in den Schwerpunkten Lernen ( Kap. 4.2) und emotional-soziale Entwicklung ( Kap. 4.3) werden in den folgenden Kapiteln ausführlicher betrachtet.

4.2      Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten


Vielen Kindern und Jugendlichen fällt das Lernen leicht. Sie eignen sich...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2023
Zusatzinfo 4 Abb., 19 Tab.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Schulpädagogik / Grundschule
Schlagworte Inklusion • Lehrkräfte • Schule
ISBN-10 3-17-040762-7 / 3170407627
ISBN-13 978-3-17-040762-6 / 9783170407626
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