Der "Zweckverband funktioneller Integration" nach Hans Peter Ipsen.

Ein Beitrag zur Begriffsgeschichte und zur Finalitätsdebatte in der Europawissenschaft.
Buch | Softcover
167 Seiten
2023
Duncker & Humblot (Verlag)
978-3-428-18801-7 (ISBN)
49,90 inkl. MwSt
Die Frage nach dem Ziel der Integration begleitet den europäischen Einigungsprozess seit seinem Beginn. Einen besonders in Deutschland wirkmächtigen Beitrag zu dieser Diskussion lieferte Hans Peter Ipsen mit seiner technokratischen Beschreibung der Europäischen Gemeinschaften als »Zweckverbände funktioneller Integration«. Vorliegende begriffsgeschichtliche Studie verfolgt die Genese und Rezeption der Begriffsprägung und fragt nach seiner Aktualität im Kontext aktueller europawissenschaftlicher Finalitätsdebatten.
Über die Rechtsnatur der Europäischen Union wird seit langem politisch und wissenschaftlich gestritten; bis heute besteht insoweit kein Konsens. Zahlreiche, sich teils diametral entgegenstehende Konzepte wurden entwickelt, um die Europäischen Gemeinschaften bzw. die Europäische Union begrifflich zu erfassen. Bundesstaatlichen Ansätzen setzte der Hamburger Europarechtler Hans Peter Ipsen die nüchtern-technokratische Beschreibung der Gemeinschaften als »Zweckverbände funktioneller Integration« entgegen. Die vorliegende begriffsgeschichtliche Studie spürt der Genese und der Rezeption der Ipsen'schen Begriffsprägung im In- und Ausland nach und erörtert die Aktualität des »Zweckverbands«-Modells im Kontext aktueller europawissenschaftlicher Finalitätsdebatten, insbesondere vor dem Hintergrund der europäischen »Polykrise«.

Wolfgang Kahl (born 1965) studied law and political science at the Universities of Augsburg, Munich and Speyer. He received his doctorate from the Law Faculty of the University of Augsburg in 1992 (thesis: Umweltprinzip und Gemeinschaftsrecht, 1993). In 1999 he habilitated in Augsburg (habilitation: Die Staatsaufsicht, 2000) and in 2000 accepted a call to a chair in Public Law at the Law Faculty of the University of Giessen. In 2004 he accepted a call to the University of Bayreuth and in 2009 another call to the University of Heidelberg. There he has since been director of the Institute for German and European Administrative Law and the Research Center for Sustainability Law.

Paul Hüther (born 1996) studied law at the University of Heidelberg. Since 2020, he has been working as a research assistant at the Institute for German and European Administrative Law at the same university, and since 2022, he has been a legal trainee at Heidelberg Regional Court.

I. Ausgangspunkt
Finalität der EU als Dauerthema
II. Methodik
Begriffsgeschichtlicher und interdisziplinärer Ansatz – Begriff des »Zweckverbands funktioneller Integration« – Berücksichtigung der historischen Sachverhalte – Einbeziehung von Gegenbegriffen
III. Hans Peter Ipsen
Zur Person
IV. Genese des Begriffs in Ipsens Schriften
Erste Phase (1964–1968): »Zweckverband« als Abwehrmodell – Zweite Phase (1969–1972): Theoretische Fundierung und positive Beschreibung des Abwehrmodells – Dritte Phase (1970–1995): Verteidigung eines immer stärker von der europäischen Verfassungswirklichkeit entkoppelten Konzepts
V. Einflüsse auf Ipsens Begriff
Zweckverband – Funktionelle Integration – Einfluss von Carl Schmitts »Großraumtheorie«?
VI. Verhältnis zu benachbarten Begriffen
Rechtswissenschaft – Soziologie: Helmut Schelskys »technischer Staat« – Politikwissenschaft: Giandomenico Majones »Regulatory State« – Ökonomie: Friedrich August von Hayeks »Interstate Federalism«
VII. Rezeption
Zeitgenössische deutsche Rezeption – Aktuelle deutsche Rezeption – Rezeption im Ausland?
VIII. »Zweckverband« im Kontext von Polykrise und aktuellen Finalitäts-Debatten
Polykrise – Politische Debatte zur Finalität der EU – Europawissenschaftliche Debatte zur Finalität der EU
IX. Zwischenfazit
Leitgedanken des »Zweckverbands«-Begriffs – Begriffsgenese und Begriffsgestalt – Blinde Flecken und Ungereimtheiten im »Zweckverband«
X. Ausblick Was bleibt vom »Zweckverband«?: Blick auf den »Zweckverband« im Jahre 2022 – Begriffliche Dimensionen des »Zweckverbands«

»Mit ihrem kleinen Band haben Wolfgang Kahl und Paul Hüther einen großen und wertvollen Beitrag zur Begriffsgeschichte in der juristischen Europawissenschaft geleistet. Ihre sehr systematisch und differenziert angelegte Auseinandersetzung mit dem Werk Ipsens, die auch die zum Teil sehr kritische Sekundärliteratur referiert und einordnet, setzt Maßstäbe. Es wäre zu wünschen, dass sich auch die anderen europawissenschaftlichen Disziplinen, also die Politik-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaft sowie die Soziologie, noch sehr viel intensiver als bislang mit ihren ›Klassikern‹ in Form einer Begriffsgeschichte a la Koselleck auseinandersetzen.« Dr. Martin Große Hüttmann, in: Jahrbuch des Föderalismus, Bd. 24/2023

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte ; 109
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 135 x 210 mm
Gewicht 191 g
Themenwelt Recht / Steuern Öffentliches Recht Verfassungsrecht
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Schlagworte Begriffsgeschichte • Europäische Union • Europawissenschaft • Finalität der EU • Integrationsgeschichte • Polykrise (der EU) • Rechtsgeschichte
ISBN-10 3-428-18801-2 / 3428188012
ISBN-13 978-3-428-18801-7 / 9783428188017
Zustand Neuware
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