Deutschdidaktik (eBook)

Konzeptionen für die Praxis
eBook Download: EPUB
2022 | 3. Auflage
458 Seiten
UTB (Verlag)
978-3-8463-5941-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deutschdidaktik -  Christiane Hochstadt,  Andreas Krafft,  Ralph Olsen
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Dieser Band liefert eine Übersicht über wesentliche deutschdidaktische Konzeptionen und präsentiert sprach-, literatur- und mediendidaktische Ansätze. Dabei orientiert er sich an den Kompetenzbereichen der KMK-Bildungsstandards. Jede Konzeption wird überblickshaft dargestellt, problematisiert sowie durch Aufgaben und kommentierte Literaturhinweise ergänzt. Das Buch bietet eine unersetzliche Grundlage, um Deutschunterricht fundiert zu planen und zu reflektieren. Für die 3. Auflage wurden einige Kapitel neu erstellt; daneben wurden alle bedeutsamen deutschdidaktischen Erkenntnisse der letzten Jahre eingearbeitet und das Thema Inklusion stärker in den Vordergrund gerückt. 'Wer eine gut verständliche und fachlich fundierte Einführung in Konzeptionen der Deutschdidaktik sucht, lese den Band von Hochstadt, Krafft und Olsen.' Prof. em. Dr. Dr. h. c. Kaspar H. Spinner, Universität Augsburg

Prof. Dr. Christiane Hochstadt, geb. 1977, ist Professorin für deutsche Sprache und Literatur und ihreDidaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Sie lehrte an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und an der TU Dortmund; Lehrtätigkeiten in Karlsruhe und Landau; mehrere Jahre Grund- und Hauptschullehrerin

Prof. Dr. Christiane Hochstadt, geb. 1977, ist Professorin für deutsche Sprache und Literatur und ihreDidaktik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Sie lehrte an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und an der TU Dortmund; Lehrtätigkeiten in Karlsruhe und Landau; mehrere Jahre Grund- und HauptschullehrerinDr. Andreas Krafft ist Professor für deutsche Sprache und ihre Didaktik an der PH Freiburg. Davor lehrte er an der PH Karlsruhe.Ralph Olsen, geb. 1968, Professor für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg; Lehrtätigkeiten in Karlsruhe und Heidelberg; mehrere Jahre Grund- und Hauptschullehrer in Lübeck und Studienleiter am IQSH Kiel. (Stand 10.06.2014)

Vorwort zur 3. Auflage
Vorwort zur 2. Auflage
Vorwort zur 1. Auflage
1 Einleitung
2 Sprechen und Zuhören
2.1 Zu anderen sprechen
2.2 Vor anderen sprechen
2.3 Mit anderen sprechen
2.4 Verstehend zuhören
2.5 Szenisch spielen
2.6 Über Lernen sprechen
3 Schreiben
3.1 Phonographisch orientierter Rechtschreibunterricht
3.2 Wortbild- und grundwortschatzorientierter Rechtschreibunterricht
3.3 Analytisch-synthetische Verfahren
3.4 Spracherfahrungsansatz
3.5 Regelorientierter Rechtschreibunterricht
3.6 Strategieorientierter Rechtschreibunterricht
3.7 Silbenorientierter Rechtschreibunterricht
3.8 Produktorientierter Schreibunterricht
3.9 Leser:innenorientierter Schreibunterricht
3.10 Prozessorientierter Schreibunterricht
3.11 Schreiber:innenorientierter Schreibunterricht
4 Lesen
4.1 Lautlese-Verfahren
4.2 Viellese-Verfahren
4.3 Lesestrategien einüben
4.4 Sachtextlektüre unterstützen
4.5 Leseanimation
4.6 Literarisches Lesen unterstützen
4.7 Vorlesen
5 Sich mit Texten und Medien auseinandersetzen
5.1 Textanalyse
5.2 Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht
5.3 Textnahes Lesen (und Schreiben)
5.4 Literarisches Unterrichtsgespräch
5.5 Szenische Interpretation
5.6 Gattungsspezifische Hinweise zu literaturdidaktischen Konzeptionen
5.7 Medien und Konzeptionen
6 Sprache und Sprachgebrauch untersuchen und reflektieren
6.1 Traditionelle Wortschatzarbeit
6.2 Lexikonorientierte Wortschatzarbeit
6.3 Textorientierte Wortschatzarbeit
6.4 Robustes Wortschatztraining
6.5 Traditioneller Grammatikunterricht
6.6 Operationaler Grammatikunterricht
6.7 Situationsorientierter Grammatikunterricht
6.8 Integrierter Grammatikunterricht
6.9 Funktionaler Grammatikunterricht
6.10 Grammatik-Werkstatt
6.11 Kontrastiver Sprachunterricht
7 Schluss
Literatur
Fachdidaktische Grundlagenliteratur
Zitierte Literatur
Register
Abbildungsverzeichnis

2 Sprechen und Zuhören


Bildungsstandards

Gespräche führen – zu/vor/mit anderen sprechen – verstehend zuhören – szenisch spielen – über Lernen sprechen

Gesprochene Sprache als Lernmedium und LerngegenstandSprechen und Zuhören spielt in allen Lernbereichen des Deutschunterrichts eine wichtige Rolle – sei es in kooperativen Schreibprozessen (→ 3.10), bei der Klärung orthographischer Zweifelsfälle (→ 3.5) oder im literarischen Unterrichtsgespräch (→ 5.4); dasselbe gilt für den Mathematik-, den Religions- oder auch den Sportunterricht (Baurmann 2017a: 15). Der gleichnamige Kompetenzbereich hat insofern einen besonderen Stellenwert, als gesprochene Sprache hier nicht nur als Lernmedium, sondern auch als Lerngegenstand eine Rolle spielt. Aufgrund der Besonderheiten des Gegenstandsbereichs weichen wir im Folgenden von der Struktur der übrigen Kapitel ab: Nach einer ausführlicheren Einleitung, die auch konzeptionelle Überlegungen mit einschließt, fokussieren wir unter 2.1 bis 2.6 verschiedene Lerngegenstände beziehungsweise Lernbereiche mit ihren je eigenen fachlichen, fachdidaktischen und methodischen Aspekten.

Gesprochene Sprache unterscheidet sich typischerweise durch ihre kommunikative Einbettung in einer ganzen Reihe von Merkmalen von der geschriebenen Sprache (Flüchtigkeit, Möglichkeit des Sprecher:innenwechsels, Einsatz para- und nonverbaler Mittel, Verwendung temporal- und lokaldeiktischer Ausdrücke etc.). Aus diesen Gegebenheiten resultieren weitere Eigenschaften der konzeptionellen Mündlichkeit, wie die strukturelle Einfachheit, die Akzeptanz formaler Abweichungen oder die ausgeprägtere Spontaneität und Emotionalität.

Mündlichkeit und Schriftlichkeit – medial und konzeptionell

Mündlichkeit und Schriftlichkeit unterscheiden sich nach Koch/Oesterreicher (1986; 1994) zunächst in medialer Hinsicht: Während schriftliche Kommunikation graphisch realisiert ist (und damit auch fixiert: auf Papier, am Bildschirm oder in anderer Form), ist mündliche Kommunikation phonisch realisiert und damit in der Regel flüchtig, also nicht fixiert. Die Unterscheidung zwischen medialer Schriftlichkeit und Mündlichkeit ist dichotom, was bedeutet, dass eine sprachliche Äußerung nur entweder in der einen oder in der anderen Form vorliegen kann.

Gleichzeitig lassen sich auch in konzeptioneller Hinsicht Unterschiede zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit beschreiben. So sind mündliche Äußerungen typischerweise durch Vertrautheit, formale Einfachheit sowie einen höheren Grad an Spontaneität und Variabilität gekennzeichnet. Schriftliche Äußerungen sind demgegenüber häufig klarer strukturiert, sprachlich komplexer und weniger emotional geprägt. Zusammenfassend lassen sich die beiden Sprachgebrauchsformen auch als Sprache der Nähe (Mündlichkeit) und Sprache der Distanz (Schriftlichkeit) bezeichnen.

Die Unterscheidung zwischen konzeptioneller Mündlichkeit und Schriftlichkeit ist nicht dichotom, sondern graduell; es gibt also Abstufungen. Zudem sind sprachliche Äußerungen möglich, die medial mündlich, konzeptionell aber schriftlich sind (etwa eine Laudatio bei einer Preisverleihung), oder solche, die medial schriftlich, konzeptionell aber eher mündlich geprägt sind (etwa eine Chatnachricht an eine vertraute Person).

Konzeptionelle Mündlichkeit und Schriftlichkeit (n. Koch/Oesterreicher 1994: 588)

Eine zusammenfassende, didaktisch orientierte Darstellung findet sich bei Droll/Betzel (2014a); eine ausführliche Diskussion über die Wirkungsgeschichte und (Weiter-)Entwicklung des Modells bieten Feilke/Hennig (2016).

Diese Merkmale treten jedoch, wie Koch/Oesterreicher (1986; 1994) betonen, nicht in allen medial mündlichen Kontexten auf; es gibt auch Sprechsituationen, in denen die Verwendung konzeptioneller Schriftlichkeit angemessen ist. Demzufolge gehört es zu den Aufgaben des Deutschunterrichts, die Schüler:innen zu einer konzeptionell schriftlichen Verwendung medial mündlicher Sprache hinzuführen.

Was Lehrpersonen vielleicht nicht immer bewusst ist: Die Unterrichtskommunikation ist neben der Kommunikation in Familie und Peer-​Group ein wesentlicher Inputfaktor für die Sprachentwicklung von Kindern und Jugendlichen. Dies muss bei der Planung des Unterrichts stets berücksichtigt werden. Eine Lehrkraft fungiert unweigerlich als (positives oder negatives) sprachliches Vorbild, nicht zuletzt für Schüler:innen mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ):

Die Lehrkraft ist ein wichtiges Sprachvorbild für mehrsprachige Kinder und Jugendliche. Deshalb ist es besonders wichtig, dass sie die Sprache bewusst und kontrolliert einsetzt. Hierzu gehört z. B. langsam, deutlich und grammatikalisch korrekt zu sprechen […]. (Jeuk 2017: 119)

Erläuterung

Eine Zweitsprache (L2) wird in zeitlichem Abstand zur Erstsprache (L1) und – im Gegensatz zur Fremdsprache – überwiegend ungesteuert und nicht institutionell erworben.

Besonderen Stellenwert hat diese Funktion der Lehrperson hinsichtlich des Konstrukts Bildungssprache (Feilke 2012). Ein sicheres Verfügen über die Bildungssprache ist für den Schulerfolg von zentraler Bedeutung.

Bildungssprache

Bildungssprache (→ S. 305 f.) ist die Sprache des Lernens – die Sprachgebrauchsform, die wir vor allem dann verwenden, wenn wir uns Wissen aneignen oder dieses weitergeben möchten. Sie ist unter anderem gekennzeichnet durch syntaktische (z. B. Hypotaxen, Nominalisierungen, umfangreiche Nominalgruppen) und lexikalisch-​semantische (z. B. differenzierende Ausdrücke, Komposita, Fachtermini) Merkmale. Kompetente Sprachverwender:innen greifen in entsprechenden Situationen intuitiv (oder auch gezielt) auf dieses Register zurück, weil es wichtige Funktionen erfüllt: Verdichten, Explizieren, Verallgemeinern und Diskutieren (Feilke 2012).

Schwierigkeiten bei der Rezeption von Bildungssprache (beispielsweise beim Verfolgen eines Vortrags der Lehrkraft oder beim Lesen von Sachtexten) wirken sich negativ auf den Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen aus. Dasselbe gilt für Schwierigkeiten bei der Produktion (etwa bei mündlichen Präsentationen oder beim Verfassen von Texten). Deshalb gehört es zu den wesentlichen Zielen des Deutschunterrichts, die Schüler:innen an die Verwendung von Bildungssprache heranzuführen. Für den Kompetenzbereich Sprechen und Zuhören bedeutet dies, dass möglichst authentische Situationen geschaffen werden, die die Verwendung von Bildungssprache nahelegen (Selimi 2020: 9). Eher nicht hilfreich ist dagegen das unreflektierte Einfordern bildungssprachlicher Mittel in Kontexten, in denen sie nicht erforderlich sind („Bitte im ganzen Satz!“, s. auch Krafft 2019a).

Besonderheiten der Unterrichtskommunikation Die Weiterentwicklung kommunikativer Kompetenz lässt sich jedoch nicht allein durch ein möglichst vollkommenes sprachliches Vorbild erreichen: Schüler:innen müssen die Möglichkeit haben, ihre eigenen mündlichen Fähigkeiten im Unterricht zu erproben und weiterzuentwickeln. Allerdings ist dieses Ziel nur schwer vereinbar mit den institutionellen Bedingungen, unter denen Unterrichtsgespräche stattfinden. Diese Bedingungen unterscheiden sich nämlich deutlich von jenen, denen ‚private‘ beziehungsweise nicht-​institutionelle Gespräche unterliegen:

  • Die Zahl der (potenziellen) Sprecher:innen ist um ein Vielfaches höher.

  • Es besteht ein deutlicher hierarchischer Unterschied zwischen Lernenden und Lehrpersonen.

  • Alles, was von den Schülerinnen und Schülern zum Gespräch beigetragen wird, könnte einer Bewertung durch die Lehrperson unterliegen.

Diese und weitere Bedingungen haben dazu geführt, dass sich im Unterricht bestimmte Rituale und Handlungsmuster herausgebildet haben, die immer wieder unreflektiert praktiziert werden, in anderen Gesprächssituationen jedoch völlig dysfunktional wären und letztlich der Weiterentwicklung kommunikativer Fähigkeiten im Wege stehen (Heller/Morek 2015: 3):

  • Eine teilnehmende Person (in der Regel zunächst die Lehrkraft) hat das Rederecht und vergibt dieses durch Fremdzuweisung. Nach Beendigung eines Beitrags fällt das Rederecht automatisch an die leitende Person zurück.

  • Gesprächsbeiträge, die von Schülerinnen und Schülern geäußert wurden, werden häufig durch die Lehrkraft bestätigt, wiederholt und/oder kommentiert – das sogenannte ‚Lehrer:innenecho‘: Dadurch entstehen dreischrittige Gesprächssequenzen (Initiierung – Respondierung – Evaluierung).

  • Da sich die ausschließliche Weitergabe von Informationen als wenig effektiv erwiesen hat, werden Aufgaben (‚didaktische Fragen‘) gestellt – zum Beispiel im Rahmen eines „Lehrervortrags mit verteilten Rollen“ (Becker-​Mrotzek/Vogt 2009: 66 ff.) oder eines „fragend-​entwickelnden Unterrichts“ (ebd.). Es kommt zu der an sich paradoxen Situation, dass die Lehrperson (die die Antwort kennt) eine...

Erscheint lt. Verlag 12.12.2022
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Schulpädagogik / Grundschule
Schlagworte Bildungsstandards • Deutsch • Deutsch auf Lehramt studieren • Deutschdidaktik • Deutsche Sprache • Deutschlehrer • Deutschunterricht • Deutschunterricht gestalten • Didaktik • Didaktik der deutschen Sprache • Fachdidaktik Deutsch • Gedichtinterpretation • Grammatik • Grammatikunterricht • Grammatik-Werkstatt • IGLU Studie • Inklusion • KMK-Bildungsstandard • Lehramt • Lehramt Deutsch • Lehrbuch • Leseanimation • Lesedefizit • Lesekompetenz • Lesen • Lesestrategie • Leseverständnis • Literatur • Literaturdidaktik • Mediendidaktik • Mehrsprachigkeit • Mindeststandards beim Lesen • PISA Studie • Primarstufe • Rechtschreibung • Rechtschreibunterricht • Schulfach Deutsch • Sekundarstufe • Sprachdidaktik • Textinterpretation • Unterricht • Unterrichtsvorbereitung • VERA Vergleichsarbeiten • Vorlesen • Wortschatz • Zweitspracherwerb
ISBN-10 3-8463-5941-6 / 3846359416
ISBN-13 978-3-8463-5941-9 / 9783846359419
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