»Hätte ich das bloß nie gesagt!« (eBook)

Die neuen besten Interviews
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
352 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-60324-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

»Hätte ich das bloß nie gesagt!« -  Sven Michaelsen
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»Was soll denn jetzt die Frage?« 25 prägende Figuren der Gegenwart treten vor den Spiegel und erzählen Sven Michaelsen mit verblüffender Wahrhaftigkeit von den Rissen und Abgründen, aus denen ihre Energie kommt. Da wächst einer unter Kindermördern und Vergewaltigern auf und wird zum bejubelten Charakterdarsteller im deutschen Film. Eine andere flieht mit 13 vor ihrer asozialen Mutter, bricht die Schule ab - und gewinnt am Ende den Deutschen Buchpreis. Über die Essenz ihres Lebens erzählen unter anderen Anselm Kiefer, Lars Eidinger, Ferdinand von Schirach, Helene Hegemann, Martin Mosebach, Alexander Kluge und Heinz Strunk.

Sven Michaelsen studierte Literatur und Geschichte, war Reporter und Autor beim »Stern«, interviewt für das »SZ-Magazin« seit 2007 die Leitfiguren und Idole unserer Zeit, wurde zwei Mal mit dem »Deutschen Reporterpreis« ausgezeichnet und schrieb neun Bücher. Über Michaelsens Buch »Starschnitte« schrieb der Schriftsteller Rainald Goetz: »Ein unglaublich gutes Buch mit furiosem Tempo. Jeder Satz ein Treffer.« Peter Lückemeier von der »FAZ« urteilte: »Ein wunderbares Buch, das ich nachdrücklich zur Lektüre empfehle.« Über Michaelsens Buch »Das drucken Sie aber nicht!« schrieb der Philosoph Peter Sloterdijk: »Mit seinen Interviews schadet Michaelsen der Dummheit.« Der Schriftsteller Martin Walser urteilte: »Wenn ich an die Gespräche mit Sven Michaelsen denke, kommt es mir vor, als sei es immer die durch ihn bestimmte Distanz gewesen, die das Gespräch so erträglich gemacht hat. Eine Distanz, glaube ich, die auf Freundlichkeit gestimmt war. Eine Distanz ohne Vorurteil. Also kein bisschen zudringlich. Eigentlich ist er ein Intellektueller, der die Sachlichkeit zum Blühen bringt. Und das mit einer mühelos wirkenden Eleganz. Unsereiner kann froh sein, dass es ihn gibt.«

Sven Michaelsen studierte Literatur und Geschichte, war zwanzig Jahre lang Reporter und Autor beim »Stern« und schreibt heute meist für das »SZ-Magazin«. Sein Markenzeichen sind Gespräche mit Leitfiguren und Idolen unserer Zeit, die ihm zweimal den »Deutschen Reporterpreis« einbrachten. Bei Piper sind von ihm erschienen: »Ist Glück Glückssache?«, »Das drucken Sie aber nicht!«, »Am Anfang steht der Größenwahn, am Ende die Demut« und »Sie sind wohl übers Ufer getreten, Sie Rinnsal«.

Sharon Stone


»Entweder du hast Sex mit mir, oder du bist deine Rolle los!«

Die Schauspielerin Sharon Stone über Bestien in Hollywood und einen Bruder, der im großen Stil mit Kokain handelt und zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wird, über ihre niederschmetternden Erfahrungen mit Dating-Apps und einen Arzt, der ohne ihre Zustimmung ihre Brüste vergrößert, über das Leben als Single mit drei adoptierten Kindern und wie es ist, wenn einem als Superstar und Inbild von Sexyness plötzlich Gesundheit, Geld und Ruhm genommen werden

 

Es gibt Ereignisse, die eine Biografie für immer in zwei Teile zerschneiden, in ein Davor und ein Danach. Der Wendepunkt in Ihrem Leben war ein Tag im September 2001.

Mein Leben wurde in Stücke geschlagen. Es begann mit einem Schlaganfall und schweren Blutungen in Kopf und Wirbelsäule, die neun Tage nicht zu stoppen waren. Die Ärzte im Krankenhaus sahen nur eine Möglichkeit, mein Leben zu retten: eine sieben Stunden lange Operation, bei der 23 haardünne Platindrähte in die geschädigte Arterie eingeführt werden sollten. Ich fragte, wie meine Chancen stehen, den Eingriff zu überleben. Die Antwort war vernichtend: »Ein Prozent.« Ich habe überlebt, aber der Schlaganfall hat mir Gesundheit, Geld und Ruhm genommen. Hollywood verzeiht es dir nicht, wenn du von heute auf morgen von der Bildfläche verschwindest. Als ich Jahre später wieder vor einer Kamera stehen konnte, galt ich bei Produzenten als beschädigte Ware. Meine Gagen waren entsprechend.

Was war Ihr erster Gedanke, als Sie im Krankenhaus aus der Narkose erwachten?

Dass es nicht nur um mich geht. Mein Adoptivsohn Roan war erst 18 Monate alt, als ich den Schlaganfall hatte. Als alleinerziehende Mutter Anfang 40 war ich doppelt dankbar, dass die Ärzte mir ein zweites Leben geschenkt hatten. Die ersten Monate brachten mich an meine Grenzen. Ich musste Pillen gegen die Schmerzen nehmen und Pillen gegen die durch die Schmerzen verursachten Depressionen. Es dauerte Jahre, bis ich genügend Kraft in mir spürte, um noch zwei weitere Söhne zu adoptieren. Heute sind meine Kinder 16, 17 und 22. Ihre Mutter zu sein war die beste Entscheidung meines Lebens. Wer von Film zu Film hetzt, bleibt immer im Modus des Rollenspielers. Irgendwann bist du besser darin, ein anderer zu sein als du selbst. Durch das ständige Nicht-du-selbst-Sein verlierst du deine wahre Stimme und verhältst dich immerfort so, als ob du in irgendeiner Filmszene aufträtest. Das Fatale ist, du selbst spürst nicht, dass du posierst statt zu leben. Von einem Star erwarten die Leute, dass er glücklich zu sein hat. Sonst heißt es: »Dieser Mensch hat doch alles. Warum beklagt der sich? Der sollte mal mein Leben kennenlernen!« Es kostet aber sehr viel Energie, für andere glücklich auszusehen, wenn man es nicht ist.

In welchem seelischen Zustand waren Sie, als Sie das Krankenhaus verließen?

In manchen Momenten hatte ich das unheimliche Gefühl, die Operation habe meine DNA verändert. Plötzlich aß ich Curry-Gerichte gern und reagierte allergisch auf einige meiner Lieblingsgerichte. Viel schlimmer war, dass mein Körper mir nicht mehr gehorchte. Mein Gesicht hing schief, ich stotterte fünf Monate lang, und beim Gehen zog ich ein Bein nach. Ich konnte zwei Jahre lang nicht lesen und hatte mein Kurzzeitgedächtnis verloren. Jeden Tag musste ich mir die gleichen demütigenden Fragen stellen: Wo ist die Teetasse, die du gerade abgestellt hast? Warum hast du ein Telefon in der Hand? Wen wolltest du damit anrufen? Dazu kam die Paranoia: Wem kann ich in meiner Hilflosigkeit vertrauen? Wer wird mir zur Seite stehen, statt mich an die Boulevardmedien zu verkaufen?

Nachdem Bruce Willis sich von ihr getrennt hatte, wurde Demi Moore süchtig danach, Spielwaren und Puppen für sich zu kaufen. Sie sagt über diese Zeit: »Ich weiß heute, dass meine Sammelobsession mich davon abhielt, etwas weitaus Schlimmeres zu tun.« Hatten Sie ebenfalls Suizidgedanken?

Nein. Die Mutter von Demi war eine Alkoholikerin, die ihre minderjährige Tochter als Lockvogel für Männer mit Geld missbraucht hat. Unsere Biografien sind nicht vergleichbar. Meine Großmutter pflegte zu sagen: »Wer damit droht, sich umzubringen, der soll es gefälligst auch tun.« Möglicherweise war es ihre Stimme in meinem Kopf, die Suizid für mich ausschloss.

Wie hat der Schlaganfall Ihre Persönlichkeit verändert?

Ich musste lernen, anderen wirklich zuzuhören und zu akzeptieren, mich wie ein Kind behandeln zu lassen, dem dauernd Vorschriften gemacht werden. Die wichtigste Veränderung war mein Entschluss, künftig stets bei der Wahrheit über mich zu bleiben. Wenn du kein Kurzzeitgedächtnis mehr hast, ist es sinnlos zu lügen. Um mit einer Lüge durchzukommen, musst du dich am nächsten Tag noch an sie erinnern können, denn sonst verhedderst du dich dauernd in Widersprüchen.

Leiden Sie bis heute unter körperlichen Spätfolgen?

Meine Hörfähigkeit ist beeinträchtigt, und wenn bei einer Besprechung fünf Leute durcheinanderreden, wird der Druck in meinem Kopf so stark, dass ich »Ruhe!« rufen muss. Auch meine Geschicklichkeit hat gelitten, und ich muss damit leben, dass ich seit 21 Jahren jeden Tag Schmerzen habe. Trotz allem halten die behandelnden Ärzte den Grad meiner Genesung für ein Wunder.

Vier Jahre nach dem Sensationserfolg als bisexuelle Eispickel-Killerin in Basic Instinct wurden Sie 1996 für Ihre Rolle in Martin Scorseses Casino mit einem Golden Globe und einer Nominierung für den Oscar geehrt. Fünf Jahre später kam wegen Ihres Schlaganfalls das Aus. Kann man einen Sturz vom Olymp jemals verwinden?

Ich war zehn Jahre lang ein Superstar. Aber egal wie glamourös deine Karriere war, wenn du längere Zeit aus dem Geschäft raus bist, musst du dich am Ende der Schlange anstellen, um wieder eine Rolle zu bekommen. John Travolta ist diesen dornigen Weg ebenso gegangen wie Robin Williams. Ich spiele bis heute Rollen, die mich gelegentlich stolz machen, und arbeite mit namhaften Regisseuren wie Steven Soderbergh. Neben der Schauspielerei habe ich viele Millionen Dollar Spenden gesammelt für Obdachlose und HIV-Infizierte. Im Scheinwerferlicht zu stehen, gibt dem Leben keinen Sinn, Menschen zu helfen schon. Ich vermisse die alte Version von Sharon Stone nicht. Ein großes Ego ist ein großes Hindernis auf dem Weg zu dir selbst.

Wie viel Geld haben Sie für Basic Instinct bekommen?

500 000 Dollar. Später erfuhr ich, dass Michael Douglas 14 Millionen Dollar bekommen hatte. In Hollywood galten Männer zu jener Zeit als das Steak auf dem Teller, Frauen waren lediglich die Salatbeilage. Fairerweise sollte ich hinzufügen, dass sich meine vorherigen Filme als Kassengift entpuppt hatten und ich bei der Vertragsunterzeichnung bereits 32 war. Ich wuchs aus einem Geschäft heraus, in das ich noch gar nicht richtig hineingewachsen war. Basic Instinct war meine letzte Chance, ein Star zu werden.

Nach Ihrem Schulabschluss wurden Sie Model, lebten in New York und verdienten bis zu 10 000 Dollar am Tag. Wie sind Sie an Ihre erste Filmrolle gekommen?

Ein Bekannter von mir vermittelte Statisten für Filmproduktionen. Er sagte: »Woody Allen sucht Komparsen für seinen neuen Film Stardust Memories. Bewirb dich.« Zum Casting kam ich auf Rollerskates. Woody Allen sah mich zehn Minuten lang schweigend an. Dann hieß es, ich könne jetzt gehen. Am nächsten Tag sagte man mir am Telefon, eine Nebenrolle sei frei geworden, ich könne sie haben. In der ersten Filmszene meines Lebens sollte ich in einem Zug die Fensterscheibe küssen. Woody Allen gefiel offenbar, was er sah, und er schrieb mir ein paar zusätzliche Sätze ins Drehbuch. Ich war 20 Jahre alt und glaubte, die Pforte zum Paradies habe sich aufgetan.

Bei Paul Verhoevens Science-Fiction-Film Total Recall bekamen Sie es mit Arnold Schwarzenegger zu tun. Eine angenehme Erfahrung?

Mehr als das. Arnold gab mir zwei entscheidende Tipps für den Umgang mit Journalisten. Erstens: Antworte auf die Fragen, die der Journalist hätte stellen sollen, statt auf die Fragen, die er dir stellt. Zweitens: Wenn ein Journalist dich bei einem Thema in die Ecke drängt, frag ihn was über sein Leben. Das schmeichelt seiner Eitelkeit so sehr, dass er sein Thema vergisst.

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Erscheint lt. Verlag 27.4.2023
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alexander Kluge • Anselm Kiefer • Boulevard • David Hockney • Detlev Buck • Edgar Selge • Ferdinand von Schirach • Gespräche • Heinz Strunk • Helene Hegemann • Idole • Intellektuelle • Interviews • Joachim Meyerhoff • Julian Schnabel • Lebensgeschichten • Lebensweisheiten • Personen des öffentlichen Lebens • Promi Interviews • Schicksale • Sharon Stone • Weisheiten Buch
ISBN-10 3-492-60324-6 / 3492603246
ISBN-13 978-3-492-60324-9 / 9783492603249
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