Biographische Verknüpfungen (eBook)

Zwischen biographiewissenschaftlicher Forschung, Theoriebildung und Praxisreflexion
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
412 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-45310-1 (ISBN)

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Biographische Verknüpfungen -
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Als sozialwissenschaftliches Konzept ist Biographie für empirische Forschung und Theoriebildung in verschiedenen Disziplinen relevant, aber auch für die Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Praxis in Erziehung und Bildung, sozialer Arbeit oder Pflege. Bettina Dausien hat mit ihren empirischen, theoretischen und methodologischen Beiträgen die Biographieforschung sowohl in der Erziehungswissenschaft als auch in der Soziologie über Jahrzehnte hinweg wesentlich mitgestaltet. Die zentralen Gegenstände ihrer Arbeit sind Bildung und Sozialisation, Bildungsbiographien und biographisches Wissen sowie Verhältnisse sozialer Ungleichheit, insbesondere im Bereich der Geschlechterforschung. Die in diesem Band versammelten Texte knüpfen auf unterschiedliche Weise an ihre Arbeit und diese Themen an, führen angefangene Überlegungen weiter und leisten damit zugleich einen Beitrag zu aktuellen Debatten in der Biographieforschung und darüber hinaus.

Daniela Rothe, Dr. phil., ist Erziehungswissenschaftlerin und Leiterin des Schreibzentrums an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck. Dorothee Schwendowius ist Professorin für Internationale und Interkulturelle Bildungsforschung an der Universität Magdeburg. Nadja Thoma, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien. Christine Thon ist Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung an der Universität Flensburg.

Daniela Rothe, Dr. phil., ist Erziehungswissenschaftlerin und Leiterin des Schreibzentrums an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck. Dorothee Schwendowius ist Professorin für Internationale und Interkulturelle Bildungsforschung an der Universität Magdeburg. Nadja Thoma, Dr. phil., ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien. Christine Thon ist Professorin für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlechterforschung an der Universität Flensburg.

Biographische Verknüpfungen – zum Anlass und Aufbau des Bandes


Daniela Rothe, Dorothee Schwendowius, Nadja Thoma, Christine Thon

»Biographie« ist als Begriff ebenso Teil der Alltagswelt wie der Kunst und Literatur und der Wissenschaft, insbesondere der Human- und Sozialwissenschaften. Als sozialwissenschaftliches Konzept ist Biographie relevant für empirische Forschung und Theoriebildung, aber auch für verschiedene Praxiskontexte in Erziehung und Bildung, sozialer Arbeit oder Pflege. Insofern zeichnen sich die wissenschaftlichen Verwendungsweisen des Biographiekonzepts durch eine interdisziplinäre Vielstimmigkeit im Spannungsfeld von Theorie-Empirie-Bezügen und Praxisreflexion aus. Daraus resultiert ein weites Spektrum von biographischen Zugängen. Das gilt selbst dann, wenn man sich auf die Biographieforschung mit ihren unterschiedlichen methodologischen Orientierungen und methodischen Herangehensweisen beschränkt.

Bei aller methodologischen Heterogenität sind jedoch immer Bezüge zwischen den durchaus unterschiedlichen Perspektiven präsent. »Biographie« als konzeptioneller Fluchtpunkt ermöglicht Verknüpfungen zwischen methodologischen Debatten und Praxisreflexion, zwischen empirischer Forschung und Professionalisierung sowie zwischen gegenstandbezogener Theoriebildung und Gesellschaftsanalyse.

Bettina Dausiens Arbeiten stehen in besonderer Weise für das Herstellen solcher Querverbindungen: Neben der Verknüpfung von Theorie(bildung) und Empirie, Methodologie und Methode sowie von Forschung und Praxisreflexion hat sie in der Biographieforschung interdisziplinäre Verbindungen zwischen Soziologie und Erziehungswissenschaft etabliert und gestärkt. Zudem hat sie mit dem Biographiekonzept Perspektiven auf Bildung und Sozialisation zusammen gedacht und namentlich Geschlechterforschung und Biographieforschung wegweisend miteinander verschränkt. Verknüpfungen sind für Bettina Dausien jedoch auch relevant für die Form der Erkenntnisproduktion. Ihr Arbeitsstil ist geprägt von Kollaboration und dem kontinuierlichen Versuch, wissenschaftliche Praxis und Bildungspraxis kooperativ aufeinander zu beziehen.

Das Anknüpfen an diese Form der interdisziplinären und vernetzenden Forschungspraxis war leitend für die Entstehung des vorliegenden Bandes, mit dem Bettina Dausiens wissenschaftliche Leistungen und Publikationen ebenso gewürdigt werden wie die persönliche Inspiration, die Beitragende und Herausgeberinnen im gemeinsamen Arbeiten in verschiedenen Forschungs-, Lehr-, Publikations- und Praxiszusammenhängen erfahren haben. Daher sind die Beiträge dieses Bandes gewissermaßen im Dialog mit Bettina Dausiens Arbeiten entstanden. Die Autor:innen greifen verschiedene ›Fäden‹ auf, die sie mit Bettina Dausiens Arbeiten verbinden, und verknüpfen sie mit ihren eigenen Forschungsthemen und Fragen. Die hier versammelten Beiträge machen deutlich, wie Bettina Dausiens Arbeiten in unterschiedlichen Kontexten aufgenommen und diskutiert werden, und zeigen, dass sie vielfältige Anregungen und Impulse zum Teil auch über ihre ursprünglichen Kontexte hinaus entfalten.

Diese Verknüpfungen, die manchmal explizit und manchmal eher implizit, häufig mehrdimensional und daher »unordentlich« sind oder sich überkreuzen, lassen sich kaum in eine lineare Darstellung überführen, zu der das Format des Sammelbands jedoch zwingt. Die gewählte Ordnung der Abschnitte und Beiträge ist daher nur eine von mehreren möglichen Varianten, und es lassen sich durchaus weitere und andere Bezüge zwischen den einzelnen Texten herstellen. Ebenso zeigen sich vielfältige Verknüpfungen zu aktuellen und schon länger anhaltenden Diskussionen in der Biographieforschung, in denen Bettina Dausien sich engagiert oder für die die Rezeption ihrer Arbeiten von großer Relevanz ist. Dazu gehören grundlegende Konzeptualisierungen des Biographiebegriffs und biographischer Forschung (z.B. Alheit/Dausien 2000, 2009; Dausien 2022a; Dausien/Hanses 2016, 2017) ebenso wie Debatten über Biographie und Bildung über die Lebenszeit (z.B. Alheit/Dausien 2018) und Biographie und Sozialisation (z.B. Dausien 2018). Weitere Verbindungen ergeben sich zu Diskussionsbeiträgen, die Biographie im Kontext sozialer Differenzordnungen und Ungleichheitsstrukturen reflektieren, vor allem in Bezug auf Geschlechter-, Klassen- und migrationsgesellschaftliche Verhältnisse (z.B. Dausien 1996; Dausien u.a. (Hg.) 2015; Dausien/Thoma in Druck). Darüber hinaus ergeben sich Anschlüsse an theoretische und methodologische Debatten, etwa zum Verhältnis von Biographieforschung und anderen rekonstruktiven Methoden, sowie zu Verhandlungen der Bedeutung biographieorientierter Zugänge in verschiedenen pädagogischen Praxisfeldern und für die Professionalisierung von Pädagog:innen.

In dem Bewusstsein, dass mit der gewählten Ordnung nicht alle relevanten Verknüpfungen gleichermaßen und unmittelbar sichtbar gemacht werden können, und im Vertrauen darauf, dass die unterschiedlichen Perspektiven der Lesenden weitergehende Anschlüsse produzieren werden, haben wir uns für folgenden Aufbau dieses Bandes entschieden: Die beiden ersten Abschnitte versammeln einen Teil der Beiträge zunächst im Blick auf ihre Forschungsgegenstände. Bildungsinstitutionen und biographische Übergänge (Teil 1) sind Gegenstände, denen sich Bettina Dausien ebenso häufig gewidmet hat wie Arbeiten, die von ihren Forschungen inspiriert sind. Das gilt auch für Differenzverhältnisse und Subjektivitäten (Teil 2), die insbesondere in Verknüpfungen von Biographie-, Ungleichheits-, Geschlechter- und Migrationsforschung zum Thema werden. Ein weiterer Abschnitt widmet sich dem Verhältnis von Biographieorientierung und pädagogischer Professionalität (Teil 3). Die hier gebündelten Beiträge stellen Bezüge zwischen Biographieforschung und -theorie und Fragen pädagogischer Professionalisierung in verschiedenen pädagogischen Praxisfeldern her. Der Bedeutung biographischer Zugänge in der Bildungsarbeit gehen mehrere Beiträge in dem Abschnitt Zeitgeschichte und biographische Reflexion (Teil 4) nach. Methodisch-methodologische und forschungspraktische Fragen liegen quer zu vielen anderen Diskussionen, die in dem Band geführt werden. Explizit adressiert werden solche Fragen im abschließenden Kapitel zu Methodologie und Praxis der Biographieforschung (Teil 5) mit Beiträgen, die im Dialog mit Bettina Dausien angestoßene Überlegungen weiterführen und erörtern.

1.Bildungsinstitutionen und biographische Übergänge


Die Auseinandersetzung mit biographischen Übergängen bildet einen zentralen Gegenstandsbereich biographiewissenschaftlicher Forschung, steht er doch exemplarisch für die Wechselbeziehung zwischen institutionellen Regulierungen des Lebenslaufs und darauf bezogenen Biographisierungsprozessen. Bildungsinstitutionen spielen in diesem Zusammenhang eine bedeutende Rolle; sie sind in teils widersprüchlicher Weise in die Erzeugung biographischer Übergänge und die (Re-)Produktion gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse involviert (vgl. Dausien u.a. 2009; Dausien/Rothe/Schwendowius 2016). Die zunehmende Komplexität von Übergängen (vgl. Walther/ Stauber 2013), die damit verbundenen Anforderungen und Zumutungen an die Subjekte sowie die Formen ihrer biographischen ›Bearbeitung‹ sind Gegenstand der in diesem Abschnitt versammelten Beiträge. Dabei rücken verschiedene biographische und institutionelle Übergänge ins Zentrum, die auf unterschiedliche Weise in Bezug zu Bettina Dausiens Arbeiten stehen.

Unter der Überschrift »Wissenschaft und Ruhestand – Überlegungen aus gegebenem Anlass« setzt sich Gerhard Kluchert mit dem biographischen Übergang von Professor:innen in den Ruhestand auseinander und entwirft darauf bezogene Forschungsperspektiven. Ausgehend von Martin Kohlis Konzept des Lebenslaufs als soziale Institution werden zunächst in historischer Perspektive Besonderheiten des Übergangs in den professoralen Ruhestand aufgezeigt. Empirisch ist das Thema bisher erst ansatzweise erforscht. Ausgehend von vorliegenden Befunden, die sich allerdings nur auf Professoren beziehen, präsentiert Gerhard Kluchert Ergebnisse einer eigenen explorativen Recherche zu den (berufs-)biographischen Übergängen von »Pionierinnen« der Geschlechterforschung. Dabei deutet sich an, dass viele von ihnen auch nach dem Übergang in den Ruhestand ...

Erscheint lt. Verlag 22.6.2022
Reihe/Serie Biographie- und Lebensweltforschung
Biographie- und Lebensweltforschung
Co-Autor Peter Alheit, Helmut Bremer, Julia Demmer, Anna-Katharina Draxl, Gert Dressel, Andreas Hanses, Merle Hinrichsen, Christiane Hof, Helga Kelle, Gerhard Kluchert, Andrea Lange-Vester, Universität Bielefeld, Astrid Messerschmidt, Günter Müller, Beatrix Niemeyer, Amos Postner, Gerhard Riemann, Daniela Rothe, Kirsten Sander, Fritz Schütze, Dorothee Schwendowius, Nadja Thoma, Christine Thon
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bettina Dausien • bildungsbiografien • Bildungsbiographien • Biografieforschung • Biographieforschung • Differenz • Erziehungswissenschaften • Pädagogik • Professionalisierung • Rekonstruktive Sozialforschung
ISBN-10 3-593-45310-X / 359345310X
ISBN-13 978-3-593-45310-1 / 9783593453101
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