Pädagogische Wissenschaft in der DDR

Ideologieproduktion, Systemreflexion und Erziehungsforschung. Studien zu einem vernachlässigten Thema der Disziplingeschichte deutscher Pädagogik
Buch
628 Seiten
2022
Verlag Julius Klinkhardt GmbH & Co. KG
978-3-7815-2532-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pädagogische Wissenschaft in der DDR - Heinz-Elmar Tenorth, Ulrich Wiegmann
44,90 inkl. MwSt
Die Berliner Bildungshistoriker geben mit ihren Analysen erstmals eine historiographisch fundierte und systematisch grundierte Geschichte der Entwicklung und des Status der wissenschaftlichen Pädagogik der DDR.
Die Berliner Bildungshistoriker geben mit ihren Analysen erstmals eine historiographisch fundierte und systematisch grundierte Geschichte der Entwicklung und des Status der wissenschaftlichen Pädagogik der DDR. Sie wird nicht mehr allein ideologiepolitisch und -kritisch als Erfüllungsgehilfin der SED-Bildungspolitik interpretiert, sondern in ihrer eigenen Praxis als ein System differenter Wissensformen umfassend analysiert. Als wissenschaftliche Pädagogik hat sie sich von 1945 bis 1989 im konflikthaften Feld zwischen Wissenschaft und Politik, pädagogischer Praxis und erziehungswissenschaftlicher Forschung, zentralen Institutionen und individueller Arbeit zu einer Disziplin eigener Gestalt entwickelt, im Prozess zunehmend mehr auch nach ihrem Selbstverständnis eine forschende Disziplin in einem schwierigen und hoch politisierten Kontext.Bildungsgeschichte.Forschung - Akzente - Perspektiven

Tenorth, Heinz-Elmar (geb. 1944), von 1979-1991 Prof. Goethe-Universität Frankfurt, von 1991-2011 Prof. für Historische Erziehungswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB), Arbeitsschwerpunkt: Geschichte und Theorie pädagogischen Wissens.

Wiegmann, Ulrich (geb. 1952), 1983 Prom. u. 1990 Habil. an der Akad. d. Päd. Wiss. der DDR, 1994 an der HUB, 1991-2017 Bildungshistoriker am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung/ Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF) in Berlin. 1995 Priv.-Doz., 2010 apl. Prof. an der HUB.

Vorwort ..........................................................................................................11
Teil I
Thema, Analyseperspektiven, historischer Rahmen
1 Einleitung
Wissenschaftliche Pädagogik und Erziehungsforschung in der DDR –
die spannungsreiche Symbiose differenter Wissensformen.
Thema und Analyseperspektiven, Aufbau und Thesen der Untersuchung ....17
2 Erziehungswissenschaft im Prozess
Pädagogik und Erziehungswissenschaft in SBZ und DDR –
eine historische Skizze ihrer Struktur und Geschichte im Kontext der
deutschen Bildungsgeschichte .....................................................................35
Analyseprobleme – Erziehungswissenschaft nach 1945 – die
Ausgangslage: Emigration, Remigration, personelle Neuordnung,
Entkonfessionalisierung, institutionelle Ordnung, disziplinärer Ort,
Dimensionen und Phasen der Neuordnung – sozial-kommunikative
Infrastruktur und gesellschaftliche Funktion – Wissenschaftspraxis:
Innovation, Politisierung, Stagnation, exemplarische Analysen:
Jugendforschung, Geschichte der Pädagogik, Pädagogische
Historiographie, Schule als Thema zwischen Forschung und Politik,
Erziehungswissenschaft zwischen Erneuerung und Stagnation –
Selbstverständnis und methodischer Anspruch der Pädagogik in der SBZ
und DDR – Erziehungswissenschaft im Vereinigungsprozess
Teil II
Die Konstruktion der wissenschaftlichen
Pädagogik: Akteure, Standardbild, Funktion und
Wissenschaftspraxis
3 Konstruktionsprozesse – Verortung in der Tradition, eigene neue Ambition
3.1 Robert Alt – Die Konstruktion einer kommunistischen Biographie
als Referenz ..........................................................................................83
Autobiographische Quellen – frühe Lebensbilder – Umgang mit dem
Tabu der jüdischen Herkunft und der SPD-Mitgliedschaft – soziale
Herkunft und Studium – Konzentrationslagerhaft – Fortschreibung
statt Forschung und „Neubewertung“
3.2 Robert Alt – Theorie als Referenz: vergessene, verschwiegene und
verdrängte Ursprünge des marxistischen Erziehungsbegriffs
bei Robert Alt ......................................................................................98
Alts Erziehungsbegriff – autobiographische Antworten – pädagogische
Soziologie – soziologische Pädagogik – diskursive und biographische
Konstellationen – Verdrängung geistiger Wurzeln
3.3 Heinrich Deiters – Eine sozialdemokratische Biografie: berufliche
Ausgrenzung und erziehungswissenschaftliche Remigration ...............117
Ausgrenzung – „erziehungswissenschaftliche Emigration“ –
„publizistische und disziplinäre Emigration“ –
„bildungspolitische und erziehungswissenschaftliche Remigration“
3.4 Robert Alt und Heinrich Deiters – Die Rolle der sozialistischen
Pädagogik in Universität und Lehrerbildung von SBZ und DDR ......136
Beruflicher Neubeginn 1945 – universitäre Lehrerbildung –
historisch-materialistische Erziehungswissenschaft – „marxistische“
und „historisch-materialistische“ Lehrerbildung – Verteidigung der
Fakultät
4 Das Normalmodell wissenschaftlicher Pädagogik der DDR:
akademische und politische Referenzen
4.1 Die Disziplinelite – Institutionen und Akteure, Karl-Heinz Günther
und Gerhart Neuner, DPZI und APW: Historische Rolle und
Selbstbeobachtung post festum ..........................................................153
Erste Ebene: Komposition: Umfang – Quellen – Zeit der
Selbstreflexion – autobiographische Intention – Lebensumstände –
Personen – Selbstbilder – zweite Ebene: Dissonanzen
4.2 Die Ambivalenz der Tradition –
Eberhard Mannschatz und Makarenko. Exegetische Konstrukte als
Theoriepotential .................................................................................171
„Tradition und Erbe“ – Eberhart Mannschatz: ein Exempel
für Traditionsaneignung – Mannschatz, Makarenko und die
Kollektiverziehung – politisch-pädagogische und akademische
Adaption eines Klassikers: Traditionsaneignung als Konstruktion
einer pädagogischen Dogmatik, Forschung statt Dogmatik,
Thesen und Risiken alternativer Argumentation, „Umerziehung“ –
„individualistische“ Verfehlung als Herausforderung – der Klassiker
als Systematiker – Makarenko als Referenz für Theoriebildung –
Konfrontative Erfahrungen – selektiv-apologetische Retrospektion:
Mannschatz und seine pädagogisch-politischen Traditionskonstrukte
nach 1990: 1989/90 als Herausforderung, Makarenko und die
fortdauernde Geltung der Tradition, Jugendhilfe in der Kontroverse:
Wandel und Selektivität der Wahrnehmung, Abwehr von
Verantwortung, Theoriebildung nach Makarenko: semantische
Transformation, Kontinuität des Grundgedankens – Ambivalenz der
Traditionskonstruktion: ein Fazit
4.3 Pädagogik zwischen Eigenlogik und Politik: Pädagogik
und Erziehungswissenschaft im Lichte
und im Dienste der Staatssicherheit ...................................................230
DPZI und MfS 1949 bis 1970 – APW und Staatssicherheitsdienst
1970 bis 1990 – IM im Unruhestand 1989/90
4.4 Defizitkompensation: Operativ-materialistische
Pädagogik des Staatssicherheitsdienstes ..............................................248
Grundsätze – materialistische Pädagogik und Psychologie – Eingriffe
in das bewusstseinsverstimmende gesellschaftliche Sein – operativmaterialistische
Pädagogik und sozialtechnische Manipulation:
Vorbeugung als Erziehung, Vorbeugung – Zersetzung: Isolierung,
Verunsicherung, Raum-Zeit-Manipulation, subtile Destruktion
5 Wissenschaftspraxis
5.1 Wegmarken pädagogischer Wissenschaftsgeschichte
in der frühen DDR (1945-1953) .......................................................299
Von der Gemeinschafts- zur Kollektivpädagogik: quantitative und
qualitative Befunde: Kritik, Substitution – der 17. Juni 1953 als
erziehungswissenschaftliche Zäsur – Sowjetisierung: zur Entwicklung
des Verhältnisses von „Sowjetpädagogik und pädagogischer
Wissenschaft: die Adaption des sowjetpädagogischen Vorbilds
1947/48-1953, nach Stalins Tod und dem 17. Juni, vom Umkreis
des Mauerbaus bis zur Mitte der 1980er Jahre, Sowjetpädagogik vs.
Pädagogik in der Sowjetunion
5.2 Bildungssystemzentrierte Gegenstandskonstitution:
Allgemeinbildungstheorie statt Allgemeiner Pädagogik ......................343
Robert Alts gesellschaftstheoretische Begründung der sozialen und
demokratischen Schulreform – die Durchsetzung des funktionalen
Erziehungsbegriffs – das Hochschullehrbuch Pädagogik –
Allgemeinbildungstheorie anstatt Allgemeiner Pädagogik
5.3 Die Diskussion des Verhältnisses
von Theorie und Praxis 1946-1989 ....................................................362
Erziehungsverhältnisse, Schulreform und erziehungswissenschaftliche
Selbstverständigung 1946-1950 – das Theorie-Praxis-Verhältnis
zwischen Parteilichkeit und Wissenschaftsanspruch während der
sozialistischen Experimentierphase 1951-1959 – das Ende der
Experimentierphase – „Marxismus-Leninismus“ und pädagogische
Wissenschaft – zum Verhältnis von Theorie und Praxis im letzten
Jahrzehnt der DDR
Teil III
Wissenschaftliche Pädagogik auf dem Weg zur
Erziehungswissenschaft
6 Erziehungsforschung – historiographisch, empirisch, philosophisch
6.1 Die „Geschichte der Erziehung“ in ihrer 14. Auflage –
Evaluationskonflikte im Wissenschaftssystem .....................................427
Vorgeschichte – die 14. Auflage: eine unendliche Geschichte –
die externe Begutachtung – Resümee
6.2 Konstruktion und Anspruch Empirischer Erziehungsforschung
in der DDR zwischen Theorie und Politik .........................................455
Kommunistische Erziehung: zum Umgang mit einem schwierigen
Problem – die politische Vorgabe eines neuen Themas: Akzeptanz
und Distanz in der Erziehungsforschung, Sequenzen der Arbeiten
– Phasen der Themenfindung, Akteure innerhalb und außerhalb
der Erziehungsforschung: Praktiken der Themenfindung und
Konkretisierung international und in der APW, Referenzen der
Themenkonstruktion: Forschungspartner und politische Absicherung
– von der Konvention der Forschungspraxis zur Theoriearbeit:
Etappen der theoretischen Dekomposition, Methodisierung,
Empirisierung und die Folgeprobleme – Forschungsbefunde:
politische Bewertung und theoretische Diskussion, Forschungsbefund:
das Scheitern der DDR-Erziehungspolitik, mehr Theoriearbeit, das
Grundproblem: Erziehungsforschung ohne angemessene Theorie
– Rezeption und Wirkung der Forschung zur kommunistischen
Erziehung – Erziehungsforschung in der DDR: Erkenntnisfortschritt
ohne politische Anerkennung, politische Selbstbindung als
Theorieproblem
6.3 „Allgemeine Pädagogik“ – Erziehungswissenschaft auf der
wiederkehrenden Suche nach ihren Grundlagen .................................518
„Allgemeine Pädagogik“ als Thema und Problem in der Geschichte der
Erziehungswissenschaft der DDR – Grundlagentheorie – ihre Dynamik
zwischen Allgemeiner Pädagogik und Allgemeinbildungskonzepten:
die dominant praktizierte Lösung – Selbstirritation durch
ambitionierte Zielvorgaben – „Persönlichkeit“ als Thema und
Mythos – „Pädagogik in Philosophie und Praxis“: eine DDRKritik
der Grundlagenarbeit in der DDR-Pädagogik – Allgemeine
Pädagogik angesichts der Empirie – Methodologiereflexion und
Syntheseerwartungen: unvollendete Ambitionen – wie erklärt sich die
Dauerhaftigkeit des Scheiterns der Grundlagenarbeit?
7 Rückblick: Wissenschaftliche Pädagogik der DDR:
Struktur und Dynamik ihrer Wissensformen – ein Fazit ......................... 553
Die pädagogischen Wissenschaften der DDR – System-Umwelt-
Beziehungen und Wissensformen – Pädagogik im Kontext
von Politik und Gesellschaft – Erziehungswissenschaft als
Systembetreuungswissenschaft – die Innenwelt der Außenwelt:
Erziehungswissenschaft als spannungsreiche Symbiose
differenter Wissensformen – Exkurs: „Sonderpädagogik“ –
Rehabilitationspädagogik – „Defektologie“; das implizite
Forschungspotential in der Praxis der Wissensformen –
Fazit: Wissenschaftliche Pädagogik der DDR – eine Praxis
zwischen Intention und Funktion, Ideologie und Forschung,
Selbstunterwerfung und Distanz
Quellen und Literatur .................................................................................589

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Bildungsgeschichte. Forschung - Akzente - Perspektiven
Verlagsort Bad Heilbrunn
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Allgemeines / Lexika
Schlagworte Bildungsgeschichte • DDR • DDR-Pädagogik • Deutschland • Historische Erziehungswissenschaft • Kommunistische Erziehung, • Marxismus-Leninismus • Politik • SED-Bildungspolitik • Sowjetpädagogik • Sozialistische Erziehung • Wissenschaftsgeschichte
ISBN-10 3-7815-2532-5 / 3781525325
ISBN-13 978-3-7815-2532-0 / 9783781525320
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich