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252 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-7565-1143-3 (ISBN)
Barbara Effenberg ist Psychologin, Pädagogin, Sonder- und Heilpädagogin und Coach. Seit vielen Jahren begleitet sie Familien in intensiven Lebensabschnitten in ihrer Privatpraxis südlich von Wien. Privat ist sie Mama in einer großen Patchworkfamilie. Vor fast zehn Jahren ist sie auf Homeschooling bzw. häuslichen Unterricht gestoßen und für die Bildung ihrer Kinder dabei geblieben.
Barbara Effenberg ist Psychologin, Pädagogin, Sonder- und Heilpädagogin und Coach. Seit vielen Jahren begleitet sie Familien in intensiven Lebensabschnitten in ihrer Privatpraxis südlich von Wien. Privat ist sie Mama in einer großen Patchworkfamilie. Vor fast zehn Jahren ist sie auf Homeschooling bzw. häuslichen Unterricht gestoßen und für die Bildung ihrer Kinder dabei geblieben.
Lesen ist Abenteuer im Kopf
„Wenn Sie möchten, dass Ihre Kinder intelligent sind, lesen Sie ihnen Märchen vor. Wenn Sie möchten, dass sie intelligenter sind, lesen Sie ihnen mehr Märchen vor.“
(Albert Einstein)
Die Erfindung der Schrift war zweifellos eine der bedeutendsten der Menschheit. Nach der Verwendung des Feuers und der Entwicklung der Sprache, war es nun möglich Informationen weiterzugeben, ohne persönlich Kontakt zu haben. Noch entscheidender war jedoch, dass Wissen jeglicher Art, etwa über Heilpflanzen, Reiserouten, aber auch Geschichten, über die Zeit bewahrt werden konnten. Mündliche Weitergabe hatte immer schon das Problem, dass sich der Inhalt mit jedem Erzählen verändert. Schon nach ein paar Jahren ist vielleicht nur noch der harte Kern der ursprünglichen Geschichte übrig.
Heute ist die Schrift der Schlüssel zu fast allem. Das merkt man spätestens, wenn man ein Land besucht, in dem alles, aber auch wirklich alles, in einer anderen Schrift geschrieben steht. Straßennamen geben uns wichtige Hinweise, wo wir uns befinden. Warnhinweise beschützen vor Gefahren. Fällt das weg, verlieren wir schnell die Orientierung und fühlen uns hilflos.
Immerhin 15 Prozent der Erwachsenen in Österreich sind von dem Problem ebenso betroffen, denn sie können nicht ausreichend lesen und schreiben. Nicht anders geht es Kindern, denen sich ein großer Teil ihrer Welt nicht erschließt, weil sie die Buchstaben nicht beherrschen. Nicht lesen zu können grenzt aus. Schreiben und lesen zu können, ist hingegen der Schlüssel zur Welt und das wissen schon die Kleinsten. Sie beobachten uns, wie wir aus schwarzen Zeichen in Büchern wunderbare Geschichten zaubern, wir singen Lieder aus Liederbüchern und lesen Zeitungen. Auf allem, was wir kaufen sind Buchstaben, auf dem Parkschein, den wir lösen und auf der Einladung zum Kinderfasching.
Junge Menschen, die nicht ausreichend gut lesen können, haben zwangsläufig Probleme beim Lernen. Das kann durch eine Lese- Rechtschreibschwäche entstehen oder auch durch mangelnde Übung. Wer sich anstrengen muss zu lesen, tut es nicht gern und oft leider nicht richtig. Sinnerfassendes Lesen ist wichtig, wenn Kinder eine Textaufgabe verstehen müssen. Das schönste Rechentalent nützt nichts, wenn die Angabe missverstanden wird.
Wer die Hürde des Lesenlernens allerdings gut genommen hat, tritt ein in eine schier endlose Welt von Wissen, Fantasie und Geschichte. Alle Informationen aus Büchern, Zeitschriften und dem Internet, stehen mit einem Schlag zur Verfügung.
Aus Gelesenem innere Bilder zu kreieren ist ein kreativer Prozess. Sich neue Themen zu erschließen und Informationen miteinander zu verknüpfen, fördert Vernetzungen im Gehirn. Wer viel liest, kann es immer leichter. Erst, wenn es so automatisiert ist, wie das Essen einer Suppe mit dem Löffel oder das Händewaschen, beherrscht der Mensch es beiläufig. Dann geht die Energie nicht mehr in den Kraftakt des Lesens. Sie wird stattdessen frei für innere Bilder und gedankliche Höhenflüge. Das Eintauchen in eine Geschichte wirkt entspannend, ist trotzdem anregend, erweckt die Fantasie und Kreativität. All das, ohne das Gehirn zu überlasten, wie die vielen Sinneseindrücke einer Fernsehsendung.
Vielen Eltern ist die Wichtigkeit des Lesens bewusst und sie wollen sie bei ihren Kindern fördern, stoßen aber auf wenig Gegenliebe. Woran liegt das? Für den Großteil der Leseverweigerer sind zwei Dinge ursächlich. Zum einen ist es das Fernsehen bzw. Computerspiele, deren Nutzung ohne jeglichen Aufwand möglich ist. Jedes Baby kann fernsehen und viel zu viele tun es leider auch. Ohne eine Eigenleistung findet eine Reizüberflutung statt. Wie unter einem Wasserfall strömen Bilder, Geräusche und davon ausgelöste Emotionen jeder Art auf das Kind ein. Es entsteht ein Hochgefühl, das ähnlich anderer Drogen einen Kick auslöst, von dem man dann auch süchtig werden kann. Dazu später mehr.
Zum anderen frage ich Eltern, die zu mir in die Praxis kommen, wie es um ihr eigenes Leseverhalten bestellt ist. Mit etwas Glück werden von ihnen Nachrichten schriftlich konsumiert, leider oft auf dem Handy oder am Computer. Mit einem Buch in der Hand trifft man solche Eltern nicht an. Meist handelt es sich um intelligente Leute mit tollen Berufen, die ihre wenige Freizeit lieber mit anderen Dingen verbringen. Die Familie ist oft sportlich aktiv, pflegt viele Kontakte zur Verwandtschaft oder ist sonst viel unterwegs. Lesen ist uns nicht in die Wiege gelegt. Wenn man das Verhalten seines Kindes ändern will, muss man unweigerlich auch sein eigenes ändern.
Eltern erzählen mir regelmäßig von Bestechungsversuchen, um ihre Kinder zum Lesen zu bewegen. Fragt man sie, ob sie nicht misstrauisch werden würden, gegenüber einer Sache, für die man ihnen Geld gibt, stimmen sie geknickt zu. Dieser Schuss geht nach hinten los. Das tut Bestechung von Kindern übrigens immer, sie untergräbt nämlich das Vertrauen.
Wo Eltern viel lesen und Freude daran zeigen, stecken sie ihre Kinder damit an. Wo viel vorgelesen wird, beginnen Kinder selbst zu lesen. Wo Bücher Bedeutung haben, werden Kinder zu Lesern. Zu Beginn benötigen sie noch Hilfe, man kann zusammen lesen und vorlesen. Es gibt Lesespiele, Wortkarten, man kann selbst Spiele erfinden. Es macht Sinn eine Zeitlang das Lesenlernen in den Mittelpunkt zu rücken, um die Sache zu beschleunigen, denn wer lange keine Fortschritte macht, verliert nicht selten die Freude.
Hat man den Schritt geschafft und das Kind ist eine Leseratte bieten sich viele Möglichkeiten, Lesestoff zu organisieren. Der erste Besuch meines Sohnes in einer großen Bibliothek war magisch. Er konnte es gar nicht fassen, dass er Zugang zu diesen Unmengen von Büchern hatte. Er war fasziniert. Jahre später mit zwölf hat er sich dann einen Bibliotheksausweis an der technischen Universität gelöst, was gar nicht so einfach war in dem Alter. So viele Bücher zu für ihn interessanten Themen begeisterten ihn. Da ging es ihm nicht anders als mir. Bibliotheken faszinieren mich. Das gesammelte, geballte Wissen von so vielen klugen Köpfen um sich zu haben und Zugriff darauf zu haben fasziniert mich bis heute. Es ist inspirierend und ergreifend. Bücher haben diese Magie durch ihre Macht Wissen über Generationen und sogar Jahrhunderte bewahren zu können. Nicht umsonst gab es in der Geschichte Bücherverbrennungen. Bücher können Menschen glücklich oder traurig machen, sie auf die Barrikaden treiben und ganze Staaten stürzen. Ein gutes Buch hilft über dunkle Stunden hinweg oder es bietet tausend Witze auf zweihundert Seiten, über die man sich krumm und schief lachen kann.
Wir lesen heute alle gerne. Jeder hat seine Lieblingsthemen, aber das Lesen verbindet uns. Über die Erkenntnisse von anderen lesen zu können und auch seine eigenen Gedanken aufzeichnen zu können, ist eine große persönliche Errungenschaft, die leider nicht jedem zuteilwird. Sehen die Großen es als dieses Geschenk, können es die Kleinen auch. Vorleben ist immer die ehrlichere und erfolgreichere Variante als Vorpredigen.
Bis heute lese ich meinen Kindern vor. Es ist eine gemeinsame Beschäftigung, mit der wir früh begonnen haben. Vorlesen hatte immer etwas Verbindendes, Entspannendes und Angenehmes für alle beteiligten. Das waren für mich auch die zentralen Gründe es zu tun. Ganz nebenbei sind die Kinder dadurch zu Bücherfans geworden. Liest man seinem Kind täglich ein Buch vor, kennt es nach den ersten sechs Jahren schon den Inhalt von über 2000 Büchern. Das ist eine faszinierende Zahl. Wir haben an einem Tag manchmal fünf oder sogar zehn Bücher gelesen, zu allen möglichen interessanten Themen. Einen kleinen Wissensvorsprung hat das meinen Kindern ganz nebenbei auf jeden Fall beschert. Sie waren schon belesen, als sie noch gar nicht selbst lesen konnten. Und das ganz ohne Aufwand.
Lesen zu können ist der Grundstein für so viele weitere Entwicklungen. Der Zwang und Druck, der mitunter in Schulen ausgeübt wird, um alle am Ende der ersten Klasse zu tauglichen Lesern zu machen, erstickt jeden Funken der Begeisterung im Keim. Die Hauptsache sollte nicht sein, dass das Kind am Ende des Prozesses nach einigen Monaten lesen kann. Es macht nämlich einen riesigen Unterschied, wie Kinder gelernt haben zu lesen. Wie es bei allem einen Unterschied macht, wie wir es lernen.
Viele Erwachsene haben in ihrer eigenen Lebensgeschichte lange gebraucht, um vom schulischen Lesen genügend Abstand zu gewinnen und wirklich gerne zu lesen. Andere schaffen es nie. Lesen macht nur Freude, wenn es kein Kraftakt ist, in entspannter Atmosphäre und Ruhe stattfindet und die Lektüre es schafft uns in ihren Bann zu ziehen. Dann entstehen Bilder im Kopf, die uns bereichern und anregen, Gedanken weiterzuspinnen. Es eröffnet sich eine Welt, deren Türen wir unseren Kindern zeigen sollten, um darauf zu hoffen, dass sie sie eines Tages aufstoßen und selbst eintauchen dürfen in alles, was das geschriebene Wort für sie bereithält.
Lesenlernen
„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.“
(Joseph Anton Bruckner)
Wer nicht in die Schule geht, lernt zuhause zu lesen. Auch viele Kinder, die eine Schule besuchen haben jedoch ebenfalls daheim lesen gelernt. Das hängt damit zusammen, dass in Österreich das Lesen sehr spät am Programm der Institutionen steht. In den meisten Ländern dieser Welt, lernen Kinder ein oder zwei Jahre früher die Buchstaben. In Preschools oder im Kindergarten kommen sie spielerisch in Kontakt damit. Das natürliche Interesse für Symbole und die seltsamen Zeichen in unserer Umwelt erwacht spätestens mit vier oder fünf Jahren. Das führt dazu, dass österreichische Eltern ihre Kinder vertrösten müssen oder doch selbst...
Erscheint lt. Verlag | 6.7.2022 |
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Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Schulbuch / Wörterbuch |
Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Erwachsenenbildung | |
Schlagworte | Freie Bildung • Freies Lernen • häuslicher Unterricht • Homeschooling • Lernenlernen • schulfrei • selbstbestimmte Bildung |
ISBN-10 | 3-7565-1143-X / 375651143X |
ISBN-13 | 978-3-7565-1143-3 / 9783756511433 |
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Größe: 261 KB
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