Alamannia 150 plus (eBook)

Festschrift zum 150. Stiftungsfest der Katholischen Studentenverbindung Alamannia zu Tübingen im KV

Jost Reischmann (Herausgeber)

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2022 | 2. Auflage
208 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7562-6237-3 (ISBN)

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Alamannia 150 plus -
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Festschrift zum 150. Stiftungsfest der Katholischen Studentenverbindung Alamannia Tübingen im KV.

O alte Burschenherrlichkeit:


„Der Forderer“


Jost Reischmann1

„Der Forderer“, das bedeutete in meiner Aktivenzeit in den 1960/70er Jahren zweierlei:

Zunächst den schwarzen Band, den damals jeder von uns zur Burschung in die Hand gedrückt bekam. Zugegeben, von der „Geschichte Alamannias seit den Anfängen“ war ich damals nicht sonderlich beeindruckt. Ich wusste auch nicht so recht was ich damit anfangen sollte. Also landete „der Forderer“ zunächst irgendwo im Bücherschrank. Erst als ich mich bei Senioren-Reden genötigt sah, ein paar fundierte Sätze über Alamannia, ihre Geschichte und ihr Wesen zu sagen, erinnerte ich mich an diese Quelle – wurde auch immer fündig, und ließ damit meine Worte eindrucksvoll und historisch begründet erscheinen. Viele Jahre lang konnte ich feststellen, dass nachfolgende Senioren offenbar die gleiche Idee hatten; manche Ausführungen kamen mir sehr bekannt vor.

Welchen Schatz „der Forderer“ für Alamannia darstellt, wurde mir erst nach und nach bewusst. Solch ein Werk, hundert Jahre umfassend, sorgfältig auf Quellen gestützt und mit journalistischer Feder geschrieben, fand ich bei keiner anderen Verbindung. Auf diesen Band wird in diesem Beitrag später noch ausführlich eingegangen.

Zur publizistischen Leistung für Alamannia von Bb Josef Forderer gehört aber als zweites auch das Alamannenblatt. Als sich unsere Verbindung 1948 wieder neu zusammenfand, hat Bb Forderer die Herausgabe der Alamannenblätter übernommen. Seit der ersten Nummer 1948 ist er verantwortlicher Schriftleiter bis zur Nummer 21 (1959 - das Alamannenblatt wird in einem gesonderten Beitrag dieser Festschrift beschrieben). „Er hat mit dem von ihm gestalteten Alamannenblatt der Verbindung ein Mitteilungs- und Publikationsorgan gegeben, das für die Verbindung von bleibender Bedeutung sein wird, das seinesgleichen sucht und das weit über unsere Verbindung hinaus Beachtung gefunden hat. Mit seinen vielen aktuellen und geschichtlichen Beiträgen hat er dem Alamannenblatt ein hohes Niveau gegeben. Er hat es verstanden, in ihm immer wieder das Wesen unserer Verbindung, ihrer Bedeutung in ihrer Gesamtheit und in ihren Mitgliedern lebendig und zeitnah darzustellen“ - so wertet unser AHx Haile (Ala.bl. 51, 1974, S. 1). Eine Vielzahl von Berichten ist mit seinem Namen, oder einfach “F.“ unterzeichnet, oder auch gar nicht. Aber es ist klar: Er ist der Mann hinter dem sorgfältigen Dokumentieren von vielem im Leben von Alamannia und Generationen von Bundesbrüdern, was ohne ihn vergessen wäre. Aber mehr noch - was wir heute leicht übersehen: In diesen schwierigen Jahren nach 1948, nach jahrelangem Verbot der Verbindung, nach Krieg, Vertreibung, Kriegsgefangenschaft, Arbeitslosigkeit und weiteren Katastrophen, sah er mit dem Alamannenblatt ein Instrument, die verstreuten Bundesbrüder wieder zur Verbindung zurückzuführen. Zu seinem 70. Geburtstag wurde dies im Alamannenblatt (Nr. 17, Dezember 1957, S. 296) besonders herausgehoben: „Wenn er bei Übernahme seiner Arbeit die Aufgabe gestellt hat, mit diesem periodisch erscheinenden Schrifttum das Philisterium zu sammeln und wieder zu einer festgefügten Einheit zusammenzufassen, so kann man ihm bescheinigen, dass er dieses Ziel voll erreicht hat.“

Fux Josef Forderer 1906

Aber mit „der Forderer“ wurde natürlich auch der Mann bezeichnet, der vielmals bei Veranstaltungen auf dem Haus zu sehen war, immer präsent war. Manchmal konnte er einen auch erschrecken, wenn er plötzlich aus der immer verschlossenen Tür im Damensaal im ersten Stock auftauchte und ein Bier verlangte; er hatte Stunden mit Recherchearbeiten im Archiv verbracht, und niemand wusste, dass er sich dort aufhielt.

Josef Forderer wurde 1888 in Albersweiler, Kreis Biberach, geboren. Nach seinem Studium in Tübingen (mit Eintritt in die Alamannia 1906), München und Berlin widmete er sich dem Zeitungswesen. Mitten in diese seine Anfangsjahre fiel der Erste Weltkrieg, in dem er drei Mal verwundet wurde. Nach dem Krieg beginnt er bei der Osnabrücker Volkszeitung, bevor er dann 1920 Chefredakteur der „Tübinger Chronik“ wird. Noch im gleichen Jahr gründete er mit einigen andern Bundesbrüdern zusammen den Ortszirkel Tübingen. Von den Nazis 1933 wegen seiner demokratisch-republikanischen Einstellung seines Amtes enthoben, muss er sich jahrelang als Hilfsredakteur herumschlagen. 1939 wird er aus dem Offizierskorps wegen „gemeiner, niederträchtiger und gehässiger Bekämpfung der NSDAP“ ausgestoßen und unter Kontrolle der Gestapo gestellt, schließlich wegen des Verdachts verhaftet, ‚im Besitz einer Liste von Naziführern zu sein, die im Falle eines Näherrückens der Front umgelegt werden sollten‘" (Nölle, Ala.Bl. 17, 1957, S. 296).

Am 21. September 1945 erscheint die erste Nachkriegs-Ausgabe der neuen Zeitung „Schwäbisches Tagblatt“. Auf der ersten Seite findet sich - unbelastet von Nazi-Vergangenheit - als Chefredakteur „Dr. Josef Forderer“. Im Leitartikel „Vor neuen Aufgaben“ wird ausgeführt: „Vor uns liegt wahrlich eine schwere, aber auch dankbare Aufgabe. Furchtbar ist das Erbe, das uns die Nazis hinterlassen haben: das Reich aufgelöst, unsere Städte vielfach ein Trümmerhaufen, das weitverzweigte Verkehrswesen lahmgelegt, das Wirtschaftsleben erstickt, - wo man hinsieht: Hilflosigkeit, Not und Sorge.“ Und man kann den Geist Forderers im Kommentar herauslesen: „Darum ist unsere Aufgabe, … Aufklärung in die Massen zu tragen, ihnen immer wieder die furchtbare Jahre des Naziregimes und seine Folgen in Erinnerung zu bringen. Unsere Epoche gehört der Demokratie und ihren Formen.“ Seine Journalisten-Tätigkeit beendete er 1949 bis 1956 als Chefredakteur des Reutlinger General-Anzeigers.

Zu seinem 70. Geburtstag, am 11. März 1958, erreichten ihn Gratulationen von vielen hochgestellten Persönlichkeiten. Alamannia ehrte ihn in einer Feier auf dem Verbindungshaus, zu dessen Ende er die Anwesenden und die „Alamannenfamilie“ anredete: „Ihr seid meine Freunde, mein Stolz. In Nöten, in Ängsten, bei Misshandlungen, in den Gefängnissen, in Mühen, in Todesgefahren, bei Ehre und Schmach, bei übler Nachrede, bei Lob und bei allem, was immer mir in meinem wechselvollen Leben widerfahren ist, - stets habe ich in diesen Kreisen Freunde gehabt.“ (Ala.bl. 18, 1958, S. 316). Wenige Tage danach erhielt er das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik, das der Bundespräsident ihm „in Anerkennung der um Staat und Volk erworbenen besonderen Verdienste“ verliehen hatte.

Nach dem Ruhestand gab es für Forderer keinen Ruhestand: Vielfältig sind auch seine historischen Arbeiten: Städtemonographien, kunstgeschichtliche Abhandlungen, Urkundenerschließung usw. Und seine vielbeachteten Städtemonographien über Tübingen, Tuttlingen, Reutlingen und Schramberg. Insgesamt hat Bb Forderer über 100 Abhandlungen über geschichtliche, kunstund rechtshistorische Fragen geschrieben.

Und dann kam 1962 das Buch, mit dem er Alamannia ihre Geschichte geschenkt hat (und das im Folgenden zusammengefasst werden soll). Mit Anhang umfasst es über 300 Seiten. Dass Forderer viele der Gründer und Männer der ersten Stunden noch persönlich gekannt hat, trägt zur Lebendigkeit und Präzision seiner Darstellung bei. Und als ein Rezensent nach einigem Lob auch einige kritisch Worte fallen ließ („Ein Außenstehender würde in vielen Fällen etwas mehr Kürze und Prägnanz wünschen, auch der Verzicht auf zahlreiche, kaum haltbare Verallgemeinerungen und ein unzeitgemäßes Pathos an manchen Stellen …“ da konnte man Forderer in seiner kämpferischen Form erleben. Er griff zur spitzen Feder und schrieb einen „offenen Brief“ an den Schriftleiter der Zeitschrift für Württembergische Landeskunde. Etwa siebenmal so lang wie die „böse“ Rezension. Siehe Ala.bl. 33, 1965, S. 551.

Am 19. Oktober 1974 verstarb er, 86jährig, in Tübingen. Zu der Trauerfeier kamen viele Bundesbrüder, unter ihnen befand sich der damalige Präsident des Bundesverfassungsgerichtes Gebhard Müller und Altbundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger. Unser AHx Alfred Haile würdigte ihn als herausragenden Bundesbruder: „Die Verbindung hat Bb Forderer viel, sehr viel zu verdanken. Wir haben mit Bb Forderer einen aufrechten, treuen, stets einsatzbereiten, kämpferischen Bundesbruder verloren. Er hat sich um unsere Verbindung in hohem Maße verdient gemacht!“ (Ala.bl.51, 1974, S. 2)

Über viele Alamannenblätter hinweg hat Bb Forderer immer wieder Lobreden über hoch- und höchstrangigen Mitgliedern unsere Verbindung geschrieben - manchem erschien: immer wieder auch zu den gleichen - es hätte auch ein bisschen weniger sein können. Auch die vorliegende Festschrift widmet entsprechend Raum unseren „Großen“. Viel zu wenig in den Alamannenblättern - außer anlässlich runden Geburtstagen - erwähnt wird jedoch Bb Josef Forderer selbst. Dabei kann man...

Erscheint lt. Verlag 8.6.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Geschichte • Kartellverband KV • Katholisch • Studentenverbindung • Tübingen
ISBN-10 3-7562-6237-5 / 3756262375
ISBN-13 978-3-7562-6237-3 / 9783756262373
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