Echt ist mein Perfekt (eBook)

Lipödem: Eine unterschätzte Krankheit und wie ich gelernt habe, meinen Körper zu akzeptieren
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
240 Seiten
Eden Books - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
978-3-95910-373-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Echt ist mein Perfekt -  DominoKati,  Saskia Hirschberg
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Solange sie sich erinnern kann, steht die erfolgreiche YouTuberin DominoKati mit ihrem Körper auf Kriegsfuß - seit Jahren beobachtet sie, dass ihre Beine immer kräftiger werden, besonders an den Oberschenkeln. Sie fühlt sich zunehmend unwohl in ihrer Haut, probiert erfolglos zahlreiche Diäten. Als sich die Hinweise häufen, dass ein Lipödem die Ursache für ihr Leiden sein könnte, sucht sie eine Spezialistin auf.  2019 geht DominoKati mit ihrer Diagnose an die Öffentlichkeit, um anderen Betroffenen zu helfen. Rund 3,8 Millionen Frauen in Deutschland leiden an einem Lipödem, einer Störung der Fettverteilung, vor allem an Beinen, Hüfte, Gesäß und in einigen Fällen auch an den Armen.  In ihrem Buch teilt DominoKati ihren Leidensweg und spricht ganz offen darüber, wie das Lipödem sie begleitet und welche Folgen es für ihr Selbstbild hat. Sie will der Krankheit ein Gesicht geben und die Leserinnen ermutigen, ihre Symptome ernst zu nehmen und sich frühzeitig Unterstützung zu holen. Sie gibt einen Überblick über Therapiemöglichkeiten, Ernährungstipps und lässt andere Betroffene zu Wort kommen.

Kati, 1996 in Hessen geboren, ist seit mehr als acht Jahren eine der angesagtesten Beauty-Influencerinnen. Auf Social Media wurde sie als »DominoKati« bekannt, unterhält mittlerweile erfolgreich eine eigene Haarpflegemarke und gründete ein Fashionlabel. Seit einigen Jahren kämpft Kati mit ihrer Lipödemerkrankung und möchte ihre Bekanntheit nutzen, um über die Krankheit zu informieren und Betroffenen zu helfen.

Kati, 1996 in Hessen geboren, ist seit mehr als acht Jahren eine der angesagtesten Beauty-Influencerinnen. Auf Social Media wurde sie als »DominoKati« bekannt, unterhält mittlerweile erfolgreich eine eigene Haarpflegemarke und gründete ein Fashionlabel. Seit einigen Jahren kämpft Kati mit ihrer Lipödemerkrankung und möchte ihre Bekanntheit nutzen, um über die Krankheit zu informieren und Betroffenen zu helfen. Die Autorin Saskia Hirschberg schreibt in den Bereichen Belletristik und Sachbuch. Zusammen mit Anna Wilken hat sie die beiden Bücher »In der Regel bin ich stark« zum Thema Endometriose und »Na, wann ist es denn so weit?« über Kinderwunsch verfasst. Sie lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Aschaffenburg.

Vorwort


Dicke Beine? Eine Krankheit namens Lipödem

Oha! Du bringst ganz schön was auf die Waage …

Da stand sie: Die zwölfjährige digitale Kati aus meiner Wii mit ihrem langen blonden Zopf kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Das bunte T-Shirt, das meinem Avatar noch wie angegossen gepasst hatte, bevor ich mein Körpergewicht und meine Größe in diverse Felder eingeben musste, spannte nach den Hochrechnungen des Computers plötzlich am dicken Bauch meines erschrocken blickenden Cyber-Abbildes. Automatisch ertastete ich meine Hüfte. Sah ich etwa auch in echt so aus? Mein Blick flog hinüber zu der Skala rechts auf dem Bildschirm. Untergewicht, normal, Übergewicht, fettleibig. Eigentlich war ich fest davon ausgegangen, dass der Pfeil nach dem Errechnen meines BMI im gelben Normalbereich stehen bleiben würde. Aber dann: dingdingding! Rot!

Wtf?

Hatten die blöden Zicken in der Schule etwa doch recht? War ich fett und hässlich?

Wenn ich mich heute als Erwachsene frage, wieso mich die Darstellung in einer Computeranimation so aus dem Konzept gebracht hat, und mir zum Vergleich alte Fotos ansehe, finde ich, dass meine Figur damals eigentlich noch ziemlich normal war. In meiner Kindheit war ich tendenziell sogar eher schlank gewesen – »keine gute Esserin«, wie Eltern das ausdrücken würden. Dafür gab es einen guten Grund: Ich hatte da dieses Zahnbürsten-Trauma! Oops! Kleiner Unfall. Die Zahnbürste landete in meiner Speiseröhre, tatütata, ab ins Krankenhaus …

Nur aus Erzählungen meiner Mutter weiß ich, dass ich als Einjährige irgendwann mit der Zahnbürste im Mund hingefallen bin und sich der Bürstenkopf tief in meiner Kehle verhakte – an den Krankenhausbesuch und die ganze Aufregung drumherum habe ich selbst keine Erinnerung mehr. Was ich aber wohl nie in meinem Leben vergessen werde, sind die endoskopischen Untersuchungen, die ich noch Jahre nach dem Vorfall unter Narkose über mich ergehen lassen musste, damit die Ärzte1 die Narbenbildung kontrollieren konnten. Dieser Teil der Geschichte hatte offensichtlich schon eher Traumapotenzial, denn seither kann ich es nicht mehr leiden, wenn mir jemand an den Mund oder den Hals fasst.

Wahrscheinlich entstand mein zögerliches Essverhalten in meiner Kindheit aus einer Art Schutzmechanismus heraus. Reine Mutmaßung! Allerdings ist es auch nicht weiter relevant, denn mit dem »Größerwerden« überwand ich mein Trauma und aß wieder mehr. Offenbar sogar zu viel, wenn man dieser unverschämten Animation aus meiner Spielekonsole Glauben schenken durfte. Und den Mädchen aus der Schule … Und den Fotos und Figurenratgebern aus der BRAVO GiRL! … Und irgendwann auch meinen eigenen Gedanken, dem Flüstern in meinem Kopf, das mir den ganzen Tag einredete, ich sei zu dick. Diese fiese innere Stimme nenne ich übrigens Motzi, weil sie immer an mir herummeckerte: Zieh den Bauch ein! Versteck deine Beine! Iss weniger! Je älter ich wurde, desto lauter wurde Motzi. Manchmal wusste ich schon gar nicht mehr, ob mir zum Heulen, Schreien oder Kotzen zumute war, wenn ich vorm Spiegel stand und sah, wie jede Hose an meinen Oberschenkeln spannte und sich die Dellen auf meiner Haut kraterartig durch den Stoff drückten. Sommer für Sommer in langer Kleidung schwitzen, bloß kein nacktes Bein zeigen! Wie wir Frauen unsere Problemzonen kaschieren können, lernen wir ja schon früh. Zeitschriften verraten uns, welches Bikini-Modell breite Hüften schmaler erscheinen lässt, Push-up-BHs schummeln an den Brüsten ein Körbchen dazu, Absätze strecken die Beine.

Schon als Teenager kaufte ich mir wegen Inputs wie diesem die ersten Sättigungspillen und Cellulitecremes im Drogeriemarkt, um gegen meine Problemzonen vorzugehen. In den folgenden Jahren veränderte sich mein Körper, genau genommen meine Beine, jedoch tatsächlich immer auffälliger – egal wie sehr ich dem entgegenarbeitete. Meine Oberschenkel und Waden legten im Vergleich zu meinem restlichen Körper unproportional an Umfang zu. Erfolglos quälte ich mich von einer Diät durch die nächste und noch viel weiter, ohne zu wissen, dass es für all das eine Erklärung gab: Ich leide an einer chronischen Fettverteilungsstörung namens Lipödem. Shake-Kuren, Stoffwechseldiäten, »Schlank im Schlaf« – egal womit ich meinen Pfunden zu Leibe rückte, meine übermäßig dicken Oberschenkel hielten jedem Angriff stand. Meine Psyche allerdings nicht. Jahrelang fühlte ich mich wie eine Dampfwalze, die alles und jeden überrollte, wann immer sie einen Raum betrat.

Als Social Media unser aller Leben mit der Welt der Filter und Fakes bereicherte, wurde alles noch schlimmer. Plötzlich sah jedes Mädchen, jede Influencerin in meinem Feed wie ein Supermodel aus. Bildbearbeitung, das richtige Licht und Posing machen’s möglich!

Auch ich wählte meine Bildausschnitte vorteilhaft, schnitt auf Fotos meine Beine ab und filmte nur meinen Oberkörper und mein Gesicht, wenn ich Frisurentutorials und Vlogs für YouTube drehte. Im Netz konnte ich mich mit den richtigen Tricks unter all die anderen perfekten Menschen schummeln. Dabei ging es mir prinzipiell nicht mal annähernd darum, perfekt zu sein. Eigentlich wollte ich nur dazugehören. In der Schule nicht diejenige sein, die gemobbt wurde, in der Modeboutique nicht unterschiedliche Konfektionsgrößen für oben und unten kaufen müssen und auf Instagram die gleichen Aufnahmen posten wie andere Mädchen. Ich wollte einfach so sein wie alle.

Sobald ich die Online-Welt verließ, konnte ich meinen Körper jedoch nicht mehr digital zurechtmogeln, sondern musste im echten Leben mit meinen unperfekten Maßen aufmarschieren – dementsprechend begann mit größer werdendem Erfolg in der Influencer-Szene ein Lauf über ein Minenfeld. Auf Events war ich unter all den schönen und sexy gestylten Mädchen immer diejenige mit den dicksten Beinen. Gefühlt tuschelten alle hinter meinem Rücken: Was will die denn hier?

Dass das Ganze an einer Krankheit liegen könnte, daran hätte ich im Traum nicht gedacht. Ich wünschte mir oft eine »Leidensgenossin« an meine Seite. Jemanden, der mich und meine Gedanken verstand und sagte: Du bist nicht allein!

Wer mich auf Social Media begleitet, weiß, dass ich seit meiner Diagnose 2019 offen mit meiner Erkrankung umgehe, um für Aufklärung zu sorgen. Mit diesem Buch möchte ich auch die Betroffenen außerhalb meiner Community erreichen und zu einer früheren Diagnosestellung beitragen, indem ich sage: Schau mal, es gibt da eine Krankheit, die nennt sich Lipödem, und bevor du dich jetzt angegriffen oder verunsichert fühlst, hör mir kurz zu, denn ich habe sie auch! Ebenso wie etwa fünf bis sieben Prozent der weiblichen Bevölkerung in Deutschland. Die Krankheit belastet nicht nur unsere Psyche, sondern auch unseren Körper. Spannungs- und Schweregefühle in den Beinen, Schmerzen beim Gehen, Wassereinlagerungen, unerklärliche blaue Flecke und Schmerzen bei der kleinsten Berührung sind nur einige der Begleiterscheinungen eines Lipödems. Wenn die Krankheit nicht behandelt wird, werden die Symptome immer schlimmer und können im Extremfall zu Gelenkschäden und Fehlstellungen der Beine führen. Genau darum ist eine frühzeitige Diagnose für unsere Gesundheit so wichtig.

Die gute Nachricht: Wissen wir erst mal, was mit uns los ist, können wir auch etwas dagegen tun! Auf den nächsten Seiten möchte ich daher nicht nur über Krankheitszeichen und meinen Krankheitsverlauf sprechen, sondern auch das Thema Ernährung beleuchten. In dem Zusammenhang bringt sich freundlicherweise Frau Dr. Birgit Buxmeyer, behandelnde Lipödem-Ärztin an der Rosenpark Klinik in Darmstadt, ein. Sie teilt auf den nächsten Seiten wertvolle Tipps mit uns, welche Nahrungsmittel das Lipödem wortwörtlich füttern und worauf wir beim Essen achten sollten, damit wir mit einer potenziellen Ernährungsumstellung auch wirklich etwas erreichen. Darüber hinaus informiert die erfahrene Medizinerin rund um das Thema Sport bei der Diagnose Lipödem und klärt über mögliche medizinische Behandlungsmaßnahmen auf, um bei Betroffenen bestmögliche körperliche Flexibilität, Schmerzreduzierung und unter Umständen eine optische Verschlankung zu erreichen.

Da jeder Körper individuell ist und ich so breit wie möglich aufklären möchte, teilen in diesem Buch auch andere betroffene Frauen ihre Erfahrungen. Sie sprechen über ihre Beschwerden, ihren Diagnose- und Behandlungsweg, über Selbstzweifel und Ängste.

Denn eins ist klar: Eine chronische Krankheit diagnostiziert zu bekommen, macht Angst, und man muss erst mal lernen, dieses lebenslange Urteil zu akzeptieren. Über Ernährungsumstellung, Sport sowie konservative und/oder operative Therapiemöglichkeiten einen Umgang mit der Krankheit zu finden, ist nicht nur für unsere körperliche Gesundheit wichtig, sondern auch für unser psychisches Wohlbefinden. Wenn wir im Lauf unseres Lebens lernen, uns so zu lieben, wie wir sind, dann ist das wunderbar! Wenn wir aber niemals dieses ambitioniert hohe Level der Selbstliebe erreichen, dann ist das auch in Ordnung. Zufriedenheit klingt doch auch gut, oder? Annahme? Akzeptanz? Ich spreche mich klar für realistische Selbstliebe aus. Wir müssen uns nicht den ganzen Tag einreden, dass wir uns feiern für unsere Macken (und Dellen …). Sicher werden wir nicht alle unsere individuellen Markenzeichen als einen neuen Schönheitstrend etablieren wie einst Kim Kardashian ihren Hintern. Aber das ist auch gar nicht nötig. Wir brauchen nämlich gar keine Schönheitsideale. Wir sollten sowieso damit aufhören, immer irgendeinem Ideal entsprechen zu wollen, und stattdessen unsere Gesundheit in den Fokus...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2022
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Akzeptanz • Aufklärung • Aufwachsen • Behandlung • Blaue Flecken • body issues • Body Positivity • Buch • Diagnose • Diätwahn • Domino • Domino Kati • Domino-Kati • DominoKati • Eden Books • Empowerment • Entstigmatisierung • Erkrankung • female empowerment • Fett • fette beine • Fettgewebe • Fettverteilung • Frauengesundheit • Frauenkörper • Gesellschaftlicher Druck • Gesundheit • Gewichtsprobleme • influencer • influencerin • Internet • Internetplattform • Kati • Körperbewusstsein • Körperbild • Krankheit • Lipödem • mentale Gesundheit • Mental Health • Ratgeber • Sachbuch • Schönheitsideale • Selbstakzeptanz • Selbstbild • Selbstwertgefühl • Selbstzweifel • Teenager • Übergewicht • Verhärtungen • Weiblichkeit • youtube • Youtuberin
ISBN-10 3-95910-373-5 / 3959103735
ISBN-13 978-3-95910-373-2 / 9783959103732
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