Elternjahre (eBook)

Wie wir mit Kindern leben, ohne uns selbst zu verlieren
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
320 Seiten
Deutsche Verlags-Anstalt
978-3-641-29166-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Elternjahre -  Reinhard K. Sprenger
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Das Buch für alle Eltern, die sich im Familienalltag selbst nicht aufgeben wollen.
»Jedes Kind hat ein Recht auf glückliche Eltern!« Das hält der Bestseller-Autor und vierfache Vater Reinhard K. Sprenger allen Erwartungen entgegen, die heute auf Eltern lasten: Kinder sollen so früh wie möglich gefördert werden, Väter und Mütter sollen sowohl perfekte Eltern sein, zudem beste Freunde ihrer Kinder, Familienmanager und erfolgreich im Beruf. Doch wer sich im Suchen nach der vermeintlich »richtigen« Erziehung verliert, der läuft nicht nur Gefahr, das eigene Wohlergehen zu vernachlässigen, sondern auch das Wohl der Kinder. In »Elternjahre« richtet Sprenger daher den Fokus auf die Eltern und plädiert dafür, als Mutter oder Vater die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Denn nur, wenn wir uns um uns selbst sorgen, können wir auch gut für unsere Kinder sorgen. Sein Buch stellt die wichtigsten Fragen, die das Leben mit Kindern aufwirft und hilft dabei, Antworten zu finden, mit denen wir uns und unseren Kindern das Familienleben leichter machen.

Reinhard K. Sprenger, geboren 1953 in Essen, hat in Bochum Geschichte, Philosophie, Psychologie, Betriebswirtschaft und Sport studiert. Als Deutschlands profiliertester Managementberater und einer der wichtigsten Vordenker der Wirtschaft berät Reinhard K. Sprenger alle wichtigen Dax-100-Unternehmen. Seine Bücher wurden allesamt zu Bestsellern, sind in viele Sprachen übersetzt und haben die Wirklichkeit in den Unternehmen in 30 Jahren von Grund auf verändert. Als vierfacher Vater weiß er, was Eltern umtreibt und kennt die Herausforderungen des Familienalltags. Zuletzt sind von ihm bei DVA erschienen »Das anständige Unternehmen« (2015), »Radikal digital« (2018) und »Magie des Konflikts« (2020).

Einleitung


Was sind unsere Elternjahre?

Elternsorgen


Eltern erziehen heute sehr bewusst. Mütter stillen ihren Nachwuchs bis ins Kleinkindalter. Väter verzichten auf Gehalt und Karriere, um Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Gemeinsam bauen sie ein drei Meter breites Familienbett und bringen die Kinder morgens nicht nur ans Schultor, sondern bis ins Klassenzimmer. Frühkindliche Förderung ist inzwischen die Regel, nicht mehr die Ausnahme. Und auf Elternabenden müssen immer mehr Stühle herangeschafft werden, so groß ist der Andrang.

Diese Elternpräsenz wird überwiegend begrüßt. Aber sie hat eine Schattenseite, und die wird täglich größer. So groß, dass sie die Präsenzgewinne überlagert. Dieser Schatten heißt Sorge.

Da ist zunächst die Sorge, dem Kind könnte etwas passieren. Ein Kind haben heißt Angst haben. Angst vor Unfall, Krankheit oder schiefer Bahn. Man sieht in einem Kind ein fragiles Wesen, das von Erwachsenen immerzu überwacht und vor allen Gefahren geschützt werden muss.

Sodann ist da die Sorge, das Kind könnte etwas verpassen – eine Sorge, die aus der Flut von Informationen erwächst, die uns die Medienwelt entgegenspült. Nimmt das Kind eine normale Entwicklung? Was darf es essen? Mit wem soll es spielen? Wie unterstützen wir Eltern es optimal?

Später die Sorge, das Kind könne nicht in die künftige Arbeitswelt passen. Welche Fähigkeiten werden gebraucht? Welche Berufe haben Chancen? Man hält es für unwahrscheinlich, dass zukünftig das gewöhnliche Menschsein genügt.

Und dann ist da letztlich das Bedürfnis der Eltern, sich ihrem sozialen Umfeld anzupassen – sie möchten durch die Leistungen ihres Kindes gut dastehen. Der Erfolg des Kindes wird auf die Eltern zurückgebogen. Die Sorge wird zum »Selbst«-Zweck.

Nun ist Sorge generell weder falsch noch völlig unbegründet. Als Vor-Sorge ist sie ein uraltes Prinzip menschlichen Selbsterhalts, die Für-Sorge ist aufgehoben in der Liebe. Aber manche Eltern sorgen sich so sehr, dass sie selbst vor lauter Sorge krank werden: Stress, niedergedrückte Stimmung, Schlaflosigkeit sind noch die harmloseren Folgen. Partnerschaftliche Probleme die weniger harmlosen. Unser Umgang mit dem Kind ist dann nicht mehr getragen von Gegenwart, Leichtigkeit und Humor, sondern von Zukunftsschwere. Mit traurigen Nebeneffekten: Wir bringen das Kind um seine Kindheit. Und uns selbst um wunderbare Elternjahre. Das wären Gründe, sich Sorgen zu machen. Wir werden sehen, was sich stattdessen eignet, unsere Elternjahre gelingen zu lassen. Wie wir es schaffen, die Bedürfnisse des Kindes zu erfüllen, ohne uns selbst dabei aufzugeben.

Nur-noch-Eltern


Früher wurde ein Kind eher nebenbei und unabsichtlich selbstständig; man kümmerte sich nicht groß darum. Entsprechend neu ist die Erziehung selbst. Es gibt sie erst seit etwa 200 Jahren – ein Klacks in der Weltgeschichte. Heute haben viele Eltern kein wichtigeres Thema. Das Kind ist nicht mehr nur »Nachwuchs«, es ist zum Projekt geworden. Und als Projekt wird es sorgfältig geplant, aktiv gestaltet und am Ende hoffentlich erfolgreich. Das Kind wird identitätsstiftend für die Familie.

Dabei wird das Erziehungs–»Projekt« zunehmend moralisiert. Noch bis in die 1960er Jahre hinein standen sich homogene Kollektive gegenüber – auf der einen Seite die Erwachsenen, auf der anderen die Kinder. Es war klar, was man von der jeweiligen Gruppe erwartete. Eltern verfolgten die gleichen Werte und Ziele: Sie sorgten dafür, dass die Kinder satt waren, saubere Kleidung trugen, vernünftig durch die Schule kamen und schließlich einen sicheren Beruf fanden. Und Kinder sollten vor allem gehorchen, freundlich grüßen und keine Widerworte geben. Dieser gesellschaftliche Konsens über Erziehung ist verloren gegangen. Heute stehen Erwachsene nicht mehr für Erwachsene ein, sondern vorrangig für ihr eigenes Kind. Zudem kommt es vermehrt zu ideologischen Flügelkämpfen zwischen »richtiger« und »falscher« Erziehung. Der Hype um das Kind kippt dabei oft in rigide Gewissheit, die nicht selten langjährige Freundschaften zerbricht. Wo man hinschaut: missionarischer Eifer, egal, ob es sich ums Impfen, Aufessen oder den Schnuller dreht. Kopfschüttelnd schaut man auf andere Eltern herab, die offenbar noch nicht begriffen haben, was zu tun und was zu lassen ist.

Nur in einem Punkt sind sich alle einig: Das Kind ist das neue Heiligtum. Dies umso mehr, als ein Kind heute »wertvoller« ist als früher: Die Zahl der Kinder pro Haushalt sank in Deutschland bis 2021 beständig. Zudem bekommen Menschen in unseren Breitengraden immer später ein Kind. Und ältere Eltern sind ängstlicher. Infolge der Verherrlichung durch die Eltern entwickeln die kleinen Prinzen und Prinzessinnen nicht selten ein Anspruchsdenken, das despotische Züge trägt. Die natürliche Ordnung von Eltern und Kind hat sich um 180 Grad gedreht: Heute stehen die Eltern unten und blicken hinauf zu ihrem Hausgott – zum Kind. Der französische Ideenhistoriker Alain Finkielkraut erzählt von einem Studenten, der auf einem Fragebogen als Vornamen »Majestät« angab.

Nehmen wir diese Phänomene zusammen, können wir geradezu von einer Sakralisierung des Kindes sprechen. Alles wird problematisiert, nichts bleibt unhinterfragt, und die Experten von Papa/Mama-Google haben zu allem eine Meinung, die auf Optimierung zielt. Die Familie mutiert zum Trainingslager für kindlichen Steigerungsstress. Denn Eltern wollen es »gut« machen, wollen möglichst perfekte Eltern sein. Entsprechend ist Erziehung heute: gehemmte Forderung und enthemmte Förderung. Eine solche Erziehung, so viel sei vorweggenommen, erstrebt Ziele, die nicht erreichbar sind. Sie geht von Voraussetzungen aus, die illusionär sind. Sie wählt Methoden, die kontraproduktiv sind. Und sie hat Spät- und Nebenwirkungen, die wir als Eltern unmöglich wollen können.

Das ist keine Früher-war-alles-besser-Onkelei. Ich frage vielmehr danach, was den Vorrang des Kindes gegenüber den Eltern begründet. Ob es eine Erziehung gibt, die das Prädikat »gut« verdient. Ob wir Eltern es eindeutig »richtig« machen können. Ich bin überzeugt, dass es sich bei »guter und richtiger Erziehung« um Mythen handelt. Mit fatalen Folgen für das Kind.

Und uns Eltern.

Was nämlich bei dem familiären Anstrengungsprogramm völlig unter den Tisch fällt, ist die Selbst-Fürsorge der Eltern. Die Erwachsenen sind oft Nur-noch-Eltern, vergessen sich sowohl als Paar wie als Einzelpersonen. Die Hausherren sind gleichsam von den Gästen verdrängt; die Eltern dürfen sich glücklich schätzen, wenn ihnen ein kleiner Winkel zum Rückzug bleibt. Das muss so nicht sein, wenn Eltern einen ganz zentralen Gedanken zulassen und entsprechend handeln: Elternjahre sind nur ein Abschnitt im Leben eines Erwachsenen. Kinder kommen, Kinder gehen, Eltern bleiben.

Elternwohl


Irrtümer und Übertreibungen der Erziehungsratgeberliteratur verleiten Eltern, überzogen optimistische Erwartungen zu hegen und dadurch die Elternjahre in eine Zeit des Ungenügens zu verwandeln. Von Genießen keine Spur. Im Kontrast dazu gehe ich von folgender Erfahrung aus: Wir machen als Eltern nur dann viel falsch, wenn wir zu viel richtig machen wollen. Deshalb ist eine Erziehung vorzuziehen, die sich auf wenige Aufgaben beschränkt und dabei das Schädliche vermeidet. Sie will nicht »Gutes« erreichen, sondern nimmt Abstand von der heute vorherrschenden Steigerungsmentalität. Weil ein Kind später umso erfolgreicher wird, je nebensächlicher es aufwächst. Und weil so die Chance besteht, dass Eltern die Elternjahre auch als Paar überstehen. Ich will daher offen aussprechen, worauf diese Überlegungen zielen: Eltern zu entlasten, die Sorge zu entsorgen – jedenfalls ihren überschießenden Teil. Ich werbe dafür, dass wir uns entspannen, weil eine zurückhaltende Erziehung das Richtige ist. Für das Kind. Vor allem aber für uns Eltern.

Dieser letzte Punkt wiegt schwer. Denn das öffentliche Gespräch über Erziehungsfragen diskutiert Eltern nur in ihrer funktionellen Bedeutung für das Kind, nicht aber in den existenziellen Anliegen für die Eltern. Deshalb blicken die meisten Erziehungsratgeber starr auf das Kind. Die Eltern fallen gleichsam aus der Optik. Vor lauter Kindeswohl wird vergessen, dass es auch ein Elternwohl gibt. Das scheint mir ein Grund dafür zu sein, dass die Konzepte oft zu kurz greifen.

Dieses Buch schaut daher auf die Eltern. Und dadurch auf das Kind. Ich stelle hier eine Haltung vor, die die Selbstachtung der Eltern priorisiert. Diese Haltung werden viele nicht widerspruchslos akzeptieren. Gut so. Wir sollten nicht lesen, um zu erfahren, was wir ohnehin schon denken.

Erziehung von Kindern kann man meiner Erfahrung nach mit einem Fußballtraining vergleichen: individuell üben lassen, taktisch einstellen, durchhalten lernen – und dann als Trainer von der Seitenlinie dem Spiel zuschauen; die Halbzeitpause zum Trösten und Wiederaufrichten nutzen. Mir gefällt dieses Bild. Menschen brauchen bisweilen Trost. Das gilt besonders für ein Kind. Immer wieder ist es auf tröstende Eltern angewiesen. Wer aber tröstet die Eltern? Wer beruhigt Eltern, die von Zweifeln geplagt sind, ob sie es »richtig« machen mit der Erziehung ihres Kindes? Vielleicht kann dieses Buch das leisten: Sorgen mindern, Zweifel zerstreuen und ein wenig Trost spenden in dieser angespannten, einzigartigen, wunderbaren Zeit der Elternjahre. Denn ein Kind braucht Eltern – keine...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2022 • Ängste • Anspruch • Bedürfnisorientiert • Beziehung • Beziehungsratgeber • Didaktik • eBooks • Elite • Eltern • Erwartungsdruck • Erziehung • Familie • Gesundheit • Hilfe • Kindergarten • Kita • Mutter • Neuerscheinung • Pädagogik • Patchwork-Familie • Peer Group • Schuldgefühle • Schule • sozialer Druck • Vater
ISBN-10 3-641-29166-6 / 3641291666
ISBN-13 978-3-641-29166-2 / 9783641291662
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