Israel (eBook)

Der Faktencheck über das am meisten missverstandene Land der Welt

(Autor)

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2022
400 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
978-3-641-29198-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Israel - Noa Tishby
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Fakten statt Vorurteile - eine notwendige Aufklärung
Noa Tishby provoziert: Anhand von Schlaglichtern aus der Geschichte Israels und sehr persönlichen Erfahrungen, beschreibt sie Weg und Werden ihres Heimatlandes beginnend in biblischer Zeit, über die Weltkriege des 20. Jahrhunderts, die Gründung des heutigen Staates bis hin zu den Konflikten, die das Land aktuell in Atem halten.

Mit scharfem Verstand, frechem Sprachwitz und der Lust am Streit begegnet sie populären Missverständnissen mit einer Fülle von Fakten. Allen, die nicht nur eine Meinung, sondern auch Kenntnisse über das kleine Land am Mittelmeer haben möchten, bietet dieses Buch eine zugleich unterhaltsame und zur Debatte anregende Einführung.

  • Zum 75. Jahrestag der Staatsgründung Israels 2023
  • Die Geschichte Israels - positionsstark und streitbar erzählt
  • Eine temperamentvolle Liebeserklärung an den wohl umstrittensten Staat der Welt


Noa Tishby wurde 1975 in Tel Aviv geboren, wo sie auch aufgewachsen ist. Ihre Familie hat Wurzeln im osteuropäischen Judentum. Nach dem Wehrdienst in Israel absolvierte sie ein Studium an der Tel Aviv National Museum of Arts. Sie spielte eine Hauptrolle in der in Israel sehr erfolgreichen Prime-Time-Serie Ramat Aviv Gimmel und übernahm Rollen in diversen TV-Shows und Theaterproduktionen, bevor sie nach Los Angeles zog. Hier arbeitet sie vor allem als Produzentin. Die Jerusalem Post rechnet Noa Tishby zu den 50 weltweit einflussreichsten Juden.

Kapitel 2

EINE KURZE GESCHICHTE DES LANDES ISRAEL

Das Wasser, in dem du schwimmst

Caesarea ist einer der schönsten Orte in Israel. Die antike Stadt am Ufer des Mittelmeers wurde ursprünglich im ersten Jahrhundert vor Christus gegründet. Heute ist sie ein prächtiger Luxusort, wo Premierminister und russische Geschäftsleute ihre stattlichen Villen bauen.

Die Stadt, etwa fünfundvierzig Autominuten nördlich von Tel Aviv, entstand um 31 v. Chr. als winziger Hafenort. Sie blieb relativ bescheiden, bis Herodes der Große sie eroberte und sie nach seinen größenwahnsinnigen Vorstellungen völlig umgestaltete. Herodes der Große, ein vor Ort geborener Edomiter/jüdischer Gauner, war rascher auf der politischen Karriereleiter nach oben gestiegen als ein Akrobat im Cirque du Soleil. Sein Vater Antipatros war von Julius Cäsar, der Judäa und den Rest der Welt beherrschte, zum obersten Minister von Judäa ernannt worden und stellte seinen Sohn den richtigen Leuten vor. Herodes gelang es, eine Stelle als Verwalter der Römer in der Provinz Galiläa zu bekommen, und nachdem er aufgrund von Familienstreitigkeiten geflohen war und sich an Rom gewandt hatte, wurde er vom römischen Senat als König von Judäa eingesetzt und stürzte die Hasmonäer-Dynastie, die seit 140 v. Chr. an der Macht war.

Der ehrgeizige und mächtige Herodes tötete kurzerhand alle, die er als Bedrohung für seiner Macht ansah (darunter drei seiner Söhne, seinen Schwager und seine hasmonäische Frau), und errichtete im ganzen Land gewaltige Bauwerke, die er nach sich selbst und seinen römischen Gönnern benannte (wie der Name Caesarea für Cäsar). Die herodianische Dynastie dauerte von 47 vor bis fast 100 nach Christus, aber das Erbe an Baudenkmälern ist bis heute erhalten geblieben.

···

Es war im Frühjahr 2008, und ich fuhr von Tel Aviv nach Caesarea, um mir eine Location für die Hochzeit mit meinem allerliebsten Verlobten Osher anzusehen, der heute mein allerliebster Ex-Mann ist. Wir saßen bei Yaron im Auto, meinem ersten Schauspiellehrer, der das im ersten Kapitel erwähnte Musical David geschrieben hatte und außerdem zufällig Amateurhistoriker und Reiseleiter ist. Irgendwann schaute Osher, der aus Australien stammt, aus dem Fenster und rief: »Was ist denn das?« Yaron und ich schauten kurz in die Richtung, in die Osher zeigte, und blickten dann wieder gleichgültig auf die Straße. »Ach das?«, sagte ich. »Das ist gar nichts. Nur eines von den herodianischen Aquädukten. Davon haben wir Unmengen.«

Erst als ich die Verblüffung auf Oshers Gesicht sah, wurde mir klar, dass es alles andere als »gar nichts« war. Osher, mein weltgewandter, sehr erfolgreicher und weitgereister Lebenspartner, konnte es nicht fassen. Yaron und ich hatten dieses über zweitausend Jahre alte Bauwerk für selbstverständlich gehalten. Es war das Wasser, in dem wir schwammen. Erst als Osher uns darauf aufmerksam machte, erkannten wir seine Einzigartigkeit.

Israel hat so unfassbar viel Geschichte und Archäologie zu bieten! Sie ist geradezu der Boden, auf dem hier alles steht: Ein befreundeter Archäologe sagte mir einmal, dass die Arbeit als Archäologe in Israel völlig anders ist als irgendwo sonst auf der Welt. Er erzählte mir, dass man in anderen Ländern bei den meisten Ausgrabungen am höchsten Punkt beginnt – auf Hebräisch nennen wir ihn den »Tel«.Das ist normalerweise der Ort, an dem der Herrscher wohnte. Dort wurden die besten, beeindruckendsten und stabilsten Bauten errichtet, die daher am ehesten die Zeit überdauert haben. Aber wenn man zum Beispiel in Jerusalem anfängt zu graben, irgendwo, stößt man unter der Erde zwangsläufig auf Altes und Unbezahlbares.

Das macht Renovieren und Bauen zur Qual. Derselbe Freund, der uns nach Caesarea gefahren hatte, Yaron, renovierte gerade sein Apartment im nördlichen Teil von Tel Aviv. Es war eigentlich keine große Renovierung, nur ein paar Arbeiten an einem bereits vorhandenen Balkon im Erdgeschoss. Selbst für diese Kleinigkeit musste Yaron mit einem bürokratischen Albtraum fertigwerden und die schriftliche Genehmigung der Israelischen Altertümerbehörde einholen. Jedes Mal, wenn man in Israel etwas Neues baut, wird ein Team von Indiana- Jones-Kopien angeheuert, um sicherzustellen, dass dabei nichts historisch Wertvolles versehentlich zerstört wird.

Der Grund dafür sind natürlich die jahrtausendealten Zivilisationen, die in diesem Land gelebt, geliebt und gebaut haben, was es zu einem Paradies für Archäologen und Geschichtsinteressierte aus aller Welt macht. Diese gut erforschte und dokumentierte Geschichte des Landes lässt sich nicht von dessen Zukunft oder von der politischen Debatte trennen, die wir derzeit über den Staat Israel führen.

Wenden wir uns also zunächst einmal den Anfängen zu.

Zurück zu den Grundlagen

Um eine seriöse Diskussion über Israel führen zu können, muss man ein paar grundlegende Fakten kennen.

Die erste Tatsache ist, dass der Staat Israel ungefähr 20 769 Quadratkilometer groß ist. Zum Vergleich: Der US-Bundesstaat New Jersey hat eine Fläche von 22 592 Quadratkilometern. (Zum Vergleich: Das Bundesland Hessen hat eine Fläche von 21 115 Quadratkilometern.) Im Vergleich zu anderen Ländern ist Israel also nicht sehr groß. Es dauert etwa sechs Stunden, um von Norden nach Süden zu fahren, und etwa eine Stunde von Osten nach Westen. Mehr nicht.

Dieser winzige Landstreifen liegt an der Mittelmeerküste, südlich von Syrien und dem Libanon, westlich von Jordanien und nördlich von Ägypten. Er ist umgeben von einundzwanzig1 meist arabischen Ländern und dem Iran, der teilweise arabisch und größtenteils persisch ist. Man könnte sagen, es ist eine raue Nachbarschaft. Die Proteste während des Arabischen Frühlings in den frühen 2010er-Jahren brachten einen Hoffnungsschimmer, dass sich etwas verändern könnte; aber nachdem die Menschen in der Region Demokratie und Freiheit gefordert hatten, bekamen sie stattdessen größtenteils mehr Extremisten und gescheiterte Staaten. Die Region ist, vorsichtig ausgedrückt, instabil.

Während einige Nachbarländer Israels reich an natürlichen Ressourcen sind, gibt es in Israel überhaupt keine Bodenschätze. Keine Diamanten, kein Gold oder Öl. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das ein Stück weit dadurch verändert, dass vor Israels Küste Erdgas entdeckt wurde, aber das ist dann auch so ziemlich alles an Rohstoffen. Israel liegt im trockensten Teil des so genannten Fruchtbaren Halbmonds und ist bei der Versorgung mit Trinkwasser in hohem Maße auf Regen angewiesen, aber es ist die meiste Zeit des Jahres heiß und Wasser daher Mangelware. Wassersparen wird in Israel großgeschrieben. Alle Israelis sind mit landesweiten Werbekampagnen aufgewachsen, die uns zum Wassersparen auffordern. Diese Mentalität ist so tief in meiner Psyche verankert, dass ich es nicht ertragen kann, wenn ich einen Wasserhahn laufen sehe oder höre. Auch hier hat sich in jüngster Zeit mit der Einführung der Wasserentsalzung ein Wandel vollzogen. Das Projekt war erfolgreich und hat einige Wassersorgen des Landes gemildert, nicht aber meine mir in Fleisch und Blut übergegangene Abneigung gegen das Geräusch laufender Wasserhähne.

Kurz gesagt, Israels geographische Lage hat keine besonderen Vorzüge, aber aus irgendeinem Grund ist das Land Ursprung zweier monotheistischer Religionen (Judentum und Christentum), und zudem liegt in ihm der drittheiligste Ort der dritten monotheistischen Religion (Islam), wie sie heute praktiziert wird. Warum, weiß Gott allein. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Vielleicht erklärt sich Israels Bedeutung zum Teil aus seiner geografisch zentralen Lage in der Region. So wurde es zu einem wichtigen Knotenpunkt zwischen den sich entwickelnden Welten Europas, Asiens und Afrikas. Es diente als Zwischenstation für Handel und Migration, und einige der ältesten Zeugnisse für Landwirtschaft, religiöse Zeremonien, Bestattungen und die Nutzung von Feuer seit den Neandertalern wurden bei Ausgrabungen und in Höhlen überall in Israel entdeckt.

Das ist ja alles schön und gut, aber was genau ist »Israel«? Wurde das Land nicht erst 1948 gegründet? Ja und nein. Die Grenzen jenes Gebietes, aus dem später das alte Königreich Israel werden sollte, tauchen zum ersten Mal im Alten Testament auf, als vom Land Kanaan die Rede ist (1. Mose 10,19):

Diese Textzeile beschreibt die Grenzen, die ungefähr vom heutigen Libanon im Norden über die Küste im Westen bis hin zu Jordanien im Osten und der Negev-Wüste im Süden reichen. Es ist eine sehr frühe Epoche – die meisten Bibelwissenschaftler datieren den Text auf etwa 1500 v. Chr. Damals soll das Land von Stämmen alter Nationen bewohnt gewesen sein, die frühe Stadien von Landwirtschaft betrieben und erste städtische Siedlungen und Gesellschaften entwickelten.

Den Bibelexten und -gelehrten zufolge kamen die Hebräer wahrscheinlich um 1250 v. Chr. ins Land und teilten es in Gebiete auf, die von den zwölf jüdischen Stämmen regiert wurden, die dann mit dem Aufbau einer jüdischen Nation begannen. Irgendwann zwischen 1030 und 928 v. Chr. wurde das Land zu einem souveränen jüdischen Königreich, das in der Heiligen Schrift als Königreich Israel bezeichnet wird. Zu diesem Zeitpunkt schlossen sich dem Alten Testament zufolge die zwölf reisenden Stämme Israels zusammen, um ein richtig cooles gemeinsames...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2022
Übersetzer Thomas Görden
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2022 • 75 Jahre Israel • Antisemitismus • Apartheid • Ari Shavit • Asseburg • BDS Bewegung • die sache mit israel • Dieter Vieweger • eBooks • Eine andere jüdische Geschichte • Erschütterungen • Felsendom • Friedländer • Gaza • Gazastreifen • Geschichte • Geschichte Israels • Grabeskirche • HAMAS • Heiliges Land • Holocaust und Israel • Israel Palästina • Israelreisen • Jan Busse • Jerusalem • Judentum • Kermani • Klagemauer • krieg israel • Mein gelobtes Land • Meron Mendel • Michael Wolffsohn • Muriel Asseburg • My promised Land • Nahostkonflikt • Nahost Konflikt • Nahost-Konflikt • nahostkonflikt aktuelle lage • Nahostkonflikt erklärt • Nahostkrieg • Navid Kermani • Netanjahu • Neuerscheinung • Palästinenser • Richard C. Schneider • Saul Friedländer • schlaraffenland abgebrannt • Staatsgründung Israels • Streit um das Heilige Land • Tel Aviv • Terror • über israel reden • Westjordanland
ISBN-10 3-641-29198-4 / 3641291984
ISBN-13 978-3-641-29198-3 / 9783641291983
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