Bereit für die Zukunft (eBook)

Das Unvorstellbare denken und kommende Krisen besser meistern - Mit interaktiven Szenarien zu Klima, Sicherheit, Wirtschaft u.v.m.
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
464 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-29405-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Bereit für die Zukunft -  Jane McGonigal
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Niemand weiß, was die Zukunft bringt - aber mit diesem Buch sind wir auf alles vorbereitet
»Ein so kurzweiliges wie leicht anzuwendendes Gegenmittel zur Apokalypse.« Douglas Rushkoff

Wie wird unsere Welt in zehn Jahren aussehen? Welche Folgen werden Klimawandel, technologischer Fortschritt und gesellschaftliche Umbrüche haben? Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen. Wir aber können uns auf das vorbereiten, was heute noch niemand kommen sieht. Mit verblüffend realistischen Szenarien lässt uns »Bereit für die Zukunft« die Fähigkeiten entwickeln, die es dazu braucht: Ein Denken, das auf unvorhergesehene Herausforderungen schneller reagiert; die Inspiration, heute die richtigen Weichen für unser Leben in der Zukunft zu stellen; die Kreativität, Probleme auf nie dagewesene Weise zu lösen. So gerüstet können wir selbstsicher auf künftige Entwicklungen reagieren, die jetzt noch unvorstellbar scheinen und sind damit in der Welt von Morgen allen anderen einen Schritt voraus.

Ausgestattet mit einem Wendeumschlag: Wir entscheiden, wie unsere Zukunft aussieht!

Jane McGonigal ist Spieleentwicklerin und Forschungsleiterin am Institute for the Future (IFTF) in Palo Alto/Kalifornien. Laut BusinessWeek gehört sie zu den weltweit zehn wichtigsten und innovativsten Entwicklerinnen. Zu ihren vielfach gelobten Planspielen gehören »Evoke« und »Superstruct«, mit denen sie die Finanzkrise sowie die Corona-Pandemie in ihren Verläufen und Auswirkungen treffsicher vorhersagte. Als einer der einflussreichsten Zukunftsforscherinnen gehören zu ihren Arbeit- und Auftraggebern u.a. die Weltbank, die National Academy of Sciences, das US-amerikanische Verteidigungsministerium, McDonald's, Intel, die Corporation for Public Broadcasting und das Internationale Olympische Komitee. Aufgewachsen in New York, lebt sie heute mit ihrem Mann Kiyash und ihrem Schäferhund Meche in San Francisco.

1

EINE ZEITREISE IN DIE ZEHN JAHRE ENTFERNTE ZUKUNFT

Du bist nicht verrückt. Du bist nur reif für Veränderung.

Nnedi Okorafor, Autorin

Vielleicht kennen Sie den Spruch »Die Zukunft beginnt jetzt«. So knackig das klingt, es ist falsch. Die Zukunft beginnt nicht jetzt oder morgen oder nächsten Monat – zumindest nicht, wenn Sie das Beste aus Ihrer Zeitreise herausholen wollen. Sie brauchen viel mehr Zeit, wenn Sie das Beste aus der Zukunft machen wollen. Aber wann genau die Zukunft beginnt, hängt von Ihnen und Ihren Lebensumständen ab. Lassen Sie mich von einem einfachen Spiel erzählen, das ich erfunden habe. Wenn Sie mitspielen, bekommen Sie eine gute Vorstellung davon, wann die Zukunft für Sie anfängt.

Zur Einstimmung auf meine Kurse zum Zukunftsdenken spiele ich immer eine schnelle Runde »Wann beginnt die Zukunft?« Dazu frage ich die Teilnehmer: »Wenn die Zukunft eine Zeit ist, in der sich viele oder die meisten Dinge in Ihrem Leben verändert haben, wann beginnt diese Zukunft dann?« Die Teilnehmer sollen die Antwort in Tagen, Wochen, Monaten oder Jahren auf einen Zettel notieren. Das ist keine Scherzfrage, und es gibt auch keine falschen Antworten. In der Regel gibt es Dutzende Antworten, und alle sind richtig: in einem Jahr, in fünf Jahren, in zehn Jahren, in zwanzig Jahren. (Wenn Sie mitspielen wollen, dann überlegen Sie jetzt, wie Sie diese Frage beantworten würden.) Dann bitte ich die Teilnehmer, das Blatt mit ihrer Antwort hochzuhalten, damit alle sie sehen können, und lasse sie sich dann in einer Reihe aufstellen – oder besser, einer Zeitleiste. Die Person mit der kleinsten Zahl macht den Anfang, die mit der größten den Abschluss, der Rest steht irgendwo dazwischen.

Spätestens an diesem Punkt wird deutlich, wie groß die Bandbreite ist. Also bitte ich einige Teilnehmer, ihre Antwort zu erklären. Sie sind oft sehr persönlich. »In sechs Monaten«, sagte einmal eine Frau in einem Kurs in Stanford. Dann berichtete sie, dass ihr Mann vor Kurzem unerwartet gestorben sei. Über Nacht hatte sich ihr ganzes Leben verändert. Sie empfand große Ungewissheit und wusste nicht, ob irgendetwas für längere Zeit Bestand haben würde. Das passiert immer wieder: Wer die Frage »Wann beginnt die Zukunft?« mit einem besonders kurzen Zeitraum beantwortet, hat oft gerade einen Verlust oder Schock erlitten.

Ein junger Mann, der in einem Schulworkshop »drei Monate« antwortete, hatte jedoch einen ganz anderen Grund. In drei Monaten sollte er nämlich sein Abitur bekommen, und das markierte für ihn den Anfang von etwas ganz Neuem. Das bestätigen wissenschaftliche Untersuchungen: Wenn wir uns einem langfristigen Ziel nähern, öffnen wir uns für die Möglichkeit der Veränderung.10 Wir nehmen das Ende einer Reise vorweg und blicken in die Zukunft, wo ein neuer Anfang auf uns wartet.

»Fünfhunderteinundzwanzig Tage«, sagte ein anderer Teilnehmer. Er war gut im Kopfrechnen und hatte schnell ausgerechnet, dass er dann seinen dreißigsten Geburtstag feiern würde. Auch runde Geburtstage geben uns oft Anlass, große Veränderungen zu erwarten, nicht nur für uns persönlich, sondern auch in unserer Umgebung.11 Es mag ein wenig egozentrisch sein anzunehmen, dass die ganze Welt eine andere sein wird, nur weil wir uns verändern. Trotzdem ist es hilfreich, regelmäßig Momente zu setzen, in denen wir einen Umbruch forcieren.

Wann kann die Zukunft noch beginnen? »Am Dienstag, dem dritten November zweitausendzwanzig«, erwiderte jemand im Jahr 2017. »Das ist das Datum der nächsten Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten«, fügte er hinzu, offenbar in der Hoffnung, dass diese Wahl einen anderen Ausgang nehmen würde als die vorige. Nicht alle haben ein so präzises Datum im Kopf. Aber viele Menschen sehen drastische Veränderungen als eine Art regelmäßigen Prozess, sodass die Hoffnung auf etwas Neues und anderes immer am Horizont bleibt. Das können Wahlen sein oder der Saisonbeginn (für Sportfans) oder sogar die Bekanntgabe des Vogels des Jahres, wie ein Naturliebhaber unter meinen Studenten meinte.

Andererseits wissen viele meiner Kursteilnehmer gar nicht so genau, warum sie eine bestimmte Zahl nennen. »Die Zukunft beginnt in zehn Jahren – das klingt, als wäre es weit genug weg«, könnte jemand sagen. Die Zukunft ist die Zeit, die so weit weg ist, dass die Dinge wirklich anders sein können. Wann das ist, ist völlig subjektiv. Die Zukunft beginnt, wenn Sie für eine drastische Veränderung bereit sind: große Veränderungen, beängstigende Veränderungen, herbeigesehnte Veränderungen, verrückte Veränderungen.

Deswegen mag ich das Spiel »Wann beginnt die Zukunft?« Die Antworten verraten etwas über die Gefühlslage eines Menschen. Eine kurze Zeitspanne – weniger als fünf Jahre – bedeutet, dass die Betreffenden entweder sehr sensibel oder sehr offen für Veränderung sind oder dass sie sich gerade mittendrin befinden. Eine ungewöhnlich lange Zeitspanne – vierzig, fünfzig oder hundert Jahre – lässt andere Schlüsse zu: Hier fühlt sich jemand gefangen oder ist frustriert über das Tempo der gesellschaftlichen Veränderungen und kann sich nicht vorstellen, dass sich jemals etwas bewegen wird. Oder es handelt sich um einen sehr geduldigen Menschen mit Mumm und Entschlossenheit, der langfristig plant. Oder vielleicht sieht dieser Mensch auch schlicht keinerlei Notwendigkeit für Veränderungen und wünscht sich, dass alles so lange wie möglich bleibt, wie es ist. Wenn man wissen will, was zutrifft, muss man nachfragen, doch meiner Erfahrung nach lohnt es sich immer, ein Gespräch zu diesem Thema mit der Frage »Wann beginnt die Zukunft?« einzuleiten.

Bei allen Schwankungen lautet die verbreitetste Antwort auf unsere Frage nach dem Beginn der Zukunft: »In zehn Jahren«. Von den gut zehntausend Antworten, die ich inzwischen gesammelt habe, sind sich die meisten einig: Zehn Jahre reichen aus, um die Gesellschaft und mein eigenes Leben drastisch zu verändern.

Wieso sind zehn Jahre eine so magische Zahl?

Die meisten von uns haben durch eine Mischung aus eigener Erfahrung und gesellschaftlichen Gepflogenheiten verinnerlicht, dass das Jahrzehnt ein Zeitraum der Veränderung ist. Wir stellen uns unsere eigene Biografie als Abfolge von Lebensjahrzehnten vor: unsere Zwanziger, unsere Dreißiger, unsere Vierziger und so weiter. An runden Geburtstagen denken wir darüber nach, wie unser nächstes Jahrzehnt aussehen soll. Auch die Phasen unserer Gesellschaft sehen wir gern in Jahrzehnten und überlegen, wie sich die 1920er von den 1910ern unterschieden oder die 2020er von den 2010ern. Wer mehr als ein Jahrzehnt durchlebt hat oder sich mit der Geschichte beschäftigt, bekommt einen guten Eindruck davon, wie viel sich innerhalb von zehn Jahren verändern kann.

Wenn wir in die jüngere Geschichte zurückblicken, scheinen zehn Jahre tatsächlich so etwas wie eine magische Zahl zu sein. Wir finden zahllose Beispiele für neue Ideen und Handlungen, die innerhalb eines Jahrzehnts (plus/minus ein paar Monate) die Realität in vormals unvorstellbarer Weise verändert haben. Das trifft besonders auf gesellschaftliche Bewegungen zu, die Historisches erreicht haben, aber auch auf neue Technologien, die sich international durchgesetzt haben. Nehmen wir nur die folgenden Beispiele – es verging mehr oder weniger ein Jahrzehnt …

  vom Beginn der Busboykotte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung (1955) bis zur Verabschiedung der ersten Bürgerrechtsgesetze (1964);

  von den ersten internationalen Wirtschaftssanktionen gegen das Apartheidregime Südafrikas (1985) bis zur Verabschiedung einer neuen Verfassung, mit der Schwarze und andere ethnische Gruppen das Wahlrecht erhielten (1996);

  von der umstrittenen Einführung der Ehe für alle in den Niederlanden (2001) bis zu ihrer Befürwortung durch eine Mehrheit von Menschen in der Mehrzahl von Ländern (2010);

  von der Legalisierung von Marihuana im amerikanischen Bundesstaat Colorado (2012) bis zur Entkriminalisierung in 44 Bundesstaaten (2021);

  bis das Internet von rund 16 Millionen überwiegend wissenschaftlichen Nutzern (die meinten, dass das Netz nur dem Austausch wissenschaftlicher Daten dienen werde) auf eine Milliarde Nutzer wuchs (2001);

  zwischen der Markteinführung des ersten iPhones (2007) und dem Tag, an dem die Mehrheit aller Menschen ein Smartphone hatte und eine neue Ära der Kommunikation anbrach (2017);

  bis Facebook vom ersten Nutzer (2004) auf eine Milliarde tägliche Besucher kam (2015) und auf dem besten Weg war, das erste Produkt zu werden, das von einem Drittel der Menschheit genutzt wurde;

  bis Bitcoin von einer Idee in einem Fachartikel (2008) zu einer Kryptowährung im Wert von einer Billion Dollar wurde (2019) – mehr als die drei größten Banken der Vereinigten Staaten zusammengenommen;

  von der Gründung von AirBnB und Uber (2008) bis zu dem Tag, an dem 36 Prozent der amerikanischen Arbeitnehmer Teil der »Gig-Ökonomie« waren (2018);

  bis aus der ersten Testversion von Zoom (2011) ein lebenswichtiges Lern- und Kommunikationsmedium der Coronakrise wurde (2020).

Mit anderen Worten: Dinge, die sich heute noch in der Experimentierphase befinden, können in nur zehn Jahren allgegenwärtig sein und die Welt verändern. Ein gesellschaftlicher...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2022
Übersetzer Jürgen Neubauer
Sprache deutsch
Original-Titel Imaginable
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2022 • Besser als die Wirklichkeit • Bestsellerautorin • Computerspieleentwicklerin • Demokratie • eBooks • Fortschritt • Freiheit • Gamification • Gamify your life • Gaming • Inflation • Institute of the future • Klimakrise • Klimawandel • Krieg in der Ukraine • Krise • Krisen bewältigen • Künstliche Intelligenz • Migration • Neuerscheinung • Planspiel • Spiel • SuperBetter Deutsch • Szenario • Technologie • Unfuck the economy • Wirtschaft • Zukunft • Zukunftsforschung
ISBN-10 3-641-29405-3 / 3641294053
ISBN-13 978-3-641-29405-2 / 9783641294052
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