Schwarz. Rot. Wir. (eBook)

Wie Vielfalt uns reicher macht - Das Buch zur Diversity-Debatte
eBook Download: EPUB
2022
208 Seiten
Mosaik (Verlag)
978-3-641-28801-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Schwarz. Rot. Wir. - Pierrot Raschdorff
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Weshalb staunt die deutsche Öffentlichkeit noch immer über Schwarze Frauen, die Theaterintendantin oder Tatort-Kommissarin werden? Woher kommt diese Irritation?

Um unsere Vielfalt zu leben, brauchen wir Vorbilder - und keine Vorurteile. Vor allem brauchen wir Vorbilder, die bewusst mit Stereotypen brechen. Denn Vorurteile führen zur Spaltung der Gesellschaft, allein 70 Prozent der Deutschen spüren sie schon heute. Um dieser Spaltung entgegen zu wirken, müssen wir unsere Gemeinsamkeiten suchen, unsere eigenen Vorurteile überwinden. Schwarz. Rot. Wir. stellt neue Vorbilder als Diversity Champions vor und Pierrot Raschdorff zeigt, wie mächtig diese Diversity Champions sein können. Er nähert sich Begriffen wie Cancel Culture, Identitätspolitik und kultureller Aneignung an, zeigt auf, wie wir als Gemeinschaft damit umgehen können, und dass der wichtigste Aspekt innerhalb der Debatte immer der respektvolle Dialog ist.

Ein Plädoyer für eine gelebte Vielfalt in Deutschland.

Pierrot Raschdorff, geboren 1981, ist Marketingleiter und Diversity-Experte. Er hält seit vielen Jahren Vorträge und Workshops zum Thema Diskriminierung und Rassismus. Mit den Erfahrungen als Schwarzer Ostfriese ist der Umgang mit Stereotypen seit jeher ein Begleiter seines Lebens. Pierrot Raschdorff ist diplomierter Politikwissenschaftler und Mediator.

Dies ist kein weiteres Buch über Rassismus. Das war mir bereits zu Beginn der Arbeit an diesem Buch wichtig. Es gibt zahlreiche großartige Autor*innen, die das Thema Rassismus in Deutschland bereits umfassend ausführen und beleuchten. Sie haben die wichtige Vorarbeit geleistet, auf der ich mit Schwarz. Rot. Wir. nun aufbauen möchte. Aber wer sich mit Vielfalt (in der Debatte wird oft der englische Begriff Diversity benutzt) beschäftigt, der beschäftigt sich zwangsläufig auch mit Diskriminierung. Der Schreibprozess und die Arbeit an diesem Buch haben mir erneut verdeutlicht, wie nah das Thema Rassismus und mein Thema Vielfalt oder Diversity beieinanderliegen. Wie soll es auch anders sein? Der Begriff Diversity ist vielen Menschen aus dem beruflichen Kontext bekannt, aber er geht weit darüber hinaus und behandelt die Frage, wie Organisationen und Unternehmen, aber eben auch wir als Individuen in unserer Gesellschaft Vielfalt fördern können. Das setzt den Abbau von Barrieren und von Diskriminierung voraus und baut damit eine direkte Brücke zurück zum Thema Rassismus.

Des Weiteren hat sich gerade im Arbeitskontext der Begriff erweitert, und neue Themenfelder sind hinzugekommen, nämlich Chancengerechtigkeit, Zugehörigkeit, Wertschätzung und Anerkennung. Es dreht sich dabei oftmals um die Frage, wie Wertschätzung in Organisationen vermittelt wird, und darum, ein Gefühl der Zugehörigkeit aller Menschen in einer Gemeinschaft zu entwickeln.

Diversity = engl für Vielfalt. Sichtbare und unsichtbare Merkmale, die individuelle Sichtweisen, Perspektiven, Einstellungen und damit das Handeln von Menschen beeinflussen.1

Zusammengefasst spricht man in der Diversity-Debatte daher von »Diversity, Equity und Inclusion (DEI)«. Diese Begrifflichkeiten, die vielleicht ein wenig sperrig und technisch daherkommen, lassen sich leicht aus dem beruflichen Kontext herauslösen, da sie alle Bereiche und Themen des gemeinschaftlichen Lebens berühren. Schließlich wollen wir einander nicht nur bei der Arbeit ohne Diskriminierung, mit Chancengleichheit und einem wertschätzenden Umgang begegnen.

Diversity, Equity und Inclusion (DEI) = engl. für Vielfalt, Gleichstellung und Inklusion. Gemeint ist, dass die gesamte Bandbreite der Vielfaltsdimensionen eines Menschen betrachtet wird, alle Menschen die gleichen Lebenschancen haben sollten und Barrieren abgebaut werden, um eine gleichberechtigte Teilhabe aller zu ermöglichen.

Auch die Diskussionen über Cancel Culture, kulturelle Aneignung, Identitätspolitik etc. sind mittlerweile vielen bekannt. Es sind alles Themen, die in die große Debatte über Diversity mit einfließen und hier in diesem Buch noch näher erklärt und diskutiert werden sollen. Diversity ist zusammengefasst ein gesellschaftliches Thema, das uns alle immer wieder betrifft – gerade in einer Zeit, in der wir zunehmend von einer gespaltenen Gesellschaft in Deutschland sprechen. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern für einige westliche Länder.

Was wir sehen.

Den Begriff der Spaltung möchte ich hier nicht diskutieren, denn das braucht es an dieser Stelle nicht. Viel wichtiger ist, dass viele Menschen in Deutschland eine Spaltung fühlen, ganz gleich ob sie faktisch da ist. Dies wird gern daran festgemacht, dass sich Diskurse verengt haben, oder am Gefühl, dieses oder jenes nicht mehr an- oder aussprechen zu können. Vor allem innerhalb der Diversity-Debatte taucht diese Angst vermehrt auf. Jede*r kennt heute den Satz: »Darf man das überhaupt noch sagen?«

Ob beim Schnitzelbestellen, beim Karneval in der Kita oder bei Haarfrisuren, es herrscht bei vielen eine Verunsicherung in Bezug auf bestimmte Themen. Eine Befürchtung, die gerne über eigene Privilegien und historisch gewachsene Ungleichheiten hinwegsieht. In diesem Buch werde ich diese Befürchtung nicht allen nehmen können, aber ich werde Wege aufzeigen, wie mit dem dazugehörigen Gefühl umgegangen werden kann. Schwarz. Rot Wir. ist eine Handreichung für den Dialog und für ein Miteinander in gelebter, alltäglicher Vielfalt. Dafür braucht es keine Angst vor Debatten, sondern die Reflexion des eigenen Wahrnehmens und Handelns und mitunter die daraus hervorgehende Erkenntnis, dass tatsächlich die eine oder andere Bemerkung in der Vergangenheit einfach rassistisch und diskriminierend war. Dafür braucht es aber auch ein Vergegenwärtigen von unbewussten Denkmustern in Form von Klischees und Stereotypen. Um genau diese ein wenig zu mindern, braucht es meiner Meinung nach aber auch Menschen, die ein Bild Deutschlands zeigen, dass tatsächlich vielfältig ist.

Wir brauchen mehr Vorbilder, die mit Stereotypen brechen. Beispielsweise eine selbstbewusste Schwarze Tatort-Kommissarin oder mehr homosexuelle Männer, die sich vor laufender Kamera küssen, Menschen mit Behinderung, die CEOs sind, Menschen mit Migrationserfahrung, die Spitzenpositionen in der Politik bekleidenund so weiter. Dabei geht es mir nicht um die plakative sichtbare Vielfalt, sondern um das bewusste Brechen von Stereotypen. Viel zu oft werden zum Beispiel mediale Rollen klischeebehaftet besetzt. Sie sind die Geflüchteten, Tänzerinnen, Musiker (gern Rapper), Basketballer oder die Menschen, die im Restaurant das benutzte Geschirr abspülen. Das Bild hat sich glücklicherweise mit der Zeit gewandelt, und Schwarze Menschen besetzen neue Rollen, wie beispielsweise im Jahr 2019 im Göttinger Tatort Florence Kasumba als Kommissarin Anaïs Schmitz. Doch nach wie vor sind wir weit davon entfernt, dass klischeefreie Bilder gezeigt werden.

PoC = Person of Color, der allgemein akzeptierte und selbstgewählte Begriff für nicht-weiße Menschen.

Bisher sind es sehr vereinzelte Ansätze, in denen Vielfalt nicht das Thema, sondern gelebte Normalität ist. Nachtschicht vom ZDF oder der 2021 ins Leben gerufene Bremer Tatort mit Dar Salim als Ermittler, sind weitere gute Beispiele aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen für eine neue Entwicklung weg vom Klischee der zuarbeitenden PoCs und hin zu tragenden und handlungsbestimmenden Rollen.

Der Grey’s Anatomy-Effekt.

Es geht mir nicht nur um Vielfalt in Form eines bloßen Aufzählens, wie viele Menschen mit Migrationserfahrung oder PoCs in einem Film oder einer Serie zu sehen sind, sondern um das bewusste Brechen mit althergebrachten Bildern und Stereotypen. Ich bin davon überzeugt, dass das Zeigen von neuen Role Models in den Medien, die mit Klischees brechen, unser Denken – und auch das von unseren Kindern – verändert.

Role Model = engl. für Vorbild, Identifikationsfigur für (meist jüngere) Menschen, der sie in Verhalten, Erscheinung und gesell. Stellung nachahmen.

Ich nenne es gern den »Grey’s Anatomy-Effekt«: Die amerikanische Serie, die (erst) 2006 – man könnte meinen, es gäbe sie schon ewig – ins deutsche Fernsehen kam, versucht mit allen Mitteln, Vielfalt als visuelles Stilmittel zu nutzen. In den USA ist es in Serien und Filmen eigentlich lange üblich gewesen, dass Schwarze und weiße Menschen jeweils unter sich bleiben, vor allem in Liebesbeziehungen. Bei Greys Anatomy wurden hier scheinbar nach Belieben Beziehungen und Verbindungen entwickelt, bis gefühlt auch der letzte Zuschauer verstanden hat, dass in der Serie versucht wird, ein neues offenes Weltbild zu vermitteln. Es waren damals neue Bilder, die in der Intensität noch nicht bekannt waren. Nicht nur in den USA, vor allem auch hier in Deutschland.

Warum sind diese medialen Bilder wichtig, was haben sie mit Vielfalt zu tun – und mit uns? Schlicht und ergreifend sind gerade diese simplen Bilder wichtig, weil sie mit dazu beitragen, unsere Stereotypen und Vorurteile im Kopf zu schmälern und zu revidieren.

Klischees, Vorurteile und Stereotype.

Viele Begriffe werden im alltäglichen Sprachgebrauch gern synonym verwendet. Daher hier kurze Erläuterungen, um diese Begriffe klarer voneinander trennen zu können.

Klischee: Ein Klischee ist eine Zuordnung von einer oder mehreren Eigenschaften zu einer Personengruppe oder aber auch einzelne Überzeichnungen, die vermeintlich einer Personengruppe zuzuordnen sind. Klischees können sowohl positiv als auch negativ ausfallen. Klischees gibt es viele, über Schwaben genauso wie über Katzenliebhaberinnen, sie besitzen jedoch nicht immer Diskriminierungspotenzial, weil dafür gewisse Machtstrukturen gegeben sein müssen.

Vorurteil: Ein Vorurteil spiegelt eine abwertende Haltung gegenüber Personengruppen wider. Sie sind mit einem Urteil über diese Gruppe verbunden, das Angehörige der jeweiligen Gruppe nicht individuell betrachtet, sondern aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit abwertet.

Stereotyp: Stereotypen schaffen Zusammenhänge im Kopf. Stereotypen sind unsere Schubladen im Kopf, die jede*r in sich trägt. Ob sie sich auf Schwarze Menschen oder die verpönten alten weißen Männer beziehen, Schubladen sind Teil unseres Denkens. Sie haben schließlich eine Funktion, sie vereinfachen unser Denken und machen Komplexes schnell erfassbar. Das große Problem mit Stereotypen: Sind sie einmal verankert und erlernt, setzen sie sich im Kopf fest und werden nur selten revidiert. Wir sehen zum Beispiel eine Person schemenhaft aus der Ferne, und unser Gehirn schreibt ihr sofort ein gelerntes Geschlecht zu. Diese Form des Denkens und Verknüpfens von Signalen verurteile ich nicht per se, denn sie hat eine gewisse Notwendigkeit, vereinfacht unseren Umgang mit Menschen. Ich sehe jemanden,...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2022
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 2022 • Alice Hasters • Behinderung • Critical Whiteness • Demokratie • Deutschland • Diskriminierung • Diversität • Diversity • eBooks • Erfahrungsbücher • Gesellschaftskritik • Gesellschaftspolitik • Inklusion • Intoleranz • Neuerscheinung • Pluralismus • Rassismus Buch • Soziologie • Toleranz • Tupoka Ogette
ISBN-10 3-641-28801-0 / 3641288010
ISBN-13 978-3-641-28801-3 / 9783641288013
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