Metropolen (eBook)

Die Weltgeschichte der Menschheit in den Städten | Opulente Ausstattung mit farbigen Bildteilen

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
576 Seiten
S. Fischer Verlag GmbH
978-3-10-490729-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Metropolen -  Ben Wilson
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Wie kommt es, dass heute die Hälfte der Menschheit in Städten lebt? Der Historiker Ben Wilson spannt einen faszinierenden Bogen von der Urgeschichte in die Zukunft, um diese Frage zu beantworten. Seine Reise beginnt 4.000 v. Chr. in Uruk, verläuft über die Zentren der antiken Welt Babylon, Athen und Rom, führt u. a. über Bagdad und Lübeck nach London, Paris, New York und Warschau und endet in Los Angeles und Lagos. Jede Stadt steht für einen bestimmten Aspekt, Lübeck etwa für Handel, Warschau für Zerstörung durch Krieg, Lagos für die Megacity der Zukunft.  Farbig und detailreich erzählt Wilson vom Alltag der Menschen in der Stadt, vom Glanz der Villen und Boulevards, aber auch von denen, die in Schmutz und Elend gestrandet sind.  Er beschreibt das bunte Treiben auf den Straßen und die Slums, erzählt von Seuchen und den ersten Wolkenkratzern, von der Industrialisierung und den Techparks des 21. Jahrhunderts. Denn bis heute verheißen die Städte Schutz und Wohlstand, Arbeit und Vergnügungen, Fortschritt und Konsum. Und so ziehen sie Milliarden Menschen an, trotz der Gefahr, im urbanen Strudel unterzugehen. Die Zukunft der Menschheit liegt in der Stadt - der größten Erfindung des Menschen.  »Ben Wilson nimmt uns mit auf eine aufregende Reise durch mehr als zwei Dutzend Städte und Tausende von Jahren ... eine fesselnde Lektüre.« New York Times Book Review  »Dieses Buch zu lesen ist wie der erste Besuch einer berauschenden Stadt - überwältigend, aufregend, manchmal beides gleichzeitig.« Wall Street Journal  »Großzügig, unterhaltsam und reich an wundersamen Details.« Tom Holland, Literary Review

Ben Wilson, geboren 1980 in London, studierte Geschichte in Cambridge und lebt als freier Autor in Suffolk. Für seine früheren Bücher erhielt er in der englischen Presse große Resonanz,  ebenso wie für die Originalausgabe von »Metropolen«. Er war häufig in TV und Rundfunk als Berater tätig und schreibt regelmäßig für die »Times« und den »Daily Telegraph«.Für seine große Geschichte der Stadt ist er einmal um die Welt gereist, um ein Gespür für die Orte zu bekommen, von denen er erzählt, für die untergegangenen ebenso wie für jene, in denen heute das Leben pulsiert. Denn Städte faszinieren Wilson nicht nur als Historiker - sie sind entscheidend für die Zukunft der Menschheit.

Ben Wilson, geboren 1980 in London, studierte Geschichte in Cambridge und lebt als freier Autor in Suffolk. Für seine früheren Bücher erhielt er in der englischen Presse große Resonanz,  ebenso wie für die Originalausgabe von »Metropolen«. Er war häufig in TV und Rundfunk als Berater tätig und schreibt regelmäßig für die »Times« und den »Daily Telegraph«. Für seine große Geschichte der Stadt ist er einmal um die Welt gereist, um ein Gespür für die Orte zu bekommen, von denen er erzählt, für die untergegangenen ebenso wie für jene, in denen heute das Leben pulsiert. Denn Städte faszinieren Wilson nicht nur als Historiker – sie sind entscheidend für die Zukunft der Menschheit. Irmengard Gabler war nach dem Studium der Anglistik und Romanistik in Eichstätt und London einige Jahre als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für romanische Literaturwissenschaft an der Universität Eichstätt tätig. Seit 1993 übersetzt sie Belletristik und Sachbücher aus dem Englischen, Französischen und Italienischen (u.a. Cristina Campo, Serena Vitale, Philippe Blasband, Christopher J. Sansom, John Dickie, Adam Higginbotham). Die Übersetzerin lebt in München.

eine fulminante Liebeserklärung an den Lebensraum Stadt

Das Buch bietet auf jeden Fall eine beeindruckende Fülle an Wissen, die zum Nachdenken über die Geschichte anregt.

Der britische Autor und Journalist macht auf kluge, aber auch unterhaltsame Weise klar, warum unsere Spezies nicht auf die urbane Lebensform verzichten kann.

Ben Wilson erzählt fesselnd, klug und anschaulich; er füllt die Seiten nicht mit trockenem Handbuchwissen.

Einleitung

Das Jahrhundert der Metropolen


Am heutigen Tag ist die Stadtbevölkerung weltweit um fast 200000 Menschen gewachsen. Dasselbe geschieht morgen, übermorgen und immer so weiter. Im Jahr 2050 werden bereits zwei Drittel der Menschheit in Städten leben. Wir werden gerade Zeugen der größten Migrationsbewegung der Geschichte, Höhepunkt eines seit sechstausend Jahren währenden Prozesses, der uns bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu einer urbanisierten Spezies gemacht haben wird.[1]

Wie und wo wir künftig leben, ist eine der wichtigsten Fragen, die wir uns stellen können. Vieles von dem, was wir über Geschichte und Gegenwart wissen, erwächst aus der Erforschung dieser Thematik. Seit den ersten urbanen Siedlungen in Mesopotamien um 4000 v. Chr. fungieren Städte als gigantische Orte des Informationsaustausches; die dynamische Interaktion zwischen den Menschen in einer dicht gepackten Metropole hat Ideen und Techniken, Revolutionen und Innovationen hervorgebracht, die der Geschichte als Treibstoff dienen. Vor 1800 lebten allenfalls drei bis fünf Prozent der Weltbevölkerung in größeren Ballungszentren, doch hatte diese kleine Minderheit eine unverhältnismäßig große Wirkung auf die globale Entwicklung. Städte waren schon immer die Laboratorien der Menschheit, die Treibhäuser der Geschichte. Von der Stadt magisch angezogen – wie Woche für Woche Millionen von Menschen –, begann ich die Arbeit an Metropolen unter folgender Prämisse: Unsere Vergangenheit und unsere Zukunft sind auf Gedeih und Verderb mit der Stadt verbunden.

Ich widmete mich dieser umfangreichen, vielschichtigen und oft überraschenden Thematik zum Zeitpunkt einer spektakulären urbanen Renaissance, aber auch beispielloser Herausforderungen an das städtische Gefüge. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab die traditionelle Stadt eher Grund zum Pessimismus als zur Hoffnung; die alles verschlingende Industriemetropole sperrte ihre Menschen ein, vergiftete Körper und Geist und führte zum gesellschaftlichen Kollaps. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Reaktion auf die Schrecken der Industrialisierung in vollem Gange: Streuung, nicht Konzentration schien das Gebot der Stunde. Metropolen von Weltbedeutung wie New York und London erfuhren einen Bevölkerungsschwund. Autos, Telefone, billige Flugreisen, die reibungslosen Ströme von Kapital rund um den Planeten, und neuerdings das Internet erleichterten uns die Streuung, das traditionelle, dichte, intensive Stadtzentrum löste sich auf. Wer brauchte angesichts unbegrenzter virtueller sozialer Netzwerke schon urbane soziale Netzwerke? Die Innenstadt – die unter Kriminalitätsschüben und physischem Verfall litt – wurde von Gewerbegebieten auf der grünen Wiese, vom Universitätsgelände, dem Home-Office und den Einkaufszentren an den Rändern der Stadt überflüssig gemacht. Die letzten Jahre des vergangenen Jahrhunderts und die ersten Jahrzehnte dieses Jahrtausends stellen diese Prognosen jedoch auf den Kopf.

Vor allem in China erwachten mehrere alte Städte zu neuem Leben – und einige brandneue entstanden, befeuert von 440 Millionen Zuwanderern aus ländlichen Gebieten in drei Jahrzehnten und gekrönt von einer wahren Wolkenkratzer-Orgie. Überall auf der Welt forderten Städte ihre zentrale wirtschaftliche Position zurück. Statt die Streuung zu erleichtern, werden große und kleine Unternehmen, Start-ups und kreative Freiberufler von der Wissensindustrie und superschnellen Kommunikationstechniken dazu ermutigt, zu schwärmen wie die Bienen im Stock. Sobald findige Köpfe aufeinandertreffen, werden technologische, künstlerische und finanzielle Innovationen möglich: Die Menschen gedeihen, wenn sie ihr Wissen teilen, zusammenarbeiten und sich austauschen können – zumal an Orten, die den Informationsfluss erleichtern. Während Städte einst versuchten, große Produktionsbetriebe anzulocken oder einen Anteil am Welthandel zu ergattern, konkurrieren sie jetzt um kluge Köpfe.

Die Abhängigkeit von Humankapital und die ökonomischen Vorteile urbaner Dichte in postindustriellen Gesellschaften strukturieren die moderne Metropole neu. Erfolgreiche Städte sind in der Lage, ganze Wirtschaftssysteme zu verändern – wie das vielbeneidete, von Städten ausgehende Wirtschaftswachstum Chinas zeigt. Wann immer ein Gebiet seine Bevölkerungsdichte verdoppelt, wird es um zwei bis fünf Prozent produktiver: Die geballte Energie in den Städten sorgt bei uns für insgesamt mehr Wettbewerb und Initiative. Diese Kraft wird nicht nur von der Dichte, sondern auch von der Größe der Stadt verstärkt.[2]

Eine der maßgeblichsten Veränderungen, die den Planeten in den vergangenen drei Jahrzehnten bestürmt haben, ist die verstörende Art und Weise, wie große Metropolen sich von ihren Ländern lösen. Die globale Wirtschaft ist auf wenige Städte und Stadtregionen zugeschnitten: 2025 werden bereits 440 Städte mit einer Gesamtbevölkerung von 600 Millionen (sieben Prozent aller Menschen) für die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsprodukts verantwortlich sein. In vielen Schwellenmärkten produzieren einzelne Städte wie São Paulo, Lagos, Moskau und Johannesburg allein zwischen einem Drittel und der Hälfte des Wohlstands ihrer Nationen. In Lagos, das zehn Prozent der Gesamtbevölkerung Nigerias beherbergt, finden 60 Prozent der industriellen und kommerziellen Aktivitäten des Landes statt; würde die Stadt ihre Unabhängigkeit erklären und zum Stadtstaat werden, wäre sie der fünftreichste Staat in Afrika. In China generieren nur drei Megastädte 40 Prozent des gesamten Wirtschaftsertrags des Landes. Dieses Phänomen ist nicht neu. Wir beobachten gerade eine Rückkehr zu einer Situation, wie sie für den Großteil der Menschheitsgeschichte durchaus an der Tagesordnung war: die herausragende Rolle der Super-Metropole. Ob im alten Mesopotamien, im präkolumbischen Mesoamerika, während des Aufstiegs der griechischen polis oder zur Blütezeit mittelalterlicher Stadtstaaten, immer riss eine kleine Gruppe von Metropolen das Handelsmonopol an sich und schlug damit bloße Nationalstaaten aus dem Feld.

Nicht nur auf dem Gebiet der Wirtschaft zeigt sich die gesamte Geschichte hindurch diese Divergenz zwischen maßgeblichen Städten und Staaten. Der Turboerfolg der Metropolen zieht Talente und Wohlstand aus weniger begünstigten Städten und Regionen ab; sie beherrschen die Kultur; und sie sind genau wie historische Städte mehr denn je durch eine Diversität gekennzeichnet, die nirgendwo sonst erreicht wird. In einigen der bedeutendsten Metropolen der Gegenwart beträgt der Anteil im Ausland geborener Einwohner 35 bis 50 Prozent. Jünger, gebildeter, reicher und kulturell vielfältiger als ihre jeweilige nationale Bevölkerung, haben Weltstädte mehr Gemeinsamkeiten untereinander. In vielen modernen Gesellschaften ist die tiefste Kluft nicht das Alter, die Rasse, Klasse oder der allgemeine Gegensatz zwischen Stadt und Land: Sie besteht zwischen den großen Metropolen auf der einen und den Dörfern, Stadträndern, Klein- und Mittelstädten auf der anderen Seite, die in der globalisierten Wissensökonomie abgehängt werden. Das Wort »Großstädter« suggeriert glanzvolle Möglichkeiten, steht aber auch für eine gewisse Art von Elitedenken – auf politischer, kultureller wie gesellschaftlicher Ebene –, das zunehmend in die Kritik gerät. Die Abneigung gegen die Großstadt ist natürlich nicht neu; wir haben uns im Laufe der Geschichte oft genug mit der Angst vor der zersetzenden Wirkung der Metropole auf unsere sittliche und geistige Gesundheit auseinandergesetzt.

Die erstaunlich rasche Verbreitung von Covid-19 seit Ende 2019 auf dem gesamten Planeten war ein düsterer Tribut an den Triumph der Stadt im 21. Jahrhundert; das Virus verbreitete sich über die komplexen sozialen Netzwerke – innerhalb der Städte und auch zwischen ihnen –, die sie so erfolgreich und so gefährlich zugleich machen. Wenn die Bewohner von Städten wie Paris oder New York in die scheinbare Sicherheit ländlicher Gebiete flüchteten, begegnete man ihnen dort oft mit Feindseligkeit; man hielt ihnen vor, sie schleppten die Krankheit ein und ließen außerdem ihre Mitbürger im Stich. Diese Gegenreaktion war eine Erinnerung an den Antagonismus zwischen Stadt und Nicht-Stadt, der sich durch die gesamte Geschichte zieht – Metropolen als privilegierte Orte und als Quellen der Ansteckung; Orte, die Glück verheißen, aus denen die Menschen jedoch fliehen, sobald Gefahr im Verzug ist.

Seuchen, Pandemien und Krankheiten verbreiteten sich über die Handelsrouten und wüteten seit den frühesten Städten erbarmungslos im dichtbesiedelten urbanen Raum. 1854 wurden sechs Prozent der Chicagoer Bevölkerung von der Cholera dahingerafft, was jedoch die Menschen nicht davon abhielt, weiterhin in Scharen in die Wundermetropole des 19. Jahrhunderts zu strömen; deren Einwohnerzahl, die zu Beginn der 1850er Jahre noch bei 30000 lag, schnellte rasant in die Höhe und hatte bis zum Ende des Jahrzehnts 112000 erreicht. Und so zeigt der Moloch Stadt auch in unserer Gegenwart keinerlei Anzeichen von Ermüdung, allen Pandemien zum Trotz; wir haben schon immer einen hohen Preis bezahlt, um die Vorzüge der Stadt wahrzunehmen, selbst wenn sich ihre Offenheit, Diversität und Dichte gegen uns wenden.

Anhand der Lichtspuren, die nachts die Erdoberfläche sprenkeln, lässt sich das Ausmaß unserer aktuellen Urbanisierung vom Weltraum aus erkennen. Diese Wiedergeburt ist aber auch aus der Straßenperspektive nicht zu übersehen. Nachdem viele Städte...

Erscheint lt. Verlag 31.8.2022
Übersetzer Irmengard Gabler
Zusatzinfo mit 9 Schwarzweiß- und 23 Farbabbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Antike • Ballungszentren • Bevölkerungsdichte • Boulevards • Fortschritt • Handel • Hanse • Innovation • Krieg • Lagos • Lübeck • Märkte • Megacities • Mesopotamien • Römisches Reich • Slums • Stadtgeschichte • Stadtzentrum • Straßenleben • Urbanisierung • Vergnügen • Verkehr • Vororte • Weltbevölkerung • Wolkenkratzer • Zivilisation
ISBN-10 3-10-490729-3 / 3104907293
ISBN-13 978-3-10-490729-1 / 9783104907291
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