Das große Experiment (eBook)

Wie Diversität die Demokratie bedroht und bereichert | Der Bestseller-Autor von 'Zerfall der Demokratie' über Diversität

(Autor)

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2022 | 1. Auflage
350 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-46112-9 (ISBN)

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Das große Experiment -  Yascha Mounk
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Kann Demokratie in einer diversen Gesellschaft funktionieren? Politikwissenschaftler Yascha Mounk zeigt, wie dieses Experiment gelingt. Er liefert die Gebrauchsanweisung für unsere plurale Gesellschaft. 'Zu den Stärken des Buches gehört es, dass er das Spannungsverhältnis zwischen Diversität und Demokratie klar benennt. (...) Die angelsächsische Methode, komplizierte politikwissenschaftliche Sachverhalte interessant und verständlich darzulegen, machen das Buch zu einer empfehlenswerten Lektüre.' - Das Parlament 'Ein wertvoller Beitrag in der heutigen Zeit.' - Handelsblatt 'Yascha Mounk gehört zu den originellsten Denkern der Gegenwart.'- Jüdische Allgemeine 'Demokratie indes ist immer auch die Suche nach Mehrheiten. Yascha Mounk zeigt in seinem Buch eindrücklich auf, wie beherzt Menschen sich zu Gruppen zusammenschließen.' - Bayerischer Rundfunk Globalisierung, Migration und Identitätspolitik prägen Deutschland und stellen das politische Systems vor ungeahnte Herausforderungen. Wie kann eine demokratische Verfassung die sozialen und politischen Zentrifugalkräfte einer multiethnischen Gesellschaft einhegen, ohne dabei die liberale Idee zu verraten? Der renommierte Politologe Yascha Mounk zeigt in seinem neuen Sachbuch nicht nur die Hindernisse, auf die das Experiment einer diversen Gesellschaft trifft. Er liefert auch die Anleitung für eine intakte multiethnischen Demokratie. Klarsichtig und mit analytischer Schärfe widmet er sich den Argumenten, die von rechts und links kommen: eine wegweisende Verteidigung pluralistischer Prinzipien. Denn nie war es wichtiger als heute, über die Balance von Gleichheit und individueller Freiheit nachzudenken. - Yascha Mounk untersucht zunächst, woran multiethnische Gesellschaften scheitern und warum ein 'Weiter so!' nicht reicht. - In einem zweiten Schritt legt er dar, was die Grundpfeiler einer diversen Demokratie sind und lotet das Verhältnis von Individualismus und Gemeinschaft aus. - Schließlich schildert Mounk, warum es sich lohnt, das große Experiment zu wagen und warum die Antwort auf die Herausforderung Diversität nur die liberale Demokratie sein kann. Denn bei allen Unterschieden kommt es am Ende auch in einer vielfältigen Demokratie auf die Gemeinsamkeiten an.Yascha Mounk, 1982 in München geboren, ist Politikwissenschaftler und Associate Professor an der Johns-Hopkins-Universität. Darüber hinaus hat er die einflussreiche Zeitschrift Persuasion gegründet und schreibt u.a. für die New York Times, den Atlantic und die ZEIT. Bei Droemer erschien 2018 Der Zerfall der Demokratie.

Yascha Mounk, 1982 in München geboren, ist Politikwissenschaftler und Associate Professor an der Johns-Hopkins-Universität. Darüber hinaus hat er die einflussreiche Zeitschrift Persuasion gegründet und schreibt u.a. für die New York Times, den Atlantic und die ZEIT. Bei Droemer erschien von ihm 2018 Der Zerfall der Demokratie.

Yascha Mounk, 1982 in München geboren, ist Politikwissenschaftler und Associate Professor an der Johns-Hopkins-Universität. Darüber hinaus hat er die einflussreiche Zeitschrift Persuasion gegründet und schreibt u.a. für die New York Times, den Atlantic und die ZEIT. Bei Droemer erschien von ihm 2018 Der Zerfall der Demokratie.

Das Unbehagen an der diversen Demokratie


Es wäre verführend zu denken, dass das große Experiment ganz einfach funktionieren sollte.

»Die Diversität ist unsere Stärke«, behaupten Politiker von Schweden bis zu den USA gern. Und wer demokratische Institutionen schätzt, glaubt selbstverständlich, dass sie besser dazu in der Lage sein sollten, den Frieden zwischen verschiedenen ethnischen oder religiösen Gruppen zu wahren, als Diktaturen. Sollte es also nicht ein Leichtes sein, diverse Demokratien aufzubauen?

Leider gibt es zwei oft zu wenig berücksichtigte Gründe, warum das Wechselspiel zwischen Diversität und Demokratie den Erfolg von Gesellschaften eher behindern kann. Erstens gehören Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Identitätsgruppen seit jeher zu den Haupttreibern von Konflikten zwischen Menschen. In vielen Gesellschaften erwies die Diversität sich eher als Stolperstein denn als Stärke. Zweitens können demokratische Institutionen die Herausforderungen von Diversität ebenso leicht verschärfen wie verringern. In vielen Fällen hat die Herrschaft der Mehrheit eher zu Gewalt zwischen rivalisierenden ethnischen oder religiösen Gruppen geführt und den Ausschluss von Minderheiten vorangetrieben.

Wenn das große Experiment Erfolg haben soll, müssen wir diese Hindernisse ohne Scheuklappen in den Blick nehmen.

 

In einigen der blutigsten Konflikte der Menschheitsgeschichte hatten Opfer und Täter – zumindest aus moderner Sicht – dieselbe Identität. Menschen sind durchaus in der Lage, gegen Angehörige derselben Religion in den Krieg zu ziehen oder Menschen mit derselben Hautfarbe unaussprechliches Leid zuzufügen.

Die Geschichte von Ländern wie Indien und Indonesien zeigt aber auch, dass Diversität die Gefahr gewaltsamer Konflikte deutlich erhöht. Bei vielen der grausamsten Verbrechen der Menschheit spielten »zugeschriebene Identitäten« wie »Rasse« oder Religion eine entscheidende Rolle1. Von den Massendeportationen der Assyrer im 9. Jahrhundert v.Chr. über die Vertreibung der Muslime aus dem mittelalterlichen Spanien bis hin zur Schoah und dem Völkermord in Ruanda: Immer wieder lieferte das »Anderssein« oder die angebliche »Minderwertigkeit« einer Gruppe den Vorwand für Gewalt und Massenmord.

Die Auseinandersetzung zwischen Gruppen, die von unterschiedlichen Vorfahren abstammen oder verschiedene Götter anbeten, gehört historisch gesehen zu den Hauptgründen für gewaltsame Konflikte, Staatsversagen und sogar Bürgerkriege. Das ist die erste Schwierigkeit, der sich diverse Gesellschaften stellen müssen.

 

Können die charakteristischen Merkmale der Demokratie, wie etwa regelmäßige Wahlen, dabei helfen, den Problemen diverser Gesellschaften zu entgehen?

Die historische Bilanz ist alles andere als rosig. Die Angehörigen der besonders hoch geschätzten Demokratien waren stolz auf ihre ethnische »Reinheit«. Vom antiken Athen bis zum Römischen Reich, von Venedig bis Genua – vormoderne Versuche der Selbstregierung waren stets auf eine ethnische In-Group beschränkt.

Andersherum waren die berühmtesten Beispiele diverser Gesellschaften – von Bagdad im 9. Jahrhundert bis hin zu Wien im 19. Jahrhundert – zumeist Monarchien. Historische Phasen, in denen viele verschiedene Gruppen friedlich zusammenlebten und einander beeinflussten, fielen mit Zeiten zusammen, in denen die Menschen wenig Einfluss auf ihr kollektives Schicksal genossen.

Das ist kein Zufall. Wenn du Untertan eines Königs oder Kaisers bist, hat die relative Größe deiner Gruppe keinen direkten Einfluss auf die Gesetze, denen du gehorchen musst. Solange du dem Monarchen vertraust, dass er deine ethnische oder religiöse Gemeinschaft toleriert, kannst du dem Zustrom von Menschen anderer Gruppen recht gelassen entgegenblicken.

Als Bürger einer Demokratie dagegen hat die relative Größe der eigenen Gruppe direkte Auswirkungen auf die Möglichkeiten politischer Einflussnahme. Solange man in der Mehrheit ist, bestimmt man, wo es langgeht.

Gerät man aber aufgrund von Einwanderung oder anderer Formen demografischen Wandels in die Minderheit, können sich die Gesetze, denen man unterworfen ist, drastisch ändern. Die Logik der Selbstregierung mit ihrer ständigen Notwendigkeit, eine Mehrheit gleichgesinnter Wählerinnen und Wähler zusammenzuschustern, führt Menschen in Versuchung, diejenigen, die sie als »anders« betrachten, von der vollen Teilhabe an Politik auszuschließen.

Und das ist die zweite Schwierigkeit, mit der diverse Demokratien konfrontiert sind. Demokratische Institutionen machen es eher schwerer als leichter, den Frieden zwischen rivalisierenden Identitätsgruppen zu wahren.

 

Diversität führt oft zum Konflikt. Demokratische Institutionen verschärfen häufig ethnische und religiöse Spannungen. Sollen diverse Demokratien also dauerhaft funktionieren oder gar gedeihen, dann wäre es hilfreich, wenn sie auf eine lange Geschichte zurückblicken könnten, in der man versucht hat, faire und inklusive Gesellschaften zu schaffen.

Doch leider ist das nicht der Fall. Im Gegenteil blicken die meisten Demokratien auf eine lange Tradition ethnischer und religiöser Ausgrenzung zurück. Damit, die Diversität von Identitätsgruppen – die heute längst zu ihrer Wirklichkeit gehören –, zu handhaben, haben sie beunruhigend wenig Erfahrung.

Erst in den letzten fünfzig oder sechzig Jahren haben die meisten Demokratien im größeren Stil damit begonnen, frühere Außenseiter als Landsleute zu begreifen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs waren nicht einmal vier Prozent der Einwohner von Großbritannien im Ausland geboren.9 Heute sind es mehr als vierzehn Prozent.10 Vor wenigen Jahrzehnten war Schweden eines der homogensten Länder der Erde. Heute haben zwanzig Prozent der Menschen, die in Schweden leben, ausländische Wurzeln.11 Ähnlich schnell vollzieht sich diese Transformation in vielen anderen Ländern.

Die Gründe für diesen demografischen Wandel unterscheiden sich von Land zu Land. In Deutschland12 und der Schweiz13 war er hauptsächlich vom Bedarf an ungelernten Arbeitskräften getrieben, die das »Wirtschaftswunder« der Fünfziger und Sechziger möglich machten. In Frankreich und Großbritannien sind es weitgehend die Folgen der Errichtung und späteren Auflösung einer brutalen Kolonialherrschaft.14 In Dänemark und Schweden spielt die großzügige Asylpolitik eine wesentliche Rolle.

Doch trotz aller bedeutenden Unterschiede haben diese Länder eine wichtige Gemeinsamkeit: Ihre Transformation beruht auf unvorhergesehenen und unbeabsichtigten Folgen politischer Entscheidungen, deren Ziele mit dem heute sichtbaren Ergebnis nichts zu tun hatten. Keines dieser Länder hat sich bewusst dafür entschieden, sich in eine diverse Demokratie zu verwandeln. Und so entwickelte auch keines von ihnen einen vernünftigen Plan für den Umgang mit den großen Herausforderungen, die sich aus dem großen Experiment ergeben.

 

Auch in Nordamerika gibt es eine Version dieser Geschichte.

Da die große Mehrheit ihrer Bürger aus fernen Ländern stammt, konnten weder die USA noch Kanada jemals so tun, als würde eine gemeinsame Abstammung oder eine lange Geschichte gemeinsamer Erfahrungen ihre Bewohner aneinanderbinden. Anders als die meisten europäischen Länder betrachteten sie sich von Anfang an als Nationen, die sich aus Einwanderern zusammensetzten. Trotzdem herrschte in den großen Demokratien der Neuen Welt über weite Strecken ihrer Existenz eine anders geartete Form der ethnischen Ausgrenzung und stolperten auch sie ohne Absicht oder Voraussicht in das große Experiment.

Die Verbindung zwischen Hautfarbe und dem Status als voller Bürger ist in den USA besonders eng. Während der ersten neunzig Jahre der Republik besaßen Schwarze nicht einmal die grundlegendsten Bürgerrechte. Sie durften weder die Früchte ihrer Arbeit genießen noch selbst entscheiden, wo sie lebten und wen sie heirateten.

Nachdem die grausame Institution der Sklaverei im Jahr 1865 endlich abgeschafft wurde15 und eine hoffnungsvolle Phase der »Reconstruction« begann, konnten Amerikaner mit afrikanischer Abstammung kurzzeitig auf volle Bürgerrechte hoffen. Doch die Gegenreaktion ließ nicht lange auf sich warten. Nach ein paar Jahren wurden sie wieder von der vollen Teilhabe am öffentlichen Leben der Nation ausgeschlossen.16 Unter den repressiven Gesetzen, die die nächsten hundert Jahre vor allem im Süden galten, wurden sie von ihren nominellen Landsleuten abgesondert, hatten keinen Zugang zu grundlegenden Sozialleistungen und waren auch vom Wählen ausgeschlossen.

Während eines Großteils seiner Geschichte war Amerika auch weniger offen für Einwanderung aus nicht europäischen Ländern, als die gängigen Erzählungen über die Ursprünge der Nation glauben machen wollen. Als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts chinesische Arbeiter in größerer Zahl an der Westküste ankamen, machten sich Politiker Sorgen über die Auswirkungen dieses Zustroms einer »fremden Rasse« auf die amerikanische Bevölkerung.17 Ab 1875 wurden daraufhin mithilfe einer ganzen Reihe von Gesetzen »unerwünschte« Einwanderer aus Ostasien daran gehindert, ins Land zu...

Erscheint lt. Verlag 1.4.2022
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte barack obama reading list • Chancen der Demokratie • Demokratie • Demokratie Buch • Demokratie-Sterben • Der Zerfall der Demokratie • Deutschland politisch • Einwanderung • flüchtlinge integration • Fremd im eigenen Land • Gesellschaftsanalyse • Gesellschaftskritik • Gesellschaftskritische Bücher • Gleichbehandlung • Gleichstellung • Immigration • Individualität und Liberalismus • integration flüchtlinge • Integration Geflüchtete • Integration Migranten • Integrationspolitik • Meritokratie • Migration • Migrationshintergrund • Monoethnisch • multiethnische Gesellschaft • Multikultur • Multikulturalismus • multikulturelle Demokratie • Multikulturelle Gesellschaft • Nationalismus • Politik Buch • Politik in Deutschland • Politik und Gesellschaft • Politik verstehen • Politikwissenschaft • politische Bücher • Politische Systeme • Populismus • Protestwähler • Rassismus und Antirassismus • Rechtsextremismus • Rechtsstaat • Sachbuch Gesellschaft • sachbuch politik • The Great Experiment deutsch • verschiedene Kulturen • Wahlen • Wie demokratien enden • Wie Diversität die Demokratie bedroht und bereichert • Yascha Mounk • yascha mounk cancel culture • Yascha Mounk Experiment • yascha mounk harvard • Yascha Mounk Tagesthemen
ISBN-10 3-426-46112-9 / 3426461129
ISBN-13 978-3-426-46112-9 / 9783426461129
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