Logbuch Digitale Achtsamkeit -  Sophia Rödiger,  Lukas Fütterer

Logbuch Digitale Achtsamkeit (eBook)

Wirksam im Hier & Netz
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
149 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-36916-1 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Wie kommt es, dass die meisten Veränderungsprojekte früher oder später scheitern? Warum erschöpft die Digitalisierung so viele Organisationen? Und weshalb führt intensivere Vernetzung nicht automatisch zu besserer Zusammenarbeit? Vielen Unternehmen fehlt es an Kultur und Struktur für das effektive Arbeiten und Führen in einer digitalen Welt. Ohne Achtsamkeit und Vernetzung kann digitale Kollaboration weder für Einzelne noch für Unternehmen funktionieren - kein Wunder, dass immer mehr Firmen Mindfulness als Erfolgsfaktor für sich entdecken und nutzen. Sophia Rödiger und Lukas Fütterer zeigen, wie sich die beiden Metakompetenzen entwickeln und zusammen für nachhaltige Transformation nutzen lassen. Ihr ganzheitlicher Blick auf Systeme gepaart mit praktischen Übungen erleichtert die Kultivierung von Achtsamkeit und zielgerichteter Vernetzung in Startup, Mittelstand und Großkonzern. Ein aktivierendes Logbuch für alle, die Organisationen wirklich fit für das digitale Arbeiten machen und gleich bei sich selbst beginnen wollen. In der Verbindung von Wissenschaft und Anwendung sowie mit zahlreichen Übungen führt es zu mehr Achtsamkeit und zielgerichteter Vernetzung - den Metakompetenzen der Digitalisierung. Mit Beiträgen von Organisationssoziologen, Psychologen und anschaulichen Fallbeispielen aus der Unternehmenspraxis.

Sophia Rödiger gestaltet seit vielen Jahren Innovationsprozesse, Transformationsinitiativen und Führungsbeziehungen - zuletzt als Global Lead Transformation bei der Daimler Mobility AG. Als Wirtschaftspsychologin und Design Thinking Coach verbindet sie effektive Kreativitätsmethoden mit ganzheitlicher Potenzialentfaltung. Sophia ist Mindfulness Expertin, Working Out Loud Coach, Yoga-Trainerin und systemische Organisationsberaterin. Mehr: www.MountainMinds.net

Unsere unmöglichen Möglichkeiten


Elf Millionen. Das ist nach Schätzungen von Neurobiologen die Zahl an Informationen, die in jeder einzelnen wachen Sekunde auf uns einprasseln. Durchschnittlich 11.000.000 Bits & Pieces, die von unserem Gehirn verarbeitet werden wollen, selbst wenn wir entspannt auf dem Sofa sitzen und meinen, gerade nichts zu tun. Blicken wir dabei auch noch auf einen Bildschirm und klicken uns durch Websites oder Foren, öffnen wir permanent zusätzliche Fenster und Versorgungsleitungen, durch die ein Vielfaches an Informationen, Inspirationen und Interessantem sturzbachartig auf uns einprasselt.

Das ist in nahezu jeder Hinsicht eine großartige Nachricht. Große Ideen entstehen im Kopf, richtig große, indem man die besten Köpfe und Ideen zusammenbringt. Seit zwei Jahrzehnten erschließt uns die Digitalisierung die Möglichkeit, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die wir bis eben noch nicht kannten und sonst nie kennengelernt hätten, weil sie in anderen Metiers und auf anderen Kontinenten unterwegs sind. Wir haben die Möglichkeit von Ideen zu hören und zu lesen, auf die wir selbst nie gekommen wären und unsere Köpfe und Kompetenzen mit denen anderer zu verbinden. Mit unserem Smartphone oder Laptop halten wir ein ultrastarkes Universalwerkzeug in den Händen, das unsere Optionen auf einen Schlag vervielfacht.

Genauso gut aber kann dieses Werkzeug sich gegen uns wenden und selbstzerstörerisch wirken. Wir alle kennen Menschen (und wir sind es mitunter auch selbst), die »Always-on« sind, weil diese Möglichkeiten auf sie so elektrisierend wirken wie ein noch unentdecktes Drogendepot auf einen Junkie. In den Organisationen, in und mit denen wir als Transformationsberater unterwegs sind, begegnen wir immer mehr Menschen, die fast rund um die Uhr in den sozialen Netzen vorwärts hasten und dennoch das Gefühl haben, kein Stück vorwärtszukommen. Sich auszuklinken und abzuschalten ist für sie auch keine Option, schließlich sind die Vorteile der Vernetzung so sagenhaft, dass es sich niemand erlauben kann, sie zu ignorieren. Ganz im Gegenteil wächst in Zeiten dynamischen Wandels die Erwartung an Einzelne wie auch an Teams, dem Neuen und Innovativen da draußen auf die Spur zu kommen, es für die Organisation zu sichern und den Wandel voranzubringen.

Zwischen dem Entdecken neuer Pfade in der digitalen Sphäre und dem Sich-in-ihnen-verlieren verläuft ein ultraschmaler Grat. Um ihn nicht nur gefahrlos zu beschreiten, sondern auch die Potenziale von Vernetzung zu nutzen, braucht es Kompetenzen, über die noch viel zu wenige verfügen. Die Folgen sind individuelle Abstürze, häufig Burn-out genannt, und kollektive: Organisationen, die sich aufgrund von hektischer Suche nach dem Neuen nur noch im Kreis drehen.

Dieses Buch handelt von dieser Gratwanderung. Es ist entstanden, weil wir als Berater:innen in Organisationen einerseits die enorme Power der digitalen Vernetzung kennen und schätzen. Auf der anderen Seite sehen wir, wie sowohl Einzelne wie auch ganze Organisationen gegenwärtig an ihr scheitern. Denn die dynamische Zeit, in der wir leben, führt bei vielen zu einer permanenten Anspannung und digitalen Erschöpfung.

Wissenschaftlich aber ist erwiesen: Stress killt Kreativität. Termindruck tötet Innovation. Panik führt zu Orientierungslosigkeit. Niemand, der von Meeting zu Meeting hetzt, kann wirklich fokussieren und Neues in die Welt bringen. Um Neues zu denken und (digital) zu entdecken, braucht es einen offenen, neugierigen, wachen Geist, den wir selbst kontrollieren. Mit anderen Worten: Achtsamkeit. Sie ist die Metakompetenz, die uns die Vorteile der Vernetzung erschließt und uns gleichzeitig vor Überforderung bewahrt.

In den vergangenen Jahren haben wir aus dieser Erfahrung ein Set an Übungen und Werkzeugen entwickelt, die dem Einzelnen wie auch Organisationen helfen, erfolgreicher im Hier und Netz unterwegs zu sein. Das heißt, die Potenziale digital vernetzter Arbeit zu erkennen und zu realisieren, statt sich von ihnen überrollen zu lassen. Es geht darum, die eigene Wirksamkeit zu erhöhen, und nicht an den Anforderungen zu verzweifeln, wie ein ambitionierter Kletterer an einer zu steilen Wand.

Dieses Können ist besonders entscheidend für Führungskräfte, Coaches und Transformationsberater:innen – jene von uns, deren vorrangigste Aufgabe es ist, Veränderung von innen und außen zu initiieren und den Wandel von Organisationen zu gestalten. Doch auch jede:r einzelne, der oder die den Wunsch nach mehr Achtsamkeit in ihrem digitalen Arbeitsalltag verspüren, kann mit diesem Buch wertvolle Impulse zur konkreten Umsetzung erhalten.

Ohne digitale Achtsamkeit wird es den wenigsten gelingen, positive Veränderungen nachhaltig zu verankern. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Jede:r kann diese Metakompetenzen zu verstehen beginnen und sie sich zu eigen zu machen. Dazu müssen wir aber zunächst einmal klären, was digitale Achtsamkeit eigentlich ist.

Wie achtsam ist achtsam?


Achtsamkeit, wie wir sie meinen, hat nichts mit Selbstbespiegelung, well-being und einem naiven Alles-irgendwie-gut-finden zu tun, als die sie mitunter verkauft wird. Achtsamkeit in unserem Sinne heißt vielmehr durch einen selbst bestimmten Geist sich des Wahrgenommenen und seiner Bewertung bewusst zu sein. Zu beobachten und zu reflektieren, weshalb man Bestimmtes denkt. Die toten Winkel der eigenen Wahrnehmung auszuleuchten und dieser eine neue Tiefenschärfe zu verleihen.

Der Molekularbiologe Jon Kabat-Zinn, einer der Pioniere der Achtsamkeitsforschung, hat es auf diese Formel gebracht:

Mindfulness is the awareness that arises from paying attention on purpose, in the present moment and non-judgmentally.

– Jon Kabat-Zinn

Es geht also um einen hellwachen Geist, einen Panoramablick, der den Moment in seiner Fülle erfasst und das Hier und Jetzt wahrnimmt, ohne unreflektiert zu werten. Und sich dann bewusst zu entscheiden: dieses scheint mir interessant, jenes möchte ich vertiefen, das andere bewusst liegenlassen. Achtsamkeit ist damit die Membran, die 11 Millionen Informationen pro Sekunde wahrnehmen kann und das Relevante heraussiebt, ohne zu überfordern. Sie ist gleichzeitig ein wirksames Gegenmittel gegen Verschwörungstheorien, Shitstorms und Untergangsszenarien – all jene Hysterien, die florieren, wenn Fehlinformation unreflektiert konsumiert, vervielfältigt und weitergereicht wird.

Detox the Detox


Aber wäre es nicht viel konsequenter, sich aus alledem kurzerhand auszuklinken? Digital enthaltsam zu leben, und sei es nur für ein paar Tage? Den ganzen Wahnsinn einfach mal abzuschalten?

All das klingt verlockend. Leider hilft das radikale Ausschalten nicht dauerhaft weiter. Wir hören das immer wieder von Kollegen, wenn sie von ihrem Meditationsworkshop, ihrem Digital-Detox-Wochenende im Kloster oder dieser Bergwanderung ohne Smartphoneempfang zurückkehren: Die drei Tage ohne Mails und Benachrichtigungen seien wirklich wundervoll gewesen, heißt es dann. Aber der vierte Tag, zurück im Büro, mit 400+ Mails auf dem Bürolaptop, die darauf warteten, gelesen und beantwortet zu werden, war die Hölle. Denn die Welt, die Kollegen, die Projekte warten ja nicht, während man gerade digital entschlackt. So sympathisch-konsequent es klingt, wirkt das radikale Ab- und Ausschalten daher ähnlich wie die klassische Diät: ein paar Tage lang geht’s einem besser, danach schlägt der Jo-Jo-Effekt unbarmherzig zu.

Unser Ansatz ist deshalb ein anderer, ein integrativer. Uns geht es um eine veränderte Wahrnehmung und einen anderen Umgang mit Vernetzung im Arbeitsalltag. Denn wir sind digitale Optimisten. Digitales Netzwerken heißt, einen Zugang zu unendlichem Wissen zu haben – und das eigene mit Anderen verknüpfen zu können. Dieses Buch ist das allerbeste Beispiel dafür: Es ist zusammen mit Dutzenden Menschen entstanden, die einander nie getroffen, dennoch gemeinsam an diesem Projekt gearbeitet und es bessergemacht haben.

Wir brauchen daher neue Routinen, mit denen sich die Flut an Eindrücken zwar nicht abschalten, aber umleiten, kontrollieren und kanalisieren lässt. Und wir glauben, sie gefunden zu haben. Wir nehmen dich mit diesem Logbuch auf eine Reise zu diesen neuen Routinen mit. Diese Reise wird dich und deine Wirksamkeit in der digitalen Zusammenarbeit mit ziemlicher Sicherheit verändern. Das ist jedenfalls unsere persönliche Erfahrung.

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Erscheint lt. Verlag 24.11.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Erwachsenenbildung
ISBN-10 3-407-36916-6 / 3407369166
ISBN-13 978-3-407-36916-1 / 9783407369161
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