It's a date! (eBook)

Tindern, Ghosting, große Gefühle. Was die Psychologie über Dating weiß
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
978-3-644-01269-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

It's a date! -  Pia Kabitzsch
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Sich nach 36 Fragen rettungslos ineinander verlieben, funktioniert das? Ist Online-Dating wirklich so oberflächlich, wie alle denken? Was sagt die Wissenschaft zu bekannten Dating-Mythen wie der 3-Tage-Regel? Ist die Generation Tinder wirklich beziehungsunfähig? Und wie geht Dating, bei dem man zwar sein Herz riskiert, aber nicht den Kopf verliert? Pia Kabitzsch, Psychologin, Wissenschaftsjournalistin und heißgeliebte Moderatorin des funk-Formats Psychologeek, geht spannenden Fragen zum Thema Dating wissenschaftlich auf den Grund, widerlegt Mythen rund um das Suchen und Finden der Liebe und gewährt einen Einblick in ihr eigenes turbulentes Dating-Leben - witzig, augenöffnend und garniert mit einer Extraportion Liebe. Daten ohne durchzudrehen? Nach diesem Buch wissen wir endlich, wie's geht!

Pia Kabitzsch, geboren 1992, ist Psychologin und Host des funk-Kanals psychologeek, wo sie Psychologie wissenschaftlich und unterhaltsam erklärt. Sie ist Hals über Kopf verliebt in das Leben, immer offen für besondere Momente, Abenteuer, guten Kaffee und neue Begegnungen. Sie lebt (und datet) in Berlin. Instagram: @piakabitzsch

Pia Kabitzsch, geboren 1992, ist Psychologin und Host des funk-Kanals psychologeek, wo sie Psychologie wissenschaftlich und unterhaltsam erklärt. Sie ist Hals über Kopf verliebt in das Leben, immer offen für besondere Momente, Abenteuer, guten Kaffee und neue Begegnungen. Sie lebt (und datet) in Berlin.  Instagram: @piakabitzsch

Teil 1 Nach dem Date ist vor dem Date


To Tinder or not to Tinder, das ist hier die Frage


Es war der dritte Tag der Erstiwoche, der Einführungswoche für die Erstsemester der Uni Osnabrück, und mein achter Tag in dieser neuen, im Vergleich zu Berlin ziemlich kleinen, aber doch sehr schönen Stadt. Ein paar meiner zukünftigen Kommilitoninnen und ich saßen im Lieblings Kaffee, einem Laden direkt am Domplatz unseres neuen Zuhauses, nippten an Milchkaffees und aßen Waffeln mit heißen Kirschen.

«Ich bin später noch verabredet, komme aber vielleicht nach», sagte ich entschuldigend, als die Mädels am Tisch den Plan schmiedeten, am Abend erst in kleiner Runde vorzuglühen und danach feiern zu gehen. «Er heißt Johannes, und wir haben uns vor ein paar Tagen beim, äh … Bäcker kennengelernt.» Die anderen sahen mich erwartungsvoll an. «Ich hatte nicht genug Kleingeld dabei, und … ja, da hat er mir ausgeholfen, voll nett», stammelte ich, als Katharina mich ein bisschen irritiert fragte, mit wem ich denn verabredet sei und wo ich denn so schnell jemanden kennengelernt hätte. Dass ich Johannes, bevor die Erstiwoche überhaupt losging, schon zwei Mal getroffen hatte, behielt ich lieber für mich. Katharina und ich waren zu dem Zeitpunkt die einzigen beiden Singles in der Runde. Ach, was sage ich, die einzigen beiden Singles im Studiengang. So hat es sich zumindest angefühlt.

Ich lud Johannes abends zu mir in meine Dreißig-Quadratmeter-Dachgeschosswohnung ein, wir kochten Pasta und landeten irgendwann im Bett. Das war das erste Mal, dass ich mit jemandem Sex hatte, mit dem ich nicht fest zusammen war. Ich war 21, fühlte mich frei, draufgängerisch und furchtbar erwachsen. Zumindest so lange, bis er fluchte, weil das Kondom gerissen war, und mir auffiel, dass die Pille, die ich am Morgen hätte nehmen sollen, noch in der Packung steckte. Shit. Natürlich malte ich mir gleich aus, wie es wohl wäre, als alleinerziehende Mutter zu studieren. Johannes, die Ruhe in Person, versuchte, mich zurück ins Bett zu ziehen und mich davon zu überzeugen, dass alles halb so wild sei. Keine gute Kombination! «Entspann dich, Prinzessin! Du holst dir morgen einfach die Pille danach, und gut ist.» Ja, das waren seine Worte. Ich wusste zwar, dass er recht hatte, aber sein lapidarer Kommentar war zu viel für mich. Als er dann noch glaubte, mir verkünden zu müssen, dass ihm das Gleiche schon mal mit seiner Ex-Freundin passiert sei, war der Abend für mich gelaufen. Er machte sich auf den Heimweg, und ich löschte Lovoo von meinem Handy.

Dass Johannes und ich uns nicht beim Bäcker kennengelernt hatten, sondern auf einer Dating-App, habe ich meinen Kommilitoninnen, die über die Jahre zu sehr guten Freundinnen geworden sind, bis heute nicht erzählt. Mir fiel es damals nicht leicht, sie anzulügen, ganz im Gegenteil. Aber die kleine Notlüge kam mir weniger schlimm vor, als zuzugeben, dass ich auf einer Dating-App unterwegs war.

Als ich im Oktober 2013 für mein Psychologiestudium von Berlin nach Osnabrück zog, war Online-Dating noch lange nicht so verbreitet und sozial akzeptiert wie heute. Das war damals nur etwas für, ich zitiere mein Umfeld: «Leute, die im echten Leben niemanden abbekommen» und «Leute, die nur Bock auf eine schnelle Nummer haben». Da ich von den Mädels, die ich zu dem Zeitpunkt gerade mal ein paar Tage kannte, in keine der beiden Schubladen gesteckt werden wollte, hatten Johannes und ich uns eben nicht online, sondern «beim Bäcker» kennengelernt. Andere schienen ähnlich wenig Interesse an Stigmatisierung zu haben: «Wir sagen, dass wir uns im Club über den Weg gelaufen sind, okay?» Solche Formulierungen las ich immer wieder in den Profilbeschreibungen. Ja, lass uns einfach Club oder Bäcker sagen, Hauptsache, nicht online.

 

Heute ist alles anders. Online-Dating ist in den letzten Jahren zu einem regelrechten Trend geworden, und halb Berlin ist tapeziert mit riesigen Werbeplakaten, die Lust auf die unterschiedlichsten Dating-Apps machen sollen. «Date jemanden, der genauso romantisch ist wie du!» steht zum Beispiel in großen weißen Buchstaben auf Werbeplakaten der Dating-App OkCupid. Tinder ist da unromantischer unterwegs und versucht, die Berliner:innen mit dem Slogan «Single macht, was Single will» oder «Single küsst, wen Single küsst» zu catchen und auf die App zu locken. Mittendrin im (Online-)Dating-Dschungel: meine Single-Freundinnen und ich. Drei von uns vier sind längst auf Dating-Apps unterwegs, und auch wenn meine Freundin Marie es nicht hören will, bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis auch sie resigniert und sich auf einer Dating-App anmeldet. Bisher beharrt sie zwar noch auf ihrer Meinung, dass Online-Dating nichts für sie sei und ihr so «ganz klassisch im echten Leben» schon noch ein Traumtyp über den Weg laufen werde. Wenn Paula, Hanna und ich ihr von unseren Dates mit den Typen erzählen, die wir online kennenlernen, kommt sie aber ins Grübeln, ob sie es nicht doch mal versuchen sollte. Schließlich seien ja offenbar doch «ganz normale Menschen» auf den Dating-Apps aktiv. Und auch die Tatsache, dass immer mehr Personen aus unserem Umkreis ihre:n Partner:in online kennenlernen, scheint sie langsam, aber sicher zu überzeugen. I mean, let’s face it: Online ist das neue klassisch!

Ich liebe es, mich mit meinen Single-Freundinnen über unsere Dates auszutauschen, und bin froh, dass Online-Dating heute kein Tabuthema mehr ist. Es ist bei uns fast schon Tradition, dass wir nach einem Date gemeinsam lachen, uns füreinander freuen, weinen und, das kommt auch ab und zu vor, Typen gedanklich auf den Mond schießen. Außerdem gibt es zwischen uns eine Art unausgesprochene Vereinbarung, dass wir uns gegenseitig Profile von Männern schicken, von denen wir denken: Hey, der Typ, der könnte meiner Freundin gefallen.

Dass Online-Dating boomt, zeigt sich nicht nur anhand der zahlreichen Dating-Apps, die man sich heute mit nur wenigen Klicks aufs Handy laden kann, sondern auch an den Ergebnissen einer Umfrage von 2020. Demnach haben schon 28 Prozent der Erwachsenen in Deutschland Erfahrungen mit Online-Dating gemacht. Das mag vielleicht nicht nach viel klingen, man muss aber bedenken, dass an der Umfrage nicht nur Singles teilgenommen haben, sondern auch Personen, die seit Jahren in festen Beziehungen oder verheiratet sind und somit nie zu Zeiten von Online-Dating auf der Suche nach einer Beziehung waren. Unter diesem Gesichtspunkt ist es schon bemerkenswert, dass mehr als jede vierte Person auf den Dating-Apps aktiv war. 64 Prozent der Nutzer:innen auf den Dating-Apps weltweit sind dabei männlich und 36 Prozent weiblich. Dieses Geschlechterungleichgewicht könnte ein Grund dafür sein, warum man es als heterosexuelle Frau potenziell leichter hat als ein heterosexueller Mann, online zu daten. Schließlich kommen auf jede Frau fast zwei Männer, aber auf jeden Mann nur eine halbe Frau. Dafür, dass es häufig mal heißt, Online-Dating funktioniere nicht, sind Nutzer:innen auf den Dating-Apps recht erfolgreich, zumindest wenn sich Erfolg dadurch definiert, dass die Nutzung der Dating-Apps zu einer Affäre oder einer Beziehung führt. Im Rahmen einer anderen Umfrage von 2020 haben fast 50 Prozent der Befragten angegeben, auf den Plattformen einen festen Partner oder eine feste Partnerin und/oder einen «erotischen Kontakt» gefunden zu haben. Und von den Personen, die in Deutschland in einer frischen Beziehung sind, berichteten ebenfalls die meisten (43 Prozent), dass sie ihre:n jetzige:n Partner:in online kennengelernt hätten, gefolgt von einem Kennenlernen über den Freundes- und Bekanntenkreis (31 Prozent) und beim Ausgehen (neun Prozent).

Bevor ich angefangen habe, für dieses Buch zu recherchieren, war ich der festen Überzeugung, dass bis auf ein paar schwarze Schafe – die gibt es schließlich immer – die große Mehrheit auf Dating-Apps single wäre. Warum sollte man auch sonst auf einer Dating-, und die Betonung liegt auf Dating, App unterwegs sein? Laut einer repräsentativen Studie der Universität Flensburg von 2020 ist aber nur ungefähr die Hälfte der User:innen zwischen 18 und 27 Jahren auf Tinder single. Die Hälfte! Die anderen Nutzer:innen sind entweder in einer festen Partnerschaft (47 Prozent) oder in einer offenen Beziehung (zwei Prozent). Sorry, aber, what the fuck?

Die Frage ist: Was suchen die ganzen Nicht-Singles auf den Dating-Apps? Diese Frage haben sich auch die Wissenschaftlerinnen Elisabeth Timmermans und Elien De Caluwé gestellt und im Rahmen einer Studie von 2017 untersucht, aus welchen Gründen Menschen tindern.

Ich nutze Dating-Apps ja hauptsächlich für die Beziehungssuche, um Männer kennenzulernen, sie zu daten und in ihnen im besten Fall langfristig meinen Partner in Crime zu finden. Auf unverbindliche One-Night-Stands oder Sexbekanntschaften bin ich nicht aus, so wie viele andere Nutzer:innen, die auf Tinder aktiv sind, um sexuelle Erfahrungen zu sammeln. Allerdings habe ich Tinder schon aus Gründen der Geselligkeit genutzt, um Leute kennenzulernen und eine gute Zeit mit ihnen zu haben, ohne sexuelle oder romantische Hintergedanken. Ich habe während meines Psychologiestudiums zum Beispiel für einige Wochen in England und in Australien ein Forschungspraktikum absolviert und dort über Tinder Anschluss zu den Einheimischen gefunden. Auch meine Freundin Hanna nutzt Tinder regelmäßig, um auf ihren Reisen Locals nach Tipps zu fragen, wo es zum Beispiel das leckerste...

Erscheint lt. Verlag 12.4.2022
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Beziehungen • Beziehungsratgeber • beziehungsunfähig • Dating • Frühlingsgefühle • Generation Tinder • Kennenlernen • Liebe • Online-Dating • Populäres Sachbuch • psychologeek • Psychologie • Psychologin • Tinder-Date • Verlieben
ISBN-10 3-644-01269-5 / 3644012695
ISBN-13 978-3-644-01269-1 / 9783644012691
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