Gemeinsam online -  Ulrike Fricke,  Christina Pollmann

Gemeinsam online (eBook)

Digitale Workshops aktivierend gestalten. Mit E-Book inside
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
230 Seiten
Beltz (Verlag)
978-3-407-36913-0 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
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Haben Sie auch manchmal das Gefühl, dass Sie, wenn Sie gemeinsam online arbeiten, vieles zwar abarbeiten, doch das inspirierende Miteinander außen vor bleibt? Wollen Sie mehr Leben in digitale Workshops oder Konferenzen bringen? Dann ist »Gemeinsam online« genau das Richtige für Sie. In diesem kompakten Handbuch lernen Sie Schritt für Schritt, wie Sie das digitale Setting zum Erlebnisraum machen. Sie lernen Methoden kennen, mit denen Sie Präsenz entfalten und bei Ihren Teilnehmer_innen ein Gefühl der Zugehörigkeit erzeugen können. Das Warm-up vor der Kamera kommt dabei ebenso in den Blick wie Techniken digitaler Gesprächsführung oder die kreative Pausengestaltung. Vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Lehr- und Coachingtätigkeiten haben die Autorinnen ihre Erfahrungen mit Online-Veranstaltungen gebündelt und zu Empfehlungen verdichtet. Prägnant beschriebene Übungen und Impulse laden dabei zur direkten Umsetzung ein. Eine inspirierenden Lektüre über die Potentiale digitaler Kommunikation.

Ulrike Fricke ist Logopädin, Sprecherzieherin (DGSS) und Coach. Seit 2001 betreibt sie das Studio »SYS communication« in Lüneburg und ist unter anderen in der Ausbildung von Hörfunk- und Fernsehjournalist_innen tätig. Schwerpunkt ihrer Seminare und Coachings ist die menschliche Stimme in all ihren Funktionsbereichen wie Präsentation, Gesprächsführung oder Konfliktbewältigung.

Ausstrahlung: P.A.S. – präsent, authentisch, souverän


Wie lautet doch gleich der Titel dieses Buches? »Gemeinsam online!« Mit der Betonung auf GEMEINSAM! Dafür, dass es um das digitale Miteinander geht, kreisen wir bisher ganz intensiv um uns selbst. Haben wir unser Thema aus den Augen verloren? Keineswegs! Denn schließlich sind wir Teil des Teams. Und die kommunikativen Qualitäten, die wir uns für unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer wünschen, sollten zunächst einmal bei einem Mitglied angelegt sein: bei uns selbst.

Wir haben für uns das Bild eines in den Startlöchern stehenden Läufers gefunden, der seine ganze Aufmerksamkeit auf das anstehende Rennen richtet. Nun ist klar, dass der Läufer nur dann eine wirklich gute Leistung erbringen kann, wenn er vorher die nötigen Ressourcen aufgebaut hat: Kraft, Ausdauer, Koordination und Handlungsbereitschaft. Das ist in unserem Fall nicht anders. Professionelle Haltung, Stimme und Präsenz lassen sich umso leichter abrufen, je besser sie trainiert sind. Wenn wir unsere Performance verbessern wollen und wenn wir uns unseres Potenzials wirklich sicher sein wollen, dann müssen wir kontinuierlich an unseren eigenen Fähigkeiten arbeiten.

In diesem Kapitel geht es um Ihre Ausstrahlung und wie Sie diese grundlegend verbessern können. Und es geht darum, dass Sie durch Ihre Ausstrahlung das Miteinander in einer Gruppe stärken können! Das Wir, also das Gemeinsame, beginnt beim Ich.

Zu unserer aktuellen Trainingseinheit. Das Ziel: präsente Performance, authentische Wirkung und souveräne Ausstrahlung. Klingt das attraktiv? Dann lassen Sie uns gemeinsam losmarschieren. Im Gepäck haben wir drei Begriffe: Präsenz, Authentizität und Souveränität = P.A.S.

Hinweis: Es geht hier nicht um trennscharfe Definitionen, sondern um den Gebrauch und die Nutzbarmachung dieser Begriffe in unserem Kontext!

Präsenz


Ein mit der Souveränität eng verwandter Begriff ist der der Präsenz. Präsenz bedeutet das Sich-Zeigen, Gesehen- und Gehört-Werden. Da-Sein! Hier wird es also sinnlicher, im Digitalen ebenso wie in der Präsenzveranstaltung:

  • Ihr Publikum soll Sie sehen, Sie sollten gesehen werden wollen und selbst auch die anderen sehen.

  • Ihr Publikum soll Sie hören – auch das sollten Sie wollen und darum Ihr Sprechen darauf einstellen. Und: Hören auch Sie dem Publikum zu.

  • Ihr Publikum soll Sie zu guter Letzt verstehen – Sie sollten also Ihre Inhalte sprecherisch und fachlich so darbieten, dass es keine große Hürde darstellt!

Zusammengefasst geht es also hier im besten Fall um ein Da-Sein auf den Ebenen der Körperausdruckskompetenz, der Wirkungskompetenz und um die Ausstattung mit Fachkompetenz.

Authentizität


Authentizität wird häufig als Forderung formuliert: Sei authentisch! Authentizität hat jedoch nichts mit privater Offenbarung zu tun. Keine Teilnehmerin will sich Sorgen machen müssen über eine derangierte Gesprächsleitung, kein Zuhörer darf in der 90-minütigen Online-Präsentation durch das vorab platzierte private Thema abgelenkt sein. Authentizität als Wahrhaftigkeit, Offenheit und Selbstannahme unterstützt eine gute Arbeitsatmosphäre und ein gelingendes Miteinander.

Wie sieht Authentizität aus? Leicht ist es, das Gegenteil zu identifizieren: gekünsteltes Lachen oder maskenhafte Freundlichkeit. Je stärker Sie sich Ihrer derzeitigen Befindlichkeit bewusst sind und daher entscheiden können, was davon in Ihre Online-Veranstaltung gehört und was nicht, desto besser ist es. Ihre Rolle sollte Ihnen klar sein. Sie spielen diese Rolle nicht, sondern Sie entscheiden sich für einen Aspekt Ihrer Gesamtpersönlichkeit und nehmen diese Rolle ein. Dadurch sind Sie echt, und dadurch handeln und wirken Sie glaubwürdig und echt.

Die leicht angepasste Forderung lautet daher: Sei professionell rollengemäß authentisch!

Souveränität


Souverän sein. Wer will das nicht? Aber was ist das eigentlich, Souveränität?

Sicherheit, Unabhängigkeit und Selbstbewusstsein. Wer um die eigenen Fähigkeiten und Qualitäten weiß, der vermag auch in einer fordernden Situation ruhig und sicher zu agieren. Dieses Hintergrundwissen wirkt sich auch auf das eigene Standing aus und macht unabhängig von äußeren Störmechanismen. Dabei geht es nicht darum, Kritik oder eine anspruchsvolle Gesamtsituation zu ignorieren, sondern darum, dass dies bewältigt und bearbeitet werden kann, ohne dass direkt Zweifel am eigenen Selbstwert aufkommen. Sie als souveräner Mensch haben den Überblick und sind wohltuend selbstsicher. Wohltuend, da das gute Standing nicht zu Lasten der Kommunikationspartner_innen ausgespielt wird. Die eigene Sicherheit fördert eine stabile Gesamtsituation.

Souveränität ausstrahlen im virtuellen Raum bedeutet, sich grundsätzlich in dieser Umgebung frei und sicher und selbstverständlich zu bewegen.

Es ist sinnvoll, sich auch einmal mit dem eigenen Menschenbild zu beschäftigen, denn Ihr Bild vom Gegenüber und Ihre Grundannahmen beeinflussen direkt, wie Sie auf den anderen zugehen (s. Impuls »Die eigene innere Einstellung reflektieren«).

P.A.S. im virtuellen Miteinander


Der Gesamteindruck eines Menschen hängt von allen drei Komponenten ab: Präsenz, Authentizität und Souveränität. Hilfestellungen und Trainingsangebote, die einen dieser Aspekte stärken, unterstützen auch die anderen Felder. Ein Beispiel: Regelmäßiges Stimmtraining wirkt sich meist positiv auf den mühelosen und leicht abrufbaren Stimmeinsatz in einer schwierigen Situation aus. Ist einmal die Stimme gut vorbereitet worden (Impuls »Klare stimmliche Signale senden 1«), dann wächst das Vertrauen in den eigenen Sprechbeitrag und damit die Sicherheit. Der Gesamteindruck wird in der Folge souveräner sein. Die gute Artikulation unterstreicht den Eindruck von Klarheit, was sich direkt auf die Präsenz auswirkt. Die eigene Stimme mit ihren Eigenheiten und Qualitäten zu kennen, verhilft zu einem authentischen Beitrag.

Alle drei Faktoren: Präsenz, Authentizität und Souveränität, funktionieren nicht im luftleeren Raum, sondern immer nur in der Beziehung zu anderen Menschen. Anders gesagt: Einsam in einem Video-Call wirkt auch eine überaus charismatische Persönlichkeit mit Ausdruck, Standing und beneidenswerter Bildschirm-Präsenz eher wenig. Auf wen auch? Erst im Miteinander ist die Wirkung auf andere Menschen faktisch überhaupt möglich.

Virtuell gibt es Gemeinschaft mit den anderen Menschen. Allerdings ist es – zugegeben – schwerer, sich dieser Anwesenheit der übrigen Personen klar zu werden und diese für die eigene Aktivität konstruktiv zu nutzen. Virtuell fehlen einige Wahrnehmungskanäle – der Duft des Seminarraums, der Luftzug durch die offene Tür, weite Perspektiven über die Gesichter der Teilnehmenden hinaus und falls es sich um ein Präsentations-Tool handelt, dann sehen Sie unter Umständen die Gesichter nicht und Ihnen fehlen damit alle direkten Rückmeldungen durch die Zuhörerschaft. Sie sollten sich darüber Gedanken machen, welche Rückmeldungen Sie wahrnehmen können, diese sollten Sie unbedingt zu Beginn der Veranstaltung vorstellen und alle Teilnehmenden dazu ermutigen, sie einzusetzen!

Beispiele:

  • Kommentierende Symbole

  • Chat-Mitteilungen

  • Mikrofon angestellt lassen und Erlaubnis zum »einfach Reinsprechen!«

  • Deutliche mimische Reaktionen wie Kopfnicken oder Handzeichen bei Gelegenheit einholen

  • Gezielte Fragen stellen über den Audiokanal oder im Chat

Nun mag es verlockend erscheinen, das Lampenfieber (mehr dazu in Kapitel »Lampenfieber online«) über das Ausblenden anderer Teilnehmer_innen, Zuhörerschaft oder Kolleg_innen zu reduzieren. Beziehungen sind für...

Erscheint lt. Verlag 15.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Erwachsenenbildung
ISBN-10 3-407-36913-1 / 3407369131
ISBN-13 978-3-407-36913-0 / 9783407369130
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