Dumm gegessen! (eBook)
320 Seiten
Verlagsgruppe Droemer Knaur
978-3-426-45655-2 (ISBN)
Dr. Hans-Ulrich Grimm ist Journalist und Autor. Seine jahrelangen Recherchen in der Welt der industrialisierten Nahrungsmittel bewegten ihn, sämtliche Erzeugnisse von Nestlé, Knorr & Co aus den Küchenregalen zu verbannen, zugunsten frischer Ware von Märkten und Bauern. Seine Erkenntnis: Genuss und Gesundheit gehören zusammen. Grimms Bücher sind Bestseller. Allein 'Die Suppe lügt' ist in einer Gesamtauflage von über 250.000 Exemplaren erschienen und gilt mittlerweile als Klassiker der modernen Nahrungskritik. Zuletzt sind bei Droemer 'Echtes Essen. Der Anti-Aging-Kompass' und 'Dumm gegessen! Wie uns die Nahrungsindustrie um den Verstand bringt' erschienen. Hans-Ulrich Grimm lebt mit seiner Familie in Stuttgart.
Dr. Hans-Ulrich Grimm ist Journalist und Autor. Seine jahrelangen Recherchen in der Welt der industrialisierten Nahrungsmittel bewegten ihn, sämtliche Erzeugnisse von Nestlé, Knorr & Co aus den Küchenregalen zu verbannen, zugunsten frischer Ware von Märkten und Bauern. Seine Erkenntnis: Genuss und Gesundheit gehören zusammen. Grimms Bücher sind Bestseller. Allein "Die Suppe lügt" ist in einer Gesamtauflage von über 250.000 Exemplaren erschienen und gilt mittlerweile als Klassiker der modernen Nahrungskritik. Zuletzt sind bei Droemer "Echtes Essen. Der Anti-Aging-Kompass" und "Dumm gegessen! Wie uns die Nahrungsindustrie um den Verstand bringt" erschienen. Hans-Ulrich Grimm lebt mit seiner Familie in Stuttgart.
1
Katastrophe im Kopf
Alzheimer & Co.: Die Zerstörung des Gehirns durch falsche Nahrung
Sie sehen schrecklich aus, wie wuchernde Misteln in einem kahlen Baum, diese Terrornester im Gehirn, die einem den Verstand rauben. Bis zu einer Milliarde pro Kopf sollen es sein, sagen Alzheimerforscher, und zeigen diese furchterregenden Aufnahmen von den materialisierten Störfaktoren.
Alzheimer: Das ist wohl die extremste Form der Demenz. Und zugleich jene, die am meisten Angst macht. Morbus Alzheimer, die Krankheit, die zur Geißel des neuen Jahrtausends zu werden droht, zu einer Seuche des Vergessens, bei der das Gehirn langsam, aber stetig zerfressen wird, bei der die Hirnzellen verklumpen, immer mehr Regionen befallen werden, bis nicht nur die Erinnerung verlöscht, sondern die ganze Persönlichkeit. Für die Betroffenen soll die Krankheit ja gar nicht so schlimm sein, vielleicht sogar eine Form der Befreiung, von der Pflicht des Wissenmüssens – und auch von der Pflicht des Kennenmüssens. Sie haben ihre Ruhe. Doch das hilft jenen wenig, die gern noch geistig rege und sozial aktiv sind und sich davor fürchten, sich selbst und ihren Geist aufgeben zu müssen. Die sich gruseln angesichts der Vorstellung, dass das eigene Hirn von diesen Störzellen besiedelt wird.
Zwar wurden die Zentren der Zerstörung lokalisiert, doch was fehlt, ist ein Mittel, die Verwüstungen aufzuhalten, sie gar rückgängig zu machen. Manche Pharmafirmen haben die Suche nach einem Medikament bereits aufgegeben, nach vielen Rückschlägen. Gleichwohl gibt es Hoffnung. Die Alzheimerkrankheit mag eine der »bedrückendsten Konsequenzen des Alterns« sein, ist aber keineswegs so »zwangsläufig«, wie es die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) behauptet, hinter der laut Eigenwerbung angeblich ein »kluger Kopf« steckt.
Das ist sozusagen die offizielle Version, die herrschende Meinung: Die Krankheit kommt mit dem Alter, schicksalhaft, unausweichlich, als Preis gewissermaßen für die zusätzlichen Jahre. Wer die genießen will, muss das Vergessen in Kauf nehmen. Doch von den Fakten ist das nicht gedeckt. Die Krankheit trifft ja nicht alle. Sie ist keineswegs ein unumgänglicher Preis des Alterns, denn eigentlich ist das Gehirn sogar bestens geschützt, von Natur aus. Es ist ja nicht so, dass mit jedem Tag des Lebens automatisch hässliche Terrornester im Kopf wachsen. Sie müssen aktiv aufgebaut werden. Da muss Material zusammengetragen werden, eingeschleppt, vorbei an Kontrollen und Barrieren, da muss es gravierende Versäumnisse schon bei der Wache am Eingang gegeben haben, schließlich hat es in so einem sensiblen Bereich wie dem Gehirn, in dem eigentlich kein Staubkorn Einlass finden kann, keine Transporte in solchen Dimensionen zu geben.
Es muss also einiges schieflaufen, bis die Verwüstung ein zerstörerisches Ausmaß annimmt. Und es läuft auch einiges schief – bei der Versorgung. So schlug eine internationale Forschergruppe, auch mit deutscher Beteiligung, in einer 2021 erschienen Studie vor, die Rolle der Ernährung bei neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer in einer eigenen Forschungsdisziplin zu untersuchen (»Nutritional Cognitive Neuroscience«). Schließlich zeige eine »robuste Beweislage« die Rolle von Nahrung beim Hirnschwund und »kognitiver Gebrechlichkeit«. Morbus Alzheimer ist auch ein Ergebnis der veränderten Nahrungskette im Anthropozän, mit neuen Elementen, die imstande sind, wie trojanische Pferde die Gehirnbarrieren zu durchbrechen und Schadstoffe einzuschleusen, und die gleichzeitig deren Entsorgung lahmlegen, sodass die gefährlichen Elemente ihr zerstörerisches Werk verrichten können.
Die Alzheimerkrankheit trifft deshalb nicht alle gleichermaßen. Viele werden verschont. Und zwar ausgerechnet dort, wo die allgemeinen Lebensbedingungen und die medizinische Versorgung nicht gerade die allerbesten sind. Das jedenfalls hat Professor Hugh Hendrie von der Indiana University in seiner mittlerweile klassischen Vergleichsstudie mit Versuchspersonen aus Afrika und Amerika festgestellt. Die Probanden – Afrikaner aus Ibadan, einer Stadt im Süden Nigerias, und Afroamerikaner aus Indianapolis im Bundesstaat Indiana – lagen genetisch nahe beieinander, hätten also ein ähnlich hohes Risiko aufweisen müssen. 4500 Menschen, alle über 65 Jahre alt, hatten an der Studie teilgenommen, die das Journal of the American Medical Association veröffentlichte.
Das erstaunliche Ergebnis war: Ausgerechnet die Nigerianer, die meisten arme Händler, die sich auf den örtlichen Märkten ein unsicheres Einkommen erwarben, hatten deutlich seltener Symptome von Alzheimer. Wobei doch, nach herrschender Meinung, Armut und geringe Bildung das Risiko eigentlich erhöhen sollten. Aber die Daten ließen keinen Zweifel. Die Afrikaner hatten nur halb so viele Alzheimerfälle wie die Amerikaner. Bei den Studienteilnehmern aus Ibadan waren es 1,15 Prozent, bei denen aus Indianapolis 2,5 Prozent. Professor Hendrie glaubt, dass der Grund für die auffällige Alzheimerhäufung bei den Amerikanern in ihrem Lebensstil und dabei vor allem in ihrer Ernährung zu finden sei, denn in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Indiana pflegte man natürlich die »westliche Diät«. Er vermutete, dass ernährungsbedingte Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Arterienverkalkung und kleinere Schlaganfälle auch Auswirkungen auf das Gehirn haben und so bei Alzheimer eine unheilvolle Rolle spielen, denn die afrikanische Gruppe hatte deutlich niedrigere Blutdruckwerte und einen um 60 Punkte niedrigeren Cholesterinspiegel als die amerikanische. Maßgeblich ist also nicht das Alter, sondern sind die Verhältnisse, in denen jemand lebt. Der entscheidende Punkt ist, ob das herrschende Ernährungssystem die Versorgung des Gehirns begünstigt und die grauen Zellen schützt – oder sie schädigt.
Das zeigte sich auch bei weiteren Studien in der Karibik, in Lateinamerika, in ländlichen Gebieten Chinas und anderen Weltgegenden. Ähnlich ist es in den sogenannten Blauen Zonen dieser Welt, jenen Landstrichen, in denen die Menschen besonders alt und selbst unter den Hundertjährigen auffallend wenige senil oder gar dement werden. Zu diesen Blauen Zonen, in denen die Menschen bis ins hohe Alter aktiv sind, in einem stabilen sozialen Umfeld leben und sich auf traditionelle Weise ernähren, zählen beispielsweise einige malerisch gelegene Dörfer auf Sardinien, auch die griechische Insel Ikaria sowie das japanische Okinawa, wo Männer ein fünffach geringeres Alzheimerrisiko haben sollen als Gleichaltrige in den USA; bei Frauen fällt der Unterschied nicht ganz so deutlich aus.
Nicht alle Alten also fallen dem Vergessen anheim, und in manchen Weltgegenden trifft es mehr, in anderen weniger. Es muss also, abgesehen vom Altern, etwas geschehen mit dem Körper, damit jene ominösen Veränderungen im Gehirn stattfinden können, die als Auslöser von Alzheimer gelten und die schon auf Fotos sehr gefährlich aussehen: braune Flecken, hässliche Nester, steinartige Klumpen. »Die steinernen Platten des riesigen Friedhofs im Kopf«, wie der Autor Michael Jürgs sie nannte. »Plaques« und »Fibrillenbündel« nennen Fachleute diese verhängnisvollen Erscheinungen, oder genauer: Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen.
Wie Sprengstoff wirken sie, sagte der Heidelberger Professor Konrad Beyreuther, ein Pionier der weltweiten Alzheimerforschung: »So eine Plaque ist eine Bombe. Das ist wie ein Terrorcamp, aus dem permanent Selbstmordattentäter entlassen werden, mit Bomben, die die Logistik der Nervenzelle zerstören.« Und diese Terrorcamps im Gehirn nehmen immer mehr Platz ein: »Die sind zehnmal so groß wie eine Nervenzelle. Und wir haben bis zu einer Milliarde Ablagerungen bei Alzheimerpatienten.« Eine Milliarde Terrorcamps. In einem kleinen Menschenhirn. Da bleibt natürlich nicht viel Raum für funktionierende Hirnzellen, für geordnete Gedanken, für Speicherplatz für Erinnerungen und das Erinnern, zum Beispiel an die Namen der Liebsten.
Wie diese Störelemente aussehen und was sie anrichten können, beschrieb als Erster ein Mann namens Alois Alzheimer (1864–1915). Der Nervenarzt sollte die merkwürdigen Verhaltensweisen jener Patientin abklären, die ihm eines Tages vorgestellt wurde.
Ein Bild, das sich bei Alzheimers Aufzeichnungen befand, zeigt eine Frau mit vollen Lippen, strähnigem Haar und tief eingegrabenen Falten auf der Stirn. Auguste Deter war Ende des Jahres 1901 in die Irrenanstalt am Affensteiner Feld in Frankfurt am Main eingeliefert worden. Die arme Auguste hatte plötzlich ihren Mann, einen Kanzleischreiber bei der Eisenbahn, nicht mehr erkannt und angefangen, nur noch wirres Zeug zu reden. »Sie fand sich in ihrer Wohnung nicht mehr zurecht, schleppte die Gegenstände hin und her, versteckte sie, zuweilen glaubte sie, man wolle sie umbringen, und begann laut zu schreien«, notierte Dr. Alzheimer. Die Diagnose lautete: Demenz. Das Wort stammt aus dem Lateinischen (dementia) und bedeutet sinngemäß »ohne Geist«. Am 26. November 1901 besuchte Alzheimer seine Patientin (»Sitzt im Bett mit ratlosem Gesichtsausdruck«) und protokollierte folgenden Dialog:
»Wie heißen Sie?«
»Auguste.«
»Familienname?«
»Auguste.«
»Wie heißt denn Ihr Mann?«
»Ich glaube, Auguste.«
Alzheimer wunderte sich ein ums andere Mal: »Beim Mittagessen isst sie Weißkohl und Schweinefleisch. Befragt, was sie esse, sagt sie Spinat. Während sie das Fleisch kaut, sagt sie auf Befragen, was sie esse, rohe...
Erscheint lt. Verlag | 1.9.2021 |
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Verlagsort | München |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
Schlagworte | ADHS • Altern • Alzheimer • Alzheimer Demenz • Alzheimer Ernährung • Alzheimer und Demenz verstehen • Alzheimer vorbeugen • Anti-Aging-Kompass • Bas Kast • Brainfood • Chemie im Essen • Darm • Demenz • demenz ernährung • demenz vorbeugen • Denken • Ernährung • ernährung gehirn • ernährungskompass • Essen für den Kopf • Essen fürs Gehirn • Fertignahrung • Fit im Alter • Gefühle • Gehirn • Gehirn Buch • Gehirnforschung • Gehirnleistung • Gene • gesünder ernähren • Glutamat • Hirnschäden • Hirnschädigung • Hormone • Intelligenz • Nährstoffe • Psyche • Psychische Erkrankungen • Ratgeber Gesunde Ernährung • Sachbuch Gesundheit • Sachbuch Medizin • Schadstoffe im Essen • Soja • Superfood • Vergesslichkeit • Vitamine • Zucker |
ISBN-10 | 3-426-45655-9 / 3426456559 |
ISBN-13 | 978-3-426-45655-2 / 9783426456552 |
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