11. September (eBook)

Geschichte eines Terrorangriffs
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
Deutsche Verlags-Anstalt
978-3-641-28961-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

11. September -
Systemvoraussetzungen
6,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Der Tag, der die Welt veränderte - zum 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001
Die Anschläge des 11. September 2001 erschütterten die Supermacht USA bis ins Mark, die Wunden des Terrorakts sind bis heute, zwanzig Jahre später, nicht verheilt. Doch was genau geschah an diesem spätsommerlichen Septembermorgen zwischen 6 Uhr und 11 Uhr? Was erlebten Täter, Opfer, Helfer und Sicherheitskräfte in den vier entführten Flugzeugen und in den beiden Türmen des World Trade Center? Ein Team aus SPIEGEL-Reporter*innen hat unmittelbar nach den Anschlägen eine minutengenaue Rekonstruktion dieser dramatischen Stunden geschaffen, die erstmals im Januar 2002 als Buch erschien und bis heute nichts von ihrer Eindrücklichkeit eingebüßt hat. Auf Basis von Interviews mit Überlebenden, Telefonaufzeichnungen aus den Flugzeugen und den brennenden Türmen des World Trade Center, Gesprächen mit Beamten von FBI, CIA und BKA und Quellen wie dem Funkverkehr zwischen den Flugzeugen und den Fluglotsen schildern die Autoren minutiös den Ablauf des Attentats. Ein beeindruckend recherchiertes und packend erzähltes Dokument der Zeitgeschichte, das die Wucht der Ereignisse vor zwanzig Jahren noch einmal unmittelbar erlebbar werden lässt.

Vorwort


Am 15. April 1912 sank die „Titanic“. Über 80 Jahre später beschäftigt der Schiffsuntergang die Menschheit immer noch so sehr, dass die Verfilmung dieser Katastrophe zum größten Filmerfolg aller Zeiten wurde.

Am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy erschossen. Bis heute gehen immer wieder Filme, Bücher, Artikel der Frage nach, wer den US-Präsidenten tötete und warum.

Vom 15. bis zum 17. August 1969 versammelten sich Hunderttausende in der Nähe des kleinen Ortes Woodstock und feierten eine Massenorgie, die der Beginn einer friedlichen Weltkommune aller Menschen sein sollte. Wenige Jahre später war dieser Traum unter Drogen, Gewalt und Kommerz begraben; bei jedem Open-Air-Festival glimmt er wieder auf.

Am 2. Juni 1967 wurde der Student Benno Ohnesorg in Berlin erschossen. Sein Tod verwandelte die antiautoritäre Bewegung der Studenten in einen Aufstand gegen den westdeutschen Staat und später zum bewaffneten Kampf der RAF. Bis heute wird der Geist der 68er bewundert und verflucht.

An die großen Tage der Weltgeschichte, die wie Weichen des Schicksals sind, erinnern sich Menschen Jahre und Jahrzehnte später, erzählen sich immer wieder, wie sie diesen Tag erlebt haben, was sie gemacht haben, woran sie gedacht haben. Wer am 11. September von 15 Uhr an im Fernsehen verfolgt hat, wie United Airlines 175 im Südturm des World Trade Center verschwand und wie später die beiden Türme zusammenfielen, der wird diese Bilder nie mehr aus seinem Kopf bekommen. Der 11. September 2001 wird ein Tag sein, über den noch am Ende dieses Jahrhunderts gesprochen werden wird – wie allerdings, das dürfte sich erst in den kommenden Jahren entscheiden.

Es kann sein, dass der 11. September 2001 nicht mehr sein wird als der Tag einer großen Katastrophe, so wie der 15. April 1912. Das wäre schön.

Es kann sein, dass der 11. September als Tag in die Geschichte eingeht, an dem die Menschheit lernte, wie die Staaten und Kulturen der Welt die Quellen des Terrors beseitigen können. Das wäre noch schöner.

Es kann sein, dass der 11. September der Beginn war für einen langen, immer aggressiveren Kampf zwischen Armeen und Islamisten, zwischen Staaten und Terroristen, zwischen Nahem Osten und Westen, zwischen Christen und Muslimen. Das wäre fürchterlich.

Nichts bleibt, wie es ist, hieß es in den Tagen nach dem 11. September überall, und das ist schon jetzt als Floskel erledigt. Vieles ist so, wie es vor dem 11. September war. Und dennoch ist der Angriff auf das World Trade Center ein Angriff auf unser Denken. Vieles von dem, was wir vorher wussten, ist nicht mehr viel wert. Und wer nicht begreift, was er nicht weiß, wird zum nützlichen Idioten des Terrors.

Terroristen wollen Schrecken verbreiten und uns mit Gewalt zwingen, über Dinge nachzudenken, über die wir vorher nicht nachgedacht haben. Das haben die Attentäter des 11. September erreicht: Wir denken über Islam und Terror nach.

Obwohl wir 3,5 Millionen Muslime im Land haben, war uns das Denken und Treiben dieser Leute vorher nicht interessant genug, um uns über die 1,3 Milliarden Muslime in der Welt den Kopf zu zerbrechen. Dass die Muslime in den arabischen Staaten die Globalisierung als Amerikanisierung erleben, dass sie sich von dieser Arroganz erniedrigt, von der Wirtschaftsmacht an den Rand gedrängt und von der Welt ausgeschlossen fühlen, haben wir nicht verstanden; dass der Islam taugt zur Weltanschauung der Verdammten dieser Erde und die Islamisten die Enttäuschung über das Versagen der islamischen Eliten in Anklagen gegen den Westen umzuleiten verstehen, haben wir nicht bemerkt.

Seit der Islamismus 1979 in Iran die Macht ergriff, haben wir gedacht, das ginge uns nichts an, weil wir von Religion nichts verstehen. Seit sich viele Islamisten auf deutschem Boden gen Mekka beugen, finden wir uns tolerant und weltoffen.

Als 1993 Terroristen versuchten, mit 550 Kilogramm Sprengstoff den einen Turm des World Trade Center auf den anderen stürzen zu lassen, aber die Baukonstruktion falsch berechneten, taten wir das ab als die Wahnsinnstat eines blinden Scheichs. In den folgenden Jahren versuchten Islamisten siebenmal, Flugzeuge, Tunnel, Schiffe in die Luft zu jagen, immer mit dem Ziel, möglichst viele Menschen umzubringen. Dreimal hatten sie Erfolg, viermal wurden die geplanten Attentate vorher entdeckt.

Wen die Anschläge treffen sollen, hat Osama Bin Laden spätestens seit 1996 nicht mehr verhehlt: Amerikaner und ihre Verbündeten, Soldaten ebenso wie Zivilisten – weil sie Steuern zahlen und zur Wahl gehen. Erst Saudi-Arabien und seine Ölfelder von den US-Soldaten befreien, dann in Pakistan die Macht und die Atomwaffen erkämpfen, schließlich die Welt mit Guerilla-Aktionen in Angst und Schrecken versetzen – bis die Islamisten in vielen Ländern das öffentliche Leben dominieren.

Das Erschreckende ist: Wäre der Anschlag am 11. September, wie so mancher vorher, missglückt, würden wir Bin Laden und den Feldzug islamistischer Terroristen immer noch für eine Erfindung der CIA halten.

Das Attentat ist ein Angriff auf unser Denken, in den Trümmern des World Trade Center liegen neue Wahrheiten und Fragen: Eine Horde unauffälliger, intelligenter, todessüchtiger Islamisten zieht um die Welt. Wie kann man verhindern, dass sie uns in die Luft jagen, dass sie noch mehr werden, dass sie uns für Gesindel halten? Leiden die Länder, aus denen sie kommen, an zu viel oder an zu wenig Globalisierung? Wie schnell lernen wir, dass kein islamisches Land ist wie das andere? Ist das Attentat die Chance, die Welt politisch zu globalisieren? Oder wird die USA dadurch endgültig zur Weltpolizei? Und so weiter und so fort.

Der religiös motivierte Terror, der sich am 11. September gesteigert hat zum Massenmord an 3000 Menschen, fordert neue Antworten der Weltpolitik, weil er noch irrationaler und skrupelloser ist als der sozialrevolutionär motivierte Terror des 20. Jahrhunderts. Seine Taten sollen Allah überzeugen, nicht Bauern, Arbeiter, Studenten oder welche Unterdrückten und Verfemten auch immer; und Allah wird sich nicht bei den Tätern melden und sagen, dass ihr Treiben nicht in seinem Sinne sei.

Allah stellt keine Forderungen, Allah verhandelt nicht, und darum sind die Terroristen, die in seinem Namen töten, nicht Verhandlungspartner für irgendeine weltliche Macht. Sie wollen die Ungläubigen ausrotten, nicht überzeugen. Die Attentäter des 11. September, wollten sie nur so viel Schrecken wie möglich verbreiten, so viele Amerikaner wie möglich umbringen? Haben sie über den Tag ihrer Tat hinaus gedacht, wollten sie die USA zum Gegenschlag provozieren, begriffen sie ihr Attentat als Beginn eines Krieges, der irgendwann mit dem Endsieg aller Islamisten endet? Haben sie sich vorher den amerikanischen Präsidenten vorgestellt in den Minuten und Stunden nach ihrem Terrorfeuerwerk? Haben sie in den Jahren der Vorbereitung geschwärmt vom Jubel, der in den Moscheen zu hören sein würde? Haben sie am letzten Abend gescherzt über die Toten des nächsten Tages, tausend, zweitausend, dreitausend?

Dieses Buch versucht die Antworten auf die Frage nach den Motiven in den Lebensläufen der Täter zu finden, in den Einschätzungen von Eltern, Geschwistern, Freunden und Fahndern. Die Terroristen waren keine Wahnsinnigen, sie waren keine Schwachköpfe, keine Hungerleider, keine Verstoßenen. Sie waren keine Hinterwäldler, keine Höhlenbewohner, sie waren Kinder der Globalisierung wie wir, sie beherrschten mehrere Sprachen, sie kannten die Welt.

Sie unterschieden sich im Grad ihrer Religiosität, aber sie einte ihre Weltanschauung. Die westliche Welt sahen sie zerfressen von Geldgier, von Sex, von Egoismus. Die islamische Welt sahen sie als Oase des Glaubens und der Kultur, bedroht von Amerika, ausgehungert vom Westen, gedemütigt seit Jahrzehnten. Sie haben den Westen so missverstanden wie den Islam, in einem sahen sie nur die Zerstörung, im anderen nur den Zerfall.

Sich selbst hielten sie für Handlanger Gottes, und Osama Bin Laden war genau der Stellvertreter auf Erden, der sie fesseln konnte: gebildet, reich, weltläufig, charismatisch, fanatisch – keiner, der kämpfen muss, einer, der kämpfen will. Auch unter den 19 Attentätern waren solche Typen, „Heilige Krieger“, für die der Dschihad so etwas war wie für westliche Wohlstandskinder das S-Bahn-Surfen, die Crack-Karriere oder das Extrem-Piercing. Wie sehr die 19 Täter Bin Ladens nur Befehlsempfänger waren, wer den Plan zum Massenmord entwickelte, woher das Geld kam für die fast zweijährige Vorbereitung, bleibt unklar; und auch das im afghanischen Jalalabad gefundene Bin-Laden-Tape stellt mehr Fragen, als es Antworten gibt. Das Gespräch wirkt wie eine Inszenierung, nicht initiiert oder manipuliert von der CIA, sondern ins Licht gesetzt von Osama Bin Laden, der sich im Gespräch mit einem Dinner-Gast, dem saudi-arabischen Kampfgefährten Scheich Khaled al-Harbi, als Drahtzieher des Attentats präsentiert, offenbar aber weniger über die Aktion wusste als die Täter: Am 6. September habe er bereits erfahren, sagt Bin Laden, dass die Flugzeuge am 11. September in die Türme fliegen würden; die Täter haben aber schon am 26. August begonnen, ihre Tickets für diese Maschinen zu kaufen.

Das Schauspiel der Zerstörung, das die Terroristen am 11. September der Welt boten, war größer, als es sich der Bauingenieur Bin Laden erträumt hatte. Er hatte nur mit ein paar zusammenstürzenden Stockwerken gerechnet. Menschen zu schockieren ist das Ziel von Terroristen, möglichst groß soll der Schock sein, möglichst viele Menschen sollen geschockt werden, und darum sind die...

Erscheint lt. Verlag 9.8.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 9/11 • afghanische flüchtlinge • Afghanistan Krieg • Al-Qaida • eBooks • Geschichte • Hindukusch • Islamismus • Islamistischer Terrorismus • Krieg gegen den Terror • Mohammed Atta • New York • Osama bin Laden • Taliban • Terroranschlag • World Trade Center • Ziad Jarrah
ISBN-10 3-641-28961-0 / 3641289610
ISBN-13 978-3-641-28961-4 / 9783641289614
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 6,0 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
12,99
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
12,99
Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles …

von Helen Pluckrose; James Lindsay

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
16,99