'Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!' (eBook)

25 Bullshitsätze und wie wir sie endlich zerlegen | Eine wütende Abrechnung mit dem Patriarchat, die jede Frau lesen sollte.
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2022 | 1. Auflage
224 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2626-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

'Wir sind doch alle längst gleichberechtigt!' -  Alexandra Zykunov
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»Wenn das Patriarchat kommt dann sagt es nicht  ?Achtung, ich werde Dich unterdrücken?, sondern es sagt: ?Toll, wie viel dein Mann dir zuhause hilft.? Alexandra Zykunov hat gesammelt, was wir uns nicht mehr anhören sollten.« Lara Fritzsche   »Wütend, lustig und prägnant. Alexandra Zykunov erklärt patriarchale Muster so, dass sie alle verstehen und danach sofort abschaffen wollen.« Teresa Bücker Bullshitsätze wie »Viele Frauen wollen doch gar keine Karriere machen.« oder »Vermisst du dein Kind nicht, wenn du alleine wegfährst?« werden wohlwollend unter Freundinnen fallen gelassen oder von engsten Familienmitgliedern heimtückisch ins Ohr geflüstert, bis man ihnen glaubt - und das Patriarchat sich freudestrahlend die Hände reibt. Dieses Buch ist die ultimative Anleitung zum Parieren solcher Sätze. Messerscharf analysiert Alexandra Zykunov die Ungerechtigkeiten, Unwahrheiten und Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern und liefert Argumente und Punchlines für die nächste Familienfeier, Spielplatzrunde oder Beziehungsdiskussion.

Alexandra Zykunov, geb. 1985, ist Co-Redaktionsleiterin des Magazins Brigitte BE GREEN, Head of Content Innovation bei der BRIGITTE und Redakteurin für feministische und gesellschaftliche Themen. Ihre Texte sind u.a. in der BRIGITTE, BRIGITTE MOM, Maxi, WELT, NIDO, Spiegel Online und GEO erschienen. Außerdem ist sie als @alexandra___z eine reichweitenstarke Stimme auf Instagram. Ihre pointierten Texte über die Unsichtbarkeit von Frauen- und Familienthemen in der Politik sprechen tausenden von Frauen aus der Seele und gehen regelmäßig viral. Sie lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern in Hamburg.

Alexandra Zykunov, geb. 1985, ist Co-Redaktionsleiterin des Magazins Brigitte BE GREEN, Head of Content Innovation bei der BRIGITTE und Redakteurin für feministische und gesellschaftliche Themen. Ihre Texte sind u.a. in der BRIGITTE, BRIGITTE MOM, Maxi, WELT, NIDO, Spiegel Online und GEO erschienen. Außerdem ist sie als @alexandra___z eine reichweitenstarke Stimme auf Instagram. Ihre pointierten Texte über die Unsichtbarkeit von Frauen- und Familienthemen in der Politik sprechen tausenden von Frauen aus der Seele und gehen regelmäßig viral. Sie lebt mit ihrem Partner und zwei Kindern in Hamburg.

„Hast du ein Glück,
dass dein Mann
zu Hause so viel
mithilft!“

Beginnen wir unsere Reise der Zerlegung mit einem Klassiker der Bullshitsätze. Und zwar mit einem, der ganz besonders wehtut – weil man erstens auf Anhieb nicht unbedingt versteht, was daran jetzt eigentlich schlimm sein soll, und zweitens, weil man sich dabei häufig ertappt fühlt. Man hat diesen Satz vielleicht schon selbst gehört oder – noch schlimmer – ihn einer anderen Frau gegenüber schon mal genau so formuliert. Warum, könnten jetzt einige fragen, ist dieser Satz denn überhaupt ein Bullshitsatz? Es ist doch eigentlich eine gute Entwicklung, wenn ein Mann mehr im Haushalt hilft als zum Beispiel seine Kumpels oder Kollegen. Stimmt, das wäre eine gute Entwicklung – wenn wir im Jahr 1960 leben würden. Dieser Satz ist aber auch im Jahr 2022 überall auf Spielplätzen, in Kinderbüchern und in den Kommentarspalten Tausender Social-Media-Beiträge genau so zu lesen. Und das ist ein sehr großes Problem. Aber eins nach dem anderen.

Das Schlimmste an dem Satz ist das harmlose Verb: „hilft“. Ich helfe der Freundin, wenn ihr der Kaffee auf dem Schreibtisch ausgekippt ist. Ich helfe dem Vater, dessen Fahrrad umgefallen ist und der die Hände voll mit Taschen, Windeln und Kind hat. Oder der Kollegin bei ihrer Präsentation, weil sie mich darum gebeten hat. Das ist der Knackpunkt: Meine Hilfe ist freiwillig, ich tue der zu Helfenden einen Gefallen, es ist nicht meine Verantwortung, ihr zu helfen, es ist nicht mein Schreibtisch, nicht mein Fahrrad, nicht meine Präsentation, aber ich helfe ihr trotzdem – auch wenn ich es nicht muss. Vor diesem Hintergrund stellen wir uns jetzt einen Mann vor, der seinen eigenen dreckigen Teller in den Geschirrspüler räumt. Wow. Er hilft aber gut mit! Falsch. Es ist sein Drecksteller und seine Verantwortung, ihn wegzuräumen. Wir stellen uns einen Mann vor, der beim kranken Kind zu Hause bleibt. Wow. Er hilft aber gut mit! Falsch. Es ist auch sein Kind und seine Verantwortung. Da ist ein Vater, der mit seinen Kindern nachmittags auf den Spielplatz geht. Wow. Er hilft aber gut mit! Falsch. Es ist seine Fürsorgepflicht, es sind seine Kinder, ist sein Haushalt, sein Alltag! Er ist kein Gast in diesem Alltag, wie in einem Hotel, das er im Sommer zwei Wochen lang benutzt, und was die restlichen 11,5 Monaten darin passiert, interessiert ihn nicht.

Ach komm, Alex, jetzt sei mal nicht so korinthenkackerisch, könnte man jetzt sagen. Es ist doch nur ein Wort. Ist doch klar, was damit gemeint ist. Joa, würde ich da antworten, Sprache schafft nun mal Realitäten. Wenn wir von Männern sprechen, die „helfen“, statt von Männern, die einfach ihren Aufgabenbereich für ihre Familie, ihr Heim und den Haushalt darin übernehmen, sprechen wir ihnen jegliches Recht ab, sich dafür auch aktiv verantwortlich zu fühlen. Begriffe wie „helfen“ oder – noch schlimmer – „entlasten“ oder – noch viel schlimmer – „eine Auszeit gönnen“ meinen, dass er für diese Last per se nicht zuständig ist und dass es da eine andere Person gibt, die diese Last normalerweise trägt – nämlich die Frau. Dafür hat der Mann offenbar die Möglichkeit, seiner Partnerin besagte Auszeiten zu „gönnen“. Die eine arbeitet, und der andere räumt ihr Auszeiten ein? Als wäre er der Chef, der CEO im Unternehmen Familie? Ernsthaft?

Was ich damit sagen will: Sätze wie „Mein Mann hilft viel mit“ oder „Mein Mann muss heute mal babysitten“ kippen noch mehr Zement auf die sowieso schon einbetonierte Rollenverteilung. Wie soll sich also das Bild des care-arbeitenden Mannes etablieren, wenn unsere Sprache und die Bilder, die wir mit ihr kreieren, die wir in unsere Lehrbücher schreiben, in der Werbung platzieren und an unsere Kinder weitergeben, unterstreicht, dass der Vater im eigenen Alltag nur Gast ist?

Die Absurdität dieses Satzes wird besonders dann deutlich, wenn man ihn einfach umdreht und den Satz so formuliert: „Hast du ein Glück, dass deine Frau bei den Kindern so viel mithilft. Es ist echt nicht leicht, so eine Frau zu finden. Und dann hilft sie dir auch noch im Haushalt?! Wow!“ Na, hört sich merkwürdig an? Wieso? Weil wir es als normal empfinden, dass eine Frau im Haushalt etwas macht und sie dafür nicht extra abgefeiert werden muss. Warum aber fühlt sich der Satz nur bei einer Frau so absurd an, nicht aber beim Mann? Na weil wir mit diesen Sätzen ebendiese unterschiedlichen Bilder zementieren.

Also, bitte lasst uns Worte wie „helfen“, „unterstützen“ oder „entlasten“ in diesem Kontext ein für alle Mal streichen und durch so etwas ersetzen wie: „Hast du ein Glück, dass dein Mann seinen Teil der Verantwortung übernimmt!“ Denn genau an dieser Stelle beheben wir ganz einfach, mit nur ein paar anders gewählten Formulierungen, die Schieflage und stellen sofort fest: Eigentlich ist das ganze Lob ja hinfällig, denn er übernimmt einfach seinen Teil. Er wohnt auch in diesem Haushalt und war wahrscheinlich nicht minder an der Anschaffung unserer Kinder beteiligt, warum sollte also die Frau alleine verantwortlich sein? Eben.

So können wir mit Sprache ein Stück weit eine andere Realität erschaffen. Und nun schauen wir uns mal die Faktenlage hinter diesem Bullshitsatz an. Was dieser Satz ausdrücken möchte, ist, dass sich schon so einiges tut in deutschen heterosexuellen Partnerschaften und dieser moderne Mann schon so viel mehr übernimmt als beispielsweise seine Kumpels, Kollegen oder all die Väter eine Generation vor ihm. Tatsächlich ist diese Meinung nicht nur gefühlt weit verbreitet, sondern auch mit Zahlen belegt: So gaben in einer Allensbachstudie 69 Prozent der Befragten an, dass sie zumindest den Eindruck haben, dass sich Väter heute mehr an der Erziehung und Betreuung beteiligen als noch vor 10 bis 15 Jahren.2

Um die Zerlegung dieses Eindrucks und des damit eng verwandten Bullshitsatzes bestmöglich vorzubereiten, möchte ich euch an dieser Stelle mit dem guten alten Patriarchat bekannt machen, dem Buzzword, das in diesem Buch an circa fünf Millionen Stellen auftauchen wird. Das Patriarchat beschreibt ein gut 5000 Jahre altes System aus Beziehungen, Hierarchien, Denk- und Verhaltensmustern, die allesamt auf der „Herrschaft der Väter“ beruhen. Sprich: Wenn wir heute vom Patriarchat sprechen, meinen wir damit, dass unser ganzes Denken und Handeln seit 5000 Jahren von Männern bestimmt, von Männern für richtig befunden, von Männern in Gesetzestexten zementiert und Geschichtsbüchern dokumentiert und so Jahrtausende lang bis in die heutige Zeit tradiert und (mit Gewalt)durchgesetzt wurde. Weil Männer ihre Führungsmacht erhalten wollen, müssen sie alle anderen Minderheiten wie Frauen, People of Color, LGBTQIA+, Menschen mit Behinderung und einfach alle, die nicht dem Bild eines (meist weißen), maskulinen, cis-Mann entsprechen, körperlich, geistig, kulturell, finanziell, materiell, juristisch und in vielen anderen Formen unterdrücken. Heißt übersetzt: Ehemänner unterdrücken ihre Ehefrauen, Brüder ihre Schwestern, Väter ihre Töchter, fremde Männer fremde Frauen, Chefs ihre Mitarbeiterinnen, Kollegen ihre Kolleginnen, Professoren ihre Studentinnen, Schüler ihre Mitschülerinnen, Politiker ihre Parteifreundinnen, Regisseure ihre Schauspielerinnen, Musikproduzenten ihre Sängerinnen und so weiter und so schrecklich fort.

Während das Patriarchat in verschiedenen Teilen dieser Welt unterschiedlich stark ausgeprägt ist (Femizide, Gewalt gegen Frauen, Zwangsehen, Ausschluss von Frauen und Mädchen aus Schulen und Universitäten usw.) und Institutionen wie Terre des Femmes, Oxfam oder die UN regelmäßig Listen erstellen, wie es in den Ländern der Welt um die Frauenrechte bestimmt ist, arbeitet das Patriarchat in Ländern des globalen Nordens, wie Deutschland, besonders subtil. Und zwar indem es einfach so tut, als wäre es gar nicht mehr da. Sätze wie „Frauen und Männer können heutzutage doch beide Karriere machen“, „Wir hatten jetzt 16 Jahre lang eine Kanzlerin, was wollt ihr denn noch?“ oder eben „Männer helfen doch schon viel im Haushalt mit“ tragen zu dieser Sichtweise bei.

Das Gefährliche an der Das-Patriarchat-gibt-es-hier-doch-gar-nicht-mehr-Erzählung ist, dass man etwas, das offiziell gar nicht da ist, nicht greifen, nicht benennen und auch nicht dagegen ankämpfen kann. Ein fantastischer Zaubertrick! Also sollten wir bestenfalls immer dann hellhörig werden, wenn meist ältere, meist weiße, heterosexuelle, gut situierte Herren Sätze fallen lassen wie „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“ – dann ist es meist das Patriarchat, das da an unserer aller Tür klopft. Wie neulich, als der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble mitten im Bundestagswahlkampf 2021 sagte: „Heute haben es Frauen in der Politik nicht mehr schwerer.“3 Und das obwohl im selben Zeitraum der Bundestag so männlich dominiert war wie seit fast 30 Jahren nicht mehr, 91 Prozent aller Bürgermeister*innen männlich waren4 und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock während des Wahlkampfes 71 Prozent aller Fakenews gewidmet waren, während ihre beiden männlichen Kontrahenten zusammen nur auf 29 Prozent kamen.5

Ein anderes Beispiel ist, wenn immer wieder abgefeiert wird, dass mehr...

Erscheint lt. Verlag 24.2.2022
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bullshit • Care Arbeit • Diskriminierung • Eltern • Emanzipation • Emotionale Arbeit • Equal Pay Day • Feminismus • Gender care gap • Gender Pay Gap • Gesellschaftskritik • Gleichberechtigung • Haushalt • Mansplaining • Maternal Gatekeeping • Mental Load • Mütter • Patriarchat • Rücktritt Anne Spiegel • Sexismus • Weltfrauentag • Wut
ISBN-10 3-8437-2626-4 / 3843726264
ISBN-13 978-3-8437-2626-9 / 9783843726269
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