Ändert sich nichts, ändert sich alles (eBook)

Warum wir jetzt für unseren Planeten kämpfen müssen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
288 Seiten
Paul Zsolnay Verlag
978-3-552-07269-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ändert sich nichts, ändert sich alles -  Katharina Rogenhofer,  Florian Schlederer
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Das Buch der Stunde von 'Fridays For Future'-Aktivistin Katharina Rogenhofer - 'Mehr Mut braucht die Welt! Ein gutes und vor allem wichtiges Buch.' Luisa Neubauer
Sie hat 'Fridays For Future' nach Wien gebracht und ist die Sprecherin des Klimavolksbegehrens, sie ist 27, das Gesicht des Klimaschutzes in Österreich und mit ganzem Herzen dabei. Katharina Rogenhofer, studierte Biologin, hat ein beeindruckendes Faktenwissen zum Thema Umwelt und Klimakrise. Sie kennt die Zusammenhänge zwischen Ökologie, Wirtschaft und Politik - erst recht in schwierigen Pandemiezeiten - und weiß diese einfach, aber nie vereinfachend zu erklären. Sie arbeitet mit den politischen Akteuren auf nationaler und internationaler Ebene. Ihr Buch ist ein beeindruckendes Plädoyer für einen Green New Deal. Vor allem aber nimmt uns die Autorin mit auf eine Reise - engagiert, unverhohlen und so persönlich, dass man ihr folgen muss.

Katharina Rogenhofer, geboren 1994 in Wien, studierte Zoologie an der Universität Wien und Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement in Oxford. 2018 holte sie mit weiteren Aktivistinnen und Aktivisten die 'Fridays-for-Future'-Bewegung nach Österreich, 2019 übernahm sie die Leitung des Klimavolksbegehrens und verfolgt damit das Ziel, politischen Druck für eine klimafreundliche Zukunft aufzubauen. Bei Zsolnay erschien das Buch Ändert sich nichts, ändert sich alles. Warum wir jetzt für unseren Planeten kämpfen müssen (2021) mit Florian Schlederer.

»Mehr Mut braucht die Welt! Ein gutes und vor allem wichtiges Buch.« Luisa Neubauer

Einleitung


Ein Buch der Chancen

Seit ich denken kann, wünsche ich mir etwas mehr als alles andere. Ich wünschte es mir, als ich mit fünf Jahren meine ein Meter lange Frotteezipfelmütze im Lainzer Tiergarten verlor und dachte, das sei die größte Krise auf der Welt. Ich wünschte es mir vor den Schulwettkämpfen im Bodenturnen, als ich Bauchkrämpfe bekam bei der Vorstellung, in einem zu engen Kostüm grazil wirken zu müssen. Ich wünschte es mir auf der Fahrt ins Krankenhaus, als ich beim Sprung vom Dreimeterturm nicht im Becken, sondern auf dem Startsockel daneben gelandet war und die gebrochenen Rippen meine Lunge aufspießten. Als ich nach vier Jahren liebevoller Beziehung aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen musste, wünschte ich mir nichts sehnlicher. Und auch während der Arbeit am Klimavolksbegehren wünschte ich es mir beständig, denn ich war oftmals überfordert mit all der Verantwortung. Wenn es wieder einmal so aussah, als würden wir keine 100.000 Stimmen zusammenkratzen, ich spätnachts erschöpft im Bett lag und meine Zweifel mich nicht schlafen ließen, dann brannte der Wunsch unerfüllt in meiner Brust.

Wie alles Schöne auf der Welt kostet das, was ich mir wünsche, nichts. Mein Wunsch ist einfach. Alltäglich. Ein bisschen kitschig sogar. Darum hütete ich ihn wie ein Geheimnis. Ich traute mich nicht, ihn auszusprechen, bis ich ihn selbst nicht mehr spürte. Mittlerweile denke ich aber, dass alle — irgendwo tief drinnen, dort, wo das Kind wohnt — diesen Wunsch haben: dass einen jemand in den Arm nimmt und sagt, dass alles wieder gut wird.

Generation Future    Meine Eltern wurden in den frühen 1960ern geboren. Mein Vater kommt aus dem Mostviertel in Niederösterreich, meine Mutter aus Saalfelden in Salzburg. Was dort so los war in den Sechzigern? Die wilde Hippiezeit war es jedenfalls nicht. Aus den Erzählungen weiß ich, dass die schlimmen Nachkriegsjahre gerade vorüber waren. Meine Großeltern gehören zu der Generation, die schwere Entbehrungen in Kauf genommen und Europa neu aufgebaut hat. Die Probleme der Zeit waren sehr konkret. Das neue Fahrrad meiner Oma wurde gegen einen Sack Kartoffeln getauscht, Essensmarken akribisch gesammelt und sparsam aufgeteilt. Wie man im nächsten Jahr über die Runden kommen sollte — solche Fragen betrafen jede und jeden ganz unmittelbar. Und trotz all der Schwierigkeiten konnte meine Oma später ihren Kindern versprechen, dass alles gut wird. Wenn sie fleißig lernten und brav arbeiteten, würde alles gut werden. Sie glaubten ihr. Und weil Mütter sowieso immer recht haben, wurde es auch besser.

Als ich dann irgendwann in den Neunzigern antanzte, sah die Zukunft vielversprechender aus denn je. Der Kalte Krieg war zu Ende, und die Europäische Union formte sich aus einer Friedensvision heraus. Was es heißt, unerfüllte Grundbedürfnisse zu haben, kann ich mir gar nicht vorstellen. Wenn es mir schlechtging, setzte sich meine Mutter zu mir, umarmte mich und versprach, dass alles gut wird. Ich glaubte ihr.

Uns hier in Österreich, in Europa geht es besser als allen Generationen vor uns. Vergleicht man den durchschnittlichen Lebensstandard von vor hundert Jahren mit dem heutigen, ist das Ergebnis eindeutig. Auch weltweit gibt es viele Erfolge im Kampf gegen Hunger, Kindersterblichkeit und Analphabetismus. Und das mit dem Klima? Ja, meine Güte. Warum verbreiten wir Jugendlichen da so eine »Panik«? Ein bisschen übertrieben ist das mit dieser schwedischen Greta-Göre ja schon. Nicht in die Schule gehen — was fällt denen ein? Das hätte es bei uns nicht gegeben, werden sich manche denken. Die sollen einmal lernen statt demonstrieren.

Nun, wir haben gelernt, und ziemlich schnell war klar: Wir rasen momentan auf eine Katastrophe zu, und niemand tut etwas dagegen. Im Gegenteil. Seit der Jahrtausendwende scheint alles aus dem Ruder zu laufen. Die Weltbevölkerung steigt rasant, unzählige Menschen verlieren durch Krieg und Hungersnöte ihre Heimat und müssen flüchten, politische Ausgrenzung erlebt einen Aufschwung, soziale Netzwerke spalten Gesellschaften, das reichste Prozent der Menschen besitzt mehr als fünfzig Prozent, also über die Hälfte des globalen Vermögens1, Naturkatastrophen werden häufiger und heftiger, und die Corona-Pandemie verschärft die Ungerechtigkeiten, wo man auch hinblickt. Im gemeinsamen Boot schließen die LenkerInnen der Welt die Augen, während wir auf einen tödlichen Wasserfall zurasen, und erhöhen dabei sogar noch das Tempo.

Wie kann das passieren, vor unser aller Augen? Vom Schulbuch bis zur Spitzenforschung sind sich alle einig: Der Mensch verursacht eine nie dagewesene Zerstörung. Artensterben, Übersäuerung der Meere, Überdüngung der Böden und die Veränderung des Klimas. Diese ökologischen Krisen bedrohen alle Lebensbereiche. Sie machen die Zukunft so ungewiss wie schon lange nicht mehr. Wenn wir so weitermachen, wartet keine bessere Welt auf unsere Kinder. Es wartet noch nicht einmal eine gute Welt auf sie. Wenn wir nämlich nichts ändern, dann ändert sich alles.

Viele junge Menschen haben genau das verstanden. Sie haben gelernt, dass man Geld nicht essen kann. Sie rudern mit aller Kraft gegen den mächtigen Strom, der uns täglich näher zur Klippe schwemmt.

Aber auch ohne Klippe würde sich der Gedanke lohnen, was denn eigentlich das Ziel ist, auf das wir unser Boot zusteuern. Was ist das große Ganze, der große Plan für das 21. Jahrhundert? Blenden Sie einmal alle tagespolitischen Geplänkel aus und stellen Sie sich vor, wie Österreich in zehn, in fünfzig, in hundert Jahren aussehen soll. Welche Gedanken kommen Ihnen in den Sinn?

Sie haben kein Bild im Kopf? Vermutlich weil kaum jemand einen Entwurf wagt, geschweige denn einen Plan vorlegt. Wir leben in einer Zeit der visionslosen Politik. Welches Ziel haben wir denn im Blick, um auch in Flauten und wilden Stürmen das gemeinsame Boot auf Kurs zu halten? Werden wir in hundert Jahren noch immer in einer Vierzig-Stunden-Woche Überstunden machen und danach blindlings Dinge kaufen, die nach einem Monat wieder kaputt sind, damit das darauffolgende Jahr ein paar Prozent Wirtschaftswachstum verzeichnet? Ist das unser großes Ziel: einfach mehr? Werden wir in hundert Jahren immer noch mehr Rendite wollen, mehr einkaufen, mehr, mehr, mehr? Die letzten Ressourcen aus uns und der Natur herausquetschen, bis alle der Erschöpfung erliegen? Werden wir immer noch die Ellbogen ausfahren, um andere Menschen und Regionen zu unterdrücken und auf ihre Kosten ein Leben im Luxus zu führen? Das ist weder eine gute Strategie noch ein würdiges Ziel. Ich habe genügend Menschen kennengelernt, um mit tiefer Überzeugung sagen zu können: So sind wir Menschen nicht! Wo bleiben also die Ideen und Visionen für ein 21. Jahrhundert, das uns Menschen würdig ist?

Mia und Finn    Sie haben sicherlich auch eine Vorstellung von der Zukunft. Etwas, wo Sie hinwollen. Bei mir sind die Zukunftsträume gefüllt mit Kinderlachen und einem Familiengefühl. Ich will Kinder haben. Mia und Finn heißen sie in meinem Kopf. Ich frage mich jedoch, ob ich sie einer Welt aussetzen will, in der kriegerische Konflikte und die Zerstörung der Natur ganz neue Ausmaße erreichen werden. Ich habe mir schon oft vorgestellt, wie ich mit ihnen im Wienerwald spazieren gehen werde, so wie meine Mutter es mit mir getan hat. Vielleicht würde Finn auch eine Frotteezipfelmütze haben, aus zwei großen Dreiecken gebastelt und heiß geliebt. Vielleicht würde Mia auch ein Naturtagebuch führen, wo sie Blätter von Pflanzen einklebt, mit langen Namen, die ihr Knoten in die Zunge machen. Wenn wir dann abends gemeinsam das dicke Buch befüllen und die Farben der Natur bewundern, will ich beide in den Arm nehmen und ihnen mit ehrlicher Überzeugung sagen können, dass sie glücklich werden. Dass es dafür nur eine gesunde Portion an Neugierde und Mut braucht. Dass alles gut wird. Betrachte ich die Welt heute, dann wäre das eine Lüge. Wie sollte ich ihnen das versprechen, wenn wir die kleinen und großen Wunder, das Schöne in der Welt weiterhin und unwiederbringlich zerstören? Ich würde Mia und Finn keine Hoffnung geben können, dass sich alles zum Besseren wendet.

Als ich das 2016 erkannt hatte, änderte sich mein Leben. Ich beschloss, genau dafür zu kämpfen und mich ab sofort dem Naturschutz zu widmen. Als Biologiestreberin ist dieses Ziel nun keine große Sensation. Dennoch ließen sich mit dem Gipfel im Visier gewisse Wege sofort ausschließen und andere einschlagen. Ich änderte mein Studium, zog dafür nach England, sagte ein Forschungsprojekt in Madagaskar ab, bewarb mich für ein Praktikum bei den Vereinten Nationen, schrieb dem Bundespräsidenten eine E-Mail, ...

Erscheint lt. Verlag 26.7.2021
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 21. Jahrhundert • Aktivismus • Bill Gates • Fridays For Future • Green New Deal • Greta Thunberg • Klimaschutz • Klimavolksbegehren • Klimawandel • Luisa Neubauer • Nachhaltigkeit • #ohnefolie • ohnefolie • Ökologie • Ökonomie • Österreich • Politik • Umweltschutz • Wien • Wirtschaft
ISBN-10 3-552-07269-1 / 3552072691
ISBN-13 978-3-552-07269-5 / 9783552072695
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