The Beast in Me. Johnny Cash (eBook)

... und die seltsame und schöne Welt der Countrymusik

(Autor)

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2021 | 1. Auflage
432 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-28282-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Beast in Me. Johnny Cash -  Franz Dobler
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Johnny Cash, der »Man in Black«, war bis zu seinem Tod im September 2003 eine der großen Legenden des Showbusiness. Wohl kaum ein Sänger hat die Herzen der Menschen so erwärmt, auch weit über seinen Tod hinaus ist Cash unantastbar, sein Charisma und Schaffen unerreicht. Der Schriftsteller Franz Dobler setzt der grenzübergreifenden Ikone mit seiner Biographie ein Denkmal und bietet gleichzeitig einen Rundgang durch die seltsame und schöne Welt der Countrymusik.

Die Neuausgabe mit einem neuen Vorwort des Autors, aktualisierter Diskografie und Chronik

Franz Dobler, 1959 in Schongau geboren, lebt in Augsburg. Neben Romanen und Gedichtbänden, für die er unter anderem mit dem Bayerischen Literaturförderpreis ausgezeichnet wurde, veröffentlichte er auch Erzählungen und Musikbücher. Er hat Kompilationen herausgegeben und ist Discjockey. Für sein Krimi-Debüt »Ein Bulle im Zug« erhielt er 2015 den Deutschen Krimi Preis. »Ein Schlag ins Gesicht« wurde von Nina Grosse unter dem Titel »Nicht tot zu kriegen« mit u.a. Iris Berben, Murathan Muslu und Barnaby Metschurat in den Hauptrollen für das ZDF verfilmt. Produzent war Oliver Berben.

Vorwort des Autors zur Neuausgabe


Die letzte aktualisierte Version dieses Buchs ist vor siebzehn Jahren erschienen, ein Jahr nach dem Tod von Johnny Cash, nachdem die Originalausgabe zu seinem 70. Geburtstag 2002 veröffentlicht wurde. Das sind schon einige Jahre, und deshalb wird man ja wohl noch fragen dürfen, was inzwischen alles geschehen ist.

Ist die Bedeutung von Johnny Cash kleiner geworden? Wurde Countrymusik von HipHop zu Boden geworfen und bekommt keine Luft mehr? Ist Cash ein wenig in Vergessenheit geraten? Wurde ein Skandal aufgedeckt, der seinen guten Ruf beschädigt hat?

Keine Spur.

Im Gegenteil. Das Cash-Business läuft seit seinem Tod auf vollen Touren. Die Fans, die schon früher den Eindruck hatten, der Man In Black könne vielleicht sogar übers Wasser gehen, mussten ihre Meinung nicht ändern. Soweit ich weiß.

Allerdings wurde nach seinem Tod auch nichts veröffentlicht, was eine grundlegende Überarbeitung dieses Buchs oder ein neues Kapitel anlässlich dieser Neuausgabe gefordert hätte. Ist meine Meinung. Für diese 6. Auflage schreibe ich trotzdem ein neues Vorwort und habe Diskografie und Chronik aktualisiert.

Die Masse an neuem oder »neuem« Cash-Material ist groß, aber nicht ausreichend für einen Neubau dieses Buchs – alles, was nachgeschoben, ausgegraben, neu kommentiert, neu einsortiert, remixed oder auf T-Shirts gedruckt wurde, würde ich als Fußnoten bezeichnen, die dem zu Lebzeiten veröffentlichten Werk nichts Wesentliches hinzufügten. Selbst wenn einige dieser Fußnoten große Wirkung erzielten oder wirklich beachtlich sind. Auch in Bezug auf die Frage, ob Country inzwischen zwar nicht schöner, aber noch seltsamer geworden ist.

Beispiele für dies und das und auch den Raum, in dem sich diese Biografie bewegt: »Missing ol’ Johnny Cash« sangen 2015 seine alten Freunde Willie Nelson und Merle Haggard auf ihrem wunderbaren gemeinsamen Album Django and Jimmie noch bei guter Laune, bald darauf starb Haggard an seinem 79. Geburtstag, und musste nicht mehr erleben, dass seine Ablehnung des Präsidentschaftskandidaten Trump keine Wirkung hatte. Der unverwüstliche Willie Nelson hatte schon 2008 einen Salut an Cash abgeschickt, als er im Video »My Medicine« des ebenfalls Marihuana verehrenden Rap-Superstars Snoop Dogg gastierte, der sich damit tief vor dem »real American gangsta« Cash verbeugte; seine Drohung an das berühmteste Symbol und Konzerthaus der Countrymusik, »Grand Ol’ Opry, here we come!«, konnte er jedoch leider nicht wahr machen. Vielleicht kannte Haiyti den Song von Snoop, als sie einen ebenfalls charmanten Track aufnahm, der unser Thema berührt: »Fahre sonntags durch mein Barrio, Johnny, Johnny Cash im Radio, Ferrari, rotes Cabrio«, singt die junge Deutschrapperin in »Barrio«. Während US-Punkveteran Jello Biafra, sowohl Country-Hasser wie Country-Kenner, ebenfalls 2020 seinen Dead-Kennedys-Klassiker »Nazi Punks Fuck Off« als »Nazi Trumps Fuck Off« neu interpretierte, ehe die Trump-Nazis mit dem Sturm auf das Kapitol den Abgang des Präsidenten verhindern wollten.

Was hätte Johnny Cash wohl über Trump gesagt? Woher soll ich das wissen. Aber ich halte es für so gut wie ausgeschlossen, dass Cash diesem Präsidenten und seinem Berg von Lügen, hasserfüllten Reden, Verachtung von Minderheiten, rassistischen Äußerungen, Ignoranz gegenüber Klima- oder Covid-19-Pandemie-Problemen auch nur irgendwie wohlwollend begegnet wäre. Eine interessante Frage ist auch, ob Trump versucht hätte, den alten Cash sozusagen in den Arm zu nehmen. Schließlich gibt es ein paar patriotische Songs von ihm, die von den falschen Leuten gerne mal benutzt werden, um zu glauben oder zu behaupten, die Countrylegende wäre einer von ihnen. Auch um diese und jene Haltung geht es in dieser Biografie.

Country war und ist der stärkste Soundtrack des konservativen weißen Amerika, und in alle harten Konflikte der letzten Jahre, siehe »Black Lives Matter« und andere, die immer auch mit Trump verknüpft waren, wurde auch diese Musik mit einbezogen und ins Gebet genommen (das heißt scharf kritisiert oder angegriffen). Die meisten Countrykünstler*innen positionierten sich mit dem beliebten Statement: Besser nichts dazu sagen.

Johnny Cash dagegen hat sich in ähnlichen Situationen oft eingemischt, meist mit klaren Worten. Sein Bitter Tears-Album war nicht nur ein vehementer Einsatz für US-Indianer, sondern 1964 fast schon eine Art Anschlag auf das weiße Amerika und obendrein eine Aktion ohne Rückendeckung, was der Künstler heftig zu spüren bekam, bis hin zu Drohungen vom Ku-Klux-Klan, vor dem Cash nicht kuschte, sondern sich bewaffnete.

Für den Regisseur James Mangold war das offensichtlich jedoch nicht weiter der Rede wert, denn in seinem biografischen Spielfilm Walk The Line sieht man nichts davon. Und das ist nicht der einzige Grund für meine Behauptung, das äußerst erfolgreiche Biopic von 2005 tauge nicht viel: Blanker Unsinn ist schon allein die Idee, man könne eine Filmbiografie über Johnny Cash 1968 enden lassen und seine Liebesgeschichte mit June Carter in den Mittelpunkt der Handlung stellen. Alles, was einem Mainstream-Publikum Probleme bereiten könnte, wurde ausgelassen oder bis zur Farblosigkeit reingewaschen. Cashs Drogenabhängigkeit wird nur als mahnendes Beispiel vorgeführt, aber es wird nicht mal angedeutet, dass die Drogen viele Jahre ein wesentlicher Antrieb für seine außergewöhnliche Kreativität waren, für deren Vielseitigkeit sich der Regisseur ebenso wenig interessierte wie für sein politisches Engagement oder die immer wieder auftauchenden Kämpfe innerhalb der (Country-)Musikindustrie, die schließlich in Cashs »Fuck You«-Finger kulminierten … Großer Gott, Mangold, möchte man sagen, all das links liegen zu lassen! Von einer Hollywood-Romanze weggespült, deren Ergebnis, wie schon Mark E. Smith, der mit seiner Band The Fall mehrmals seine Country-Seite vorführte, gesagt hat, »Walk the fucking Line« lautet.

Würde ich mich jetzt auf der Linie des Films bewegen, würde ich das stärkste Verteidigungsargument, das James Mangold auf dem Konto hat, nicht erwähnen: Johnny Cash und June Carter waren in die Vorbereitungen eingebunden und mit Drehbuch und Wahl der Hauptakteure glücklich. Und das, obwohl Cash (nun gut, zwanzig Jahre zuvor) ein Gedicht mit dem Titel »Don’t Make a Movie About Me« geschrieben hatte, das so anfängt: »If anybody made a movie out of my life / I wouldn’t like it, but I’d watch it twice …« Abgedruckt ist es in dem sehr schönen und interessanten Biografie-Bildband Mein Vater Johnny Cash mit unveröffentlichten Fotos und handschriftlichen Dokumenten, den John Carter Cash 2011 veröffentlichte (ehe er sich an ein Kochbuch mit den Lieblingsgerichten der Eltern machte).

Der Berliner Comiczeichner Reinhard Kleist arbeitete zur gleichen Zeit wie James Mangold an einer Biografie und befürchtete, der Film würde seine im Jahr darauf veröffentlichte Graphic Novel überflüssig erscheinen lassen. Es kam anders. In meinem Vorwort zu Johnny Cash – I See a Darkness stellte ich die beiden Werke nebeneinander: »Je länger ich mir den Comic ansah, desto deutlicher wurden die Mängel des Films«, schrieb ich. Weil der Zeichner einen viel besseren Dreh gefunden hatte: Der alte Cash, schon bereit für Dr. Death, blickt auf sein Leben zurück. Und da sind sie nun: die Episoden mit »The Ballad of Ira Hayes«, die das rassistische Desaster in Amerika aufzeigen; mit Glen Sherley als zweitem Erzähler, dem Sträfling, dessen Song »Greystone Chapel« Cash beim Konzert im Folsom-Gefängnis spielte, den er nach seiner Entlassung unterstützte und seinen Weg ins Unglück dann doch nicht verhindern konnte; das von HipHop-Produzent Rick Rubin betreute spektakuläre Comeback. An meinem Fazit »Mangold hätte besser diesen Comic verfilmt« hat sich nichts geändert.

In jenem Sommer 2006 beschuldigte ich den Film, eine neue Viruskrankheit mit dem Namen Cashmania ausgelöst zu haben – eine Ironie, die ich heute wohl nicht riskieren würde. Für die Frankfurter Rundschau habe ich »die aktuelle Medikamentenliste für alle Infizierten aufgelistet: Ausgrabungen, Wiederveröffentlichungen, neue Tribute-Alben, Bücher und Best-of-Compilations, DVDs, Klingeltöne und, sagt mein erfahrener kleiner Finger, Raubpressungen. In der Zeitung eine Meldung, dass der Virus auch schwer aufs Gehirn schlagen kann: Barry Gibb von den Bee Gees kaufte das Cash-Haus in Hendersonville ›because of the musical inspiration‹. Ob er mit der Johnny Cash Prepaid MasterCard bezahlte, ist nicht bekannt. Andere spielten noch besser mit Worten: Der Werbespot für eine Hämorrhoiden-Salbe war mit ›Ring Of Fire‹ unterlegt (und wurde leider schnell von einem Gericht gestoppt).«

Anlass für meine medizinische Forschung war das Album American V: A Hundred Highways. Produziert, inszeniert, ausgewählt von Rick Rubin, aufgenommen in den letzten vier Monaten vor dem Tod des Sängers. »Da war Cash schon fast blind, saß im Rollstuhl, litt unter verschiedenen Krankheiten, konnte nicht mehr Gitarre spielen, und war nach dem Tod seiner Frau June Carter im Mai auch seelisch schwerstens angeschlagen (was seinen großartigen Galgenhumor in den letzten Interviews jedoch nicht verhinderte).« Zu dieser Zeit ging es weniger darum, noch ein neues Album zu verkaufen, erzählte Rick Rubin damals dem Independent, sondern um den »therapeutischen Wert von Musik«; ein Gitarrist, um dem Sänger Halt zu geben, und ein Toningenieur waren immer auf Abruf bereit, und er, Rubin, habe gewusst, »we need to keep this process going because this is what’s keeping him alive«.

In »Like The 309«, dem letzten...

Erscheint lt. Verlag 9.11.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 20. Jahrhundert • Biografie • Biographien • Cash • Countrymusik • eBooks • Geschichte • Kultur • Kunst • Musik • Musiker • Musikgeschichte • Pop • Rick Rubin • Rock & Pop • USA
ISBN-10 3-641-28282-9 / 3641282829
ISBN-13 978-3-641-28282-0 / 9783641282820
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