Unbehagen

Theorie der überforderten Gesellschaft

(Autor)

Buch | Hardcover
384 Seiten
2021
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-77453-9 (ISBN)
26,00 inkl. MwSt
Moderne Gesellschaften folgen einerseits stabilen Mustern, sind träge und kaum aus der Ruhe zu bringen. Andererseits erweisen sich ihre Institutionen und Praktiken immer wieder als erstaunlich fragil und vulnerabel. In "Krisen" prallen diese beiden widersprüchlichen Seiten besonders heftig aufeinander - und das Unbehagen nimmt zu. Was kann man aus unserem bisherigen Umgang mit Krisen lernen, um uns für künftige Krisensituationen besser zu rüsten?

In den Krisen des 21. Jahrhunderts wie 9/11, der Finanzkrise von 2008, der Flüchtlingskrise von 2015, der Corona-Pandemie, der Klimakrise und den Kulturkrisen der Gegenwart zeigt sich mehr denn je, dass moderne komplexe Gesellschaften nicht aus einem Guss regiert werden können. Ihre unterschiedlichen politischen, ökonomischen und wissenschaftlichen Instanzen folgen eigenen Operationslogiken, die sich intern und extern eklatant widersprechen. Eine reibungslose Arbeitsteilung zur Krisenüberwindung wäre zwar wünschenswert, ist aber illusorisch. In einer Krise wie der Corona-Pandemie führt die Bündelung aller politischen Kräfte folglich nicht zu mehr Gemeinschaft, Solidarität und Zusammenhalt. Vielmehr nehmen die Frustrationen zu, sobald unvermeidbare Nebeneffekte wie eine ungerechte Lastenverteilung, politisch-administrative Planungsdefizite oder Selbstkorrekturen durch wissenschaftliche Lernprozesse sichtbar werden.

Armin Nassehi zeigt in seinem neuen Buch, dass sich moderne komplexe Gesellschaften selbst fortlaufend als krisenhaft erleben, ohne je in eine Form prästabilierter Harmonie zurückzukehren - und das wird in Situationen, die wir Krisen nennen, erst richtig sichtbar. Er verharrt jedoch nicht bei der theoretischen Analyse, sondern lässt seine Diagnose zugleich in eine programmatische Aufforderung münden, wie in Krisenzeiten politische Lösungsansätze erreicht werden können.

Armin Nassehi ist Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Soziologie und Gesellschaftstheorie an der Ludwig-Maximilian-Universität München und seit 2012 Herausgeber der Kulturzeitschrift Kursbuch.

Vorwort

1 Einleitung
Das Unbehagen in der Kultur ff.
Die Frage
Risiko Theorie

2 Soziodizee
Theodizee
Handeln / Handlungsfähigkeit
Von der Theodizee zur Soziodizee
Drei Soziodizeen

3 Versuchsaufbau
Änderungsimperative
Evolution
Der Fehlschluss von der Notwendigkeitauf die Möglichkeit
Gesellschaft der Gegenwarten
Fixierung auf Gegenwarten

4 ( An-)Ordnung
Überall Akteure
Versammlungen oder Differenzierungen?
Was für Systeme?
(Un-)Erreichbarkeit

5 Andockstellen
Ambivalenz des Selbstverhältnisses
Sach- und Sozialdimension
Querlagen
Institutionenabhängige Lebenslagen

6 Arrangements
Institutionen
Filigrane Ordnung
Die verborgene Krise

7 Himmel
Gesellschaft als Familienangelegenheit
Moralüberschuss
Ex oriente lux?
Tianxia
Die Welt in Ordnung bringen

8 Organisation
Die Organisation der Gesellschaft
Gesellschaft als Organisation?

9 Offenheit
«Trade-tested Betterment»
Noch einmal: Krise

10 Latenz
Schutzlosigkeit
Physiodizee
Die Ungerechtigkeit des Sprechens
Latenzverlust in der Sachdimension

11 Konsum
Was macht einen Unterschied?
Unterhaltung

12 Was tun?
Sichtbarkeit / Unsichtbarkeit
Risiko-Lernprozesse
Genügt Evolution?
Ein Beispiel: Sterben als Risiko
Am Ende noch einmal: Latenz

Anmerkungen
Sachregister

»Ein kluges Buch, dessen Erkenntnisse gerade angesichts einer möglichen neuen Corona-Welle im Winter und der drängenden Klimapolitik sehr wertvoll sind.« Deutschlandfunk Andruck, Ina Rottscheidt

»Warum stößt unserer Krisenmanagement zwangsläufig an Grenzen? Warum laufen moderne Gesellschaften Gefahr, zu scheitern, wenn sie versuchen, sich kollektiv zu verändern? Der Soziologe Armin Nassehi hat dafür eine spannende Erklärung, die trotzdem Mut macht.« Bayern 2 Diwan, Marie Schoess

»Deutschlands wichtigster Gegenwartsanalytiker.« die tageszeitung

»Gewitzt und wortgewandt wie kein Zweiter.« Der Freitag, Wolfgang Michal

Erscheinungsdatum
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 139 x 217 mm
Gewicht 619 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Soziologie Allgemeines / Lexika
Schlagworte 21. Jahrhundert • 9/11 • Corona • Finanzkrise • Flüchtlingskrise • Frustration • Gegenwart • Gesellschaft • Harmonie • Klimakrise • Krise • Krisenbewältigung • Kulturkrise • Pandemie • Politik • Sachbuch • Stabilität • Widerspruch • Wirtschaft • Wissenschaft
ISBN-10 3-406-77453-9 / 3406774539
ISBN-13 978-3-406-77453-9 / 9783406774539
Zustand Neuware
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