Deutungskämpfe

Der Streit um die deutsche Geschichte
Buch | Hardcover
278 Seiten
2021
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-77405-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Deutungskämpfe - Heinrich August Winkler
26,00 inkl. MwSt
Bis heute ist die deutsche Geschichte ein umkämpftes Terrain, auf dessen Boden gern auch politische Konflikte ausgetragen werden: Gibt es einen historischen deutschen Sonderweg? Kommt Deutschland eine größere Verantwortung für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu als anderen Nationen? Wie konnte es zum Aufstieg Hitlers, der nationalsozialistischen Machtergreifung und dem Holocaust kommen? So lauten nur einige der historisch-politischen Fragen, zu denen auch Heinrich August Winkler immer wieder öffentlich Stellung genommen hat. Dieser Band versammelt die wichtigsten Beiträge des prominenten Historikers, der über ein halbes Jahrhundert hinweg an diesen "Deutungskämpfen" teilgenommen und sie oft auch maßgeblich geprägt hat.

Ein Deutschland, das sich der politischen Kultur des Westens vorbehaltlos öffnet und dabei ein kritisches Verhältnis zur eigenen Vergangenheit entwickelt - ein solches Deutschland musste nach 1945 erst gegen zahlreiche Widerstände errungen werden. Von diesem oft erbittert geführten Streit über die deutsche Geschichte erzählt das neue Buch von Heinrich August Winkler. Ganz gleich, ob die Versuche einer Instrumentalisierung der Geschichte dabei von links oder von rechts kamen, stets verfolgten Winklers Interventionen einen doppelten Zweck: Legenden zu korrigieren und der Kultur des demokratischen Pluralismus Rückendeckung zu geben - kenntnisreich, scharfsinnig und, wo nötig, auch mit einem kräftigen Schuss Polemik.

Heinrich August Winkler lehrte von 1991 bis 2007 Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2014 erhielt er den Europapreis für politische Kultur der Hans Ringier-Stiftung, 2016 den Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung. 2018 verlieh ihm der Bundespräsident das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland.

Vorwort

I. DEUTSCHLAND VOR 1918
1. Wandlungen des deutschen Nationalismus
2. Der deutsche Sonderweg: Eine Nachlese
3. Eine Revolution von oben: Der «deutsche Krieg» von 1866 als historische Zäsur
4. Und erlöse uns von der Kriegsschuld: Die deutsche Begeisterung für Christopher Clarks «Schlafwandler» lässt tief blicken

II. ZWISCHEN DEN WELTKRIEGEN
1. Die Mär von der guten Revolution: Stefan Heyms «Radek»: Ein Dienst am Mythos
2. «Zwischen allen Stühlen»: Victor Klemperers Tagebücher aus der Zeit der Weimarer Republik werfen ein Schlaglicht auf die oft gar nicht so «goldenen» zwanziger Jahre
3. Unfolgsame Proletarier: Erich Fromms verschollene Pionierstudie über Arbeiter und Angestellte am Vorabend des «Dritten Reiches»
4. Diktator mit Scheuklappen: Welche Rolle spielte Stalin beim Aufstieg Hitlers?
5. Die Ehre der deutschen Republik: Die SPD, die erste deutsche Demokratie und Hitlers Ermächtigungsgesetz
6. Warum die Bauern Hitler wählten: Ein wahlsoziologische Pionierstudie über Schleswig-Holstein
7. Aufstand des schlechten Gewissens: Eine neue Studie zeigt, in welchem Maß der preußische Adel sich Hitler zugewandt hat
8. Vom Drachentöter zur Droge: Neue Erkenntnisse über die Entwicklung der Volksmeinung im nationalsozialistischen Deutschland
9. Aus der Angst entstanden: Ernst Noltes Werk über den Faschismus in seiner Epoche
10. Ein europäischer Bürger namens Hitler: Ernst Nolte scheitert mit seinem Versuch, den Nationalsozialismus aus dem Bolschewismus abzuleiten
11. Mehr Agitation als Analyse: Sebastian Haffners «Germany: Jekyll & Hyde» liegt nach gut 5o Jahren auf deutsch vor

III. DAS GETEILTE DEUTSCHLAND
1. Von den Faschisten lernen? Neues über die Nachkriegsplanungen der KPD
2. Wollte Adenauer die Wiedervereinigung?
3. War Kurt Schumacher ein Nationalist? Peter Merseburger porträtiert den ersten Nachkriegsvorsitzenden der SPD
4. Historiker in ihrer Gegenwart: Anmerkungen zu einem wissenschaftlichen Kongress
5. Requiem für eine Reform: Eine Berliner Fallstudie zur studentischen Revolte von 1968
6. Die Lebenslüge des Rätesystems: Eine Auseinandersetzung mit Ernest Mandel, dem Sekretär der trotzkistischen Vierten Internationale
7. Der Realitätsgehalt entscheidet: Antwort an Ernest Mandel
8. Wider die Verharmlosung Hitlers von links: Eine Kritik von Theorien der Neuen Linken
9. Die Mär vom Sozi Hitler: Eine Kritik der jüngsten Umdeutung der deutschen Zeitgeschichte durch Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber

IV. NACH DEM MAUERFALL
1. Mehr als ein Zusammenbruch: Ein Historiker erlebt und analysiert die friedliche Revolution von 1989 in Leipzig
2. Ein Streit um Weimar: Mit einem «Dialog über die Vergangenheit» möchte die PDS einen Keil in die Sozialdemokratie treiben
3. «Der Kronprinz war ein reaktionärer Opportunist»: Ein Interview zum Streit um Besitzansprüche des Hauses Hohenzollern
4. Gewalt von rechts, Gewalt von links: Der Streit um das «Schwarzbuch des Kommunismus»
5. Griff nach der Deutungsmacht: Zum Tod des Historikers Fritz Fischer
6. Ein Denker des Jahrhunderts der Extreme: Am 15. April 2008 wäre Richard Löwenthal 100 Jahre alt geworden
7. Hellas statt Holocaust? Jürgen Habermas, Egon Flaig und der «Historikerstreit» von 1986
8. «In Polen entscheidet sich das Schicksal Europas»: Was Deutschland dem Wirken von Bronislaw Geremek und Jerzy Holzer verdankt
9. Gab es ihn doch, den deutschen Sonderweg? Anmerkungen zu einer Kontroverse

ANHANG
Ernest Mandels Offener Brief an Heinrich August Winkler
Dank
Abkürzungsverzeichnis
Anmerkungen
Personenregister

"Wo andere Historiker danach trachten, die deutsche Geschichte zu entlasten, und Schmerzen zu lindern, legt Winkler völlig sachlich den Finger auf die Wunde."
Kleine Zeitung, Martin Gasser

"Wie kommt der Historiker zu seinen Themen? Und: Was macht den inneren Zusammenhang eines Werkes aus? Beide Fragen drängen sich auf, wenn man die in sieben Jahrzehnten entstandenen Texte studiert, die Heinrich August Winkler gerade (...) veröffentlicht hat. Winkler zählt zu den produktivsten und einflussreichsten Historikern in Deutschland."
NZZ, Ulrich Schlie

"Auch die frühen Artikel (...) haben nichts von ihrer Aktualität verloren. (...) seine Aufsätze sind immer noch mit Gewinn zu lesen." Deutschlandfunk, Otto Langels

"Die Sammlung gibt faszinierende Einblicke in die Gedankenwelt des Autors, der seit dem 'Historikerstreit' von 1986/87 das deutsche Geschichtsbild wesentlich mitprägt."
Falter, Thomas Leitner

"Ein glänzender Stilist, der die Mittel der polemischen Ironie erfrischend einzusetzen vermag. Wer Futter für seine Mutmaßung braucht, dass Gelehrsamkeit nicht langweilig sein muss, sollte dieses Buch unbedingt lesen." Kölner Stadt-Anzeiger, Markus Schwering

"Ein in vielen Fachdebatten und politischen Streitgesprächen gestählter Meister des geschliffenen Wortes."
SWR2

"Was (Heinrich August Winkler) über Sebastian Haffner schreibt ("scharfer Beobachter und glänzender Stilist"), gilt auch für ihn. Im Gegensatz zu Haffner ist er ein Mann mit Urteilkraft, keiner, der dem Zeitgeist hinterherläuft."
Schweizer Monat, Eckhard Jesse

"Einer der bedeutendsten Historiker des Landes."
Timothy Garton Ash

"Was den Autor seit je auszeichnet: Er ist einfach ein guter Erzähler."
Stephan Speicher, DIE ZEIT

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 139 x 217 mm
Gewicht 494 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Geschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte 20. Jahrhundert • Deutschland • Erinnerung • Geschichte • Geschichtsschreibung • Historikerstreit • Historiographie • Konflikt • Kultur • Polemik • Politik • Sachbuch • Sonderweg
ISBN-10 3-406-77405-9 / 3406774059
ISBN-13 978-3-406-77405-8 / 9783406774058
Zustand Neuware
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