Gendermythen -  Gerrit V. K.-G.

Gendermythen (eBook)

Es kann (nicht) sein- was (nicht) sein darf!
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
422 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7526-6711-0 (ISBN)
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Die Veröffentlichung soll einen Überblick über die Gender-Diskussionsbreite bieten und Beiträge zur Versachlichung der Themen Gendergerechtigkeit und Geschlechterklischees leisten. Die umfangreiche Textsammlung umfasst Abstracts wissenschaftlicher Studien, Interviews von Genderwissenschaftler*innen, Erfahrungsberichte und Zitate thematisch Involvierter. Es wurde keine Facette ausgeblendet, auch wenn zahlreiche Erkenntnisse nicht in allen Kreisen en vogue sind. Der lange Erfassungszeitraum mit einer Verdichtung in den jüngeren Jahren, bietet die Möglichkeit, Entwicklungen im Diskussionsstand abzuleiten. Dabei wird man feststellen, dass manch ältere Darlegung teilweise erschreckend aktuell ist. Die Veröffentlichung trägt zur Vertiefung der verschiedenen Genderaspekte und fundierten Meinungsbildung bei.

1.   Emanzipation/ Genderstudies allgemein


1.1     dpa: Studie Mädchenschulen nicht besser als gemischter Unterricht, www. umlauf.de, 27.04.2001

Kinder lernen nach den Ergebnissen einer neuen Studie ebenso gut in reinen Mädchen- und Jungenklassen wie in gemischten Klassen. Entscheidend sei allein die Qualität und nicht die Organisationsform des Unterrichts, sagte Detlef Rost, Professor für Pädagogische Psychologie an der Universität Marburg, in einem Gespräch mit der dpa.

In der Studie zum so genannten „koedukativen Unterricht“ untersuchte eine Arbeitsgruppe drei katholische Privatschulen in großen Städten. Sie alle boten sowohl gemischte als auch reine Mädchenklassen an. Mit der Auswahl sollte gewährleistet werden, dass es keine Unterschiede in der sozialen Struktur der Schüler gab. Ein Fehler früherer Studien liegt nach Einschätzung Rosts nämlich darin, dass reine Mädchenschulen untersucht wurden. Diese rekrutierten ihre Kinder jedoch aus höheren sozialen Schichten, die besser als der Durchschnitt in naturwissenschaftlichen Studiengängen vertreten seien. „So kam das Gerücht in die Welt, dass junge Frauen aus Mädchenschulen besser in Mathe und Physik sind“, sagte Rost.
Die neue Studie dagegen wies klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern, aber keine Abweichungen nach Schulform nach. Befragt worden waren alle Kinder der fünften und sechsten Klassen. Unter anderem baten die Forscher sie um eine Selbsteinschätzung der Leistungen in Mathematik, sie fragten sie aber auch nach privaten Vorlieben und ihren Rollenbildern. In naturwissenschaftlichen Fächern schätzten sich Jungs in der Regel als stark und die Mädchen als schwach ein- egal, welche Klasse sie besuchten.

Die Unterrichtsform habe keinen Einfluss auf die Leistungen in bestimmten Fächern, folgerte Rost. Sie wirkt sich demnach auch nicht auf die „Orientierung an einer Geschlechterrolle“ aus. Rost rief dazu auf, die seit Jahrzehnten geführte Debatte über die so genannte «Koedukation» zu den Akten zu legen: «Wir sollten lieber untersuchen, was einen guten Unterricht ausmacht.“


1.2     Schwarzenbach: Väter in Deutschland, in Die Zeit 13.05.2004

Wie viele Väter gibt es?* 10.100.000

Wie alt sind verheiratete Männer im Durchschnitt, wenn sie zum ersten Mal Vater werden?** 33,1 Jahre

Wie viel Prozent aller Männer über 45 sind kinderlos?***
…in den alten Ländern 16,9 %
…in den neuen Ländern 11,1 %
…in der Stadt 18,7 %
…auf dem Land 12,7 %

Wie viel Prozent aller Väter sind alleinerziehend?*  3 %

Wie viele Väter sind erwerbstätig?* 86 %

Wie viele Väter arbeiten Vollzeit?**** 82,6 %

Wie viele Väter haben eine Teilzeitbeschäftigung?**** 2,9 %

Wie hoch ist der Anteil der Väter, die im ersten Lebensjahr ihres Kindes Erziehungsurlaub nehmen?****** 1,6 %

Wie hoch ist der Anteil der Väter unter den Männern im mittleren Management?***** 80 %

Wie viel Zeit verbringt ein Vater im Durchschnitt täglich mit seinem Kind, wenn es jünger als 3 Jahre ist?****** 4 Stunden 9 Minuten

Wie viel Zeit verbringt ein Vater durchschnittlich am Tag mit seinem Kind, wenn es zwischen 12 und 16 Jahre alt ist?******   2 Stunden 11 Minuten

Wie viel Zeit verwendet ein erwerbstätiger Vater im Durchschnitt täglich für die Arbeit in Haus und Garten?**   1 Stunde 3 Minuten

Wie viele "Väter des Grundgesetzes" gibt es?****** 61

Wie viele heilige Väter gibt es?******** ca. 10

Fußnoten:

* Zwischen 15 und 64, mit einem Kind im selben Haushalt

** Quellen (auch für 1 und 3): Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2003, "Im Blickpunkt: Frauen in Deutschland"

*** Nach der Studie von Christian Schmitt: "Kinderlose Männer in Deutschland", Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin, 2004

**** Bezogen auf die Zahl aller erwerbstätigen Väter

***** Laut Professor Sonja Bischoff, Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik

****** Quelle: Bundesfamilienministerium

******* Im Parlamentarischen Rat von 1948 saßen 61 Männer und vier Frauen

******** Von der Kirche heilig oder selig gesprochene Väter aus dem deutschsprachigen Raum; Schätzung von Prälat Helmut Moll, Konsultor an der römischen Kongregation für Selig- und Heiligsprechungsverfahren

Zugrunde gelegt wurden jeweils die aktuellsten verfügbaren Zahlen


1.3     Justus Bender: Zeit für die Wahrheit, in Die Zeit, 02.09.2010

In die Geschlechterdiskussion hat sich eine Reihe von Mythen eingeschlichen. Hier die sechs Ärgerlichsten:

1. Mädchen sind in der Schule besser als Jungen.

Die fleißigen Mädchen mit ihrer Schönschrift und den gemachten Hausaufgaben haben die Jungen mit ihrer Sucht nach Videospielen und Fußballwissen in Deutschlands Klassenräumen längst abgehängt. Soweit das Klischee. Tatsächlich gab es einmal an Gymnasien einen Vorsprung für die Mädchen, die Jungen haben ihn aber wieder aufgeholt, das zeigen Zahlen der Forscher vom Hochschul-Informations-System (HIS). Im Jahr 2004 hatten Mädchen beim Abitur einen Schnitt von 2,33- Jungen hingegen einen schlechteren Schnitt von 2,4. Zwei Jahre später- im Jahr 2006- waren die Jungen mit einem Schnitt von 2,20 sogar ein wenig besser als die Mädchen mit einem Schnitt von 2,21. Und im Jahr 2008 hatte sich das Verhältnis wieder leicht zugunsten der Mädchen gedreht: 2,24 (Mädchen) im Vergleich zu 2,22 (Jungen). Mädchen sind zumindest in der Oberstufe nicht besser in der Schule als Jungen. Geht man davon aus, dass ein anderes Klischee stimmt- nämlich dass Naturwissenschaften an Schulen härter benotet werden als Sprachen und Kunst-, könnte man die aktuellen Zahlen sogar zugunsten der Jungen interpretieren, denn die demnach strenger zensierten Physik- und Chemie- Leistungskurse sind weiterhin fest in Knabenhand.

2. und 3.: Im Kapitel: Frauen in der akademischen Welt

4. Berufstätige Frauen arbeiten genauso viel wie Männer

Dass Frauen absolut weniger Stunden arbeiten, weil sie öfter in Teilzeit beschäftigt sind, ist bekannt. Allerdings arbeiten Frauen auch ohne diesen Faktor weniger als Männer. Laut dem Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes arbeiten alle Deutschen jede Woche etwas weniger, als in ihrem Arbeitsvertrag verlangt wird. Im Jahr 2009 betrug die pro Woche vom Arbeitgeber verlangte Arbeitszeit im Schnitt 35,7 Stunden, die Deutschen arbeiteten aber nur 32 Stunden. Frauen arbeiten dabei noch ein kleines bisschen weniger als Männer. Im Jahr 1991 blieben sie 2,3 Stunden hinter den Erwartungen zurück, Männer nur 0,8 Stunden. Im Jahr 2001 fehlten bei den Frauen 1,8 Stunden, bei den Männern nur 0,3 Stunden. Im Jahr 2009 hat sich das Verhältnis erstmals in 20 Jahren zugunsten der Frauen gedreht. Die Männer arbeiteten 3,8 Stunden zu wenig, bei den Frauen fehlten nur 3,2 Stunden. Grund könnte die Wirtschaftskrise sein, die besonders die von Männern dominierten Branchen stärker getroffen hat. Laut der gerade erschienenen Studie Wer führt in (die) Zukunft? der Hamburger Wirtschaftswissenschaftlerin Sonja Bischoff arbeiten sogar Managerinnen weniger als ihre männlichen Kollegen. Bischoff hat weibliche Führungskräfte über mehr als 20 Jahre hinweg befragt. 1986 arbeiteten 40 Prozent der Frauen weniger als 50 Stunden die Woche. 2008 waren es bereits 71 Prozent- unter den Männern nur 46 Prozent. Das, so Bischoff, könne schlechterdings allein an den 14 Prozent in Teilzeit arbeitenden Managerinnen liegen. Eine mögliche Erklärung: Während sich laut Deutschem Institut für Wirtschaft (DIW) nur 20 Prozent der Führungskräfte insgesamt an der Hausarbeit beteiligen, sind es unter den weiblichen Spitzenmanagern 59 Prozent.

5. Frauen streben genauso in Führungspositionen wie Männer

Die sprichwörtliche gläserne Decke: Man stellt sie sich als talgverschmierte Scheibe vor, gegen die Frauen ihre Nasen drücken, um voller Sehnsucht das Treiben in der Männerwelt der Chefetage zu beobachten. Soweit die Fantasie, die Realität sieht anders aus. Sonja Bischoff hat in ihrer Studie seit 1986 Frauen im mittleren Management der deutschen Wirtschaft befragt. Von den Frauen, die später Chefinnen wurden, hatte zu Beginn der Karriere nur ein Fünftel eine Führungsposition angestrebt. Unter den Männern, die es nach oben schafften, waren es zwei Fünftel. Umgekehrt sagten 30 Prozent der weiblichen Manager, dass sie zu Beginn ihrer Karriere eine Führungsposition nicht in Erwägung gezogen hätten. Unter den Männern berichteten das von sich nur 18 Prozent. Für die Brigitte- Studie 2009 wurden rund 1000 Männer und Frauen gefragt, was es für sie bedeutet, in unserer Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Nur 61 Prozent der Frauen sagten: "eine berufliche Führungsposition einzunehmen". Das Gleiche antworteten hingegen 70 Prozent der Männer. Offenbar ist es Frauen also tatsächlich weniger wichtig, Chef zu werden, als Männern.

6. Weibliche Chefs sind schlecht für die Rendite

Mit viel Mühe könnte man rationale Gründe für dieses Vorurteil suchen. Vielleicht ist dem weiblichen Geschlecht eine gewisse Sanftheit eigen, die es ihm erschwert, im Geschäftlichen hart zu verhandeln? Vielleicht sinkt mit einer Chefin an der Spitze der Gewinn eines Unternehmens, weil Frauen sich in ihrer Menschlichkeit eher dem gemeinnützigen Ansatz verpflichtet fühlen als dem kalten, männlichen Profitstreben? Alles falsch! Das Gegenteil ist der Fall. Die Unternehmen mit dem höchsten Anteil von Frauen in...

Erscheint lt. Verlag 19.1.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7526-6711-7 / 3752667117
ISBN-13 978-3-7526-6711-0 / 9783752667110
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