Me and White Supremacy - Warum kritisches Weißsein mit dir selbst anfängt (eBook)

Bekämpfe Rassismus und verändere die Welt

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
256 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-27722-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Me and White Supremacy - Warum kritisches Weißsein mit dir selbst anfängt -  Layla Saad
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Verstehen. Verändern. Verbessern: Das Aufklärungs-Werkzeug für praktizierende Anti-Rassisten
'Weiße Menschen', sagt Layla Saad, 'sind es nicht gewohnt, sich selbst als Weiße zu sehen'. Sie sehen sich nicht als weiße Personen, sondern als Menschen. Genau darin liegt ihr weißes Privileg, das Menschen anderer Hautfarben verwehrt bleibt, und es weißen Menschen ermöglicht, sich als Teil einer dominanten, scheinbar 'normalen' Kultur zu betrachten. Dass diese Dominanz der Weißen sich nicht nur auf Rechtsradikale und Neonazis beschränkt, sondern unsere eigene unkritische Verinnerlichung vorherrschender Ideen und Strukturen uns alle zu Komplizen eines rassistischen Gesellschaftssystems macht, zeigt Saad in diesem mutigen Buch. Deutlich und unerschrocken offenbart sie uns unseren Anteil an der Aufrechterhaltung von Ungleichheit und Diskriminierung und zwingt uns so, unsere eigenen Handlungen und Denkweisen zu hinterfragen und zu ändern. Man kann sich seine Hautfarbe nicht aussuchen, aber man kann aktiv entscheiden, wie man sich damit verhält. Wer dieses 28-tägige Anti-Rassismus-Programm vollendet, wird sein Leben und die Welt zum Besseren verändern.

Layla Saad ist eine britische Social-Media-Aktivistin, Autorin und Dozentin, die sich vor allem mit den Themen rassistische Ungleichheit, Identität sowie persönliche und soziale Veränderung befasst. Sie hat ostafrikanische und arabische Wurzeln, wuchs in Großbritannien auf und lebt inzwischen in Katar. Saad betrachtet sich als Weltbürgerin und setzt sich vehement für ein Ende weißer Vormachtstellungen und patriarchaler Strukturen ein. Im Sommer 2018 rief sie die 28-tägige Instagram-Challenge #meandwhitesupremacy ins Leben, die ein globaler Erfolg wurde. Aus der Challenge ging 2020 Saads erstes Buch »me and white supremacy« hervor und wurde zu einem New York Times-Bestseller.

1. Tag


DU UND DAS WEISSE PRIVILEG


»Ich habe gelernt, Rassismus nur in einzelnen Gemeinheiten zu erkennen, nicht in den unsichtbaren Systemen, die meiner Gruppe die Vorherrschaft sichern.«

PEGGY MCINTOSH

WAS IST WEISSES PRIVILEG?


Wir beginnen die Arbeit mit dem Begriff, der im Zusammenhang mit der weißen Überlegenheit vermutlich der bekannteste ist: Das weiße Privileg. Als gesetzliche, systemische und kulturelle Norm gibt es das weiße Privileg schon lange, doch den Begriff selbst prägte erst Peggy McIntosh. In einem Aufsatz sammelte die Autorin fünfzig Beispiele für weiße Privilegien. Sie schreibt:

Das weiße Privileg ist ein unsichtbares Paket von Vermögenswerten, die ich nicht verdient habe, die ich jedoch jederzeit einlösen kann und um die ich nicht wissen »soll«. Das weiße Privileg ist wie ein unsichtbarer und federleichter Rucksack, gut gefüllt mit Proviant, Versicherungen, Werkzeugen, Landkarten, Führern, Codebüchern, Pässen, Visa, Kleidern, Kompass, Notausrüstung und Blankoschecks.2

Das weiße Privileg beschreibt Vorteile, die du dir nicht erarbeiten musst, sondern die dir ganz einfach zufallen, weil du weiß bist oder als weiß durchgehst. Das weiße Privileg ist allerdings kein Naturgesetz: Ohne die Ideologie der weißen Überlegenheit gäbe es auch kein weißes Privileg.

Seit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms im Jahr 2003 und anderen wissenschaftlichen Meilensteinen können Genforscher die menschliche Vorgeschichte genetisch erforschen. Seither haben sie bewiesen, dass »Rasse« keine biologische Tatsache ist, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt. Der Biologe Harold P. Freeman schreibt: »Wenn wir uns fragen, welchen Anteil die Gene an der äußeren Erscheinung haben, auf deren Grundlage wir von ›Rasse‹ sprechen, dann lautet die Antwort: 0,01 Prozent. Das ist ein sehr, sehr kleiner Teil unseres Erbguts.«3

Was wir als körperliche Unterschiede zwischen Menschen unterschiedlicher »Rassen« wahrnehmen, sind in Wahrheit einfach verschiedene Genotypen und Phänotypen ein und derselben »Rasse«: der Menschheit. Trotz Unterschieden bei der Hautfarbe, der Haartextur und anderen körperlichen Merkmalen sind wir uns genetisch weitgehend ähnlich. Aber weil »Rasse« ein tief verwurzeltes gesellschaftliches Konstrukt ist und weil es die Ideologie der weißen Überlegenheit gibt, wirst du anders behandelt als ich. Du genießt das weiße Privileg. Ich nicht. Und das ist ein großer Unterschied. »Rasse« ist eine gesellschaftliche Erfindung, doch deshalb ist sie noch lange kein Fantasieprodukt, denn sie hat ganz reale Konsequenzen für BIPoC, die mit der weißen Überlegenheit leben müssen.

Woher wissen wir, dass das weiße Privileg real ist? Viele Weiße halten das weiße Privileg für eine Erfindung von linken Spinnern, die den Leuten ein schlechtes Gewissen einreden wollen. Sie sind der Ansicht, Weiße würden in unserer heutigen Welt – nach der Abschaffung der Sklaverei, der Diskriminierung und der rassistischen Segregation in der Schule – nicht mehr begünstigt. Sie hätten zwar in der Vergangenheit Privilegien genossen, doch das sei heute nicht mehr der Fall. (Einige gehen sogar so weit zu behaupten, dass Weiße heute diejenigen sind, die benachteiligt und unterdrückt werden!)

So wichtig die Durchsetzung von Bürgerrechten ist, so ändert sie noch nichts an der tief verwurzelten gesellschaftlichen Vorstellung, dass es biologisch unterschiedliche »Menschenrassen« gibt und dass die »weiße Rasse« allen anderen überlegen ist. Wie du im Verlauf dieses Buchs noch sehen wirst, entfalten diese Vorstellungen ihre Wirkung auf unbewusster Ebene und beeinträchtigen das Denken und Handeln auf eine Weise, die im privaten wie im öffentlichen Leben Folgen hat.

Während meiner Kindheit in Großbritannien begegnete ich dem weißen Privileg schon sehr früh. Ich war sieben Jahre alt, als meine Mutter sich mit mir hinsetzte und mich über das weiße Privileg aufklärte beziehungsweise darüber, dass ich nicht in seinen Genuss kam: »Weil du Schwarz bist, weil du Muslima bist und weil du ein Mädchen bist, musst du dich dreimal so sehr anstrengen wie alle anderen. Diese drei Dinge sind gegen dich.«

Damit meinte meine Mutter nicht, dass mit meiner Hautfarbe, meiner Religion und meinem Geschlecht an sich etwas nicht in Ordnung wäre. Sie wollte mich lediglich darauf hinweisen, dass ich von einer rassistischen und patriarchalen Gesellschaft anders behandelt wurde als andere. Wenn ich bloß genauso viel gab wie die anderen, dann wäre das nicht gut genug. Sie wollte mir sagen, dass das zwar nicht fair und gerecht war, aber so war es leider, und so ist es heute noch.

Ich erlebte, was das in der Schule bedeutete, in der ich eines der wenigen nichtweißen Kinder war. In der Grundschule wussten einige Lehrkräfte zwar, dass sie mich nicht anders behandeln sollten als die anderen Kinder in meiner Klasse, doch sie taten es trotzdem oft – nicht aus Bosheit oder aus bewusstem Rassismus, sondern weil sie konditioniert waren zu glauben, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe weniger wertvoll war als die anderen Kinder. Ich gehörte zwar zu den besten und artigsten Schüler*innen meiner Klasse, doch ich fühlte mich oft übersehen und übergangen. So sehr ich mich an den Rat meiner Mutter hielt und anstrengte, hatte ich oft das Gefühl, dass die Lehrer*innen mich nicht sahen und mir weniger Zuwendung gaben als den anderen Kindern. (Mehr dazu am 11. Tag.) Meine weißen Mitschüler*innen erhielten unbewusst das Privileg, als »normal« behandelt zu werden, so als hätten sie mehr Zeit, Aufmerksamkeit und Zuwendung verdient als ich.

Wir müssen das weiße Privileg von den Privilegien unterscheiden, die mit Klassenzugehörigkeit, Geschlecht, Sexualität, Alter, Gesundheit und so weiter einhergehen. Auch Frauen können als Weiße privilegiert sein – dass sie kein männliches Privileg genießen, bedeutet nicht, dass sie nicht trotzdem das weiße Privileg haben. Auch wirtschaftlich Unterprivilegierte können aufgrund ihrer Hautfarbe begünstigt werden – das weiße Privileg kann man auch ohne Geld genießen. Auch Homosexuelle können aufgrund ihrer Hautfarbe begünstigt sein – auch wer nicht in den Genuss des heterosexuellen Privilegs kommt, kann als Weißer privilegiert werden. Umgekehrt wiegen weiße Begünstigungen andere Benachteiligungen nicht auf. Und wenn zum weißen Privileg weitere hinzukommen (zum Beispiel das Privileg als Mann oder Heterosexueller), dann summieren sich die Privilegien.

WIE ÄUSSERT SICH DAS WEISSE PRIVILEG?


Peggy McIntoshs Liste mit fünfzig Beispielen für weiße Privilegien ist ein guter Ausgangspunkt, um darüber nachzudenken, wie sich das weiße Privileg äußert. Sie nennt unter anderem:

1.Wenn es mir möglich ist, umgebe ich mich vor allem mit Menschen meiner eigenen Hautfarbe.

7.Wann immer man mir etwas von meinem nationalen Erbe oder von der »Zivilisation« erzählt, erfahre ich, dass ich diese Errungenschaften Menschen meiner Hautfarbe verdanke.

12.Ich gehe in einen Buchladen und finde dort die Werke von Menschen meiner Hautfarbe, ich gehe in einen Supermarkt und finde die Lebensmittel meiner Kultur, ich gehe zum Friseur und werde dort von jemandem bedient, der mit meinen Haaren umgehen kann.

15.Ich musste meinen Kindern nicht klarmachen, dass es systemischen Rassismus gibt, um sie im Alltag vor möglichen Folgen zu schützen.

25.Wenn mich ein Polizist anhält oder wenn das Finanzamt meine Steuererklärung prüft, dann kann ich mir sicher sein, dass ich nicht aufgrund meiner Hautfarbe herausgegriffen werde.

36.Wenn ich einen schlechten Tag oder eine schlechte Phase habe, dann muss ich mich nicht fragen, ob meine negativen Erfahrungen in Zusammenhang mit meiner Hautfarbe stehen könnten.

41.Wenn ich Rechtsbeistand oder medizinische Behandlung benötige, dann kann ich sicher sein, dass mir meine Hautfarbe nicht zum Nachteil wird.4

WARUM MUSST DU DICH MIT DEINEM WEISSEN PRIVILEG AUSEINANDERSETZEN?


Das weiße Privileg ist der Lohn, den Weiße und Menschen, die als solche durchgehen, für ihre Komplizenschaft am System der weißen Überlegenheit erhalten – egal ob sie willentlich oder unwillentlich mitwirken. Um die Ideologie der weißen Überlegenheit zu beseitigen, musst du begreifen, dass das weiße Privileg ein wesentlicher Bestandteil deines Lebens ist, dass du von deiner Hautfarbe (wissentlich oder unwissentlich) profitierst; du musst verstehen, was das für Menschen bedeutet, die nicht denselben Vorteil haben, und was du dagegen tun kannst.

Du kannst nur ändern, was du wahrnimmst. Du kannst nur hinterfragen, was du verstehst.

Menschen, die das weiße Privileg genießen, wollen das oft nicht wahrhaben, weil es ihnen ein Gefühl des Unbehagens, der Scham und der Frustration...

Erscheint lt. Verlag 9.3.2021
Übersetzer Jürgen Neubauer
Sprache deutsch
Original-Titel Me and White Supremacy
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alice Hasters • Alltagsrassismus • BIPOC • Black History Month • black lives matter book • black lives matter buch • das buch vom antirassismus • Diskriminierung • diskriminierung buch • eBooks • Pädagogik • People of Color • Rassismus • Rassismus Buch • rassismus deutschland buch • rassismus geschichte • Reni Eddo-Lodge • Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen • white privilege • white supremacy
ISBN-10 3-641-27722-1 / 3641277221
ISBN-13 978-3-641-27722-2 / 9783641277222
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