Mein Kalifat (eBook)

Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
288 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-27584-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mein Kalifat - Hasnain Kazim
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Endlich da: die Islamisierung des Abendlands!
Hasnain Kazim ist nicht nur Journalist und Bestsellerautor, vor einigen Jahren hat er sich auch eine zweite Identität zugelegt - als Kalif. Das war seine nicht ganz ernst gemeinte Antwort auf die permanenten Ängste von Menschen vor einer »Islamisierung des Abendlandes« und auf Dauervorwürfe von Rechtsextremisten, er sei in Wahrheit ein »Islamist«, der »Deutschland islamisieren« wolle. Doch schnell stellte Hasnain Kazim fest, dass sich seine Kalifatspläne verselbständigten: In den sozialen Medien und bei Lesungen huldigten Fans ihrem weisen Kalifen, sie wollten Wesir oder Mitglied des Harems werden. Viele fragten sehnsüchtig, wann denn nun das Kalifat ausgerufen werde. Die gute Nachricht: Es ist endlich soweit! Und die noch bessere Nachricht: Der Kalif hat dabei ein geheimes Tagebuch geführt...

Hasnain Kazim ist gebürtiger Oldenburger und Sohn indisch-pakistanischer Einwanderer. Er wuchs im Alten Land, vor den Toren Hamburgs, und in Karatschi in Pakistan auf, studierte Politikwissenschaften und schlug eine Laufbahn als Marineoffizier ein. Er schrieb unter anderem für das dpa-Südasienbüro in Delhi und von 2004 bis 2019 für den SPIEGEL und SPIEGEL ONLINE, die meiste Zeit davon als Auslandskorrespondent in Islamabad, Istanbul und Wien. Für seine Arbeit wurde er bereits mit vielen Preisen ausgezeichnet, darunter der »CNN Journalist Award«. Er lebt als freier Autor nach wie vor in der österreichischen Hauptstadt und hat mehrere Bücher veröffentlicht, unter anderem »Grünkohl und Curry«, »Plötzlich Pakistan« und »Krisenstaat Türkei«. Das Taschenbuch »Post von Karlheinz« (2018), das seine Dialoge mit wütenden Leserinnen und Lesern versammelt, stand viele Wochen auf der Bestsellerliste. »Auf sie mit Gebrüll!« (2020), eine Anleitung zum richtigen Streiten, wurde ebenfalls direkt nach Erscheinen ein Bestseller. Zuletzt erschienen »Mein Kalifat. Ein geheimes Tagebuch, wie ich das Abendland islamisierte und die Deutschen zu besseren Menschen machte« und das dazugehörige »Kalifatskochbuch. Weisheiten und Rezepte«.

Die Heilige Dreifaltigkeit


Und am achten Tag sprach Gott zum Kalifen: »Sage den Menschen, sie sollen bloß nicht auf das Jenseits hin leben, das tun nur Trottel. Sondern sie sollen sich den Himmel auf Erden machen … Also, nicht nur sich selbst, sondern einander. Habt Spaß, habt Freude, aber sorgt dafür, dass auch andere Spaß und Freude haben. Esst und trinkt, was ihr wollt, aber seid keine Kannibalen. Und haltet Maß, besonders beim Fleisch, denn die Ressourcen sind endlich. Denkt an eure Umwelt und daran, dass die Tiere, die ihr esst, Lebewesen sind – behandelt sie als solche, mit Respekt und Würde, auch – oder gerade – wenn ihr sie später aufesst! Schätzt wert, was die Erde, was die Natur euch zu essen gibt, aber macht daraus keine Religion. Nichts ist verboten, also haram, sondern alles erlaubt, also halal, aber manches ist besonders halal, wir nennen es deshalb belal, nämlich Grünkohl mit Pinkel, Kohlwürsten und Kassler, außerdem Curry jeder Art, Punschkrapfen und Zwiebelmettbrötchen mit frisch gehackten Zwiebeln und frisch gemahlenem Pfeffer. Und Knoblauch soll eure Kartoffel sein, Grundnahrungsmittel, Grundrecht, Basis eurer Ernährung. Denn Knoblauch ist ein Gemüse, kein Gewürz. Äße jeder Mensch Knoblauch, röche niemand mehr den Knoblauchgeruch des anderen. Und so soll ein Tag ohne Knoblauch ein sinnloser Tag sein.«

Und dann diktierte er dem Kalifen die Heilige Dreifaltigkeit – ein bisschen Religion sollte es beim Essen dann doch geben: Grünkohl, Curry und Punschkrapfen. Diese drei deliziösen17 Dinge zubereiten zu können, sollte jeder Mensch im Kalifat anstreben. Wer ins Kalifat eingebürgert werden will, soll die Zubereitung dieser drei Köstlichkeiten vor Verleihung der kalifatischen Staatsbürgerschaft beherrschen.

Der Kalif schrieb das mit großer Freude auf, denn von nun an sollte jeder Bürger, jede Bürgerin des Kalifats bei einem Besuch seiner Heiligkeit nicht mehr sagen können: »Ich weiß aber gar nicht, wie man das macht!«

1. Kalifatisches Curry


Man nehme für vier Portionen: Ein Dreiviertelkilogramm Hühnergeschnetzeltes, drei bis vier Esslöffel Ghee (geklärte Butter) oder pflanzliches Öl, einen halben Teelöffel Kreuzkümmelsamen, einen halben Teelöffel schwarze Senfsamen, eine große Zwiebel (oder zwei bis drei kleinere), ein etwa daumengroßes Stück Ingwer, vier bis sechs Knoblauchzehen, vier Tomaten, einen Esslöffel Tomatenmark, zwei Teelöffel Currypulver (es gibt verschiedene Mischungen, bei denen auch der Schärfegrad variiert, hier einfach ausprobieren), einen Teelöffel Garam Masala (das ist eine Gewürzmischung, die, in vielen Varianten, in Südasien alltäglich ist und, Inschallah18, auch im Dresdner Kalifat alltäglich wird; man kann sie im Asia-Shop – und künftig in jedem Supermarkt im Kalifat – kaufen), ein bis zwei Teelöffel gemahlene Koriandersamen, einen Teelöffel Paprika Edelsüß, je nach Schärfewunsch bis zu einem Teelöffel Chilipulver oder Cayennepfeffer (kann man aber, wenn es nicht scharf sein soll, auch weglassen), einen halben Teelöffel Kurkuma oder, um die gute alte deutsche Bezeichnung zu benutzen, Gelbwurz19, ein bis zwei Teelöffel Salz nach Geschmack, ebenso Pfeffer nach Belieben, einen Teelöffel Erdnussbutter, einen gehäuften Esslöffel Joghurt, ein Bund frischen Koriander.

Man erhitze Ghee oder Öl in einem großen Topf bei mittlerer Hitze, gebe die Kümmel- und die Senfsamen ins heiße Fett und lasse sie etwa zehn Sekunden brutzeln. Dann gebe man die gehackte Zwiebel dazu und dünste sie unter Rühren, bis die Zwiebelstückchen leicht braun werden. Die Knoblauchzehen und den Ingwer zerstampfe man in einem Mörser und gebe die Paste zu den bratenden Zwiebeln. Currypulver, Garam Masala, Korianderpulver, Paprikapulver, Chili oder Cayennepfeffer, Kurkuma mische man in einer Tasse oder einem Schälchen und gebe diese Gewürzmischung in den Topf, verrühre das Ganze und schütte sofort eine halbe Tasse lauwarmes Wasser hinterher, rühre weiter, bis das Wasser zum großen Teil verdampft ist und sich Löcher in der Gewürzmischung bilden. Nun gebe man das Tomatenmark hinzu und brate es ein paar Sekunden mit der Gewürzmischung. Jetzt ist es Zeit, dass das Hühnergeschnetzelte in den Topf kommt. Das verrühre man mit den Zutaten im Topf, bis das gesamte Fleisch mit der Gewürzmischung in Berührung gekommen ist. Man brate es weiter, bis es von allen Seiten Farbe angenommen hat und nicht mehr rosa ist. Sobald das der Fall ist, gebe man etwa ein bis zwei Teelöffel Salz hinzu und pfeffere das Ganze ordentlich und gebe nun die klein geschnittenen Tomaten hinzu, verrühre alles miteinander und lasse alles bei geschlossenem Topf und mittlerer Hitze kochen. Insgesamt muss das Curry ab jetzt zwanzig Minuten kochen. Alle paar Minuten rühre man um, es soll nichts am Boden festbrennen. Nach den ersten zehn Minuten gebe man die Erdnussbutter hinzu, verrühre alles wieder. Nach weiteren fünf Minuten füge man den Joghurt hinzu. Je nach Saftigkeit der Tomaten kann man ein wenig Wasser hinzufügen oder ein paar Minuten ohne Deckel kochen, damit Flüssigkeit verdampft – am Ende soll die Currysoße eben die richtige Konsistenz haben. Und zum Schluss gebe man den klein gehackten Koriander hinzu, lasse alles vielleicht noch ein oder zwei Minuten köcheln, und fertig ist das kalifatische Curry! Dazu reiche man frisch gekochten Basmatireis und Fladenbrot, zum Beispiel Chapatis oder Puris oder Naan.

2. Kalifatischer Grünkohl


Dies ist das Curry des Nordens, das grüne Gold der nordkalifatischen Tiefebene, das Lebenselixier des wortkargen Nordmenschen. Und wie das kalifatische Curry schmeckt auch der kalifatische Grünkohl am Tag darauf, noch einmal aufgewärmt, noch köstlicher!

Über die Frage der richtigen Herkunft des Grünkohls – frisch, aus dem Glas oder aus der Dose – wurden schon Kriege ausgefochten. Da frischer Grünkohl leider noch nicht überall im Kalifat angebaut wird und der Transport per Kamelkurier am sichersten in der Dose erfolgt, konzentrieren wir uns auf den Grünkohl aus der Dose.

Dat is dor binnen für vier Personen: eine Dose Grünkohl, die achthundert Gramm des kostbaren Grüns enthält, ein wenig Butter oder Gänseschmalz, eine Zwiebel, ein Teelöffel mittelscharfer Senf, eine Tasse Gemüsebrühe, ein Teelöffel Salz (oder mehr oder weniger, je nach Geschmack), ein Esslöffel Haferflocken, Kohlwürste, Pinkel (das sind auch Würste, es gibt Fleischpinkel und Grützpinkel, einfach ausprobieren, gut sind alle, aber leider auch noch nicht überall im Kalifat erhältlich), Kassler.

Für die Beilage: entweder Salzkartoffeln oder, viel, viel besser, karamellisierte Kartoffeln – hierzu Kartoffeln zwanzig Minuten mit Schale kochen, anschließend pellen und die Pellkartoffeln in einer Pfanne mit etwas Butter oder Öl braten und zum Schluss, je nach Kartoffelmenge, einen oder zwei Esslöffel Zucker darüberstreuen, weiterbraten und rühren, bis der Zucker karamellisiert und sich um die Kartoffeln legt.

So ward dat mokt: Man hacke die Zwiebeln grob und brate sie in einem großen Topf in Butter oder Gänseschmalz an. Den Grünkohl dazugeben und bei hoher Temperatur zehn Minuten kochen, dabei immer mal wieder umrühren, damit nichts anbrennt. Jetzt Senf, Salz und Brühe hinzufügen, verrühren, und die Würste dazugeben und mit ein wenig Grünkohl bedecken. Das Ganze schmore bei geschlossenem Deckel und niedriger Hitze eine Stunde vor sich hin. Zwischendurch rühre man vorsichtig durch. Die Würste sollten immer mit Kohl bedeckt sein, damit sie nicht trocken werden. Nach der Stunde nehme man die Würste aus dem Topf und gebe nun den Kassler in den Grünkohl und gare ihn etwa zwanzig Minuten. Anschließend nehme man auch den Kassler aus dem Topf, füge die Haferflocken hinzu, sodass der Grünkohl eine schöne sämige Konsistenz hat. Zum Schluss gebe man Würste und Kassler wieder in den Topf und lasse alles noch einmal kurz heiß werden. Maschallah20, fertig! Lot di dat smeken!

Grundsätzlich birgt dieses Gericht großes Potenzial für Konflikte: Die umstrittene Herkunft des Grünkohls wurde schon genannt. Aber auch die Frage, ob Salzkartoffeln oder karamellisierte Erdäpfel, Kassler oder Würste, Kohlwurst oder Pinkel … ist Glaubenssache. Das ist wie Katholizismus oder Protestantismus, Sunniten oder Schiiten, Kapitalismus oder Sozialismus. Ich aber sage euch: Streitet euch nicht, sondern findet das, was euch schmeckt, und lebt in Frieden miteinander!

3. Kalifatische Punschkrapfen


Nun, die Herstellung dieses süßen Gebäcks, gnä’ Frau, der Herr, erfordert etwas Geschick, aber mit ein bisschen Übung wird es, Inschallah, gelingen – die Erleuchtung kommt schließlich auch nicht von heute auf morgen!

Man nehme also für diese nicht ganz so süße Variante für den Biskuitteig: acht Hühnereier (natürlich vom Huhn, von welchem Tier denn sonst?), etwa einhundertzwanzig Gramm Staubzucker (so nennt man Puderzucker im Wiener Kalifat, also im österreichischen Teil des Kalifats), einen Esslöffel Rum, zwei Esslöffel Wasser, eine Messerspitze Bourbonvanillepulver, eine Prise Salz, zweihundert Gramm helles Dinkelmehl, Type 700, und zwanzig Gramm Speisestärke. Für die Punschfüllung nehme man einen bis zwei Zentimeter von den Biskuiträndern, die ja zuerst gebacken werden müssen, zweihundertfünfzig Gramm Marillenmarmelade (im Wiener Kalifat ist »Marille« die Bezeichnung für »Aprikose«), einhundertfünfzig Gramm (am besten frisch) gemahlene Haselnüsse, es gehen aber auch Mandeln oder Walnüsse, einhundert Gramm...

Erscheint lt. Verlag 13.9.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Dresden • eBooks • Gottesstaat • Harem • Islamismus • Karlheinz • Meinungsfreiheit • Pegida • Wesir
ISBN-10 3-641-27584-9 / 3641275849
ISBN-13 978-3-641-27584-6 / 9783641275846
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