Die Wikipedia-Story (eBook)

Biografie eines Weltwunders
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
232 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44753-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Wikipedia-Story -  Pavel Richter
Systemvoraussetzungen
20,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Niemand wurde zum Milliardär, Werbung gibt es nicht und doch gehört Wikipedia zu den Top 10 aller Websites. Die Enzyklopädie ist weltweit ein Synonym für Wissen - und sie konnte sich gegen Konkurrenten von Brockhaus bis Google durchsetzen. Ihre Entwicklung in Deutschland nahm auf ganz besondere Weise Fahrt auf. Wikipedia ist soziales Experiment, bedeutendes Instrument der Freiheit und gleichzeitig geschlossene Gesellschaft. Und Pavel Richter, Wikipedianer der ersten Stunde, der fünf Jahre in Berlin die Geschäfte hinter dem Wissensriesen führte, ist dessen Biograf. Er erzählt eine Geschichte voller faszinierender Begebenheiten und auch von einigen Skandalen, Fehlern, Fakes und legendären Editierkriegen. Wikipedia ist eines der spannendsten Kulturphänomene unserer Zeit. Hier kommt das Buch dazu.

Pavel Richter war u. a. im Risikomanagement internationaler Großbanken und Unternehmen tätig und arbeitet nun an der Schnittstelle zwischen Internet und Gemeinwohl. Fünf Jahre lang baute er Wikimedia Deutschland zum weltgrößten Wikimedia-Verein aus und legte damit einen der Grundsteine für den Erfolg von Wikipedia in Deutschland. In London und Berlin war er CEO der Open Knowledge Foundation, bevor er in die Geschäftsleitung des Bundesverbands Deutscher Stiftungen wechselte, wo er heute die Digitalstrategie des Verbandes verantwortet.

Pavel Richter war u. a. im Risikomanagement internationaler Großbanken und Unternehmen tätig und arbeitet nun an der Schnittstelle zwischen Internet und Gemeinwohl. Fünf Jahre lang baute er Wikimedia Deutschland zum weltgrößten Wikimedia-Verein aus und legte damit einen der Grundsteine für den Erfolg von Wikipedia in Deutschland. In London und Berlin war er CEO der Open Knowledge Foundation, bevor er in die Geschäftsleitung des Bundesverbands Deutscher Stiftungen wechselte, wo er heute die Digitalstrategie des Verbandes verantwortet.

Vorwort von Jimmy Wales


Am 15. Januar 2001 habe ich eine kleine Webseite mit dem Namen Wikipedia gestartet, indem ich eine Open-Source-Software installierte und ein paar Worte als Test in dieses Wiki schrieb. Meine Idee war eine Enzyklopädie von allen Menschen für alle Menschen, und schnell zeigte sich, dass ich damit nicht alleine war. Die englische Ausgabe wuchs in wenigen Wochen rasant, immer mehr Menschen machten mit, schrieben Artikel und bildeten eine Community. Wikipedia ist eine globale Idee – deshalb starteten wir bereits am 16. März des gleichen Jahres Ausgaben in anderen Sprachen. Dass die deutsche Ausgabe die erste nach der englischen war, ist ein faszinierender historischer Zufall. Wie es dazu kam und noch viel mehr, erzählt Pavel Richter in diesem Buch.

Nachschlagewerke waren schon immer ein Teil meines Lebens. Als ich als kleiner Junge mit meiner Familie in Huntsville, Alabama, lebte, kaufte meine Mutter ein Lexikon mit dem Titel World Book von einem Vertreter an der Haustür. Damals konnte ich noch nicht einmal lesen, ich blätterte jedoch in dem Lexikon und war sofort fasziniert. Für mich war das World Book ein Fenster in eine schier unendliche neue Welt.

Ich habe einen ganz normalen Lebenslauf: Ich habe studiert und in der Finanzbranche gearbeitet, beim Internetboom der Jahrtausendwende habe ich mein Glück probiert. Schnell war mir klar, dass das Internet den Menschen ungeahnte Möglichkeiten bot, sich zu informieren und zusammenzuarbeiten. Gerade diese frühen Jahre des World Wide Webs haben mir gezeigt, welches Fenster in eine unglaublich große Welt das Netz sein kann.

Die Enzyklopädie hat mich nie wirklich losgelassen – nicht gerade als dickes, in Leder gebundenes Buch, aber als Idee. Wenn man das ganze Wissen der Menschheit allen Menschen der Welt frei zur Verfügung stellen könnte – und wenn man das noch verbinden würde mit den Möglichkeiten der Zusammenarbeit des Internets …

Um dies zu verwirklichen, habe ich Wikipedia ins Leben gerufen. Allerdings nicht allein: Viele andere Menschen verdienen Anerkennung für ihre Rolle beim Aufbau von Wikipedia, denn von Anfang an war das Projekt eine echte Gemeinschaftsaufgabe. Larry Sanger war zum Beispiel der erste (und einzige) Chefredakteur. Tim Shell erfand das Konzept der Diskussionsseite, eine eigene Seite für jeden Artikel in Wikipedia, auf der die Autoren Verbesserungen besprechen können. Und es gibt noch viele andere in unserer Community, die ebenso brillante Ideen zu Wikipedia beigetragen haben.

Als mein Freund Pavel mir erzählte, dass er ein Buch über Wikipedia schreiben wolle, war mir sofort klar: Dazu möchte ich etwas beitragen! Denn Deutschland und die deutsche Wikipedia mit ihrer Community hat für mich stets eine besondere Bedeutung gehabt. Außerdem kenne ich Pavel schon seit der Zeit, als er mitgeholfen hat, das deutsche Wikimedia-Chapter erfolgreich aufzubauen.

Kurz nachdem wir die deutsche Wikipedia gestartet haben, stellte sich heraus, dass die Deutschen offenbar ein besonderes Verhältnis zur Idee hinter Wikipedia haben. Denn wie sonst ließe sich erklären, dass Deutsch zwar auf der Liste der am häufigsten gesprochenen Sprachen weltweit nur auf Platz 13 steht, die deutsche Wikipedia aber die viertgrößte aller Ausgaben ist? Ein deutscher Wikipedianer sagte einmal zu mir: »Es brauchte einen optimistischen Amerikaner, um so etwas wie Wikipedia überhaupt zu denken.« Worauf ich antwortete: »Und es bedurfte der Deutschen, um rauszufinden, wie man das dann umsetzt.«

Wikimedia Deutschland war die erste lokale Organisation, das erste sogenannte Chapter, das es auf der Welt gab, und es ist auch heute noch das größte. Das erste weltweite Treffen der Wikipedianer, die Wikimania, fand 2005 in Frankfurt am Main statt. Die Deutschen sind also offenbar sehr gut darin, eine Enzyklopädie zu schreiben und Dinge zu organisieren!

Woher ich das alles weiß? Natürlich aus Wikipedia. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich Wikipedia nicht nutze. Um Vorträge vorzubereiten, bevor ich Interviews gebe oder auf Kongressen auftrete. Aber natürlich nutze ich Wikipedia auch wie alle andere: Um eine Frage zu beantworten, über die ich mir mit einem Kumpel nicht einig werden kann. Um meiner Tochter bei den Hausaufgaben zu helfen. Oder einfach nur so, indem ich mich von einem Artikel zum anderen klicke.

Ich selbst nehme bei Wikipedia eine besondere Rolle bei. Allerdings nicht in dem Sinne, wie sich das viele Menschen außerhalb von Wikipedia vorstellen. Ich bin nicht der Geschäftsführer der Wikimedia Foundation, und ich bin niemandes Chef. Ich bin eines von zehn Mitgliedern des Kuratoriums der Wikimedia Foundation. In Wikipedia schreibe ich natürlich mit. Und ich werde innerhalb und außerhalb des Projekts um Rat gefragt. Am Anfang war ich noch sehr direkt beteiligt, habe viele der frühen Regeln festgelegt und auch mal jemanden rausgeworfen, der das Projekt sabotierte. Heute äußere ich mich, wenn ich gefragt werde oder wenn ich glaube, dass ich etwas zu einer Diskussion beitragen kann. Denn Wikipedia lebt von der Qualität des Arguments, des Belegs, des Gedankens. Nicht vom Namen oder Status eines Einzelnen.

Ein wichtiges Element des Erfolgs von Wikipedia ist, dass wir von Anfang an und bis heute den Menschen vertrauen. Es ist eine der weltweit größten Webseiten – und jeder kann sie ändern, ohne sich anzumelden und ohne zu fragen. Einfach so. Das geht nur mit Vertrauen: darauf, dass die Menschen diese Freiheit nicht für eigennützige Zwecke missbrauchen, und in die Gemeinschaft der Wikipedianer, dass sie Regeln und Prozesse aufstellen, die diese Freiheit ermöglichen und unterstützen. Diese Art zu denken fällt vielen schwer, denn in gewisser Weise wird die Kontrolle aufgegeben. Doch es funktioniert, auch und besonders in einem Land wie Deutschland, dem gerne mal eine besondere Beziehung zu Regeln und Kontrolle unterstellt wird. Vertrauen ist ein wichtiges Element zum Gelingen des Projekts Wikipedia.

Was mich heute umtreibt, sind zwei Dinge: zum einen die Qualität von Wikipedia. Wir sind so erfolgreich geworden, dass mit dem enormen Erfolg auch enorme Verantwortung einhergeht. Was in Wikipedia steht, das wird von Millionen Menschen gelesen. Zwar sollte sich jeder immer auch noch zusätzlich außerhalb von Wikipedia informieren, aber oft genug schauen die Leute nur in unseren Artikel zu einem Thema. Umso wichtiger ist es, dass unsere Artikel stimmen. Dafür ist es nötig, dass alles, was wir schreiben, mit seriösen Quellen belegt ist. Voraussetzung dafür sind funktionierende Communities: Communities, in denen die Mitglieder respektvoll und freundlich miteinander umgehen; Communities, die offen sind für Menschen aus jeder Religion, jeden Geschlechts, jeder politischen Ausrichtung und jeder sozialen Herkunft.

Das Zweite, was mich bewegt, ist die nächste Milliarde Menschen, die in den kommenden Jahren online gehen wird. Denn diese Menschen kommen fast ausschließlich aus Entwicklungsländern. Immer wenn ich in Asien, Afrika oder Südamerika unterwegs bin, sehe ich, wie wichtig Wikipedia für die Menschen dort ist. In Ländern, in denen Schulbücher nur schwer erhältlich oder zu teuer sind, ist Wikipedia oft die einzige Quelle für verlässliche Informationen, die den Menschen zur Verfügung steht. Wikipedia ist eigentlich nicht für uns, sondern für sie. Sie ist für die Mädchen irgendwo in Afrika, die das Leben von Hunderttausenden Menschen um sie herum retten könnten – aber nur, wenn sie Zugang zu Wissen haben.

Wikipedia lebt nicht nur davon, gelesen zu werden. Wikipedia lebt davon, dass Menschen mitmachen und mitschreiben. Und es ist wichtig, dass aus dieser nächsten Milliarde Menschen nicht nur viele Wikipedia lesen, sondern auch zu ihr beitragen. Damit auch ihre Sichtweisen, ihre Sprachen, ihr Denken und ihr Wissen repräsentiert sind in Wikipedia. Davon profitieren nicht nur die Entwicklungs- und Schwellenländer, sondern auch wir in der westlichen Hemisphäre. Wir können mit Wikipedia die Sichtweisen ansonsten marginalisierter Gruppen kennenlernen. Diese Chance sollten wir nutzen.

Doch mein Denken und mein Handeln gehen über Wikipedia hinaus. Wikipedia wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Aber die Idee dahinter kann auch in vielen anderen Bereichen erfolgreich umgesetzt werden. Sei es Wikidata (übrigens auch in Deutschland erfunden und umgesetzt) oder sei es als ein freies und selbstverwaltetes alternatives soziales Netzwerk, wie ich es gerade mit WT.social aufbaue. Wir sollten das Internet als einen Ort der Freiheit und der Gemeinschaft erhalten und verteidigen.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen dieses Buches von Pavel Richter. Es bietet Ihnen einen Blick in den...

Erscheint lt. Verlag 25.11.2020
Vorwort Jimmy Wales
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bildung • Brockhaus • Denis Diderot • digitale Transformation • Enzyklopädie • Google • jimmy wales • Lexikon • Meyers Lexikon • Wiki • wikipedianer • Wissen • Wissensgesellschaft • Zivilgesellschaft • Zukunft der Information
ISBN-10 3-593-44753-3 / 3593447533
ISBN-13 978-3-593-44753-7 / 9783593447537
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten

von Florian Illies

eBook Download (2023)
S. Fischer Verlag GmbH
22,99
Eine Familiengeschichte der Menschheit

von Simon Sebag Montefiore

eBook Download (2023)
Klett-Cotta (Verlag)
38,99
Die Biografie

von Walter Isaacson

eBook Download (2023)
C. Bertelsmann (Verlag)
24,99