Wut (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
550 Seiten
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
978-3-446-26978-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wut - Bob Woodward
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Trump im Visier der Journalistenlegende Bob Woodward: Ein Präsident zwischen Corona und Wirtschaftskrise, zwischen unbeirrbaren Anhängern und neuem Widerstand.
Donald Trump hat die USA in eine tiefe Krise geführt. Die Corona-Pandemie, deren Gefahr er bewusst runterspielte, legt offen, welche Wunden seine Präsidentschaft gerissen hat. Nun stehen Gesundheitssystem und Wirtschaft am Rande des Zusammenbruchs. Wie reagiert der US-Präsident auf die Krise? Bob Woodward hat in den vergangenen Monaten 18 Interviews mit dem Präsidenten geführt, mit Mitarbeitern und Opponenten gesprochen, Mails, Tagebücher und vertrauliche Briefe ausgewertet, um das Portrait eines Mannes zu zeichnen, der zwischen Verdrängung, Angriff und Momenten des Zweifels schwankt. Eine bahnbrechende, scharfsichtige, intime Reportage: das bleibende Buch über Trumps Präsidentschaft.

Bob Woodward, 1943 in Geneva, Illinois, geboren, ist Leitender Redakteur der Washington Post, für die er seit knapp 50 Jahren berichtet. Der Journalist wurde mit zwei Pulitzer-Preisen ausgezeichnet, 1973 zusammen mit Carl Bernstein für die Berichterstattung über die Watergate-Affäre, die zur Abdankung Richard Nixons führte, und 2003 als Chefreporter der Washington Post für die journalistische Arbeit über die Anschläge von 9/11.

Elisabeth Liebl übersetzt aus dem Englischen, Italienischen und Französischen und übertrug unter anderem Bob Woodward, Mark Lilla und Malala Yousafzai ins Deutsche.

Hainer Kober, Jahrgang 1942, studierte Germanistik und Romanistik und übersetzt seit 1972 wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Literatur mehrerer Fachrichtungen und Belletristik aus dem Englischen und Französischen, u.a.: Stephen Hawking, Brian Greene, Antonio Damasio und Oliver Sacks.

Prolog


Während der täglichen Topsecret-Besprechung des Präsidenten am Nachmittag des 28. Januar 2020, einem Dienstag, kam im Oval Office der Ausbruch eines mysteriösen Virus zur Sprache, das Symptome hervorrief, die einer Lungenentzündung ähnelten. Beamte des Gesundheitswesens und Präsident Trump persönlich erklärten der Öffentlichkeit, dass dieses Virus ein geringes Risiko für die Vereinigten Staaten bedeute.

»Dies wird die größte Bedrohung der nationalen Sicherheit sein, der Sie sich in Ihrer Präsidentschaft stellen müssen«, erklärte der Nationale Sicherheitsberater Robert O’Brien dem Präsidenten. Damit vertrat er so entschieden und heftig wie nur möglich einen erschütternd gegensätzlichen Standpunkt.

Trump schreckte auf. Dann stellte er Beth Sanner, der Hauptreferentin für die Geheimdienste, einige Fragen. Sie sagte, China sei besorgt und die Geheimdienst-Community werde die Sache beobachten, aber es sehe so aus, als würde es nicht annähernd so ernst wie beim tödlichen Ausbruch des Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) 2003.

»Das wird die härteste Sache, mit der Sie konfrontiert werden«, beharrte von seinem Platz am Resolute Desk aus O’Brien, dem durchaus bewusst war, dass Trump noch mitten in seinem Impeachment-Verfahren im Senat steckte, das zwölf Tage zuvor begonnen hatte und seine Aufmerksamkeit beanspruchte. O’Brien glaubte, Sicherheitsberater müssten versuchen, um Ecken zu schauen, weil es ihre Pflicht sei, vor einer drohenden Katastrophe zu warnen. Und dieses Problem war dringend. Nicht irgendein geopolitisches Thema, das vielleicht erst in drei Jahren akut würde. Dieses Virus konnte sich in den USA sehr schnell ausbreiten.

O’Brien, 53, Jurist, Autor und ehemaliger Unterhändler bei internationalen Geiselnahmen, war Trumps vierter Nationaler Sicherheitsberater. Er besetzte diese Schlüsselstelle erst seit vier Monaten und hielt sich selbst nicht für jemanden, der mit der Faust auf den Tisch schlug. Aber er war geradezu leidenschaftlich davon überzeugt, dass der Ausbruch der Krankheit eine echte Gefahr darstellte.

»Ich stimme dieser Schlussfolgerung zu«, sagte Matt Pottinger, der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater, von einer Couch weiter hinten im Oval Office aus. Trump wusste, dass der 46-jährige Pottinger, der seit drei Jahren, also seit Beginn von Trumps Präsidentschaft, dem Nationalen Sicherheitsrat angehörte, auf einzigartige Weise, um nicht zu sagen, perfekt dafür qualifiziert war, so eine Einschätzung abzugeben.

Seine Warnung besaß Autorität und großes Gewicht. Pottinger hatte sieben Jahre in China gewohnt und war während des SARS-Ausbruchs dort Reporter für das Wall Street Journal gewesen. Als China-Experte sprach er fließend Mandarin.

Der umgängliche, weltlichen Dingen nicht abgeneigte Workaholic Pottinger war auch ein dekorierter ehemaliger Geheimdienstoffizier der Marines gewesen und hatte auf dem Höhepunkt dieser Laufbahn als Co-Autor an einem einflussreichen Bericht über die Unzulänglichkeiten der US-Geheimdienste mitgeschrieben.

Pottinger wusste aus erster Hand, dass die Chinesen Meister darin waren, ein Problem zu verschleiern und zu verheimlichen. Er hatte mehr als dreißig Storys über SARS geschrieben und darüber, wie die Chinesen bewusst monatelang Informationen über den Schweregrad der Krankheit zurückgehalten und deren Verbreitung heruntergespielt hatten. Dieser unsachgemäße Umgang hatte SARS erlaubt, sich rund um den Globus auszubreiten. Das Journal hatte Pottingers Arbeit für einen Pulitzer-Preis eingereicht.

»Was wissen Sie?«, fragte Trump Pottinger.

Pottinger sagte, er habe in den vergangenen vier Tagen am Telefon gehangen, um Ärzte in China und Hongkong anzurufen, mit denen er in Verbindung geblieben war und die etwas von der Materie verstanden. Er hatte auch die chinesischen sozialen Medien beobachtet.

»Wird es so schlimm werden wie 2003?«, hatte er einen seiner Gesprächspartner in China gefragt.

»Denken Sie nicht an SARS 2003«, hatte der Experte erwidert. »Denken Sie an die Grippeepidemie von 1918

Pottinger sagte, das habe ihn umgehauen. Die sogenannte Spanische Grippe von 1918 hatte geschätzte fünzig Millionen Menschen weltweit das Leben gekostet, davon 675.000 in den Vereinigten Staaten.

»Warum glauben Sie, dass es schlimmer wird als 2003

Pottingers Gesprächspartner erklärten dem Präsidenten, dass drei Faktoren die Übertragung der neuen Erkrankung dramatisch beschleunigten. Im Gegensatz zu den offiziellen verklausulierten Berichten der chinesischen Regierung bekamen die Menschen die Krankheit auch leicht von anderen Menschen, nicht nur von Tieren. Man spricht hier von der Verbreitung von Mensch zu Mensch. Noch an jenem Morgen hatte er erfahren, dass sie auch von Menschen verbreitet wurde, die keinerlei Symptome zeigten, was man asymptomatische Verbreitung nennt. Sein bester und verlässlichster Informant sagte, fünfzig Prozent der Infizierten würden keine Symptome aufweisen. Dies bedeutete einen einmaligen Gesundheitsnotstand, ein Virus außer Kontrolle mit einer riesigen Verbreitung, die nicht sofort nachweisbar war. Und die Krankheit hatte sich schon weit über das chinesische Wuhan hinaus, wo der Ausbruch anscheinend begonnen hatte, ausgebreitet. Für Pottinger waren dies die drei Alarmzeichen eines Flächenbrandes.

Am beunruhigendsten fand Pottinger, dass die Chinesen Wuhan, eine Stadt mit elf Millionen Einwohnern und größer als jede amerikanische Stadt, im Grunde genommen unter Quarantäne gestellt hatten. Die Menschen konnten innerhalb Chinas beispielsweise nicht mehr von Wuhan nach Peking reisen. Aber Reisen von China in den Rest der Welt, darunter auch in die USA, hatte man nicht unterbunden. Das bedeutete, dass ein hochinfektiöses und zerstörerisches Virus wahrscheinlich bereits still und leise in Amerika eindrang.

»Was tun wir dagegen?«, fragte der Präsident.

Reisen von China in die Vereinigten Staaten verbieten, sagte Pottinger.

Er war sich sicher, dass die Aussagen seiner Informanten auf soliden Fakten und nicht auf Spekulation basierten. Er hatte eine eingehende Untersuchung des neuen Virus angestoßen. Der erste Fall außerhalb Chinas war am 13. Januar in Thailand gemeldet worden. Eindeutig breitete sich das Virus von Mensch zu Mensch aus.

Spitzenbeamte der Centers for Disease Control (CDC), der obersten staatlichen Gesundheitsbehörde, hatten Pottinger ebenfalls zunehmend alarmiert berichtet, dass sie seit Wochen versucht hätten, die besten Geheimdienstagenten des Epidemic Intelligence Service nach China zu schicken, damit sie herausfänden, was dort los sei. Doch die Chinesen hätten gemauert und sich geweigert, zu kooperieren und Proben des Virus herzugeben, wie internationale Abkommen es vorsahen.

Der Chef der chinesischen Gesundheitsbehörde habe bei einem Telefonat wie eine Geisel geklungen, und der chinesische Gesundheitsminister habe ebenfalls amerikanische Unterstützung abgelehnt.

Pottinger kam das bekannt vor. Am Wochenende des 24. bis 26. Januar erhöhte er die Frequenz seiner Telefonate. »Nach diesem Wochenende standen mir die Haare zu Berge«, sagte Pottinger im Vertrauen.

Mehrere Angehörige der chinesischen Elite, die gute Beziehungen zur Kommunistischen Partei und zur Regierung unterhielten, gaben zu verstehen, dass China ein teuflisches Ziel im Sinn haben könnte: »China wird nicht allein darunter leiden.« Wäre China das einzige Land mit Masseninfektionen im Ausmaß der Pandemie von 1918, dann würde das massive wirtschaftliche Nachteile bedeuten. Das war nur ein Verdacht, aber einer von Leuten, die das Regime am besten kannten. Eine schreckliche Vorstellung. Pottinger, ein Falke in Bezug auf China, war außerstande, Chinas Absichten in der einen oder anderen Richtung einzuschätzen. Höchstwahrscheinlich war die Krankheit versehentlich ausgebrochen. Aber er war sich sicher, dass den USA ein noch nie da gewesener Angriff auf die öffentliche Gesundheit bevorstand. Und Chinas Mangel an Transparenz würde alles noch schlimmer machen. Bei SARS hatten die Chinesen ungeheuerlicherweise den Ausbruch einer gefährlichen neuen Infektionskrankheit drei Monate lang verheimlicht.

Drei Tage später, am 31. Januar, erließ der Präsident Einschränkungen für Reisende aus China, was eine Reihe seiner Kabinettsmitglieder missbilligten. Doch die öffentliche Aufmerksamkeit...

Erscheint lt. Verlag 16.10.2020
Übersetzer Henriette Zeltner-Shane, Thomas Gunkel, Monika Köpfer, Karl Heinz Siber, Elisabeth Liebl, Hainer Kober, Stephan Kleiner, Eva Schestag, Karsten Singelmann, Sylvia Bieker, Christiane Bernhardt, Hella Reese, Pieke Biermann, Astrid Becker
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Amerika • Angst • China • China Virus • Corona • Corona-Pandemie • Coronavirus • Covid 19 • Donald Trump • Enthüllen • Enthüllung • Fake News • fear • FLOTUS • Interview • Interviews • Investigativer Journalismus • Kim Jong Un • Krise • Lügen • Mr. President • Nordkorea • Oval Office • Pandemie • POTUS • Präsident • Präsidentschaftswahlen • Rassismus • Regieren • Regierung • Republikaner • Republikanische Partei • Skandal • Trump • Vereinigte Staaten von Amerika • Wahlen • Washington Post • Watergate • Weißes Haus • Wirtschaftskrise • Xi Jinping
ISBN-10 3-446-26978-9 / 3446269789
ISBN-13 978-3-446-26978-1 / 9783446269781
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