Ein Leben auf unserem Planeten (eBook)

Die Zukunftsvision des berühmtesten Naturfilmers der Welt
eBook Download: EPUB
2020
304 Seiten
Karl Blessing Verlag
978-3-641-27312-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Leben auf unserem Planeten - David Attenborough
Systemvoraussetzungen
17,99 inkl. MwSt
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
In seinen dreiundneunzig Lebensjahren hat David Attenborough einschneidende Veränderungen unserer natürlichen Lebensbedingungen miterlebt. Als er zur Welt kam, gab es noch auf allen Kontinenten Wildnis. Heute hingegen hat die Spezies Mensch sich vervierfacht, die entlegensten Winkel des Planeten erobert und drängt Fauna und Flora immer weiter zurück. Dadurch hat sich die Aussterberate im Vergleich zu ruhigeren erdgeschichtlichen Zeiten um das 100- bis 1000fache erhöht. Und doch vermittelt uns dieses Buch Hoffnung, das Artensterben und den Klimawandel zu stoppen und die Biodiversität zu retten. Denn selbst um die nach wie vor strahlende Atomruine von Tschernobyl holt die Natur, einmal in Ruhe gelassen, sich ihren Platz zurück.

Sir David Frederick Attenborough, 1926 in London geboren, studierte in Cambridge Naturwissenschaften und ist der wohl bekannteste Tierfilmer und Naturforscher der Welt. Dokumentationen wie 'The Living Planet' (1984) 'Spiele des Lebens' (1991) oder 'Unser blauer Planet' (2004) erreichten ein Millionenpublikum. Auch seine Bücher wie 'Das geheime Leben der Pflanzen' (1995) oder 'Das geheime Leben der Säugetiere' (2002) wurden internationale Bestseller. Sehr früh engagierte er sich wirksam für den Klimaschutz. 2019 verlieh er der achtteiligen Netflix-Serie 'Our Planet' seine legendäre sonore Stimme. 1983 wurde er zum Fellow der Royal Society gewählt, zwei Jahre darauf zum Knight Bachelor geschlagen, 1992 wurde ihm die Goldene Kamera verliehen, 2007 erhielt er die Ehrendoktorwürde der naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Uppsala. Ein Forschungsschiff, eine Meerenge und mehrere Tier- und Pflanzenarten wurden nach David Attenborough benannt.

Stattdessen stieg ich, sobald es warm genug war, aufs Fahrrad und fuhr in die östliche Gegend unserer Grafschaft, wo es Gestein voller wunderschöner und faszinierender Fossilien gab. Dinosaurierknochen waren dort nicht zu finden. Der honigfarbene Kalkstein hatte sich als Schlamm auf dem Boden eines früheren Meeres abgesetzt, niemand würde also davon ausgehen, die Überreste an Land lebender Monster zu finden. Stattdessen entdeckte ich die Schalen von Meerestieren: Ammoniten, manche über fünfzehn Zentimeter im Durchmesser, deren Gehäuse wie die der Posthornschnecken gewunden waren; andere waren haselnussgroß, und in ihrem Inneren befanden sich winzige Calcitgefüge, die als Halt für die Kiemen, mit denen die Lebewesen geatmet hatten, fungiert hatten. Und ich konnte mir nichts Spannenderes vorstellen, als einen Gesteinsbrocken, der aussah, als könne er einen solchen Schatz bergen, aufzuheben, ihm einen geschickten Schlag mit dem Hammer zu verpassen und dann dabei zuzuschauen, wie er auseinanderfiel und diese wunderbaren Schalen freigab, die in der Sonne funkelten. Und ich ergötzte mich an dem Gedanken, der erste Mensch zu sein, dem dieser Anblick vergönnt wurde.

Von klein auf war für mich nichts wichtiger, als Wissen zu erlangen, das zu einem Verständnis führte, wie die Natur funktionierte. Von Menschen ersonnene Gesetze interessierten mich nicht, wohl aber die Naturgesetze, die das Leben von Tieren und Pflanzen regelten. Ich hatte auch nichts für die Geschichte der Könige und Königinnen übrig, nicht mal für die Vielzahl an Sprachen, die sich in den verschiedenen menschlichen Kulturen entwickelt hatten, wohl aber für die Grundprinzipien, nach denen die Welt aufgebaut war, lange bevor der Mensch darin auftauchte. Warum gab es so viele verschiedenartige Ammoniten? Was unterschied den einen vom anderen? Seine Lebensweise? Hatte er in einer anderen Gegend gelebt? Bald entdeckte ich, dass schon viele andere Menschen diese Art von Fragen gestellt und auch Antworten gefunden hatten; und dass diese Antworten, wenn man sie miteinander verglich und kombinierte, die wunderbarste aller Geschichten erzählten – die Geschichte des Lebens.

Die Geschichte der Entwicklung des Lebens auf unserer Erde ist eine Geschichte langsamer, dennoch kontinuierlicher Veränderung. Jedes Lebewesen, dessen Überreste ich in den Gesteinsbrocken fand, hatte sein ganzes Leben damit verbracht, sich der Umwelt anzupassen. Diejenigen, denen es besser gelang, zu überleben und sich fortzupflanzen, gaben ihre Eigenschaften weiter. Die darin weniger erfolgreich waren, konnten das nicht. Im Laufe von Milliarden von Jahren veränderten sich die Lebensformen allmählich und wurden komplexer, höher spezialisiert. Und ihre lange Geschichte ließ sich aus jedem einzelnen Detail ableiten, das es in den Gesteinsbrocken zu entdecken gab. Die Kalksteine von Leicestershire bildeten nur einen winzigen Ausschnitt dieser Geschichte ab. Aber weitere Kapitel hielten die Exemplare bereit, die im Museum der Stadt ausgestellt waren.

Um darüber hinaus noch mehr zu entdecken, entschied ich mich, als die Zeit gekommen war, es mit einem Studium an der Universität zu versuchen. Dort lernte ich eine andere Wahrheit. Diese lange Geschichte allmählicher Veränderung hatte zu gewissen Zeitpunkten drastische Unterbrechungen erfahren. Alle paar Hundertmillionen Jahre fand, nachdem all diese Verbesserungen nach strengen Auswahlkriterien stattgefunden hatten, eine Katastrophe statt – ein Massenaussterben.

Aus verschiedenen Gründen gab es zu verschiedenen Zeitpunkten in der Geschichte der Erde tiefgehende, rasante, globale Veränderungen der Umwelt, an die sich so viele unterschiedliche Lebensformen so wunderbar angepasst hatten. Die lebenserhaltende Maschine der Erde war ins Stottern geraten, und die wundersame Ansammlung fragiler Verbindungen, die alles zusammengehalten hatte, kollabierte. Schlagartig verschwanden dann unzählige Tierarten, nur wenige überlebten. Die ganze Evolution war zunichtegemacht. Dieses mehrmalige monumentale Aussterben hatte unterschiedliche Grenzschichten in den Gesteinsbrocken geschaffen, die erkennbar waren, wenn die Forscher und Forscherinnen wussten, worauf zu achten war. Unter der Grenzschicht war eine große Vielfalt an Lebensformen erkennbar, darüber nur sehr wenige.

Fünf Massensterben gab es im Laufe der vier Milliarden Jahre währenden Erdgeschichte.4 Jedes Mal ging die Natur zugrunde und hinterließ gerade mal genug Überlebende, um den Prozess noch mal neu anzukurbeln. Das letzte Massenaussterben wurde vermutlich durch den Einschlag eines Meteoriten ausgelöst, dessen Durchmesser zehn Kilometer betrug und dessen Aufprall auf der Erdoberfläche zwei Millionen Mal stärker war als die größte jemals getestete Wasserstoffbombe.5 Er landete auf einer Selenitschicht, und nach Ansicht viele Forscher verteilte sich der auf diese Weise hoch in die Atmosphäre geschleuderte Schwefel als saurer Regen über den ganzen Globus, er war so sauer, dass er die Vegetation abtötete und das Plankton an der Wasseroberfläche der Ozeane verätzte. Die dadurch entstandene Staubwolke ließ so wenig Sonnenlicht durch, dass sie womöglich für einige Jahre ein geringeres Pflanzenwachstum verursachte.6 Möglicherweise regneten Brandrelikte nach der Detonation zurück auf die Erdoberfläche und lösten in der gesamten westlichen Hemisphäre Feuerstürme aus. Die Brände belasteten die ohnehin bereits verunreinigte Luft zusätzlich mit Kohlendioxid und Rauch, was den Treibhauseffekt hervorrief und zu eine Erderwärmung führte. Und weil der Meteorit außerdem an der Küste landete, löste er gewaltige Tsunamis aus, die den gesamten Globus heimsuchten und nicht nur Küstenökosysteme zerstörten, sondern auch Meeressand über große Entfernungen landeinwärts beförderten.

Es war ein Ereignis, das den Lauf der Naturgeschichte ändern sollte: Drei Viertel aller Tierarten wurden ausgelöscht, einschließlich aller Landtierarten, die größer als unsere heutigen Haushunde waren. Es beendete die 175 Millionen Jahre währende Herrschaft der Dinosaurier. Das Leben musste sich neu erfinden.

Vor 66 Millionen Jahren begann die Natur damit, eine neue Lebenswelt mit einer neuen Vielfalt an Tierarten zu erschaffen und diese immer weiter zu optimieren. Und eines der Produkte dieses Neustarts des Lebens war der Mensch.

*

Auch die Evolution der Menschheit ist in den Gesteinsbrocken festgehalten. Fossilien unserer nahen Vorfahren sind noch viel seltener als die von Ammoniten, weil sie sich erst vor rund zwei Millionen Jahren zum ersten Mal entwickelten. Und es gibt noch eine Schwierigkeit: Die Überreste an Land lebender Tiere befinden sich meistens nicht unter abgelagerten Sedimentschichten wie die von Meeresbewohnern, sondern werden durch die zerstörerische Kraft der glühenden Sonne, durch Schlagregen und Frost zersetzt. Aber es gibt sie, und die wenigen Überreste unserer Vorfahren, die wir gefunden haben, weisen darauf hin, dass unsere eigene Entwicklung in Afrika ihren Anfang nahm. In der Zeit begannen unsere Gehirne so schnell zu wachsen, dass man dies als Vorzeichen unserer zukünftigen hauptsächlichen Wesensmerkmale ansehen könnte – der einzigartigen Fähigkeit, Kulturen zu entwickeln.

Für Evolutionsbiologen beschreibt der Begriff »Kultur« die Information, die durch Lernen oder Nachahmung von einem Individuum zum nächsten weitergegeben werden kann. Das Nachahmen von Ideen oder Handlungen anderer erscheint uns als eine einfache Angelegenheit – jedoch nur, weil wir sie auf herausragende Weise beherrschen. Nur eine Handvoll anderer Arten zeigt Anzeichen von Kulturerwerb. Schimpansen und Große Tümmler sind zwei davon. Aber keine andere Spezies kommt auch nur annähernd an die Fähigkeit zur Ausbildung einer Kultur heran wie die unsere.

Kultur hat die Art unserer Entwicklung verändert. Mit Kultur hat sich unsere Spezies auf neue Weise an das Leben auf der Erde angepasst. Während das Überleben anderer Arten davon abhing, dass und wie sie sich über Generationen hinweg körperlich anpassten, waren wir in der Lage, eine Idee umzusetzen, mit der wir eine signifikante Änderung innerhalb einer Generation herbeiführen konnten. Zum Beispiel das Kunststück, Pflanzen zu finden, die auch während einer Dürre Wasser lieferten; das Fertigen eines Steinwerkzeugs, um damit ein totes Tier zu häuten und zu zerlegen, das Entzünden eines Feuers oder das Kochen von Essen konnte während der Dauer eines einzigen Lebens von einem Menschen an einen anderen weitergegeben werden. Das war eine neue Form der Vererbung, die unabhängig von den Genen stattfand, welche einem Individuum von den Eltern vererbt wurden. Wir entwickelten uns jetzt schneller. Die Gehirne unserer Vorfahren wuchsen in einem unglaublichen Tempo und gaben uns die Fähigkeit, zu lernen, zu erinnern und Ideen zu verbreiten. Aber schließlich verlangsamten sich die körperlichen Veränderungen, bis kaum noch welche stattfanden. Vor etwa 200 000 Jahren trat der anatomisch moderne Mensch, Homo sapiens, auf den Plan – ein Mensch wie du und ich. Seitdem haben wir uns auf der körperlichen Ebene nur noch sehr wenig verändert. Was sich allerdings auf spektakuläre Weise verändert hat, ist unsere Kultur.

Am Anfang des Bestehens unserer Art war unsere Kultur vornehmlich von unserem Lebensstil als Jäger und Sammler geprägt. In beiden Sparten waren wir außerordentlich gut. Wir statteten uns mit den materiellen Kennzeichen unserer Kultur aus, wie zum Beispiel Haken, um Fische zu fangen, und Messer, um Wild zu schlachten. Wir lernten, Feuer zu entfachen und zu kontrollieren, um damit zu kochen,...

Erscheint lt. Verlag 16.11.2020
Übersetzer Alexandra Hölscher
Sprache deutsch
Original-Titel A Life on our Planet
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alternative Energien • Artenschutz • Biodiversität • CO² Ausstoß • eBooks • Fleischproduktion • Klimaschutz • Regenwald • Wildtiere
ISBN-10 3-641-27312-9 / 3641273129
ISBN-13 978-3-641-27312-5 / 9783641273125
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 45,7 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles …

von Helen Pluckrose; James Lindsay

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
16,99
Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles …

von Helen Pluckrose; James Lindsay

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
16,99
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
12,99