Die Hornisse (eBook)

Ein packender Psychothriller | 'Grandioses Kopfkino' - KRIMIcouch.de

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(Autor)

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2020 | 1. Auflage
544 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2446-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Hornisse -  Marc Raabe
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Wer ist die Hornisse? »I love you all«, ruft der gefeierte Rockstar Brad Galloway seinen 22.000 Fans in der Berliner Waldbühne zu. Plötzlich tritt eine Frau ins Scheinwerferlicht und überreicht ihm einen Umschlag. Am nächsten Abend wird der tote Galloway, ausgeblutet und ans Bett gefesselt, im Gästehaus der Polizei gefunden. LKA-Ermittler Tom Babylon sucht gemeinsam mit der Psychologin Sita Johanns nach der Unbekannten. Die Spur führt dreißig Jahre zurück - zu einer heimtückischen Kindesentführung mit dem Decknamen »Hornisse« - und zu einer Frau, die zwischen zwei Männern stand. Beide waren bereit zu töten. Einer sinnt noch heute auf Rache. Und das kann Tom Babylon alles kosten, was er liebt. Der neue Thriller von Bestsellerautor Marc Raabe! 

Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.

Marc Raabe, 1968 geboren, ist Geschäftsführer und Gesellschafter einer TV- und Medienproduktion. Seine Thriller Schlüssel 17 und Zimmer 19, Auftakt der Serie mit Kommissar Tom Babylon, waren monatelang auf der LITERATUR SPIEGEL Paperback-Bestsellerliste. Raabes Romane sind in über zehn Sprachen übersetzt. Er lebt mit seiner Familie in Köln.

Prolog


Berlin, Waldbühne
Freitag, 18. Oktober
21:38 Uhr

Seine Nerven sind gespannt wie eine Bogensehne. Der DIN-A4-Umschlag, den er unter dem Innenfutter seiner Jacke versteckt hält, macht ihn nervös. Ihm ist warm, er weiß, dass er nach Schweiß riecht.

Er zeigt ein weiteres Mal seinen scheckkartengroßen Ausweis, wobei er versucht, seine Augen im Schatten der Mütze zu halten. Die zwei Typen nicken unterkühlt. Winken ihn durch. Der eine rümpft die Nase. Und so was nennt sich Security! Er hört schon die Fragen der Polizei. Die spitzen Formulierungen, den Vorwurf, dass ihnen doch etwas hätte auffallen müssen. Vermutlich werden die zwei ihren Job verlieren. Vielleicht verlieren auch noch andere ihren Job. Selbst schuld, wenn man einer blöden Plastikkarte glaubt.

Er geht zwischen mannshohen Absperrgittern das letzte Stück durch den Wald. Links, hinter dem Sichtschutz, sind die Massen. 22 290 Menschen, schreiend, jubelnd, sich im Takt wiegend und klatschend.

Gut, dass er sie nicht hört.

Gut, dass er fast gar nichts hört von all dem Aufruhr.

Er wirft noch einmal einen Blick auf das Foto in seinem Handy, prägt sich das Gesicht der Frau ein. Ende dreißig, blond. Ein wirklich hübsches Gesicht, das muss er zugeben. Aber das steht jetzt nicht zur Debatte. Er steckt das Handy wieder ein. Der Ausweis schaukelt an dem langen blauen Band um seinen Hals. Die Bäume über ihm greifen in den dunklen Himmel. Der Umschlag unter seiner Jacke wiegt schwer, obwohl er recht leicht ist. Im Inneren ist etwas Längliches, Rechteckiges – so viel konnte er ertasten. Was ist länglich, rechteckig und »von zerstörerischer Kraft«?

Denn genau das war das Versprechen gewesen, der Umschlag sei »von zerstörerischer Kraft«. Mehr hat er bei der Übergabe nicht erfahren.

Schweiß läuft ihm zwischen den Schulterblättern den Rücken hinab. Die Schaumstoffpfropfen in seinen Ohren drücken. Er hasst das taube Gefühl, das sie im Kopf machen. Doch noch mehr hasst er den Lärm, der hier herrscht. Ohne die Pfropfen in den Ohren würde ihn das alles irremachen.

Er bremst seine Schritte. Die Rückseite der Bühne liegt vor ihm, ein Klotz aus Stein und Beton, der noch aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt. Für die Zuschauer ist das hässliche Ding nicht zu sehen, von vorne dominiert das geschwungene weiße Dach der Waldbühne mit seinen zeltartigen Spitzen. Direkt am Hintereingang sind ein paar Dixi-Klos aufgestellt; für alle Fälle. Laminierte Zettel mit den Namen der Künstler kleben an den Türen.

Brad Galloway.

Er wünschte, die Hornisse könnte ihn jetzt sehen, könnte Zeuge sein, wie er alles ins Rollen bringt. Der Gedanke lenkt ihn für einen Moment ab. Was nicht gut ist. Er muss weiter. Erst der Umschlag, dann alles andere. Am liebsten hätte er, dass es heute gleich weitergehen würde. Aber das ist nicht der Plan.

Nervös betritt er den Gang. Roher Beton. Der Tunnel der Stars. Wer hier schon alles durchgelaufen ist!

Er öffnet den Reißverschluss seiner Jacke. Der Umschlag ist wattiert, die Oberfläche steif und glatt, sie knistert leise.

Länglich, rechteckig, von zerstörerischer Kraft.

Was könnte das sein? Plastiksprengstoff? Das würde passen. Semtex oder so was. Er will auf keinen Fall in der Nähe sein, wenn der Umschlag geöffnet wird. Denn er wird schnell geöffnet werden, allein schon wegen des roten Stempels. Urgent! – Dringend. Wie dieser Song von Foreigner aus den Achtzigern. Das war zwar etwas vor seiner Zeit, aber mit Musik kennt er sich aus. Die Melodie ist sofort in seinem Kopf.

Got firein your veins.

Burnin’ hot – but you don’t feel the pain.

Der Tunnel endet und vor ihm öffnet sich die Bühne. Licht pulsiert. Strahlen schneiden den Nebel in Scheiben. Vor seinen Augen explodiert ein Farbspektakel, Galloway und seine Band mittendrin, dahinter erheben sich die dicht besetzten Zuschauerränge des riesigen Amphitheaters.

Er kneift die Augen zusammen und mustert die Ränder der Bühne. Wo zum Teufel ist jetzt die Frau?

Eine Gruppe Menschen steht im Schatten eines Boxenturms; offenbar die Backstageloge für Groupies, Lakaien und Manager. Er läuft darauf zu, versucht im Streiflicht die Frau auszumachen. Der wattierte Umschlag scheint seltsam heiß zu werden zwischen seinen Fingern.

Wer sagt eigentlich, dass das Semtex erst hochgeht, wenn der Umschlag aufgerissen wird? Es könnte auch ein Zeitzünder sein. Oder ein Fernzünder …

Zuzutrauen wär’s ihm.

Er muss das Ding loswerden. Sofort.

Von links kommt eine Kamera herangeflogen, auf einem federnden Metallarm vor die Brust des Kameramanns geschnallt. Gerade noch rechtzeitig, bevor die Linse ihn erfassen kann, huscht er beiseite. Das Bild der Steadicam erscheint groß wie ein Haus auf dem Screen an der Rückwand der Bühne und zeigt Galloways Rücken vor einem Meer aus Fans.

Ein paar Schritte noch, dann ist er bei der kleinen Menschengruppe am Rand der Bühne, und plötzlich sieht er sie. Kein Zweifel, das ist die Frau auf dem Foto. Nur ihr Gesichtsausdruck ist anders, irgendwie bedrückt. Fast tut sie ihm leid. Sie wäre besser wirklich nicht hier.

Fuck. Zweifel sind das Letzte, was er jetzt gebrauchen kann. Die Hornisse hat das alles hier zu verantworten, niemand sonst. Ohne sie wäre das alles nie passiert. Also Umschlag übergeben und weg hier. Die Bühne vibriert. Die Frau steht da, wiegt mechanisch die Hüften, hat nur Augen für Galloway.

Er stupst sie an und hält ihr seinen Ausweis unter die Nase. »Hey. Ich soll ihm das geben«, brüllt er, hebt den Umschlag und deutet auf Brad Galloway.

Sie runzelt die Stirn, sagt etwas, doch durch die Ohrstöpsel versteht er nichts.

»Du triffst ihn doch gleich, in der Garderobe, oder?« Er tippt auf den roten Stempelaufdruck. »Ist dringend!«

Sie zuckt mit den Schultern, wirkt unschlüssig. Er nutzt den Moment und drückt ihr den Umschlag in die Hand. »Danke!«

Bevor sie etwas erwidern kann, dreht er sich um und lässt sie stehen. Auf der Treppe nimmt er jeweils drei Stufen auf einmal. Bloß nicht zur falschen Zeit am falschen Ort sein.

Konsterniert starrt sie auf den Umschlag in ihrer Hand. Was bitte war das gerade? Was bildet der Typ sich ein! Sie hat weiß Gott andere Themen, als auch noch den Kurier zu spielen.

Brads Stimme holt aus und hebt ab. Der Jubel von über zwanzigtausend Menschen schwillt an. Sie bekommt eine Gänsehaut. Sieht seine Hand, fest ums Mikrofon, hätte sie gerne woanders und schämt sich zugleich dafür. Seine Lippen berühren die Waben des Mikros, winzige Tröpfchen sprühen im Gegenlicht. Wie kann in einer Stimme so viel Seele sein?

Die Gänsehaut will und will nicht gehen.

Das wollte sie auch damals nicht. Sie hatte unten in der ersten Reihe gestanden. Es wäre besser gewesen, er hätte sie nicht gesehen. Es wurde ein fünf Tage langer gemeinsamer Rausch.

Geteilte Einsamkeit.

Gegen das Gefühl von Verlorensein anvögeln, und gleichzeitig war es so viel mehr gewesen. Ein kurzer Traum von Liebe. We are all broken, that’s how the light gets in. Brads Worte. Cohen, Hemingway, wer auch immer das geschrieben hatte, er musste Brad in die Seele geschaut haben.

Die Zwanzigtausend singen mit ihm. Für ihn. Wie zwanzigtausend Geliebte. Als würden sie alle ihre Erinnerung und ihre Gefühle teilen. Dabei gibt es niemanden, der so viel mit ihm teilt wie sie. Sie müsste es ihm nur sagen.

Die Waldbühne liegt Brad zu Füßen, und sie fragt sich, ob es nicht besser wäre zu gehen. Aber da ist der Umschlag. Sie schaut auf den Stempel. Urgent!

Plötzlich spürt sie seinen Blick. Er hat sie gesehen und streckt die Hand nach ihr aus, winkt, was so viel heißt wie: »Komm her zu mir!« Die Kamera wirft ihn riesengroß auf die Leinwand.

Sie schüttelt den Kopf, hält sich am Umschlag fest, will im Schatten bleiben. Er singt weiter, die Stimme dunkel und samtig, und er winkt erneut.

Bleib bloß weg. Ich kann nicht.

Die Sticks wirbeln auf dem Schlagzeug, die Musik schwillt zu einem gigantischen Finale an. Der letzte Gitarrenschlag geht im Jubel von Tausenden Kehlen unter. Schwärme von Handys leuchten auf der Tribüne.

Galloway brüllt: »Thank you! I love you all!«

So was von peinlich. Die billigste aller Liebeserklärungen. Und trotzdem funktioniert es, auch bei ihr.

Plötzlich steht er vor ihr. Die Steadicam fliegt auf sie zu. Sie wendet ihr Gesicht von der Kamera ab, drückt ihm dabei den Umschlag vor die Brust. Er lacht, packt sie, zieht sie heran, ohne dass sie sich wehren könnte, betrachtet den Umschlag in seinen Händen und runzelt die Stirn.

»Where have you been«, murmelt er, den Mund dicht an ihrem Ohr.

Sie antwortet nicht.

22 290 Menschen rufen: »Zu-ga-be!«

Er reißt den Umschlag auf, langsam, und sieht sie dabei an, als wäre der Umschlag ein Geschenk von ihr. Denkt er das wirklich? Sie sollte ihn aufklären.

Das Ratschen des Papiers...

Erscheint lt. Verlag 2.11.2020
Reihe/Serie Tom Babylon-Serie
Tom-Babylon-Serie
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Geisteswissenschaften Psychologie Entwicklungspsychologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Berlin • Bestseller 2020 • Bruder • DDR • DDR-Zwangsadoption • Entführung • Ermittler • Erpressung • Geheimnis • Geschwisterbeziehung • Groupies • Killer • Krimi • Krimiserie • Mauerfall • Mord • Opfer • Ost-West • Paperback Bestseller • PBTS Posttraumatische Belastungsstörung • Polizei • Rockmusik • Schlüssel 17 • Schwester • Serie • Sita Johanns • Spannung • Spionage • Stasi • Thriller • Tom Babylon • Trauer • Verlust • Waldbühne • Westflucht • Zimmer 19 • Zwangsadoption
ISBN-10 3-8437-2446-6 / 3843724466
ISBN-13 978-3-8437-2446-3 / 9783843724463
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