Youth to Power (eBook)

Eine Anleitung zum Handeln - mit einem Vorwort von Greta Thunberg - Deutschsprachige Ausgabe

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020
336 Seiten
btb Verlag
978-3-641-27146-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Youth to Power - Jamie Margolin
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»Wir brauchen Werkzeuge, mit denen wir die Welt verändern können. In diesem Buch könnt ihr sie finden.« - Greta Thunberg
Dieses Buch ist eine Anleitung zum Handeln im doppelten Sinne: Die Klima-Aktivistin Jamie Margolin macht uns nicht nur klar, dass es sich lohnt, für eine bessere Welt zu kämpfen. Sie zeigt auch Schritt für Schritt, was es braucht, um erfolgreich für eine Sache einzustehen, interviewt zahlreiche prominente AktivistInnen und erklärt unkompliziert und mit spürbarer Begeisterung, wie man erfolgreiche Veranstaltungen und friedliche Proteste organisiert, richtig mit den sozialen Medien umgeht, als AktivistIn und StudentIn etc. seine Zeit richtig einteilt und langfristige Aktionen richtig angeht, ohne sich und seine Mitstreiter dabei zu überfordern. Ein absolutes Muss für alle, die für eine bessere Welt kämpfen wollen. Im Kleinen, wie im Großen.

Jamie Margolin ist eine der einflussreichsten jungen Aktivistinnen der Welt. Im Alter von 14 Jahren begann sie damit, sich für den Klimaschutz einzusetzen - mit überwältigendem Erfolg in den sozialen Medien. Tausende Jugendliche in und um Washington D.C. taten es ihr gleich. Im Jahr 2017 gründete sie mit einer Handvoll Mitstreiter die globale Klimaschutzbewegung ?Zero Hour?. Sie wurde 2019 von der BBC zu den »100 Women Changing the World« gezählt und erhielt für ihre Arbeit zahlreiche Preise und Ehrungen. Jamie Margolin lebt in Seattle.

Einleitung


Die Welt muss deine Stimme hören

In finsteren Zeiten wurden Menschen, Bewegungen, ganze Länder gerettet, weil ganz gewöhnliche Menschen den Mut hatten, die Stimme gegen diejenigen zu erheben, die an der Macht waren.

Leider werden wir in unserer Welt nur sehr bedingt zu Widerworten erzogen.

Vom ersten Tag im Kindergarten an bekommen wir gesagt: Sei still, heb die Hand, wenn du etwas sagen willst, hör auf die Obrigkeit, mach deine Arbeit, tanz nicht aus der Reihe und hinterfrage nicht. Lern Informationen auswendig und käue sie auf einem Blatt Papier wieder. Wir bekommen gesagt: Wenn du dich an die Regeln hältst, liegt ein sicherer und freier Weg vor dir. Schreib gute Noten, dann winkt dir der Erfolg. Arbeite hart, dann erwartet dich eine leuchtende Zukunft.

Aber was, wenn es keine Zukunft mehr gibt, für die es sich zu lernen lohnt? Was passiert, wenn deiner Generation nur noch ein Planet bleibt, der aufgrund des Klimawandels schon bald nicht mehr für den Menschen bewohnbar ist?

Dann treffen diese schablonenhaften Regeln, die wir befolgen sollen, auf einmal nicht mehr zu. Der sichere und freie Weg durch das Schulsystem in eine leuchtende Zukunft steht uns in einer durch den Klimawandel veränderten Welt mit ungewissen Aussichten nicht mehr offen.

Und leider wird uns das ganze Auswendiglernen und Regelbefolgen, das wir perfektioniert haben, nicht retten können. Je länger du in einer Welt lebst, in der du nur ein winziges Rädchen in der Maschine bist, desto weniger fällt dir die Ungerechtigkeit auf, die täglich vor deinen Augen geschieht – und desto weniger stellst du sie infrage.

In unserer heutigen Gesellschaft haben viele Erwachsene (natürlich nicht alle, mein großer Dank und Respekt gehen an die indigenen Stammesältesten, die diesen Kampf schon lange vor meiner Geburt ausgefochten haben) den Willen verloren, Dinge zu hinterfragen und zu rebellieren, oder sie haben einfach keine Energie mehr dafür, weil sie es schon ihr ganzes Leben lang getan haben. Versteh mich nicht falsch, die ältere Generation kann viel Weisheit und Erfahrung mit uns teilen, und natürlich brauchen wir generationenübergreifende Bewegungen, um die Welt verändern zu können. Wir dürfen Jung und Alt nicht gegeneinander ausspielen oder das jahrzehntelange Hinarbeiten auf Veränderung vergessen, das vor uns kam. Die Erfolge der älteren Generation zu verleugnen wäre extrem respektlos, außerdem würden wir unserer eigenen Arbeit schaden, wenn wir uns gegen bereits erworbenes Wissen aus der Vergangenheit sperren. Wir Jugendliche stehen auf den Schultern der Weltveränder:innen vor uns, das dürfen wir nie vergessen. Allerdings folgen viele der Maßnahmen, die die Erwachsenen an der Macht im Augenblick gegen die größten Probleme ergreifen, die unsere Generation erwarten, der gleichen repressiven Logik und den gleichen Methoden, die diese Probleme überhaupt erst hervorgerufen haben.

Aber was ist mit uns jungen Menschen? Wir haben weder längst resigniert noch sind wir ausgebrannt. Anders als die meisten Erwachsenen treibt uns noch ungebremster der Teil in uns an, der Fragen stellt, Herausforderungen sucht und sich weigert, den jetzigen Zustand der Welt einfach zu akzeptieren. Wir besitzen frische Energie, Ideen und die einzigartige Macht, unsere Welt zu verändern. In der Schule handeln wir uns meistens Ärger ein, wenn wir die Regeln hinterfragen. Aber vielleicht ist genau dieses Hinterfragen von Regeln unsere größte Stärke.

Es wird oft gewitzelt, dass Jugendliche in der Geschichte immer auf der richtigen Seite gestanden haben. Ich glaube allerdings, das ist kein Witz, sondern die Wahrheit. Die Vergangenheit hat bewiesen, dass wir immer wieder auf der richtigen Seite standen.

Wer hat Martin Luther King geholfen, wichtige Kämpfe für die Bürgerrechte auszufechten, als er im Gefängnis saß und die Hoffnung zu verlieren drohte? Jugendliche. Der Children’s March in Birmingham, Alabama, war in den 1960ern der Wendepunkt der Bürgerrechtsbewegung und führte zum Ende der Rassentrennung.

Wer initiierte die revolutionäre #NoDAPL-Bewegung, um die Dakota Access Pipeline zu verhindern? Jugendliche. Die indigenen Jugendlichen des Sioux-Reservats Standing Rock riefen entgegen der Anweisungen ihrer Stammesältesten eine Bewegung ins Leben, die unseren Kampf gegen die fossile Brennstoffindustrie geprägt und die Native Communitys in bisher nie da gewesenem Maße geeint hat.

Die Stimme der jungen Menschen hat so viel Gewicht, weil wir in nahezu jeder Hinsicht moralisch überlegen sind.

Wir haben kein einziges der repressiven Systeme erschaffen, die uns und unsere Welt mit Füßen treten – wir wurden in sie hineingeboren, ob wir wollten oder nicht. Wir haben keinerlei Hintergedanken.

Wir Jugendliche betreiben keinen Aktivismus aus Eigennutz. Fast niemand von uns verdient Geld mit seinem Aktivismus, und Ruhm ist ebenso selten wie flüchtig.

Wir Jugendliche haben keine korrupten Motive. Wir sprechen die Wahrheit aus, weil wir uns von Herzen wünschen, dass die Welt sich zum Besseren wandelt. Und genau deshalb ist die Stimme der Jugend auch so rein und mächtig, ist es schon immer gewesen und wird es immer bleiben.

Egal, wie sehr die Gesellschaft uns eintrichtert, Regeln blind zu befolgen, wir jungen Menschen durchschauen sofort, wenn man uns Mist erzählt. Die Jugend ist die Stimme der Wahrheit – das war schon immer so. Auch wenn die Erwachsenen, die an der Spitze unserer Gesellschaft stehen, das nur ungern zugeben.

Ich bin Jamie und gehe zur Highschool, ansonsten gibt es gar nicht besonders viel über mich zu sagen. Ich wurde in keine politische Familie von Aktivist:innen hineingeboren und auch in keine reiche. Niemand hat mich an die Hand genommen und mir gezeigt, wie man etwas verändert. Ich war (und bin immer noch) einfach ein Mädchen, das versucht, einigermaßen glatt durch die Highschool zu kommen, aber gleichzeitig habe ich die Korruption und die Unverantwortlichkeit der Politiker satt und will mich nicht damit abfinden, dass meiner Generation nur noch eine im Zerfall begriffene, unbewohnbare Welt bleibt.

Genau dieses Buch hätte ich mir damals gewünscht, als ich vierzehn war, ganz am Anfang meines Weges als Aktivistin stand und keinen blassen Schimmer hatte, worauf ich mich einließ. Jedes Wort auf diesen Seiten enthält den aufrichtigen, ungefilterten Rat einer jungen Aktivistin, die anderen jungen Aktivist:innen eine Anleitung an die Hand geben möchte, und zwar von einer, die in der gleichen Situation war und genau weiß, wie es sich anfühlt.

In diesem Buch findest du meinen Insiderbericht über das Gründen einer Bewegung, die Organisation einer Community, gemeinnützige Organisationen und darüber, wie man Veränderungen bewirkt. Es ist ein Handbuch für junge Weltveränder:innen. Die Welt des Aktivismus kann aufregend und empowernd sein und dir angesichts der vielen Herausforderungen, vor denen du stehst, wieder Hoffnung machen.

Ich habe mich mit so vielen tollen jungen Menschen unterhalten, die so viel zu sagen und der Welt so viel zu bieten hatten und trotzdem überzeugt waren, nicht gut genug zu sein. Diese großartigen Aktivist:innen (deren Worte meine Arbeit positiv beeinflusst haben) waren immer noch der Ansicht, nicht schlau genau, mutig genug oder was auch immer genug zu sein, um die Welt zu verändern.

Wer dir weismachen will, du würdest nicht in die Politik gehören oder hättest nicht das Zeug dazu, für einen guten Zweck zu kämpfen, redet Blödsinn. Du (genau, DU!) gehörst zu uns, zu all den jungen Menschen, die die Welt verändern.

Du bist eine:r von uns. Willkommen.

Meinen Weg zum Aktivismus würde ich um nichts in der Welt eintauschen wollen. Es ist ganz egal, wo auf diesem Weg du dich gerade befindest – ob du dich noch nicht endgültig getraut hast, den großen Zeh ins raue Gewässer des Aktivismus zu stecken oder ob du selbstbewusst und startklar bist und nur noch einen Stupser in die richtige Richtung brauchst. Wenn es dir unheimlich ist, deine gewählten Vertreter:innen anzusprechen oder du dich nicht traust, dich auf Demos oder in deiner Gemeinde zu engagieren, ist das völlig okay! Dass dir nicht ganz wohl dabei ist, die Stimme zu erheben, heißt noch lange nicht, dass das immer so bleiben muss. Auf deinem Weg zum Aktivismus wirst du Verbündete finden, du wirst daran wachsen, lernen und dich weiterentwickeln, und irgendwann wirst du dein Ziel erreichen, das verspreche ich dir. Ich weiß das so genau, weil es mir vor gar nicht allzu langer Zeit genauso ging wie dir. Ich war eine unsichere Vierzehnjährige, voller Angst und Sorge um unsere Welt und ohne den blassesten Schimmer, was ich dagegen tun konnte.

Genau wie ich es mir am Anfang meiner Aktivistinnenkarriere von irgendwem gewünscht hätte, werde ich dir jetzt alles erzählen. Gutes wie Schlechtes. Worauf du aufpassen musst, mit welchen Problemen ich konfrontiert wurde (damit du weißt, wie du sie umschiffst!) und den ganzen unangenehmen Kram, über den ansonsten so gern mit blumigen Worten hinweggegangen wird.

Als chronisch erschöpfte, hausaufgabengeplagte Highschool-Schülerin, die eine internationale Bewegung leitet, habe ich keine Zeit dafür, irgendetwas schönzureden. Du bekommst in diesem Buch außer konkreten Ratschlägen und Strategien die ungeschönten Geschichten aus meinem Leben als junge Weltveränderin und Aktivistin: von der fröhlichen Demonstration vor dem obersten Gericht im bitterkalten, strömenden Regen über den Lobbyisten für fossile Brennstoffe, der mir an die Schulter gefasst und mich »Süße« genannt hat, bis hin zum Umgang mit den vielen...

Erscheint lt. Verlag 14.9.2020
Übersetzer Annika Klapper, Lisa Kögeböhn
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Youth to Power
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Aktivismus • Black lives matter • eBooks • Fridays For Future • gewaltfreier Widerstand • Graswurzelbewegung • Greta Thunberg • Hongkong • Kampagne • Kreativität • Nichtregierungsorganisationen
ISBN-10 3-641-27146-0 / 3641271460
ISBN-13 978-3-641-27146-6 / 9783641271466
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