Lauchheim I.

Beitrage zur Computertomographie als Dokumentationsmethode, zur Textilarchaologie und zur Bestattungspraxis in der fruhen Merowingerzeit
Buch | Hardcover
298 Seiten
2020
Reichert, L (Verlag)
978-3-95490-359-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lauchheim I. -
45,00 inkl. MwSt
In Lauchheim (Ostalbkreis) wurde zwischen 1986 und 1996 der mit rund 1300 Gräbern des späten 5. bis späten 7. Jahrhundert bislang größte bekannte merowingerzeitliche Bestattungsplatz Südwestdeutschlands vollständig ausgegraben. Die Grabbeigaben zeichnen das lebendige Bild einer komplexen und einem vielfältigen Wandel unterliegenden Lokalgesellschaft. Die Beiträge dieses Sammelbands widmen sich der methodisch wegweisenden, zerstörungsfreien Dokumentation von über 330 Blockbergungen und mehr als 100 Einzelobjekten mittels Mikro-Computertomographie sowie dem multidisziplinären, die Gesamtheit des Grabbefundes betrachtenden Auswertungsansatz, dargestellt am Beispiel einer sich durch die bemerkenswerte Erhaltung von organischen Materialien auszeichnenden Baumsargbestattung.
In Lauchheim (Ostalbkreis) wurde zwischen 1986 und 1996 der mit rund 1300 Gräbern des späten 5. bis späten 7. Jahrhundert bislang größte bekannte merowingerzeitliche Bestattungsplatz Südwestdeutschlands vollständig ausgegraben. Seit 2009 sind die Bestattungen aus Lauchheim Gegenstand eines multidisziplinären Forschungsprojekts, das sich durch die Anwendung innovativer Dokumentationsmethoden mit dem Anspruch einer möglichst vollständigen Datenerfassung auszeichnet. Die Beiträge dieses Sammelbands widmen sich zwei Grundpfeilern des Projekts: der methodisch wegweisenden, zerstörungsfreien Dokumentation von über 330 Blockbergungen und mehr als 100 Einzelobjekten mittels Mikro-Computertomographie sowie dem multidisziplinären, die Gesamtheit des Grabbefundes betrachtenden Auswertungsansatz. Im Rahmen des Projektes bot sich außerdem die Gelegenheit, erstmals sämtliche erhaltenen organischen Artefakte eines großen frühmittelalterlichen Friedhofes zu erfassen und so die Ergebnisse älterer textilarchäologischer Untersuchungen an auszugsweise erfassten Quellenbeständen maßgeblich zu ergänzen. Wegen der hohen Anzahl organischer Funde mussten gängige Untersuchungs- und Dokumentationsmethoden maßgeblich modifiziert werden.
Den Auftakt des Bandes bildet die Dissertation von Jörg Stelzner, in der die Computertomographie als Untersuchungs- und Dokumentationsmethode für eine große Anzahl von Blockbergungen und einzeln geborgenen Funden überprüft wurde. Das frühmittelalterliche Gräberfeld Lauchheim "Wasserfurche" bot hierfür ein weites Spektrum an Objekten und Materialien. Untersucht wurden die zentralen Anforderungen an die Methode, wie die Visualisierung der unterschiedlichen Funde und die Materialbestimmung für die Objektansprache sowie die Klärung der Stratigraphie in den Blockbergungen. Hierdurch wurde bestätigt, dass eine beschleunigte Aufarbeitung der Funde in ausreichender Qualität möglich ist. Darüber hinaus konnten weitreichende Erkenntnisse zu Materialeigenschaften und Herstellungstechniken gewonnen werden.
Zwei Beiträge (B. Höke, J. Banck-Burgess et al.) widmen sich der Baumsargbestattung Grab 974, die zusammen mit einigen weiteren Gräbern des späten 5. Jahrhunderts am Anfang der Belegung des großen Bestattungsplatzes "Wasserfurche" steht. Die Ausstattung des Frauengrabes, zu der auch verschiedene bemerkenswerte Textilien gehörten, spiegelt eine gehobene Lebensweise und wirft Schlaglichter auf eine weit vernetzte materielle Kultur der frühen Merowingerzeit. Die sorgfältige Dokumentation des Befundes ermöglicht detaillierte Einsichten in die komplexen Vorgänge rund um die Beisetzung, wozu die Fertigung des Sarges aus einem Eichenstamm, die Vorbereitung und Einkleidung der Toten und die Deponierung der Beigaben vor dem Verschließen des Grabes gehören. Innovative Untersuchungsmethoden, wie die Computertomographie, können im Bereich der Blockbergungen eine akribische, händische Befundauswertung nicht ersetzen. Trotz einer stark vergangenen Organik mit Schichtabfolgen, die häufig nur wenige Millimetern stark waren, ließen sich die wesentliche Textilfunde und -befunde in der Baumsargbestattung 974 über Mikro-Schichtabfolgen nachweisen. Dazu zählen gesonderte Textilbeigaben; eine gepolsterte Decke, die die Bestattung abdeckte; der Nachweis von Seidentaft im gesamten Körperbereich; gepolsterte Bundschuhe oder Befundbeobachtungen zur Präsentation der Toten im Grab. Informationen zu organischen Funden bleiben für den historischen Kontext weitgehend unerschlossen, wenn eine Befunddokumentation unterbleibt. Letztere setzt jedoch Kapazitäten voraus, die in der archäologischen Denkmalpflege nur exemplarisch genutzt werden können.
Den Abschluss bildet eine Betrachtung von Ch. Peek zu den Möglichkeiten und Grenzen textilarchäologischer Untersuchungen an organischen Artefakten aus dem Gräberfeld von Lauchheim.

Dr. Jörg Stelzner, geb. 1977; Studium der Konservierung und Restaurierung von archäologischen, ethnologischen und kunsthandwerklichen Objekten an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (SABK); Promotion 2016 über "Die Computertomographie als Untersuchungs- und Dokumentationsmethode zur Bearbeitung frühmittelalterlicher Fundkomplexe"; wissenschaftlicher Mitarbeiter im DFG-Projekt "Lauchheim" am Landesamt für Denkmalpflege Baden Württemberg (2007-2015), im DBU Projekt "Glasinduzierte Metallkorrosion an Kulturgut" an der SABK Stuttgart (2016-2019) und seit 2019 im D-A-CH Projekt (DFG/SNF) "CUTAWAY" am Römisch-Germanischen Zentralmuseum - Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie in Mainz. Seit 2016 freiberufliche Tätigkeit als selbständiger Restaurator. Forschungsschwerpunkt: Anwendung computertomographischer Verfahren in Konservierungswissenschaft und Archäologie, Präventive Konservierung. Dr. Benjamin Nicolas Höke, geb. 1977; Studium der Vor- und Frühgeschichte, Ethnologie/Altamerikanistik und Historischen Geographie an der Universität Bonn, 2010 Promotion an der Universität München über den spätmerowingerzeitlichen Bestattungsplatz von St. Wolfgang in Neuburg a. d. Donau. Seit 2013 wiss. Mitarbeiter in den Lauchheim-DFG-Projekten (Uni Freiburg, Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart), seit 2018 Referent für Frühgeschichte beim Landesamt für Denkmalpflege; Forschungsschwerpunkt: Archäologie des Frühen Mittelalters. Dr. Johanna Banck-Burgess, geb. 1962; Studium der Ur- und Frühgeschichte, Klassischen Archäologie und Alten Geschichte in Freiburg und Kiel. Wissenschaftliche Angestellte an der Uni Freiburg 1990-1994. Promotion über die frühkeltischen Textilien aus Hochdorf/Eberdingen 1995. 1999-2003 Mitarbeiterin im DFG-Projekt alamannisches Textilhandwerk. Seit 2003 Inhaberin der einzigen Planstelle für Textilarchäologie in Deutschland am Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart. Schwerpunkte: stark zersetzte Organik und Befunderhebung in Blockbergungen. Christina Peek M. A., geb. 1972 in Bremen; Studium der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit sowie Mittelalterliche Geschichte und Didaktik der Geschichte in Bamberg. 2000-2002 Volontariat am Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege in der archäologischen Textilrestaurierung. Seit 2000 Lehraufträge an der SABK Stuttgart. 2002-2015 Projektmitarbeiterin am Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. 2007-2015 DFG-Projekt "Lauchheim". Seit 2014 Angestellte des Niedersächsischen Institutes für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven. Forschungsschwerpunkt: Untersuchung und Dokumentation archäologischer Textilfunde. Herausgeber Prof. Dr. habil. Dirk L. Krausse, geb. 1962, Studium der Ur- und Frühgeschichte, Ethnologie, Biologie in Göttingen und Kiel. Promotion an der Universität Kiel mit einer Dissertation über das frühkeltische Fürstengrab von Eberdingen-Hochdorf. Tätigkeit in Lehre und Forschung an der Universität Kiel 1993-2003. Habilitation über den eisenzeitlichen Kulturwandel und die Romanisierung im Eifel-Ardennenraum an der Universität Kiel 2001. Seit 2003 Referatsleiter, seit 2008 Landesarchäologe und Abteilungsdirektor am Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart mit Arbeits- und Forschungsschwerpunkt Eisenzeit und Leitung der Ausgrabungen an der Heuneburg. Apl. Professur für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Tübingen. Prof. Dr. Sebastian Brather, geb. 1964; Studium der Ur- und Frühgeschichte, Geschichte und Anthropologie in Berlin, Promotion 1995 in Berlin über "Feldberger Keramik und frühe Slawen", Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts 1996/1997, Habilitation 2002 in Freiburg über "Ethnische Interpretationen in der frühgeschichtlichen Archäologie", Heisenberg-Stipendiat der DFG 2004-2006, Gastprofessur für frühgeschichtliche Archäologie in Wien 2004/2005, seit

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden-Württemberg ; 8
Zusatzinfo 382 Abbildungen, 14 Tabellen, 2 Diagrammen
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Maße 210 x 297 mm
Gewicht 1344 g
Themenwelt Geisteswissenschaften Archäologie
Geschichte Allgemeine Geschichte Altertum / Antike
Sozialwissenschaften
Schlagworte Alte Geschichte • Archäologie • Ausgrabung • Lauchheim • Siedlungsarchäologie
ISBN-10 3-95490-359-8 / 3954903598
ISBN-13 978-3-95490-359-7 / 9783954903597
Zustand Neuware
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