Rechtsextremismus und Gewalt

Studienarbeit aus dem Jahr 1994 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Sonstiges, Note: gut (2,0), Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Politisches Seminar), Veranstaltung: Hauptseminar: Fluchtbewegungen und Migration in Geschichte und Gegenwart, Sprache: Deutsch, Abstract: Gewalt ist in dieser Gesellschaft mittlerweile zum Tabubegriff geworden. Parallel zu dieser Entwicklung wird der Begriff, der der Inbegriff alles Verachtenswerten geworden ist, inflationär benutzt. "Gewalttätigkeit", wie sie im Strafrecht genannt wird, und als "Gewaltverbrechen" strafrechtlich verfolgt wird, ist im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mehr von staatlicher Gewalt getrennt. Aber auch "strukturelle Gewalt", "psychische Gewalt" oder "verdeckte Gewalt" befinden sich in dem Wortbrei Gewalt. Diese einseitig negative Bedeutung des Wortes unterscheidet nicht mehr zwischen rechtmäßiger und unrechtmäßiger Gewalt, Gewaltkriminalität und Gewaltanwendung. Das Schlagwort "Gewalt" wird in Verbindung mit vermeintlicher oder wirklicher Gefahr, die hiervon ausgeht, politisch genutzt. Hier interessiert die Verbindung von Rechtsextremismus und Gewalt. Es wird im folgenden zu klären sein, was unter "rechtsextremistischer Gewalt" zu bezeichnen ist, worin diese besteht und neben Erklärungsmöglichkeiten, auf Gegenstrategien hinzuweisen. "Die fremdenfeindliche Gewalt der Jahre 1991 und 1992 kann keineswegs durchgängig als eine rechtsextremistisch organisierte, gesteuerte oder auch nur als solche motivierte Gewalt angesehen werden."

Eine These dieser Arbeit ist daher, daß die unter rechtsextremistisch bezeichneten Gewalttaten nicht nur von "überzeugten Rechtsextremisten" begangen werden, sondern hauptsächlich von Jugendlichen, die aus den verschiedensten Motiven heraus Gewalttaten begehen und sie lediglich mit Parolen und Symbolen verkleiden, die den Eindruck erwecken, hier seien Rechtsextremisten am Werk. Weiter stelle ich die These auf, daß hauptsächlich Angst in vielfältiger, häufig irrationaler Form (z.B. vor "den Fremden" oder vor Wohlstandsverlust) der Grund für Gewalttätigkeit darstellt, infolgedessen auch nicht nur die real von Arbeitslosigkeit betroffenen Jugendlichen zu Gewalt und rechten Parolen greifen, sondern auch solche, die davor berechtigte oder unberechtigte Angst haben. Dies wird, wie das zuvor Genannte, im Verlauf untersucht werden. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt im ersten Teil, in dem unterschiedliche Gewalttaten aufgeführt und beschrieben werden.