Politische Theorie und Emotionen

Nach liberalen Idealvorstellungen soll die Vernunft in der Sphare der OEffentlichkeit herrschen und die Gefuhle privat bleiben. Die Praxis zeigt jedoch, dass Emotionen in der Politik eine zentrale Rolle spielen. Sie koennen in der Politik zur Manipulation benutzt werden, ein Ausdruck authentischer Empoerung sein oder selbst zum Objekt einer "Gefuhlspolitik" werden. Damit bestatigen sich philosophische und neurowissenschaftliche Einwande gegen einen Dualismus von Vernunft und Gefuhl. Versteht man diese beiden Dimensionen als verwoben, werden Fundamente des liberalen Staatsverstandnisses in Frage gestellt: Was folgt fur den demokratischen Prozess aus der Einsicht, dass eine "Reinigung" von Gefuhlsanteilen und eine Beschrankung auf blosse Argumente nicht moeglich ist?
Dieser Band versammelt Beitrage zur Frage nach den Wechselverhaltnissen von Politik und Emotion aus ideengeschichtlicher, philosophischer und soziologischer Perspektive. Er zeichnet entscheidende Stationen der Theoriegeschichte nach und bietet dem Leser einen UEberblick uber Stand und Perspektiven der Forschung.