Der arbeitende Nutzer (eBook)
174 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44435-2 (ISBN)
G. Günter Voß ist emeritierter Professor für Industrie- und Techniksoziologie an der TU Chemnitz.
G. Günter Voß ist emeritierter Professor für Industrie- und Techniksoziologie an der TU Chemnitz.
Inhalt
Vorwort 7
1. Einführung11
1.1Die These des »Überwachungskapitalismus« 12
1.2Zum Aufbau des Textes 15
1.3Subjektorientierung – Ein Exkurs 16
2. Neuer Kapitalismus mit neuen Regulierungen,
Werkzeugen und Subjektivitäten21
2.1Politökonomische oder technische Hintergründe
des Wandels 21
2.2Kapitalistische Charaktermasken oder
Helden von Big Tech 24
2.3Subjektorientierte Blicke auf den Wandel mit
Fokus auf neue Figuren von Arbeitskraft 27
2.3.1Der Arbeitskraftunternehmer 28
2.3.2Der arbeitende Kunde30
2.3.3Der arbeitende Roboter31
3.Eine historisch neuartige Grundlage kapitalistischer
Reproduktion37
3.1Der »neue Rohstoff«38
3.2Eine neue »Great Transformation« 41
3.3Rendition, Datafizierung, Prognose und
Verhaltenssteuerung42
4.Subjektorientierte Blicke auf den
Überwachungskapitalismus49
4.1Gewinnung des überwachungskapitalistischen
Rohstoffs – Neuartige Arbeit einer
neuartigen Arbeitskraft50
4.1.1Verhaltensüberschuss:
Alltägliche menschliche Lebens-Spuren 51
4.1.2 Extraktion des Rohstoffs:
Ursprüngliche subjektive Leistungen
als Grundlage 52
4.1.3Entdecken und vieles mehr:
Arbeitende Leistungen arbeitender Nutzer 69
4.1.4Persönliche Produktionsverhältnisse:
Zur Lebensführung arbeitender Nutzer85
4.1.5Der arbeitende Nutzer89
4.2Extraktion des überwachungskapitalistischen
Rohstoffs – Eine neue Landnahme 91
4.2.1Die Diskussion zur »Landnahme« 93
4.2.2Neue kapitalistische Landnahme:
Eine subjektorientierte Interpretation 106
5. Neue kapitalistische Figuren und die politische
Bedeutung Alltäglicher Lebensführung –
Folgerungen und Ausblicke 111
5.1Der arbeitende Nutzer und seine Begleiter
im überwachungskapitalistischen Spiel111
5.2Lebensführung als umkämpftes Terrain
und als Plattform für Widerstand129
Abbildungen und Tabellen149
Quellen 151
Vorwort Der von mir hier vorgelegte Text hat eine Vorgeschichte. Noch vor dem offiziellen Erscheinungstermin drückte man mir in meiner Buchhandlung Anfang 2018 die soeben gelieferte Studie von Shoshana Zuboff zum »Überwachungskapitalismus« in die Hand. Ich hatte das Buch erst einige Tage zuvor bestellt und war erstaunt, es so schnell zu bekommen. Wieder zu Hause setzte ich mich auf mein Lesesofa, um einen ersten Blick in das erschreckend dicke Konvolut zu werfen ... und hörte für fast eine Woche nicht mehr auf zu lesen. Als ich davon auf Twitter berichtete, erhielt ich erstaunte Reaktionen von Kollegen aus den USA, die mit einer englischsprachigen Ausgabe erst Anfang 2019 (und damit ein Jahr später) gerechnet hatten. Über die Gründe für diese interessante Publikationsstrategie kann man nur mutmaßen (ich habe dazu einige Ideen ...). Der Bitte, ?schon mal? über den Inhalt zu berichten, kam ich gerne nach - in dem Umfang, den Twitter ermöglicht. Es war sicherlich auch das winterliche Wetter, das davon abhielt, mein Sofa zu verlassen. Aber mehr noch war es meine Faszination. So ein Buch hatte ich schon lange nicht mehr in Händen gehalten. Es dauerte den einen oder anderen Tag, bis ich mich eingelesen hatte und begriff, welchen Reim ich mir auf die Studie machen sollte. Neben den 727 Seiten war es vor allem der weitreichende kapitalismusanalytische Rahmen, mit Bezügen zu vielen großen Geistern, die man als Arbeitssoziologe gerne zitiert, der mich staunen ließ. Erste spärliche Medienreaktionen in Deutschland halfen mir nicht wirklich weiter. Immerhin konnte ich Frau Zuboff in der ARD (titel thesen temperamente) kurz sehen und hören. Ich vernahm dort nun auch Zuboffs selbstbewussten Hinweis, dass man ihr Buch schon ganz gelesen haben müsse, um sie zu verstehen - womit sie völlig Recht hat. Es war dann aber weniger die sympathische Erscheinung der Professorin aus Harvard, die mich trotz aller Lesemühe bei der Stange hielt. Was mich fesselte, war vor allem der sozioökonomische Fokus mit einer ohne Zweifel ?steilen? These. Trotz aller Faszination war ich nach der Lektüre auch irritiert und fast ein wenig deprimiert. Das Buch erinnerte an eigene aktuelle Überlegungen, etwa zu neuen »robotisierten« Technologien. Am meisten irritierte aber, dass da nun jemand höchst umfangreich und kompetent eine Entwicklung beschrieb, über die ich einige Jahre zuvor zusammen mit Kerstin Rieder nachgedacht hatte: Die Integration von Konsumenten in betriebliche Produktionsprozesse. (Vgl. Voß/Rieder 2015) Zuboff hatte diesen Trend nun mit der neuesten technologischen Entwicklung in Verbindung gebracht, was uns damals so noch nicht möglich war. In Telefonaten wurde Kerstin Rieder und mir aber bewusst, dass uns eine andere Perspektive geleitet hatte. Es ging uns - und geht uns weiterhin - mit der These des »arbeitenden Kunden« um die Frage, welche aktive Rolle Betroffene auf ihrer persönlichen Ebene im Rahmen neuartiger kapitalistischer Strategien genau spielen - und dazu war in der Studie von Zuboff nichts zu finden. Kerstin Rieder und mir war klar, dass man da »was machen müsse«. Die Idee eines gemeinsamen Papers scheiterte leider daran, dass Kerstin Rieder in zahlreiche andere Aufgaben eingebunden war und sich daher keine Möglichkeit fand, schnell gemeinsam aktiv zu werden. Dass auch ich nicht wirklich über üppige Zeitressourcen verfügte, lag unter anderem an der Herausgabe eines neuen Buchs zur Lebensführungsforschung, an dem ich mit Kolleginnen und einem Kollegen arbeitete. Da ich schon vage angekündigt hatte, dazu eventuell einen Beitrag zu verfassen, geriet ich nun in die Versuchung, einen Text zur Studie von Zuboff zu schreiben. Ohne meine Kolleginnen und meinen Kollegen einzuweihen, nahm ich mir vor, Derartiges zu versuchen ... und konnte mich lange Zeit nicht aufraffen, auch weil mir klar war, dass das inhaltlich nicht einfach werden würde. Erst als die Mitherausgeber ungeduldig wurden, gab ich mir einen Ruck ... und schrieb dann fast ohne Unterbrechung über mehrere Wochen. Nach einiger Zeit musste ich mitteilen, dass ich zwar an einem Text säße, aber das Seitenlimit keinesfalls einhalten könne, was mit deutlicher Reserve aufgenommen wurde. Trotzdem blieb ich mit eher noch zunehmender Motivation aber dabei, und der Text wuchs und wuchs. Als dann die Zeit wirklich drängte, nahm ich mir die inzwischen entstandenen Seiten vor und verfasste eine Art Kondensat. Erst jetzt wurde deutlich, dass der lange Text und der Auszug durchaus die angezielte Idee transportierten: Der Überwachungskapitalismus mit seiner neuartigen Rohstoffbasis setzt eine arbeitende Beteiligung der Nutzer voraus. Das hat Parallele zur These des arbeitenden Kunden, aber die Mitarbeit der hier Betroffenen nimmt völlig andere Formen an. Hinzu kommt, dass mit Blick auf die Nutzer der ?Stoff?, um den es Zuboff geht (den sie »Verhaltensüberschuss« nennt), fundamental anders verstanden werden kann und deshalb auch anders bezeichnet werden sollte. Nun liegt ein umfangreicherer Text vor, der in Form eines Essays versucht, die Studie aus Harvard soziologisch subjektorientiert zu unterfüttern. Kern ist erst einmal eine Darstellung der Zuboffschen Thesen und dann Ergänzungen um Annahmen zu einer alltagsnahen persönlichen Produktionsökonomie, durch die überwachungskapitalistische Konzerne erst zu ihrem neuen »Rohstoff« kommen, der hier als alltägliche menschliche »Lebens-Spuren« verstanden wird. Um dies nachvollziehen zu können, ist zugleich an einigen Stellen eine etwas umfangreichere Vorstellung der Subjektorientierten Soziologie und dort entwickelter Thesen erforderlich. Beides zusammen könnte nun eine bis auf die Ebene der Subjekte und ihrer Alltäglichen Lebensführung zielende sozioökonomische Analyse des sich abzeichnenden Überwachungskapitalismus ergeben, der so gesehen vielleicht tatsächlich ein ?neuer? Kapitalismus ist, dessen erste Anzeichen wir gerade erleben. Da der Kapitalismus des 21. Jahrhunderts aus subjektorientierter Sicht schon seit einiger Zeit charakteristische neuartige Formen gesellschaftlicher Arbeitskraft und damit auch neuartige Ausprägungen von Subjektivität hervorbringt (Arbeitskraftunternehmer, arbeitende Kunden und aktuell arbeitende Roboter), denen nun mit dem arbeitenden Nutzer eine neue ?Figur? hinzugesellt wird, könnte eine breiter angelegte Einschätzung der sich abzeichnenden Verhältnisse möglich werden. Warum das mit einer deutlichen politischen Botschaft verbunden wird, sollte beim Lesen hoffentlich deutlich werden. Auch diesmal hat der Autor vielen Menschen für ihre Unterstützung zu danken. Dieser Dank gilt hier für hilfreiche Hinweise oder informelle Textelemente zu einzelnen Inhalten vor allem Alma Demszky, Georg Jochum, Christian Papsdorf, Kerstin Rieder, Margit Weihrich und Laura Voß sowie für ihre überaus hilfreiche Lektoratsunterstützung Eva Scheder-Voß mit der Unterstützung von Christa Heinzelmann. Für alle Unzulänglichkeiten des Textes ist allein der Autor verantwortlich und bittet dafür um Nachsicht.* GGV, München, im September 2019 |* Der erwähnte kurze Beitrag erscheint voraussichtlich Anfang 2020 in einem von Jochum/Jurczyk/Voß/Weihrich herausgegebenen Band zu »Transformationen Alltäglicher Lebensführung«. ? 1. Einführung Die weitreichenden technologischen und wirtschaftlichen Entwicklungen, die seit geraumer Zeit in Kalifornien stattfinden, haben sich auch in Deutschland herumgesprochen. Während man sich in Europa - noch eher moderat und reichlich uneinig - um entgehende Steuereinnahmen und die konkurrenzgefährdende Marktmacht der neuen Quasi-Monopole, manchmal auch um den Datenschutz und die bedrohte Privatheit Sorgen macht, klingt die Meinung dazu zumindest in der Umgebung von San Francisco teilweise inzwischen schon wieder wesentlich radikaler: Dort schlägt die euphorische Begeisterung über »Big Tech« selbst innerhalb des Kernbereichs der digitalen Industrie, wie es scheint, langsam in eine neuartige Technikkritik um (»Techlash«). Auf beiden Seiten des Atlantiks stellen sich sogar einige intellektuelle Zirkel die Frage, ob sich nur die technologischen Randbedingungen der etablierten Ökonomie verändern oder ob nicht vielmehr ein »Neuer Kapitalismus« am Horizont der Geschichte erkennbar wird. Meist wird dabei zunächst an eine Art kapitalistische »Internetökonomie« oder einen »Digitalen Kapitalismus« gedacht. Das passt zu der altmarxistischen These von den »Produktivkräften« als historische Treiber des Kapitalismus. Nur selten jedoch hat jemand wie die Harvard-Ökonomin Shoshana Zuboff den Mut zu fragen, ob dieser neue Kapitalismus nicht nur hinsichtlich seiner technologischen Randbedingungen, sondern in seinem ökonomischen Kern »neu« sein könnte, mit entsprechend weitreichenden Folgen. Dieser Haltung wird nicht selten mit dem Hinweis begegnet, dass Kapitalismus eben »Kapitalismus« sei, da könne nichts grundsätzlich neu sein. 1.1Die These des »Überwachungskapitalismus« Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die Studie »Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus« von Zuboff (2018) zumindest in der deutschen Diskussion, und dort vor allem auch in der Soziologie, bislang nur verhalten rezipiert wird. Auch die Reaktionen deutscher Medien sind eher dezent. Fast immer gibt dabei der Titel des Buches, also der »Überwachungskapitalismus«, den Ton vor: Es gehe um Digitalisierung und speziell um Datenschutz, und das Thema sei ja hinlänglich bekannt - spätestens seit der etwas verunglückten EU-Datenschutzgrundverordnung und dem eher hilflosen Bemühen der Staatsministerin für Digitalisierung. Diese eingeengte Wahrnehmung ist erstaunlich, da das Buch von Zuboff als ein bedeutender Versuch angesehen werden muss, die derzeitigen Veränderungen in Folge der Durchsetzung datenbasierter Technologien originär sozioökonomisch zu verstehen. Wenn man wissen will, was Big Tech derzeit mit unserem gewohnten Kapitalismus anstellt, dann muss man hier nachlesen. Unter expliziter Bezugnahme auf Karl Marx, Karl Polanyi, Max Weber, Hannah Arendt und andere, nicht nur in der Soziologie gut bekannte Theoretiker behauptet die Studie nicht weniger als die sukzessive Herausbildung einer neuen Logik kapitalistischer Wertschöpfung. Es geht ihr um die Frage, wie in einem digital geprägten Umfeld kontrastierend zu bisherigen Formen von Kapitalismus ökonomische Werte generiert werden. Im Zentrum steht die These, dass sich gegenwärtig erneut eine ökonomische »Transformation« (im Sinne der frühen Annahmen von Polanyi für die Herausbildung des modernen Kapitalismus 1995 [1944]) vollzieht. Dabei entstehen, indem wirtschaftlich bis dahin nahezu unbekannte basale Ressourcen gezielt ausgebeutet und in Warenform überführt werden, neuartige Profitmöglichkeiten. Bei Polanyi hießen die durch Kommodifizierung erstmalig neu genutzten Ressourcen Arbeitskraft, Boden und Geld. Neuartige Ressourcen für den Kapitalismus des 21. Jahrhunderts sind nach Zuboff die vielfältigen persönlichen Hervorbringungen von Menschen bei ihren tagtäglichen Handlungen und deren digitalisierte Erfassung - ein von ihr »Verhaltensüberschuss« genanntes schier unendliches, aber bis vor Kurzem ökonomisch nicht systematisch beachtetes Potenzial von Informationen, das sich abgreifen, datentechnisch aufbereiten und nach und nach als »neuer Rohstoff« erweiterten ökonomischen Verwertungen zuführen lässt. Pioniere einer solchen neuen kapitalistischen Ökonomie seien die inzwischen hinlänglich bekannten Konzerne des »Big Tech« - allem voran Google (mit Alphabet als Mutterkonzern), gefolgt von Amazon, Facebook (mit WhatsApp und Instagram), Apple und auch (wieder) Microsoft. Andere Großunternehmen ziehen weltweit mit (auch in China, v. a. Alibaba und Tencent), um sich noch substantielle Stücke von diesem neuen kapitalistischen ?Kuchen? abzuschneiden, zumindest um sich Claims für eine zukünftige Nutzung und Verwertung zu sichern. Die folgenden Überlegungen möchten nun mit einem subjektorientierten soziologischen Blick vor allem zeigen, dass dieser neue Rohstoff dem kapitalistischen Prozess der Nutzung und Verwertung nicht ?einfach so? zufällt. Lieferanten sind vielmehr die betroffenen Menschen selbst, die diese Rohstoffe im Rahmen ihrer Lebensführung generieren - oft ungewollt und unbewusst, zumindest hinsichtlich einer möglichen wirtschaftlichen Ausbeutung. Mehr noch: Es sind die Alltagshandelnden, die diese Quellen neuen kapitalistischen Reichtums in ersten praktischen Schritten gewinnen, aufbereiten, rechtlich übertragen, mit mehr oder weniger digitalen Mitteln für eine fremde Verwertung herrichten und schließlich den danach gierenden Unternehmen übergeben. All das ist, so hier die zentrale These, eine bisher nicht beachtete Form wirtschaftlich genutzter produktiver Arbeit unter Verwendung alltäglich gegenwärtiger Arbeitsmittel, die Zuboff als solche außer Acht lässt. Aber ohne diese überwachungskapitalistische Mit-Arbeit der Betroffenen gäbe es den neuartigen »Rohstoff« nicht! Leser könnten sich hierbei an die These des »arbeitenden Kunden« erinnert fühlen, die auf den ersten Blick gesehen Ähnliches postuliert. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass die Produzenten dieses neuen kapitalistischen Rohstoffs nicht unbedingt »Kunden« sind. Mehrheitlich handelt es sich um unterschiedliche Formen von »Nutzern« digitaler Technologien (in der Sprache des WWW: »User«), die zu wenig verstehen, was sie da faktisch tun, wenn sie etwa im öffentlichen Raum, bei der Benutzung von Verkehrsmitteln, am Arbeitsplatz, in der Privatsphäre oder über am Körper getragene Devices Technikkonzernen wertvolle Ressourcen generieren und liefern. Spätestens mit diesem Fokus muss man mit Zuboff betonen, dass es nicht primär um Technik geht, sondern um das, was alltagspraktisch und darüber vermittelt ökonomisch auf neue Weise passiert. Es geht um eine neuartige kapitalistische Profitlogik, bei der letztlich ?wir alle? eine unerwartete Rolle von großer ökonomischer Relevanz spielen - und unsere unterschwelligen Tätigkeiten eine wirtschaftliche Funktion erhalten, die in ihrer Bedeutung bisher so nicht thematisiert wurde. 1.2Zum Aufbau des Textes In einem ersten Schritt wird vor dem Hintergrund einiger Anmerkungen zur aktuellen Diskussion über Digitalen Kapitalismus und Digitale Arbeit noch einmal auf die Perspektive der Subjektorientierten Soziologie Bezug genommen. Die in diesem Zusammenhang entstandenen zeitdiagnostischen Thesen des Arbeitskraftunternehmers, des arbeitenden Kunden sowie aktuell des arbeitenden Roboters ergeben in Verbindung mit dem Konzept Alltägliche Lebensführung einen Argumentationsrahmen für die weiteren Überlegungen (Kap.?2). Es folgt eine intensive Rekonstruktion zentraler Thesen der Studie von Zuboff, ergänzt um weiterführende eigene Einschätzungen (Kap.?3). Den Hauptteil des Textes bilden subjektorientierte Erweiterungen der Zuboffschen Analyse. Im Mittelpunkt steht dabei die Annahme, dass der von Zuboff »Verhaltensüberschuss« genannte Rohstoff aus alltäglichen menschlichen »Lebens-Spuren« entsteht. Vor diesem Hintergrund wird gezeigt, dass ohne arbeitende Leistungen der Nutzer digitaler Technik die Erschließung dieses spezifischen neuen Rohstoffs nicht realisiert werden kann. Das wird um eine ausführliche Rekonstruktion der sozialwissenschaftlichen Diskussion zur »kapitalistischen Landnahme« ergänzt, die auch in der Studie von Zuboff anklingt. Hier wird argumentiert, dass sich im Moment eine neue Art kapitalistischer Landnahme vollzieht, die zwar auch, wie neuere Landnahmekonzepte ausführen, eine »Innere Landnahme« darstellt, aber wesentlich tiefer greift und eine Landnahme des »Inneren im Inneren« von Gesellschaft und sogar des »Inneren« von Menschen bedeutet (Kap.?4).
Erscheint lt. Verlag | 17.1.2020 |
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Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Allgemeine Soziologie |
Schlagworte | Algorithmen • Arbeit • Big Tech • Daten • Datenschutz • Digitale Großkonzerne • Digitalisierung • Facebook • Gesellschaftsanalyse • Google • Kapitalismus • Kapitalismuskritik • Meta • Privatsphäre • Soziale Medien • Technologie • Technologischer Wandel • Zeitalter des Überwachungskapitalismus • Zuboff |
ISBN-10 | 3-593-44435-6 / 3593444356 |
ISBN-13 | 978-3-593-44435-2 / 9783593444352 |
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