Musungu

„. stellen Sie sich vor: Sie ziehen in eine fremde Welt, allein, ohne Sprachkenntnisse. Sie folgen einem inneren Drang, diese Welt zu erkunden. Eine Kultur, die unbekannt ist, die zudem dem Untergang geweiht ist. Sie kommen, integrieren sich mehr und mehr, fühlen sich plötzlich zu Hause. Viele Erlebnisse, auch dramatische, teilen Sie mit jenem Volk. Die Zeit geht bald zu Ende. Zu Hause dann die Frage: War alles nur ein Traum? Aber nein! Kleine Geschenke, Dia- und Fotoserien, Textblätter, Skizzen – intellektuell gesehen alles klar. Doch die Gefühlsebene ist durcheinander. Täglich kommen Gedanken an Menschen, Begebenheiten. Man versucht zu verstehen. Über Jahre hindurch.

Genau sieben Jahre ist es her, seit ich für einige Wochen beim kenianischen Volk der Il Chamus lebte. Doch erst jetzt fühle ich mich imstande, einige Erlebnisse zu formulieren. Der innere Drang wiederholt sich.“

Der vorliegende Bericht handelt von den Erlebnissen des Autors bei dem Volk der Il Chamus, das im Baringo-Distrikt im nördlichen Kenia lebt. Seit seiner ersten Begegnung im Jahre 1976 war er fasziniert von diesem Volk. Nachforschungen in der einschlägigen Literatur und im Nationalmuseum in Nairobi brachten außer „Kleiner Volksstamm am Südende des Lake Baringo, vorwiegend vom Fischfang lebende Traditionalisten“ nichts zutage. Weitere Reisen in das Gebiet ließen den Entschluss in ihm reifen, selbst während eines „Studienaufenthaltes“ im Jahre 1984 die Geschichte, die Kultur, vor allem aber das Leben dieser Menschen zu ergründen. Doch es wurde mehr. Der Autor hat am Baringo-See bei seinen afrikanischen Freunden eine zweite Heimat gefunden.