Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen! (eBook)

10 Bedingungen für die Rettung unserer Zukunft - Mit einem Vorwort von Harald Lesch
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
272 Seiten
Blessing (Verlag)
978-3-641-25788-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen! -  Der Jugendrat der Generationen Stiftung
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Eine Generation, die lange Zeit als unpolitisch belächelt wurde, steht auf, organisiert Proteste, an denen landesweit Hunderttausende und weltweit Millionen teilnehmen. Angesichts schwindender Ressourcen und globaler Vermüllung stellen sie die Forderung nach nachhaltigem Klima- und Umweltschutz.

Acht Autoren und Aktivisten, Mitglieder des Jugendrates Generationen Stiftung, warnen nicht nur vor den Gefahren, denen sich die heutigen 14- bis 25-Jährigen ausgesetzt sehen. In genau recherchierten Beiträgen, die mit den Erkenntnissen anerkannter Wissenschaftler abgeglichen sind, stellen sie konkrete Forderungen, nehmen uns alle in die Verantwortung und entwerfen eine Vision, die die Kraft hat, Generationen zu vereinen.

Franziska Heinisch, 20 Jahre, studiert in Heidelberg Jura und arbeitet für den Jugendrat der Generationen Stiftung. In der Wochenzeitschrift ZEIT erregte am 29. März 2019 ihr Artikel zum Klimastreik großes Aufsehen.

Lucie Hammecke, 22 Jahre, studiert in Leipzig Politikwissenschaft und ist Expertin für Demokratie. Als jüngste Abgeordnete zog sie 2019 für die Grünen in den Sächsischen Landtag ein.

Niklas Hecht, 21 Jahre, studiert in Leipzig Lehramt für die Fächer Deutsch und Sport ist der Experte für Bildungsfragen. Er war von 2012 bis 2016 Mitglied der Nationalmannschaft im Kanu-Slalom.

Jonathan Gut, 20 Jahre, studiert in Dresden Verkehrsingenieurwesen.

Daniel Al-Kayal, 25 Jahre, studiert Politikwissenschaft in Heidelberg, ist Bezirksbeirat in Kirchheim, kandidiert für die SPD und interessiert sich vor allem für kommunale Themen.

Sarah Hadj Ammar, 20 Jahre, studiert Biomedizin in Würzburg, ist seit neun Jahren unter anderem bei Plant-for-the-Planet aktiv, war dort ein Jahr im Global Board (dem Jugendweltvorstand) aktiv. Sie befasst sich mit Klimafragen.

Hannah Lübbert, 18 Jahre, kommt aus Berlin, studiert Umweltwissenschaften und Psychologie in Lüneburg.

Jakob Nehls, 25 Jahre, studiert Geografie und Politik in Göttingen und ist Jugendvertreter von Amnesty International Deutschland.

AN DIE GENERATION „NOT GONNA HAPPEN“

Liebe Generation „not gonna happen“,

mit diesem Buch klagen wir euch an.

Wir sind die Kinder und Enkel*innen, die von euch gelernt haben. Ihr habt uns gesagt, wir müssten immer ehrlich sein. Ihr habt uns eingebläut, dass unser Handeln Konsequenzen hat. Wir sollten mutig sein, wenn andere sich verkriechen. Wir sollten füreinander einstehen und ein Miteinander gestalten. Wir sollten unsere Gegenüber ernst nehmen und ihre Kritik annehmen. Ihr wolltet, dass wir Überzeugungen entwickeln und auch nach diesen leben. Wir sollten lernen, Verantwortung zu übernehmen. Wenn wir Fehler machen, so wurdet ihr nicht müde zu wiederholen, sollten wir sie gefälligst auch eingestehen und versuchen, sie auszubügeln. Auf diese Weise habt ihr uns vermittelt, was richtig und falsch ist und worauf es ankommt im Leben. Wir haben uns all das zu Herzen genommen, und wir denken: Damit hattet ihr recht.

Jetzt halten wir euch den Spiegel vor. Ihr habt uns die ganze Zeit etwas vorgemacht, habt nicht nach euren eigenen Regeln gelebt und tut es immer noch nicht. Stattdessen habt ihr ein Leben geführt, das so nur möglich war, wenn man die rücksichtslose Ausbeutung der Natur und unserer Zukunft hinnahm. Mit eurem Konsumverhalten habt ihr den ständigen Ressourcenraubbau befeuert und die Ausbeutung vieler zugunsten weniger in Kauf genommen. Das ist Wahnsinn – und es erschüttert uns.

Aber wenn wir euch das vorhalten, nehmt ihr uns nicht ernst. Selbst bei Minimalzielen sagt ihr uns, das sei unrealistisch: Das ist doch zu viel. It’s not gonna happen. Dabei schaut ihr uns in die Augen, lächelt süffisant, manchmal auch selbstgefällig. Denn ihr habt ja die Welt verstanden. Wir denken: Nein. Habt ihr nicht. Wenn ihr ehrlich seid, habt ihr vor allem versagt.

Ihr seid die Babyboomer, Generation 60plus, unsere Eltern und Großeltern.

Ihr seid die Ich-war-auch-mal-jung-Spießer*innen und Was-fällt-euch-eigentlich-ein-Großeltern.

Und ihr seid die Leistet-erst-mal-was-Kommentierer*innen und Uns-ging-es-auch-schlecht-Sager*innen.

Ihr seid auch Fangt-erstmal-bei-euch-an-Entgegner*innen und Ihr-spaltet-die-Gesellschaft-Behaupter*innen.

Wir glauben und hoffen, dass nicht alle von euch diese Haltung haben – aber viele haben sie leider schon verinnerlicht. Der Großteil von euch hat sich nie ernsthaft für die wichtigen Geschehnisse der Gegenwart und die Fragen der Zukunft interessiert. Zumindest nicht so ernsthaft, dass ihr euer Leben danach ausgerichtet hättet. Es gab schließlich Wichtigeres als die großen Probleme der Welt. Dafür waren andere zuständig. Aber ihr hättet ja sowieso nichts ausrichten können. Oder?

Wir werfen euch vor: Hätte die Mehrheit von euch sich interessiert, empört und engagiert, wären viele Dinge heute anders. Wusstet ihr es nicht besser, oder habt ihr es einfach ignoriert? Einige von euch, von denen wir heute besonders nachdrücklich »das geht nicht« oder »das wird nichts« hören, sagen, sie könnten sich in uns wiederentdecken. Schließlich seien sie auch mal auf die Straße gegangen, hätten demonstriert. Wann und warum habt ihr damit aufgehört? Ihr wolltet doch die Welt verändern – und dann seid ihr bequem geworden. Oder wurde euren Ideen auch immer ein »Das wird nicht passieren« – it’s not gonna happen – entgegengebracht, bis euer Tatendrang darunter erstickte?

Was wir euch vorwerfen, ist nicht nur euer zerstörerisches Handeln, sondern vielmehr euer zerstörerisches Unterlassen. Ihr sagt, dass Zukunftsthemen wichtig sind. Aber mit einem Gang alle paar Jahre zur Wahlurne ist es nicht getan. Wo seid ihr, wenn drängende Fragen jahrelang vertagt werden? Wo seid ihr, wenn Jahr um Jahr einschneidende Maßnahmen gegen die Klimakrise verschlafen werden und wir immer weiter in Richtung Kollaps des Ökosystems schlittern? Ihr regt euch lieber im Privaten auf, statt wirklich zu handeln. Ihr habt die Verantwortung, Entscheidungen für alle zu treffen, an Politiker*innen delegiert. Aber das entbindet euch niemals von eurer eigenen Verantwortung für die Zukunft aller, die nach euch kommen. Wir nehmen euch in Haftung für alle Kosten, die ihr uns aufbürdet, für alle Folgen und Katastrophen, die euer Verhalten für unser Leben hat.

Ihr habt entweder nie angefangen oder irgendwann aufgehört, euch einzumischen. Ist euch bewusst, dass eure »Egal«-Haltung Menschenleben kostet? Wir glauben: Ihr wisst es eigentlich, aber ihr wollt es nicht wahrhaben und verdrängt es. Wir werden euch immer und immer wieder an eure Verantwortung erinnern. Denn wir haben es satt, die Konsequenzen eurer Inkonsequenz und eurer Versäumnisse zu tragen. Euren Ausreden, dass ihr alles unter Kontrolle habt, euren Beschwichtigungen, dass es schon nicht so schlimm werden wird, schenken wir kein Gehör mehr. Wir werden nicht mehr tatenlos zusehen, wie ihr unsere Zukunft gegen die Wand fahrt, während ihr behauptet, ihr hättet einen Plan.

Euer »Plan« schafft eine Krise nach der anderen, setzt unsere Zukunft aufs Spiel – aber die Konsequenzen sind euch egal. Wenn wir aus Angst um unser Leben aufschreien, verhallen diese Schreie in eurer Stille. Ihr schweigt, ihr hört nicht hin, ihr schaut weg. Eure Chance, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, habt ihr verstreichen lassen. Wenn selbst die größten Katastrophen euch nicht in Panik versetzen, was tut es dann? Noch bitten wir euch: Zieht endlich die Notbremse. Aber irgendwann ist es zu spät. Dann ist unsere Zukunft zerstört, und dann werden wir euch die Achtung entziehen dafür, dass ihr den einfachen Weg gewählt habt, obwohl ihr wusstet, was das bedeutet.

Mittlerweile schalten viele von euch ab, wenn sie wieder neue dramatische Nachrichten über das Schmelzen der Polkappen, das Tauen des Permafrosts oder die Hitzewellen sehen oder hören. Solange die Krise nicht direkt vor unserer Haustür angekommen ist, rafft sich kaum jemand auf, wirklich Maßnahmen zu fordern. Wir, die jungen Menschen, gehen jetzt seit Monaten auf die Straße, wir streiken, wir demonstrieren, wir sind laut. Dafür werden wir noch immer belächelt und vertröstet. Politik sei eben nicht ganz so einfach, wie wir uns das vorstellen. Bei allen Maßnahmen müsse man das Wohlergehen der Wirtschaft gewährleisten und dürfe natürlich niemanden zurücklassen. Sozialverträglichkeit heißt das Stichwort.

Liebe Politiker*innen, liebe Wirtschaftsbosse, wollt ihr uns wirklich sagen, der sichere Tod von Millionen, die kein Trinkwasser und keine fruchtbaren Böden mehr finden werden, sei sozialverträglicher als der Umweltschutz und beispielsweise ein schnellerer Ausstieg aus der Braunkohle?

Dieses Buch ist eine Mischung aus Kampfansage und Einladung, aus Aufschrei und Hilferufen.

Ihr wollt wissen, was gerade in uns vorgeht? Ihr wollt uns verstehen? Ihr wollt endlich herausfinden, warum wir so wütend sind? Warum junge Menschen gerade wieder auf die Straße gehen? Hier ist eure Chance! Nur mit wenigen möchten wir brechen. Die meisten aus der Generation „not gonna happen“ wollen wir aufrütteln.

Wir wenden uns nur von denen ab, die ihre Macht mit unverfrorener Arroganz bewusst gegen uns einsetzen. Sie haben ihr Geld auf eine zweifelhafte Weise verdient, die keinen Grund für übertriebenen Stolz bietet und schon gar nicht Selbstgefälligkeit rechtfertigt. In Deutschland gründen sie beispielsweise Stiftungen und sonnen sich im Schein der Wohltätigkeit. Wohltätigkeit, die nicht aneckt, selbstverständlich. Abends fahren sie »nach Hause« in die Schweiz oder nach Luxemburg, um von ihrem Geld möglichst wenig für gemeinnützige Zwecke abzugeben, die andere bestimmen. Sie thronen mit einer Arroganz über den Dingen, die uns abstößt. Denn: Sie wissen, dass ihnen fast niemand etwas anhaben kann – und sorgen dafür, dass das auch so bleibt. Noch haben sie nicht begriffen, dass wir auch gegen sie und ihre Haltung gegenüber der Welt aufstehen. Sie können so viel Geld anhäufen, wie sie wollen. Wir haben keine Achtung vor ihrer Art und Weise zu leben.

Allen anderen wenden wir uns zu – in der Hoffnung, dass ihr euch mit uns zusammenschließt und wir ab jetzt an einem Strang ziehen.

So auch euch Regierenden, Minister*innen im Bundeskabinett und in den Landesregierungen, (Ober)Bürgermeister*innen und Landrät*innen und allen, die sie kontrollieren: die Parlamentarier*innen auf allen Ebenen, von den Kommunalparlamenten bis hoch zum Europaparlament.

Euch wurde Verantwortung übertragen. Ihr habt gesagt: Wir setzen uns für unser aller Zukunft ein. Aber die wenigsten von euch haben die Dringlichkeit des Umweltschutzes und der Beseitigung der sozialen Missstände erkannt. Ihr hättet die Initiative ergreifen müssen, aber ihr habt es nicht getan. Vielleicht seid ihr in die Politik gegangen, um einen Unterschied zu machen. Aber fast alle von euch erkennt man nicht mehr wieder. Ihr habt euch gefügt, eingereiht, seid ununterscheidbar und müde geworden. Ihr behauptet besonders...

Erscheint lt. Verlag 18.11.2019
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bildungssystem • eBooks • Extinction Rebellion • Fridays For Future • Generationenkonflikt • Greta Thunberg • Holz • Klima • Klimkatastrophe • Landwirtschaft • Parents for Future • Schülerstreik • Scienctists for Future
ISBN-10 3-641-25788-3 / 3641257883
ISBN-13 978-3-641-25788-0 / 9783641257880
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