Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland - Walter Euchner, Helga Grebing, F.-J. Stegmann, Peter Langhorst, Traugott Jähnichen, Norbert Friedrich

Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland

Sozialismus — Katholische Soziallehre — Protestantische Sozialethik. Ein Handbuch
Buch | Softcover
XII, 1148 Seiten
2006 | 2. Aufl. 2005
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-322-80786-1 (ISBN)
79,95 inkl. MwSt
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Die btirgerliche Gesellschaft zerstOrte die mittelalterlichen sozialen Strukturen mitsamt ihrem theologischen Uberbau. Gesellschaft und Wirtschaft sollten nach den Prinzipien von Vemunft und Nutzen gestaltet werden - Prinzipien, die in der Philo sophie der Aufldarung gleiehsam als Synonyme auftraten. Die sozialisti schen Ideen entstanden als Reaktion auf die neuen btirgerlichen Leitbilder und die krisenhaften Folgen ihrer Verwirkliehung. Ihr Ziel war jedoch nicht die bloBe Beseitigung oder Negation der btirgerliehen Gesellschaft, sondem deren "Autbe bung" im Hegelschen Sinne, d.h. die vom Btirgertum erfochtene Befreiung der Individuen von den Fesseln der alten Zustiinde sollte bewahrt, die neu entstande nen wirtschaftlichen Abhangigkeiten und Gefahrdungen jedoch, z.T. unter Rtick griff auf iiltere Solidaritatsvorstellungen, tiberwunden werden. Die sozialistischen Ideen mtissen zusammen mit den politischen Kraften, die urn ihre Durchsetzung kampften, betrachtet werden. In dieser Darstellung kann jedoch von der Sozial-und Wirtschaftsgeschichte sowie den politischen Umstan den nur so viel mitgeteilt werden, wie fur das Verstandnis der modemen soziali stischen Ideen erforderlieh ist. Der Nachdruck liegt auf den gedanldiehen Struktu ren der sozialistischen V orstellungen, auf ihren typischen Denkmustem, ihrer wechselseitigen Beeinflussung und den Veranderungen, die sie im Laufe der Zeit erfahren haben. Das sozialistische Denken prasentierte sieh in seiner marxistischen Form als entfaltetes, philosophisch begrtindetes System. Aber auch die sozialistische Mar xismuskritik, z.B. der zumeist von Kant beeinfluBte ethische Sozialismus, besaB ein philosophisches Fundament. Kurz - sozialistische Ideen sind haufig mit er kenntnistheoretischen, geschiehtsphilosophischen oder ethischen Grundpositio nen verkntipft, die auch heute noch unser Interesse finden konnen.

Helga Grebing (em.) ist Professorin der Geschichte, war von 1988-1995 Leiterin des Instituts zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung in Bochum.

Vorwort.- Ideengeschichte des Sozialismus in Deutschland. Teil I Von Walter Euchner.- 1. Kapitel: Der Ideenhorizont des frühen Sozialismus und seine Wahrnehmung in der deutschen Arbeiterbewegung.- I. Von der zünftigen Tradition zur Arbeiterbewegung.- II. Ideengeschichtliche Vorbilder des deutschen Frühsozialismus.- 2. Kapitel: Die frühe Entwicklung des sozialistischen Denkens in Deutschland.- I. Obrigkeitlicher Staatssozialismus.- II. Handwerkerkommunismus und -sozialismus.- III. Intellektuellensozialismus. Moses Heß zwischen „Philosophie der Tat„, „Wahrem Sozialismus„, Zionismus und sozialdemokratischem Reformismus.- 3. Kapitel: Grundriß einer epocheprägenden Theorie: Das Denken von Karl Marx und Friedrich Engels.- I. Hinweise zur Biographie, zur intellektuellen Entwicklung und zur ideengeschichtlichen und politischen Bedeutung.- II. Materialistische Geschichtsauffassung.- III. Kritik der politischen Ökonomie.- IV. Die kommunistische Gesellschaft.- 4. Kapitel: Ferdinand Lassalle und der Lassalleanismus: Zwischen Revolution und Staatssozialismus.- I. Hinweise zu Lassalles Biographie sowie zu seiner intellektuellen und politischen Entwicklung.- II. Eine Staats- und Rechtstheorie der Revolution.- III. Lassalles ökonomische Auffassungen: Das „eherne Lohngesetz„ und die Emanzipation des Proletariats durch Arbeiterassoziationen.- IV. Der Weg zur sozialen Demokratie: Konstitution des Arbeiterstandes zur Partei und Kampf ums allgemeine Wahlrecht.- V. Lassalleanismus.- 5. Kapitel: Sozialistisches Denken im Kaiserreich.- I. Das Ringen um konzeptionelle Klarheit.- II. Sympathisierende und kritische Autoren.- 6. Kapitel: Konzepte sozialistischer Realpolitik.- I. Die Stellung zu den politischen Institutionen.- II. Die Politik der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion.- III. Spezielle Praxisfelder.- 7. Kapitel: Sozialismus im Krieg und in der Zeit des Umbruchs.- I. Expansion des Kapitalismus und Kriegsgefahr: Imperialismustheorien.- II. Sozialdemokratische Konzepte der Nach-Revolutionszeit.- 8. Kapitel: Aufschwungshoffnung und Sturz des demokratischen Sozialismus in der Zwischenkriegszeit.- I. Sozialdemokratische Konzepte in der „Normallage“ der Republik.- II. Abschied von der demokratischen Republik.- Ideengeschichte des Sozialismus in Deutschland.Teil II Von Helga Grebing.- 1. Kapitel: Der Ideenhorizont deutscher demokratischer Sozialisten nach den Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Stalinismus 1934 – 1948.- I. In der Emigration.- II. Ein neuer Sozialismus — „nach Hitler„.- HI. Modelle und Ideen für die Praxis 1946 – 1948/49.- IV. Freiheit ohne Sozialismus — neoliberale Positionen und deren Kritik.- 2. Kapitel: Die Herausforderung der politisch-ökonomischen Neugestaltung der deutschen Demokratie 1949 – 1959.- I. Normen, Elemente und Werte: Das Modell des „freiheitlichen Sozialismus„.- II. Der Weg zum Godesberger Programm und die Botschaft des Programms.- III. Gemeinwirtschaft und Mitbestimmung — die Grundsatzpositionen der Gewerkschaften.- 3. Kapitel: Neue Ideen für die sechziger und siebziger Jahre.- I. Reforminhalte und Strategien für eine entwickelte Industriegesellschaft.- II. Die neuen sozialen Bewegungen und ihre Protagonisten.- 4. Kapitel: „DDR-Sozialismus„.- I. Auf dem Weg zum Sozialismus?.- II. Der „umfassende Aufbau des Sozialismus„.- III. Opposition, Widerstand und Reformen in der DDR 1956 – 1989/90.- 5. Kapitel: Wege ins 21. Jahrhundert.- I. Weiterführung oder Stagnation der Emanzipation?.- II. Die SPD auf der Suche nach einem neuen Programm.- III. Zukunftsfragen.- Geschichte der Sozialen Ideen im Deutschen Katholizismus von Franz Josef Stegmann und Peter Langhorst.- Einleitung: Katholische Soziallehre — Entwicklung und Konzept.- I. Kirchlicher Heilsauftrag und politisch-soziales Engagement.- II. Bedeutung der Sozialprinzipien: Solidarität und Subsidiarität.- III. Katholizismus, katholische Soziallehre und katholisch-soziale Ideen.- 1. Kapitel: Sozialer Katholizismus. Werden, Konsolidierung, Krisen — von der Frühzeit bis zum Ersten Weltkrieg.- I. Wurzeln katholisch-sozialer Ideen und Erfassen der sozialen Frage.- II. Die soziale Frage als religiös-karitatives und wirtschaftlich-gesellschaftliches Problem.- III. Von der ständisch-sozialen Reorganisation zur partiellen Gesellschaftspolitik.- IV. Notwendigkeit einer umfassenden Wirtschafts- und Sozialpolitik durch den Staat.- V. Selbsthilfe der Arbeiter durch organisierten Zusammenschluß und gewerkschaftliche Interessenvertretung.- VI. „Sozialpartnerschaft„ zwischen Kapital und Arbeit — Mitbestimmung der Arbeiter.- VII. Kurze Zusammenfassung.- 2. Kapitel: Katholisch-sozialer Pluralismus — die Weimarer Zeit.- I. Ständisch-konservative Gruppierungen.- II. Richtungen des „christlichen Sozialismus„.- III. Der Solidarismus als „katholisch-soziale Einheitslinie„.- IV. Die „Berufsständische Ordnung„ als Kern der sozialen Neuordnung.- V. Politische und soziale Praxis.- 3. Kapitel: Der deutsche Katholizismus in der sozialpolitischen Mitverantwortung — nach 1945.- I. Beteiligung an der sozial-ökonomischen Neugestaltung.- II. Beiträge zur Lösung gesellschaftspolitischer Strukturprobleme.- III. Zusammenfassung und Ausblick: „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit„.- Geschichte der Sozialen Ideen im Deutschen Protestantismus von Traugott Jähnichen und Norbert Friedrich.- Einleitung: Charakteristika protestantischer Sozialethik in ihrer geschichtlichen Entwicklung.- 1. Kapitel: Impulse für die Herausbildung des neuzeitlichen sozialen Protestantismus im Horizont von Pauperismus und Frühindustrialisierung.- I. Der christliche Liebes-Patriarchalismus als dominierendes sozialethisches Leitbild des deutschen Protestantismus seit der Zeit der Reformation.- II. Neuansätze christlicher Liebestätigkeit zwischen Aufklärung und Erweckungsbewegung.- III. Impulse für die christliche Wohltätigkeit aus Großbritannien.- IV. Religiös-Sozialrevolutionärer Protest in der Zeit des Vormärz.- 2. Kapitel: Die Innere Mission als Kristallisationspunkt des Sozialen Protestantismus.- I. Aufbruch zur Inneren Mission — Personen und Positionen.- II. Die Entwicklung der Inneren Mission als klassisches Beispiel „konservativer Modernisierung„ nach 1848/49.- III. Genossenschafts- und Fabrikprojekte aus christlicher Motivation.- 3. Kapitel: Der soziale Protestantismus im Kaiserreich— Anfänge einer Sozialstaatsentwicklung.- I. Die Entwicklung eines sozialkonservativen Reformprogramms im deutschen Protestantismus der Bismarckzeit.- II. Der Richtungsstreit innerhalb des Sozialen Protestantismus in der Zeit des Wilhelminismus.- 4. Kapitel: Der Prozeß der Verkirchlichung und Ausdifferenzierung des Sozialen Protestantismus in der Weimarer Republik.- I. Die Begründung eines sozialen Arbeitszweiges der verfassten Kirche.- II. Die Innere Mission und der Sozialstaat von Weimar.- III. Die programmatische Annäherung von sozialkonservativen und sozialliberalen Protestanten.- IV. Christentum und Sozialismus — Sozialethische Innovationen durch die Bewegung der Religiösen Sozialisten.- 5. Kapitel: Theologische und sozialethische Neuorientierungen in Auseinandersetzung mit dem totalitären Staat des Nationalsozialismus.- I. Protestantismus und totaler Staat.- II. Neuordnungskonzeptionen — Entwürfe zwischen „Verstrickung„ und Widerstand.- 6. Kapitel: Die soziale Marktwirtschaft als sozialethisches Leitbild des Protestantismus.- I. Theologisch-sozialethische Neuorientierungen in der Nachkriegszeit.- II. Zwischen Neuaufbruch und Restauration — Die Diakonie nach 1945.- III. Die institutionelle und die programmatische Profilierung des sozialen Protestantismus in der frühen Bundesrepublik.- IV. Links-Protestantische Anfragen an die Option für das westdeutsche Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell.- 7. Kapitel: Vom gesellschaftsverändernden Aufbruch der sechziger zur Verteidigung „sozialer Gerechtigkeit„ gegenüber neoliberalen Gesellschaftsmodellen seit den achtziger Jahren.- I. Reformimpulse für eine Demokratisierung und Humanisierung der Gesellschaft im Horizont der Umbruchsituation der sechziger Jahre.- II. Die evangelischen Kirchen auf dem Weg des „Konziliaren Prozesses„ im Zeichen tiefgreifender Krisen der Industriegesellschaft.- III. Zwischen befreiungstheologischer Grundsatzkritik und verantwortungsethischem Gestaltungsauftrag — Sozialethische Positionen des Protestantismus in der Gegenwart.- IV. „Soziale Gerechtigkeit„ als Kernforderung kirchlicher Stellungnahmen für eine Erneuerung und Weiterentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft.- Nachwort.- Quellen- und Literaturverzeichnis (Auswahl).- Personenregister.- Abkürzungsverzeichnis.- Die Autoren.

Erscheinungsdatum
Zusatzinfo XII, 1148 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Fürsorge • Politische Theorie • Sozialethik, protestantische • Soziallehre, katholische • Sozialpolitik
ISBN-10 3-322-80786-X / 332280786X
ISBN-13 978-3-322-80786-1 / 9783322807861
Zustand Neuware
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