materializing feminism

Positionierungen zu Ökonomie, Staat und Identität
Buch | Softcover
248 Seiten
2023 | 3. Auflage
Unrast Verlag
978-3-89771-319-2 (ISBN)
16,00 inkl. MwSt
Feministische Theorie und Praxis zwischen Vereinnahmung, Antifeminismus und Emanzipation
'Materialize' bedeutet manifestieren, verstofflichen, gegenständlich machen. Der Sammelband macht daher Kontroversen und aktuelle Herausforderungen feministischer Theorie und Praxis sichtbar.Feministische Themen sind im Mainstream angekommen: Das Aufbegehren gegen Sexismus wird zunehmend salonfähig, Feminismus verkauft sich nicht nur auf T-Shirts und Frauenförderung und Gleichstellung sind Anliegen staatlicher Politik. Dieser Erfolg ist genauso begrüßenswert wie ambivalent, da soziale Ungleichheit durch die Zurichtungen kapitalistischer Verwertungslogik ausgeblendet oder sogar verschärft wird.Vor diesem Hintergrund fragen wir nach den Herausforderungen und den Kontroversen emanzipatorischer Politik und Theorie, die sich gegen die Vereinnahmung durch Kapitalismus und Antifeminismus wendet. Die Beiträge behandeln das Geschlechterverhältnis im Kapitalismus, Identitätspolitik, intersektionale Perspektiven und die Vereinnahmung feministischer Themen sowie mögliche Gegenstrategien.

Friederike Beier ist Diplom-Sozialwissenschaftlerin, Politologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsschwerpunkt für Gender and Diversity am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft der Freien Universität Berlin. Sie lehrt und forscht zu den Themen feministische politische Theorie, Staatstheorie, Gleichstellungspolitik und soziale Reproduktion/Care-Arbeit im Kontext von Global Governance. Ihre Dissertation schreibt sie zu dem Thema »Governing Time and Gender: The Recognition and Measurement of Social Reproduction in Global Governance«. Von 2012 bis 2016 hat sie selbst im Bereich Gleichstellungspolitik gearbeitet, unter anderem als Frauenbeauftragte der Alice Salomon Hochschule, als Regierungsrätin im Berliner Senat und als Expertin im Bereich Gender und Menschenrechte in der EU Kommission. Nebenher ist sie als feministische Aktivistin in unterschiedlichen politischen Zusammenhängen aktiv.

Lisa Yashodhara Haller forscht zu der Frage, wie die ökonomischen und rechtlichen Strukturen unserer Gesellschaft von Subjekten verarbeitet werden. Dabei ist ihr das Aufdecken der Vermittlungszusammenhänge zwischen einer kapitalistischen Wirtschaft, deren staatliche Regulierung und der Konstitution von Geschlecht ein besonderes Anliegen. Sie arbeitet an der Stiftung Universität Hildesheim und studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und der Philipps-Universität Marburg. Im Anschluss an ihr Studium war sie als wissenschaftlich/administrative Assistentin der Präsidentin des WZB sowie als freie Bildungsreferentin tätig und promovierte mit einer Untersuchung zu Elternschaft im Kapitalismus. Forschungsaufenthalte führten sie nach Guatemala, Israel und in die USA. Lisa Yashodhara Haller ist auch Mitherausgeberin der UNRAST-Titel "Das gute Leben" sowie "Antisemitismus und Geschlecht".

Lea Haneberg hat in Hannover und Buenos Aires Politikwissenschaften sowie Germanistik studiert und arbeitet seit 2018 im Bereich Literaturwissenschaften an der FU Berlin. Sie verfolgt gespannt die aktuellen feministischen Kämpfe auf den Straßen Lateinamerikas und versucht sich daran, kulturwissenschaftliche Theoriebildung an ökonomische Verhältnisse und soziale Kämpfe rückzubinden.

Gudrun-Axeli Knapp (Dr. phil. habil) war bis 2010 Professorin am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Leibniz Universität Hannover. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind die Soziologie des Geschlechterverhältnisses, feministische Theorie und Epistemologie und Intersektionalität. Zuletzt ist von ihr erschienen: "Arbeiten am Unterschied. Eingriffe feministischer Theorie" (2014, Innsbruck: StudienVerlag) sowie "Im Widerstreit. Feministische Theorie in Bewegung" (2012, Wiesbaden: Springer VS).

Juliana Moreira Streva ist Doktorandin der Rechtswissenschaft am interdisziplinären Graduiertenkolleg »Human Rights under Pressure – Ethics, Law, and Politics« an der Freien Universität Berlin in Kooperation mit der Hebrew University of Jerusalem. Sie hat Staatstheorie und Verfassungsrecht an der Pontifícia Universidade Católica do Rio de Janeiro (PUC-Rio) studiert und war ›Visiting Researcher‹ am Institut für Vergleichende Literaturwissenschaften an der Brown University.

Verena Letsch wurde 1987 in einem Dorf in der Eifel geboren – je einen (kräftigen) Steinwurf von den Geburtsorten von Maria Mies und Karl Marx entfernt. Sie lebte und studierte Sozialwissenschaften in Hannover, Berlin, Wien und New York, wo sie mit ganz unterschiedlichen Frauen debattieren und kämpfen konnte: gegen das Abtreibungsverbot, für die Rechte von Sexarbeiterinnen und gegen das kapitalistische Patriarchat. Sie lebt in Berlin und arbeitet als Referentin für den Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg.

Isabell Merkle ist Politikwissenschaftlerin und katholische Theologin und wohnt inzwischen in Berlin. Obwohl es weit über die erste Hälfte ihres Lebens nicht so aussah, hat sie seit Studienbeginn mehrere feministische Lesekreise gegründet. In und um diese herum hat sie viel Zeit und Leidenschaft darauf verwendet, Gesprächsfäden mit sehr unterschiedlichen Frauen zu knüpfen und weiterzuspinnen. Weil ihr das so viel bedeutet, freut sie sich sehr, dass sie zusammen mit Verena Letsch ein paar Fäden in das vorliegende Gewebe einflechten konnte.

Dr. Lucia Artner studierte Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie sowie Mittlere und Neuere Geschichte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main und ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozial- und Organisationspädagogik der Stiftung Universität Hildesheim. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen u.a. auf Material Care, Ageing, feministische Perspektiven auf Care, ethnografische Forschungsmethoden und Transnational Studies.

Meret Matthes wurde in Dortmund geboren und wohnt jetzt in Berlin. Dazwischen hat sie Frauenbande geschmiedet, den Antifaschismus hochgehalten, Politik- und Geschlechterwissenschaften studiert und Unverzeihliches über den Kapitalismus gelernt. Sie hat u. A. im Altenheim, als Betriebsrätin und für die Gewerkschaft gearbeitet und ist zutiefst unzufrieden mit den Verhältnissen. Deshalb arbeitet sie mit ihren Freund*innen seit fast 20 Jahren an deren Überwindung. Manchmal liegt sie aber auch einfach nur auf dem Sofa.

Andrea Trumann arbeitet als Sozialpädagogin in einem feministischen Mädchenprojekt in Berlin und hat eine kleine Tochter. Seit über 25 Jahren ist sie in verschiedenen Gruppierungen aktiv, um an der Aufhebung des schlechten Ganzen mitzuarbeiten. Daraus entstanden immer wieder Publikationen. Darunter das in der theorie.org-Reihe des Schmetterling-Verlags 2002 erschienene Buch: »Feministische Theorie. Frauenbewegung und weibliche Subjektbildung im Spätkapitalismus.«

Fabian Hennig übt sich in der materialistischen Kritik des Geschlechterverhältnisses. Als Geschlechterforscher lehrt er zur materialistischen Kritik der Diskurstheorie sowie des New Materialism. Als Publizist veröffentlicht er Essays zum sogenannten »Anti-Genderismus«, zum Kampf um reproduktive Rechte, zu Liebe und Sex sowie geschlechtlicher Arbeitsteilung in der Postmoderne. Aktuell forscht er zum Wandel von Männlichkeit und den Diskurs um neue männliche Verhütungsmittel.

Anna Stiede ist Politologin. Als politische Bildnerin, Übersetzerin (für das Istoreco Institut) und Kommunikationstrainerin sind ihre Themen die Geschichten sozialer Bewegungen, Reproduktionsökonomie und Kommunikation. Sie liebt es, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen und betreibt durch Workshop- und Trainingsformate Erkundungen zu (digitaler) Kommunikation und kollektiver Ermächtigung. Gemeinsam mit anderen tollen Frauen gründete sie das Politologinnen-Institut (politologinnen.de).

Bini Adamczak, 1979, arbeitet als freie (lies: prekäre) Autorin und Künstlerin in Berlin. 2004 erschien «Kommunismus. Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird«, dessen englische Übersetzung 2017 einen antikommunistischen Shitstorm in der US-Rechten auslöste. 2007 veröffentlichte sie »Gestern Morgen. Über die Einsamkeit kommunistische Gespenster und die Rekonstruktion der Zukunft«. 2017 folgten »Der schönste Tag im Leben des Alexander Berkman. Vom möglichen Gelingen der Russischen Revolution« sowie »Beziehungsweise Revolution, 1917, 1968 und kommende«. Bini Adamczak ist Mitglied der ›jour fixe initiative berlin‹.

Sarah Hönig studierte Nordamerikastudien und Sozialwissenschaften in Berlin und Kopenhagen. Sie übersetzt gerne feministische Texte und Vorträge. In diesem Band hat sie den Text von Juliana Streva übersetzt. Ihre anderen Lieblingsthemen sind Popkultur und Astronomie.

»Das Buch liefert Diskussionsstoff für einen materialistischen Feminismus auf der Höhe der Zeit, der nicht nur den Rechten, sondern auch den prokapitalistischen Kräften in der feministischen Bewegung Paroli bieten kann. Die Neuformierung eines solchen linken Feminismus ist auch eine Kampfansage an manche Linke, die den Kampf der Frauen* gegen Patriarchat und Kapitalismus noch immer als Nebenwiderspruch oder Identitätsgetue abwerten wollen.« – Peter Nowak, vorwärts

»Während viele Kommentare […] den Begriff ›Materialismus‹ zumeist einfach mit Bildern von rauchenden Schloten und rußverschmierten Gesichtern verbinden – also schlicht mit ›Materiellem‹ eben – gehen die Beiträge in dem neuen Band ›materializing feminism‹ vom Unrast-Verlag dankenswerterweise ein wenig der Frage nach, was denn ›Materialismus‹ überhaupt ist und was es bedeuten kann, Feminismus und Materialismus in Verbindung zu bringen. […] Jeder Schritt heraus aus dem autoritären Schatten der ›Blauen Bände‹ der Marx-Engels-Gesamtausgabe ist also zu begrüßen – wenn er wohlüberlegt ist. Alle, die sich für die offenen Fragen und vor allem auch für die Probleme bei der Zusammenführung der Kämpfe gegen Patriarchat, Kolonialismus und Kapital ernsthaft interessieren, sind mit ›materializing feminism‹ gut beraten.« – Florian Geisler, neues deutschland

»Spätestens seit der Weltwirtschaftskrise 2008 gibt es in den Gender Studies wieder vermehrtes Interesse an den materiellen Grundlagen der Gesellschaft, ganz nach dem Motto 'In der Krise liest man Marx'. […] In die Debatte schaltet sich nun der Sammelband ›materializing feminism‹ ein. Die Herausgeberinnen Friederike Beier, Lisa Yashodhara Haller und Lea Haneberg appellieren daran, den Fokus wieder mehr auf die "Bedingtheit der historischen und gesellschaftlichen Materialitäten" (...) zu setzen und versammeln dazu elf Beiträge, die sich mit der Verbindung von Geschlecht zu Staat, Kapital und Kolonialismus befassen. Sie schaffen es dabei, nicht in öde Gegenüberstellungen von poststrukturalistischen und marxistischen Theorien oder Klassen- und Identitätspolitik zu verfallen. Vielmehr werden die theoretischen Differenzen produktiv gemacht. […] Allen, die sich also näher mit einem theoretischen Fundament und neuen Konzepten des materialistischen Feminismus befassen wollen, ist der Kauf dieses Bandes ans Herz gelegt.« – Mailin Stangenberg, kritisch-lesen.de

Erscheinungsdatum
Co-Autor Gudrun-Axeli Knapp, Juliana Moreira Streva, Verena Letsch, Isabell Merkle, Lucia Artner, Meret Matthes, Andrea Trumann, Fabian Hennig, Anna Stiede, Adamczak Bini
Übersetzer Sarah Hönig
Verlagsort Münster
Sprache deutsch
Maße 140 x 210 mm
Gewicht 280 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung Politische Theorie
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Antifeminismus • Emanzipation • Feminismus • Geschlechterverhältnis • Identitätspolitik • Kapitalismus • Marxismus • Materialismus • #metoo • metoo • Me too • Queer Theory • Soziale Reproduktion
ISBN-10 3-89771-319-5 / 3897713195
ISBN-13 978-3-89771-319-2 / 9783897713192
Zustand Neuware
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