Spuren globaler Eliten und neoliberaler Unternehmensführung (eBook)
XXI, 469 Seiten
Springer Fachmedien Wiesbaden (Verlag)
978-3-658-22024-2 (ISBN)
Julian Klinkhammer prüft am paradigmatischen Fall der Schweiz, inwiefern zentrale Thesen zur Globalisierung des Managements auf die Industrieelite zutreffen. Anhand von Lebensverläufen und qualitativen Interviews zeigt die Studie, dass im Generationenvergleich weder eine rückhaltlos globale Elite noch eine vollkommen neoliberale Unternehmensführung Einzug ins Top-Management gehalten haben. Stattdessen ist die Schweiz aus managementsoziologischer Perspektive in einen Prozess weltweiter Industrialisierung eingebettet. Der Umbau globaler Wertschöpfungsketten geht hier mit 'liberaler Bürokratisierung' auf der Ebene der Organisation einher. Dieser Trend zur einseitigen Steigerung formaler Rationalität konnte sich auch ohne staatliche Hilfe ausbreiten, denn er wurzelt in den dominanten Deutungsmustern der Top-Manager. Dies erklärt einige der Ambivalenzen und Paradoxien bei der selektiven Öffnung der Schweiz.
Julian Klinkhammer ist akademischer Mitarbeiter am Max-Weber-Institut für Soziologie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Julian Klinkhammer ist akademischer Mitarbeiter am Max-Weber-Institut für Soziologie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
Danksagung 7
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 10
Tabellenverzeichnis 16
Abbildungsverzeichnis 20
1 Vom Gespenst neoliberaler Globalisierung 21
1.1 Problemstellung: Globalisierung des Managements? 22
1.2 Ziele und Aufbau der Managementstudie 24
2 Theoretischer Rahmen 27
2.1 Beobachtungen des Globalisierungsdiskurses 27
2.1.1 Theoretische Konturen der Globale-Eliten-These 28
2.1.2 Managementsoziologische Kritik 34
2.1.3 Forschungslücke (I): Internationale Karrieremobilität 37
2.1.4 Forschungslücke (II): Globale Netzwerke 43
2.1.5 Forschungslücke (III): Neoliberale Unternehmensführung 47
2.1.6 Fazit: Neoliberale Globalisierung aufgrund globaler Eliten? 50
2.2 Max Weber und der Geist des Kapitalismus 51
2.2.1 Ist der Geist endgültig aus dem Gehäuse entwichen? 52
2.2.2 Äußere Stützen des modernen Kapitalismus 57
2.2.3 Die materielle Seite des modernen Kapitalismus 59
2.2.4 Fazit: Nach Weber kommt es nicht nur auf den Geist an, sondern auch auf die Form der Unternehmensführung 62
2.3 Thesen zur neoliberalen Unternehmensführung 63
2.3.1 Neuer Geist des Kapitalismus: Verschlankung des Unternehmens als Rezept der Managementliteratur in den frühen 1990er Jahren 63
2.3.2 Neoliberale Gouvernementalität: Organisation des Marktes als Reaktion auf höhere Volatilität in den frühen 2000er Jahren 73
2.3.3 Finanzialisierung: Unternehmensführung im Spannungsfeld der Erwartungen von Finanzmärkten und Öffentlichkeit 78
2.3.4 Fazit: Zu einigen Prämissen der Falsifikation 87
3 Die schweizerische Spielart des Kapitalismus 91
3.1 Wirtschaftsgeschichte aus der VoC-Perspektive 91
3.1.1 Wandel der schweizerischen Spielart (1945-2015) 94
3.1.1.1 Gesellschaftsrecht und Unternehmensfinanzierung 95
3.1.1.2 Eigentümerstrukturen und Unternehmenskontrolle 100
3.1.1.3 Industrielle Beziehungen 103
3.1.1.4 Berufliche Aus- und Weiterbildung 105
3.1.1.5 Koordination durch Verbände und Netzwerke 107
3.1.1.6 Fazit: Liberalisierung ohne institutionellen Isomorphismus 109
3.1.2 Internationale Verflechtung und Globalisierungsprofil 110
3.1.2.1 1930er-1980er: Die Ära der Industrie-Holding 111
3.1.2.2 1990er-2000er: Phase weltwirtschaftlicher Neuverortung 113
3.1.2.3 Wirtschafts- und Wohlfahrtspolitische Weichenstellungen 116
3.1.2.4 Industrieller Wandel und Schweizer Globalisierungsprofil 119
3.1.2.5 Fazit: Liberalisierung in Form von Desorganisation 123
3.2 Elite- und Managementstudien 126
3.2.1 Karrieren und Lebensverläufe der ökonomischen Eliten 128
3.2.2 Sozialstruktur der Top-Manager (2009/2010) 133
3.2.3 Handlungs- und Wertorientierungen von Führungskräften 136
3.2.4 Fazit: Handlungs- und Wertorientierungen bleiben unterbelichtet 144
3.3 Formen neoliberaler Unternehmensführung 145
3.3.1 Hierarchieabbau und Kernkompetenz-Ansatz 145
3.3.2 Shareholder-Value, Risikomanagement, Offshoring 147
3.3.3 Neue Eigentümer und feindliche Übernahmen 155
3.3.4 Öffentlichkeitsarbeit und neue Managementkonzepte 163
3.3.5 Fazit: Offene Fragen zur Form der Unternehmensführung 166
4 Design und Methodik der Managementstudie 168
4.1 Untersuchungsanordnung und -formen 168
4.2 Auswahlverfahren 171
4.2.1 Länderauswahl: Der „Sonderfall“ Schweiz 172
4.2.2 Positionsansatz 174
4.2.3 Stichprobenziehung 179
4.2.4 Beschreibung der Stichprobe 182
4.2.5 Fazit: Hinreichende Proportionalität der Stichprobe 190
4.3 Erhebungsmethoden 192
4.3.1 Lebensverlaufsdaten aus öffentlichen Quellen 192
4.3.2 Transkripte der problemzentrierten Interviews 195
4.4 Auswertungsmethodik 198
4.4.1 Lebensverlaufs- und Interviewanalyse mit SPSS 199
4.4.2 Deutungsmusteranalyse mit MAXQDA 202
5 Karrierewege der Industrieelite 207
5.1 Hypothesen zur intragenerationalen Mobilität 208
5.2 Unternehmensstrukturen 215
5.2.1 Umsatz und Beschäftigung 215
5.2.2 Eigentum und Kontrolle 217
5.2.3 Wirtschaftszweige 219
5.3 Internationale Rekrutierung 221
5.4 Internationale Zirkulation 227
5.4.1 Bildungsverlauf 227
5.4.2 Erwerbsverlauf 229
5.5 Die Karrieremuster der Schweizer Industrieelite 233
5.5.1 Betriebszugehörigkeit 234
5.5.2 Interne Arbeitsmärkte 238
5.5.3 Externe Arbeitsmärkte 242
5.5.4 Internationaler Arbeitsmarkt 245
5.5.5 Europäischer Arbeitsmarkt 248
5.5.6 Karrieremobilität 252
5.5.7 Karrieregeschwindigkeit 256
5.6 Fazit zur Bedeutung externer Arbeitsmärkte 259
6 Deutungsmuster der Industriemanager 264
6.1 Prinzipien des Wirtschaftens 268
6.1.1 Finanzmarktorientierung 269
6.1.1.1 'Unternehmen müssen mit Öffentlichkeitsarbeit kontern' 270
6.1.1.2 'Der Druck auf das Management hat zugenommen' 273
6.1.1.3 'Wettbewerbsfähigkeit ist Bestandsschutz' 277
6.1.1.4 'Der Gipfel ist überschritten' 279
6.1.1.5 Kontextualisierung: Das Top-Management behält die Zügel in der Hand 282
6.1.1.6 Erklärung: Manager pflegen Kontrollillusionen 285
6.1.2 Korruptionsbekämpfung 289
6.1.2.1 Korruption als Problem der Erziehung der Mitarbeiter 290
6.1.2.2 Korruption als Problem scheinheiliger Führung 292
6.1.2.3 Korruption als Problem der Umwelt (Kultur/Staat) 296
6.1.2.4 Variation: Korruption als Problem staatlicher Umwelt 297
6.1.2.5 Korruption als Problem missbrauchten Vertrauens 299
6.1.2.6 Kontextualisierung: Externalisierung dominiert, aber staatliche Strukturen sind nachrangig 302
6.1.2.7 Erklärung: Thesen neoliberaler Unternehmensführung leisten einen stark rückläufigen Erklärungsbeitrag 305
6.2 Prinzipien der Organisation 308
6.2.1 Mitarbeiterführung 309
6.2.1.1 Führung nach Art des Gutsherren (»Management by Walking Around«) 311
6.2.1.2 Führung nach Art des Kundenberaters im Außendienst (»Leading from the Front«) 314
6.2.1.3 Führung nach Art des Team Coachs 316
6.2.1.4 Führung nach Art des Generalstabschefs (»Management by Objectives«) 320
6.2.1.5 Führung nach Art des Technokraten (»Management by Policy«) 323
6.2.1.6 Kontextualisierung: Top-Manager aus dem Ausland führen ihre Mitarbeiter häufig in technokratischer Manier 327
6.2.1.7 Erklärung: Die Mitarbeiterführung beherrscht sowohl ein alter als auch ein facettenreicher neuer Geist 329
6.2.2 Unternehmenseinheiten 333
6.2.2.1 'Jenseits des Kerngeschäfts ist Erfolg unmöglich' 334
6.2.2.2 'Führung setzt Delegation voraus' 336
6.2.2.3 'Lean ist eine nützliche Mode' 340
6.2.2.4 'Ohne Indikatoren keine Beobachtung' 343
6.2.2.5 'Menschen sind wichtiger als Strukturen' 346
6.2.2.6 Kontextualisierung: „Revolutionäres“ Konzeptwissen erhält häufig eine konservative Interpretation 348
6.2.2.7 Erklärung: Schlanke Strukturen sind selbstverständlich, daher schwenkt der Fokus auf die Mitarbeiterführung 352
6.3 Prinzipien der Lebensführung 357
6.3.1 Arbeits- und Leistungsorientierung 358
6.3.1.1 Arbeit als Passion 359
6.3.1.2 Variation: Arbeit als Mittel zum Zweck 366
6.3.1.3 Arbeit als Selbstoptimierung 370
6.3.1.4 Kontextualisierung: Marginale Selbstoptimierung 373
6.3.1.5 Erklärung: Paradoxe Liebessemantik dient kollektiver Regulierung der Integration von Privatleben und Beruf 378
6.3.2 Familien- und Freizeitorientierung 384
6.3.2.1 'Qualitätszeit ist der Schlüssel zum Erfolg' 385
6.3.2.2 'Berufserfolg setzt Integration der Familie voraus' 390
6.3.2.3 Variation: 'Berufserfolg erzwingt Opfer der Familie' 392
6.3.2.4 'Berufserfolg gelingt nicht ohne Unterstützung der Familie' 395
6.3.2.5 Kontextualisierung: Intakte Beziehungen zur Familie gelten als Voraussetzung des Berufserfolgs 400
6.3.2.6 Erklärung: Sozialer Wandel bedroht die tradierten Bedingungen der Möglichkeit des Berufserfolgs 404
6.4 Diskussion: Spuren des Neoliberalismus? 411
7 Zum gegenwärtigen Geist des Kapitalismus 416
7.1 Resümee der empirischen Untersuchung 416
7.1.1 Relative Offenheit des Karrieresystems im Stichjahr 2010 417
7.1.2 Keine Ausbreitung neoliberaler Prinzipien in sozialen Deutungsmustern 420
7.1.3 Güte und Generalisierbarkeit der Befunde 424
7.1.4 Methodologische Einschränkungen der Untersuchung 427
7.2 Aporien der Globale-Eliten-These 431
7.3 Ein schweizerischer Geist des Kapitalismus? 435
7.3.1 Der Erklärungsbeitrag neoliberaler Unternehmensführung 436
7.3.2 Ansätze einer Mehrebenen-Analyse 440
Online-Anhang 448
Literaturverzeichnis 449
Erscheint lt. Verlag | 9.5.2018 |
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Reihe/Serie | Organization, Management and Crime - Organisation, Management und Kriminalität | Organization, Management and Crime - Organisation, Management und Kriminalität |
Zusatzinfo | XXI, 469 S. 10 Abb. |
Verlagsort | Wiesbaden |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
Schlagworte | Deutungsmusteranalyse • Geist des Kapitalismus • Globalisierung • Qualitative Interviews • Sozialstrukturanalyse • Varieties of Capitalism |
ISBN-10 | 3-658-22024-4 / 3658220244 |
ISBN-13 | 978-3-658-22024-2 / 9783658220242 |
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